molochronik
Mittwoch, 1. Juli 2009

»Die Welt« reißt Kerbe bei Kompetenz-Kontrolle

(Eintrag No. 570; Woanders, Literatur, falscher Fehler) — Über folgende erheiternde Schlamperei bin ich schon letzte Woche gestolpert. Nun, da es immer noch im Netz, gebe ich die literarische Inkompetenz von »Die Welt« dem allgemeinen Geschmunzel preis.

Frage: Was stimmt nun nicht mit dieser Umfrage-Auswahl?

Antwort: Ken Follett ist Waliser und trotzdem für 15% der Umfrage-Teilnehmer der beste lebende US-Schriftsteller.

Dienstag, 30. Juni 2009

Ich will das wissen: Appell von »LobbyControll« für Transparanz

(Eintrag No. 569, Gesellschaft, Politik, Gestaltungsmacht, ›Perestroika.de‹) — Heute mal was aus der Abteilung klickbares politisches Engagement. Ich habe mich eingereiht bei denen, die sich sorgenvoll dafür aussprechen, dass offen und informativ kundgetan werden soll, wer in wessen Auftrag und mit wieviel Geld Einfluss auf die politischen Belange des Landes nimmt.

Hier geht es zum entsprechenden von »LobbyControl« auf den Weg gebrachten Appell an den Bundestag:

Montag, 29. Juni 2009

Kino & DVD: Eine Runde Beendiger-Filme

Eintrag No. 568 — Letztes Wochenende ging mit »Diamantenfieber« ein kleines Connery-James Bond-Festival in meinem Heim zu Ende (und »Sag Niemals Nie« zähle ich mal nicht mit). Andrea war sehr erfreut, denn sie kannte nicht einen dieser legendären Streifen, und ich selbst habe diese Klassiker noch nie auf Englisch gesehen.

Ansonsten habe ich es in den letzten Wochen tatsächlich ein paar Mal ins Kino geschafft, jeweils, um mir große Franchise-Materialschlachten zu gönnen, oder besser: zu begutachten, denn groß genossen hab ich da größtenteils nix. Fang ich mal an mit dem neusten Schiff der Terminatoren-Flotte. Die Kurzrezis zu den ersten drei Filmen habe ich ursprünglich für die Filmdatenbank des SF-Netzwerkes geschrieben, die nun schon lange offline ist. Hier zum Teil leicht überarbeitet.

<a href="de.wikipedia.org" target=blank" title="Zum deutschen Wiki-Eintrag."><a href="de.wikipedia.org(Film)" target=_blank" title="Zum deutschen Wiki-Eintrag.">»Terminator« Hach ja! Dieser Film verbreitet nicht zu knapp diese trashige Athmo, die auch so manchem (späten) Klaus Kinski- oder Charles Bronson-Filmen eigen ist. Achzigerjahretrash bei dem man nicht weiß, ob die Gewalt oder die Frisuren grausamer sind. Ein doller Jäger und Kaninchen-Film. Neben seiner Rolle als Conan der Brbr ist der Cyborgkiller DIE ikonographische Paraderolle für die steirische Eiche Schwarzenegger. Auch Michael Biehn und Linda Hammilton brilliren in ihren Rollen. Fazit: Exzellenter ›B-Movie‹. Eine echte Gemme des unumwundenen Baller- und Krachbumm-Kinos. Nicht umsonst ein Klassiker. — 7 von 10 Punkten.

<a href="de.wikipedia.org" target=blank" title="Zum deutschen Wiki-Eintrag."><a href="de.wikipedia.org–_Tag_der_Abrechnung" target=_blank" title="Zum deutschen Wiki-Eintrag.">»Terminator (2) – Tag der Abrechnung« Ohne Frage einer der drei besten Arnie-Filme (neben »Conan der Brbr«, »Total Recall«, »True Lies« und »Last Action Hero«), soweit man die eben ›ernst‹ nehmen kann. Mir waren aber die Terminator-Filme immer etwas zuuuu kalkuliert cool. Für mich hat Cameron erst ab »The Abyss« begonnen, mich wirklich zu verzaubern. —— Dennoch: T2 ist bei weitem besser als die anderen Teile des Franchise. Hier stimmt das Verhältnis aus überlebensgroßer Äktschn, kleinen besinnlichen Charakter-Momenten und sparsam dosierten ›comic relief‹-Szenen. Edward Furlong in der Rolle des jungen John Conner ist ein Glücksgriff der Casting-Geschichte. — Auch die löbliche Botschaft, dass man nicht irgendwelchem Schicksalsgedöns vertrauen sollte wie ein Lemming, sondern sich selber kümmern muss, wenns um die Zukunftgestaltung geht, wird vorzüglich transportiert. — Nur für das hysterisch-lächerliche Gekreische von Guns'n Roses muss ich ‘nen Punkt abziehen. Fazit: Schwermetallfilmkunst vom Feinsten. Im Prinzip wie Teil 1, nur diesmal mit richtiger Blockbuster-Aussattung inklusive Prix Ars Electronica-gewüdrigten Pionier-CGI-Effekten. Entsprechend zurecht ein staatstragender Klassiker für Alle. — 9 von 10 Punkten.

<a href="de.wikipedia.org" target=blank" title="Zum deutschen Wiki-Eintrag."><a href="de.wikipedia.org–_Rebellion_der_Maschinen" target=_blank" title="Zum deutschen Wiki-Eintrag.">»Terminator (3) – Rebellion der Maschinen« Wenn die geplanten Teile 4 und 5 genauso auf den Ideen & der Athmo der Cameron-Teile herumtrampeln, dann kann ich liebend gern darauf verzichten. — Zwei gute Äktschn-Sequenzen (Prügelei beim Tierarzt und Truck-Crashjagd) reißen den Film für mich nicht raus. Die sonst bezaubernde Clare Danes verkümmert aufgrund mangelnder Anforderungen zur (scheiternden) Kreischqueenanwärtin. Stahl und Lockan geben sich Mühe, können aber mit ihren Rollen der schwachen Story auch kein Leben einzuhauchen. Arnie ist schon ein klein wenig zu alt und schleppt sich entsprechend klobig-bratzig und unelegant durch den Film Alle Ansätze, die den Film zu einem bewegenden SF-KaBoom-Drama werden lassen könnten, wurden in einer Soße aus Augenzwinkern und Überraschungslosigkeit ertränkt. Der Schlusskampf mit den aufgemotzten ›Nummer 5‹-Killermaschenen ist ärgerlich lächerlich. Das nutzt auch das Ende mit Conner im Bunker nix mehr. Fazit: Formelverkrusteter Augenzwinkerschmarrn, der das Franchise gefährlich weit in die Gefilde des Lachhaften und Lahmen navigiert. — 4 von 10 Punkten.

<a href="www.angelaufen.de" target=_blank" title="Zum Eintrag bei »angelaufen.de«."><a href="www.angelaufen.de" target=_blank" title="Zum Eintrag bei »ngelaufen.de«.">»Terminator – Die Erlösung« Der Film erzählt davon, wie John Conner von einem einfachen Kommandanten (aus der oberen Hierarchie des Widerstandes der Menschen gegen die Skynet-Maschinen) zum Erlöser-Anführer aufsteigt. Und wie er dabei seine aus den Rückblenden, z.B. in »Terminator – Judgemant Day«, bekannte Narbe bekommt. — Der Film krank an einem enormen dramaturgischen Problem: wenn man die bisherigen Terminator-Filme kennt, weiß mann ja, dass Connor sowie sein noch jugendlicher Vater Kyle »Terminator – Die Erlösung« überleben werden. Da kann schon mal keine Spannung aufkommen und die Funktion der anderen Figuren läßt sich entsprechend schnell innerhalb des ersten Aktes an drei Fingern abzählen. —— Den Prolog mit dem oberbeknackten Spruch »Now I know what death tastes like« lass ich mal aus. Das erste Drittel ist ganz okey. Dolles Geballer in einer schön-kaputten »Fallout«-artigen Welt (nur statt Mutanten halt böse Roboter). Höhepunkt ist dann die Begegnung von Marcus mit Connor im Widerstandsbunker. Ab da geht es rapide bergab in die Schlucht des totalen Schwachsinns. Da hilft auch die gelungene Optik (also die gute Art-Work- und Kamera-Arbeit) nix. Der Film nervt ab der Hälfte und schlimmer noch: er langweilt fett. Äktschn ohne Ende aber ohne echte Handlung ist halt strunzöde. Da kann ich mich gleich im Kaufhaus zu den Kiddies stellen die gerade auf ‘ner Konsole zocken und dort zugucken. Ist in etwa genau so ergiebig. —— Was mich am meisten störte, ist der mir sehr unsinnig erscheinende Weltenbau. Beispiel: Wie kommt es, dass die Maschinen die gut bestückten, ziemlich großen Flugzeughangars der Rebellen nicht finden und einfach wegbomben?. Fazit: Optisch schöner Endzeitstreifen. Tolle Kameraarbeit (irre Bartstoppeloptik!!!), feines Editing und coole Sound-FX. Feine, bratzige Äktschnsequenzen dank CGI-Tricks nach dem letzten Stand der Kunst, die allerdings in den luftleeren Sphären einer behämmerten Story abkacken und den ach so ernsten Streifen einfach nur dröge wirken läßt. — 4 von 10 Punkten.

»Terminator: The Sarah Connor Chronicles« Bisher kenne ich nur die erste Staffel. Was ich aber da gesehen habe, hat mich um einiges mehr begeistert als die Kinofilme 3 und 4. Kein Wunder: statt enthirnte FX-Orgien zu absolvieren legt T:SCC Wert auf dramaturgische Entwicklung, originelles Aufgreifen und Weiterspinnen von Infos und Enzy aus den ersten beiden Filmen (wie entstand Skynet? Zeitenkrieg der Zukunft mit Rebellen und Terminatoren in der Gegenwart). Zudem hat man mit der Figur einer weiblichen Schutzengelterminatrix einen echten Geniestreich geleistet. Summer Glau liefert in ihrer Rolle (Roboter/K.I. auf der Mr. Data/Pinochio-Queste hin zum Menschenverstehen & -Immitieren) eine becircende Leistung ab, ja droht fast, den eigentlichen Hauptfiguren (Mama & Sohn Connor) die Schau zu stehlen. Große Schande, dass diese Serie mit Ende der zweiten Staffel eingestellt wurde. — 7 bis 8 von 10 Punkten.

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10 + + + + + Maßstabsetztendes Meisterwerk; Olympisch. 09 + + + + Überwiegend exzellent; Packend. 08 + + + Bemerkenswert mit leichten Schwächen; Anregend. 07 + + Befriedigendes Handwerk; Kurzweilig. 06 + Unterhaltsam mittelprächtig; Akzeptabel. Unsichtbare Grenze der absoluten Mittelmäßigkeiten 05 - Brauchbar mittelprächtig; ganz nett, aber insgesamt lau. 04 - - Überwiegend mittelprächtig; Anstrengend bzw. langweilig. 03 - - - Bis auf wenige Momente daneben gegangen; Nervig. 02 - - - - Ziemlich übeles Machwerk; Zeitverschwendung. 01 - - - - - Grottenschlechtes übles Ärgernis; Pathologisch.
Samstag, 27. Juni 2009

Unglück, kleines

(Eintrag No. 567; Alltag) — Weiland die Welt sich entblödet und den Tod eines albernen Popmusikers betrauert (den ich lediglich als Kinderarbeitsmissbrauchsopfer ernst nehme, ihm aber deshalb nicht die schlechte Mukke und die beknackten Videos verzeihe), bemerke ich, dass ich mit meinen zarten 37 endgültig Ohrenhaare bekomme.

Nun also nicht nur Nasenhaare, wegen denen ich mir vor etwa einem Jahr einen Nasenhaarschneider angeschafft habe, nein, jetzt wuchert’s auch noch aus den Ohren. Kein gescheiter Bart, keine Haare auf der Brust. Nix. Aber superrobuste Nasenhaare, und so wie’s scheint ziemlich schnell wachsende Ohrenhaare.

Meinen Genen könnt ich in die Eier treten. Ehrlich. So was von.

Donnerstag, 25. Juni 2009

Kleines Formatgepfriemel

(Eintrag No. 566; Wartung) — Nicht verwirren lassen von der Anzeige links bei ›Re-Aktionen‹. Habe heute die Formatierung der »Crooked Timber«Seminarübersetzungen zu Susanna Clarke und China Miéville überarbeitet, ein paar Links ergänzt und den ein oder anderen Fehler gemerzt.

Sonst nix.

Weitermachen.

Dienstag, 23. Juni 2009

Leset & staunet: Hochliteratur-Magazin widmet sich Comics!

Zu »edition text + kritik«.Eintrag No. 565 — Es geschehen noch Zeichen und Wunder! Stolper ich doch im Buchladen über den aktuellen Sonderband (V/09) der »Edition Text + Kritik: ›Comics, Mangas, Graphic Novels‹«. Mjam-mjam-mjam, feines Lesefutter für die nächste Tage.

Na das ist doch eine mittelschwere Paradigmentektonik, wenn eines der Hochseeschiffe der Literatur-Literatur sich der graphischen Erzählkunst annimmt. Wie ungewöhlich, aber auch wie überfällig so ein pubizististisches Ehrenrettungssignal ist, umzirkelt bereits der Waschzettel auf der Sonderbandrückseite (nebst einigen Allgemeinplätzen).

Ja, Comics wurden (werden immer noch) lange pauschal als ›trivial‹ abgetan. Und Doppel-Ja: gerade die Sparte ›graphic novels‹ hat in den letzten Jahren viele Werke hervorgebracht, die diese Missachtung als ignorantes Larifari enttarnen. Tripple-Ja: auch Comics können ›ernste‹ Themen angemessen, originell behandeln.

Versammelt sind Werks- und Künstler-Portraits zu solchen Kapazundern wie Will Eisner, Robert Crumb, Hugo Pratt, Pierre Christin, Jacques Tardi und Alan Moore. Themenbezogene Aufsätze behandeln beispielsweise: das Verhältnis von Comics und Literatur; die Illusionsmaschine Entenhausen; Comics im Comic, sowie Mangas. Abgerundet wird der Band durch ein Gespräch mit dem »Reprodukt«-Verleger Dirk Rehm.

Leseeindrücke werde ich hier noch ergänzen, sobald ich Zeit gefunden habe, ausführlicher in dem Band zu stöbern. Derweil freu ich mich einfach.

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Hrsg: Heinz Ludwig Arnold und Andreas C. Knigge: »Text + Kritik. Sonderband (V/09): ›Comics, Mangas, Graphic Novles‹«; 272 Seiten (15. Aufsätze); edition text + kritik München 2009; ISBN: 978-3-88377-995-9.
Montag, 22. Juni 2009

»Fünf Projekte die jemand anderes unbedingt machen sollte« von China Miéville (Gastblogeintrag 3/3 für »Omnivoracious«)«

(Eintrag No. 564; Woanders, Ideen, Fantasy, Geschichte, Biologie, Soziologie) — Hier nun ein Anreisser zum dritten (und letzten) Gastblogbeitrag von China Miéville, der letzte Woche bei »Omnivoracious« unterwegs war, auch anlässlich der Vorstellung seines jüngsten Romans »The City & The City«.

In »Leave an Idea, Take an Idea« stellt Miéville vier Buch-Ideen und eine Projekt-Idee vor.

Meine komplette Übersetzung von »Schenk eine Idee, nimm eine Idee« kann man auf der deutschen Miéville-Fansite »www.bas-lag.com« lesen.

  1. Aus dem Rahmen gefallen: Ein Sachbuch, eine Essay- und Interviewsammlung über Menschen, deren Mitgliedschaft bei einer Organisationen gegen unsere groben Erwartungen verstößt. Beispielsweise jüdische Mitglieder der Palästinensischen Befreiungsorganisation, muslimische Mitglieder der Bharatiya Janata Partei, Protestanten die der Sinn Fein beigetreten sind, singhalesischen pro-Tamilien-Aktivisten, und so weiter.
  2. Ideen im Überfluss: »Eine Stadt, deren Straßen mit Zeit gepflastert sind«, brabbelt Madoc. »Köpfe aus Licht … ein Wer-Goldfisch…«, und so weiter. Madocs Ideen reichen vom Über-Einsichtsvollem: »Greife sollten nicht heiraten«, über das Numinöse: »Ein alter Mann … dem das Universum gehörte«, bis zum Humoristischen: »Zwei alte Weiber fahren mit einem Wiesel in Urlaub«, bis hin zum (scheinbar) Banalem: »Ein kleines Stück blauer Karton«.
  3. Außergewöhnliche Widersprüchlichkeit: »Romaine die Prophetin (sic!) war ein Mann, der seine Authorität auf seinen göttlichen Attributen gründete.« {…} Sicher, sicher ließe sich ein erstaunliches Buch über Romaine Rivière schreiben, der behauptete der Urenkel der heiligen Jungfrau zu sein, und der zu einem auf dem Kopf stehenden Kreuz betete. Er war verheiratet und hatte Kinder, dennoch drängt sich beharrlich die Frage auf: Liegt es vielleicht nicht an einer ›außergewöhnlichen Widersprüchlichkeit‹, dass er sich die Geschlechtergrenze übertretend benamste?
  4. Fremdländer: Eine Herde {Wallabies} hoppelt emsig im Peak-District-Nationalpark. Dort gibt es auch einen Schwarm Papageien. In der Themse tummeln sich Wollhandkrabben — bei denen es nicht mehr passend ist, sie als ›chinesisch‹ zu bezeichnen, genauso wenig wie bei den Muntjaks, die in Süd- und Mittel-England sowie Wales heimisch geworden sind. Es gibt kleine Süsswasserquallen vom Amazonas die es sich in Yorkshire bequem gemacht haben. Biberratten, Fasane, Mogolische Rennmäuse.
  5. Ein Meta-Vorschlag: Ich schlage vor, dass jemand mit der nötigen Zeit, Konzentration, Coding-Fähigkeit und Durchhaltekraft (die ich nicht nicht habe) die Website ›soemajet.com‹ einrichtet, das steht für ›SOllte Echt MAl Jemand Tun‹.

Hier geht es zu den Molochronik-Trailern der anderen beiden »Omnivoraciuous«-Gastblogbeiträge von Miéville:

Sonntag, 21. Juni 2009

»Fünf Bewegungen auf die man achten sollte« von China Miéville (Gastblogbeitrag 2/3 für »Omnivoracious«)

(Eintrag No. 563; Literatur, Phantastik, Fantasy, Woanders) — Eine kleine Zusammenfassung des zweiten Beitrages von China Miéville bei »Omnivoracious«, wo sich Miéville diese Woche (auch anlässlich seines jüngsten Romanes »The City & The City«) als Gastblogger herumgetrieben hat.

In »Neither a Contract Nor a Promise« erfindet, prognostiziert, spielt Miéville mit der Idee über fünf kommende, wünschenwerte, zu befüchtende Literatur- und Kunstströmungen.

Die komplette Übersetzung könnt Ihr auf der deutschen Miéville-Fansite »www.bas-lag.com« lesen.

  1. Zombiefail ‘09-ism: Der Standpunkt der Autoren wird sein, dass was als Kräftigung (man scheut sich in diesem Zusammenhang von ›Wiederbelebung‹ zu sprechen) eines alten Themas anhob, sich mittlerweile wie ein Virus derart verbreitet hat, dass ihre Allgegenwart in ambulonecrotophilen Kitsch umschlug. Zombies, die einst das kulturelle Unterbewußtsein heimsuchten wie unheilvoller Tadel, haben sich zu knuddeligem Spielzeug gewandelt, zu toten Metaphern (ta-da!) die uns nicht länger in Wallung bringen. Paradoxerweise werden die Zombiefail ‘09-istischen Autoren aus Respekt für die zunehmend herabgewürdigten Zombies entweder diese Banalisierung ausdrücklich mit melancholischem Spott untergraben, oder sich weigern überhaupt über sie zu schreiben und stattdessen aus verschiedenen anderen Mythen verschmähte Monster plündern, an denen die Welt zugrunde gehen kann.
  2. Post-Elegieanismus: Egal ob der Weltuntergang nun eintritt wegen dem Versiegen des Erdöls, dem Ansteigen des Meeresspiegels, der Rache der Natur, wegen Krieg, Kriegsherren, atomarem Weltenbrand oder — D’oh! — einem künstlich gezüchteten Virus, er wird weder schmerzhaft schön, noch eine Moralität sein. Darauf werden die Post-Elegieanisten beharren. Diese grummelige Gruppe literarischer Querdenkender wird verärgert sein über die spärlich getarnte Endzeit-Pornographie der unzähligen, vorgeblich ›trostloten‹ und ›dystopischen‹ (richtig…) Apokalyptik-Fiktionen und -Kulturen. Visionen, in denen verblüffend großartige Eisschollen am Chrysler-Wolkenkratzer vorrübertreiben, mit schwermütig vollmundigen Beschreibungen von Aschelandschaften, und die klumpige Bukolik all der zugewucherten Städte wird so gar nicht nach ihrem Geschmack sein.
  3. HochLit Prätorianer: Dementsprechend wird diese Bewegung fortfahren, jene Aspekte von Fiktionen zu bevorzugen, die, zumindest für einige, das unentbehrliche Ein und Alles der Literatur selbst ist — ein Fest der ›Innerlichkeit‹ und eines bestimmten Protagonistenkonzepts der ›Person‹; eine Prosa, die für sich beansprucht ›sparsam‹ und ›genau‹ zu sein; ein Streben zum Metaphernhorizont, um vollendet irgendeine ›menschliche Wahrheit‹ mittels konkreterer Dinge zu beschreiben (Geschirr, Malfarbe, ein bestimmtes Tier, eine Wetterbegebenheit ect., auf die sich vorzugsweise im Buchtitel bezogen wird); ein Wechselspiel kunstvollen Wiedererkennens und so weiter.
  4. Noird: Weird Noir, ausgesprochen ›Nward‹. Kandidaten für diese Bewegung tauchen bereits auf in Form von Kriminalromanen, speziell solchen des Hard Boiled-Schlages, die durchdrungen sind mit fremdartigen Seltsamkeiten. {…} Du wirst wohl Noird lesen, wenn ein(e) makelhafte(r) Held(in) mit Filzhut ein Tiefes Wesen mit Fragen löchert, Beweisstücke findet, die sich nachdem sie eingetütet und ettiketiert wurden von selbst zu wertlosen Schmuck rekonfigurieren, Tchotchkes und Odradeken; oder der (die) Held(in) erkennt, dass der Mörder ein personifizierter Alptraum einer schleierhaften Komplikation des Alltäglichen ist.
  5. Salvagepunk: Wenn (Walter) Benjamin warnt, dass die historische Geschichte ein Engel ist, der auf einen gewaltigen Schutthaufen starrt, dann ignoriert Slavagepunk den Engel und stöbert im Schutt auf der Suche nach einem Auto das man kurzschließen kann.

Hier geht es zu den Molochronik-Trailern der anderen beiden »Omnivoraciuous«-Gastblogbeiträge von Miéville:

Samstag, 20. Juni 2009

Welcher Fantasy-Autor bis Du?

(Eintrag No. 562; Woanders) — Heute mal wieder referrers und Google abgeklopft.

Dolle Sache: da hat ein gewisser ›Rymdolov‹ bei HelloQuiz (auf Englisch) den Test »Which Fantasy Writer Are You?« entworfen. Bei einigen Ergebnissen gibts Portraitzeichnungen aus meinem Magira-Flickralbum als Illustration (C. S. Lewis, Mary Gentle, China Miéville soweit ich weiß).

Freitag, 19. Juni 2009

Was versüßt Ihnen das Leben derzeit, Herr Molo?

(Eintrag No. 561; Alltag) — Extrem gut gelaunt. Warum? Hier ein paar Gründe, derer ich mir gewahr bin.

Mehr oder minder in einem Rutsch meinen ersten James Bond-Roman von Ian Fleming gelesen. Natürlich Band eins von 1953, »Casino Royale«, und ich bin ehrfürchtig baff, wie gut, wie modern, wie spannend, wie geistreich und wie trashig der Text ist. Werde nun wohl in den kommenden Monaten auch die 13 anderen Flemming-Bonds verschnabbulieren.

Vor allem gefällt mir auch das schmucke Retrodesign der englischen Taschenbuchausgabe von Penguin.

In der Arbeit einen Haufen große Verpackungskartons kleingerissen & geschnitten. Ich liebe es, etwas kaputt zu machen. Und wenns der Ordung dient, um so besser.

Nach Jahren endlich mal wieder eine feine Flasche Scotch geleistet. Entspanne mich nach einer Arbeitswoche mit einem Tumbler voll Knockando (12 Jahre, ich bin ja kein Rockefeller).

Im iPod nun endlich die kompletten mittleren und späten Streichquartette von Beethoven (Melos Quartett), alle von Mendelssohn (Melos Quartett), alle Quar-, Quin- und Sextestte von Brahms (verschiedene Künstler), sowie alle Symphonien von Beethoven, Brahms & Schumann (Bernstein & die Wiener in den Achtzigern). Fehlen nur noch meine Lieblingsstücke von Vaughan-Williams-, Britten- und Bruckner-Symphonien. Ach ja: und endlich auch die komplette Kate Bush aufgespielt.

So.

Und jetzt habe ich ein paar Tage frei. Da wird übersetzt (Sandman-Handreiche, Miéville-Gastbloggerei) und gelesen (Moorcock, Kubin) wie verrückt.

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