molochronik
Montag, 11. August 2008

Bescheidgeb wegen »Magira 2008«

Eintrag No. 520 — Leider leider leider wird es dieses Jahr keine große Sammelrezi von mir im »Magira«-Jahrbuch geben. All die für mich eigentlich guten Veränderungen, die mit der Umstellung von Hartz-IV-Teilzeit auf 200-Plus-Stunden-Vollzeit einher gehen, haben mich aus der Bahn geworfen. Wie schon für 2006 und 2008 hatte ich einen buntgemischten Empfehlungsrundumschlag geplant, diemal zu China Miévilles »Un Lun Dun«, Ju Honischs »Das Obsidianherz«, Thomas Pynchons »Gegen den Tag«, Hal Duncans »Das Ewige Stundenbuch« und Mark Z. Danielewskis »Das Haus«. Die Rohfassung steht, aber eben nicht die Endfassung. Trotz extrich für mich verlängerter Deadline musste ich also meine Herausgaber enttäuschen. Wenigstens habe es geschafft, die vielen Portrait-Anfragen zu erledigen (Puh!).

Aber: Immerhin könnt ihr im neuen »Magira« mein Interview mit Matt Ruff und eine Werksschau zu seinen vier Romanen lesen (basierend auf diesem Molochronik-Eintrag, erheblich erweitert).

Bleibt also, mich bei allen, die auf meinen Saisonrückblick 2007/2008 fibberten für den Ausfall zu entschuldigen. Ich hoffe, dass ich bald bald bald-möglichst die fertige Sammelrezi als Extra-Bonbon für den Internetauftritt von »Magira 2008« oder »Magira News« aufbereiten kann. Und natürlich werden die Rezis im Laufe der kommenden Monate Stück für Stück hier eingepflegt werden.

Ansonsten: Ab heute ist »Magira 2008« im Handel, bzw. kann hier bestellt werden. — Besonders freue ich mich und/oder bin gespannt auf:

  • Thomas Gramlich: Robert E. Howards »Solomon Kane«
  • Kirsten Scholz: Fritz Leibers Geschichten aus Lankhmar
  • Werner Arend: Bücherkiste
  • Das Interview mit Sergej Lukianenko
Montag, 4. August 2008

Austin Grossman: »Soon I Will Be Invincible«, oder »Dr. Impossible schlägt zurück«

Eintrag No. 519 — Kurze Meldung zu einem Buch, das ich Ende letzter Woche bei meinem Frankfurter Lieblingsbuchladen »Readers Corner« am Eschenheimer Turm entdeckt habe.

Typische Comic-Stoffe in Prosa zu erzählen ist ja eine spezielle Genre-Phantastik-Kunst für sich. Gibt nicht so viele Autoren, von denen ich sagen kann, dass sie sowohl die entsprechenden Schreibkniffe souverän beherrschen als auch die notwendige Extraportion wahnwitziger Einfälle dazu mitbringen (beispielsweise Kim Newman mit seinen »Anno Dracula«- und »Demon Download«-Bänden, Neil Gaiman mit »American Gods« und »Anansi Boys«, Stephen Fry mit »Der Sterne Tennisbälle« und Hugh Laurie mit »Der Waffenhändler«). Der aus der Computerspiele-Branche kommende Amerikaner Austin Grossman legt mit »Soon I Will Be Invincible« ein beeindruckendes und kurzweiliges Debut hin. Auf grad mal 280 Seiten reißt er ein munter geschriebenes Superhelden-Abenteuer vom Zaun, für das man als Comic viele viele Einzelheftchen zusammenstellen müßte. Dabei folgt er mit großem Geschickt der Tradition von Marvell und DC; versteht es mit Können, die ernsten und berührenden Untertöne anklingen zu lassen, durch welche sich die besseren Superhelden-Comics auszeichnen; nimmt aber auch beherzt die typischen Macken und Formeln dieses sehr amerikanischen, mittlerweile aber globalen Genres aufs Korn.

Kurz: die perfekte Lektüre für alle, die gerne mal eine richtig gute, umfangreiche Superhelden-Geschichte als Prosa lesen wollen.

Kapitelweise abwechselnd erzählen zwei Figuren. Zum einen die neue im Team der Guten, der weibliche Robocob Fatal (Andreas Eschbachs »Der letzte seiner Art« … duck dich und nimm dies!!!). Aber den Anfang macht der im Sondergefängnis einsitzende Doctor Impossible, ein Erzbösewicht der schon x Mal scheiterte, die Weltherrschaft an sich zu reissen. So klingt der Beginn in meiner schnellen Übersetzung:

Am heutigen Morgen befinden sich eintausendsechshundertachtundsechzig außergewöhnliche, überbegabte oder auf andere Art mit Superkräften gesegnete Personen auf dem Planeten Erde. Einhundertundsechsundzwanzig von ihnen führen ein normales Leben als Zivilisten. Achtunddreissig sind in Forschungseinrichtungen des Verdeitigungsministeriums oder entsprechender Institute des Auslands untergebracht. Zweihundertundsechsundzwanzig sind Wasserbewohner, angewiesen auf ein Leben in den Ozeanen. Neunundzwanzig sind strikt ortsgebunden — mächtige Bäume und Genii Loci, wie die Große Sphinx oder die Pyramiden von Gize. Funfundzwanzig sind mikroskopisch (einschließlich der Infintisimalen Sieben). Drei sind Hunde; vier sind Katzen; einer ein Vogel. Sechs bestehen aus Gas. Einer ist ein sich bewegendes elektrisches Phänomen, mehr eine Wettererscheinung als eine Person. Siebenundsiebzig sind außerirdische Besucher. Achtunddreissig gelten als verschollen. Einundvierzig sind aus dem Zusammenhang der Realität herausgerissen worden, ständige Emigranten in alternativen Wirklichkeiten und abgezweigten Zeitströmen der Erde.
Sechshundertundachtundsiebzig nutzen ihre Kräfte um Verbrechen zu bekämpfen, während vierhundertundeinundvierzig sie einsetzten um Verbrechen zu begehen. Vierundvierzig sind gegenwärtig in speziellen Sicherheitseinrichtungen für außergewöhnliche Kriminelle eingesperrt. Es ist beachtenswert, dass ungewöhnlich viele von diesen Letztgenannten einen IQ von 300 und höher haben — achtzehn, um genau zu sein. Einschließlich mir selbst.

Die irre doll gestaltete Flash-Site zum Roman bietet ausführlicher viele der Hintergrundinfos, die knapper auch als Anhang des Buches dienen (Auszüge aus der Metahuman-Datenbank und eine Chronologie). Als besonderes Zuckerl bietet die Taschenbuchausgabe von Penguin auch wunderschöne Illustrationen des Zeichners Bryan Hitch.

21. März. 2009, EDIT:

Der Roman ist nun, wie tkl freundlicherweise bescheid gibt, auch auf Deutsch erschienen. Anders als tkl finde ich die Umschlaggestaltung gar nicht schlecht, sondern sogar ganz okey. Nicht super, aber eben auch nicht schlimm. — Ungewöhnlich, dass »Dr. Impossible…« bereits im Oktober 2008 als eBook auf Deutsch erschienen ist (un dich habs verpennt), und jetzt im Mai 2009 als Taschenbuch folgt (und bald auch latürnlich als gekürztes 4-CD-Hörbuch, gelesen von Ralf Schmitz & Annette Frier).

Übersetzt hat den Roman Jürgen Langowski. Ich bin gespannt. Die Leseprobe läst mich ein wenig zittern, denn da finden sich in dem ersten Absatz schon einige komische Verrenkungen, die mir eine Spur zu umständlich dünken (trau ich mich mal als Just-For-Fun-Übersetzer zu kritteln); Lösungen wie ›Verteidigungsministerium oder dessen ausländischen Äquivalenten‹ und ›Spezialgefängnissen für verstärkte Kriminelle‹.

Noch gespannter bin ich freilich, wie Langowski den von mir überaus hoch geschätzten Nick Harkaway und dessen »The Gone-Away World« gemeistert hat (die Übersetzung soll im Herbst 2009 bei Piper-Taschenbuch erscheinen).

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Austin Grossman: »Soon I Will Be Invincible« (2007), 3 Teile, 21 Kapitel, 287 Seiten, Penguin Paperback 2008; ISBN: 978-0-141-03077-7.
Deutsch: »Dr. Impossible schlägt zurück«; aus dem Amerikanischen übertragen von Jürgen Langowski; 400 Seiten; Droemer/Knauer (eBook 2008) Taschenbuch 2009; ISBN: 978-3-426-50045-3.
Freitag, 1. August 2008

Alan Campbell: »Scar Night«, oder: Rumgehänge in Deepgate

Eintrag No. 518 — Schluß mit der unseligen Sendepause hier und rein ins Abenteuer mit noch schneller und noch schlampiger hingerotzten Beiträgen. Heute, passend zur Saison, gibt’s was über meine Sommerlektüren. Dreimal hatte ich Glück in den letzten Wochen (ich hoffe, die fälligen knappen Empfehlungen hier bald nachreichen zu können), aber nun der vierte Griff ging daneben. Gegenwärtig ist meine Leselust sogar versandet, etwa nach zwei Dritteln des ersten Bandes der im Werden befindlichen »Kettenwelt«-Trilogie. Eine mächtig heruntergekommene Dunkelfantasy-Höllenwelt ist da der Phantasie des Schotten Alan Campbell, einem der Schöpfer des edlen Computerspielekunstwerkes »Grand Theft Auto«, als Debut entsprungen.

Obwohl ich eine Abneigung für Serienwerke hege, habe ich mir diesenTitel angeschafft, weil ich durchaus neugierig bin, was die Fantasy-Moden der jünstvergangenen Jahre so bieten. In den letzten etwa 24 Monaten habe ich schon in einigen anderen Eröffnungsbänden neuer, oftmals als innovativ gepriesener Fantasy-Reihen geschmökert, pausiere aber bei allen etwa mittig, nicht etwa, weil all diese Werke mau sind, sondern weil ich schnell mal bei geeigneten Ruhephasen einer Geschichte ein Buch länger zur Seite lege. So warten beispielsweise Bücher von R. Scott Bakker (»The Darkness That Comes Before«), Steven Erikson (»Gardens Of The Moon«) und George R. R. Martin (»A Game Of Thrones«) noch darauf, dass ich mich mit ihnen zu Ende vergnüge. Bei Campbell bin ich allerdings dieser Tage schwer am hadern, ob ich dessen Trum überhaupt noch fertig lese.

Andererseits habe ich entegegen meiner sonstigen Gewohnheiten bei »Scar Night« mal zur deutschen Übersetzung gegriffen habe, und, mannomann, das Radebrech des Buches dient mir bei masochistisch-ermatteten Anwandlungen als willkommen kreislaufanregende Gemüts-Raspel. — Ahhh, wie munternachend der Schmerz doch ist! Die Pein versichert mir, dass ich noch lebe und noch nicht geschmolzen bin bei den äquatorialen Temperaturen!! Hosianna, ich leide!!! — Diese etwas perverse Lesehaltung fügt sich, wie ich meine, ganz gut zu einem mit entsprechendem Passions-Trash vollgestopftem Düsterszenario.

Im Moment bin ich bis zum Ende des zweiten der drei Teile der insgesamt 607-Seiten-Strecke des ersten Bandes gedümpelt (Teil 1: Lügen, Kap. 1-10; Teil 2: Mord, Kap. 11-22; Teil 3: Krieg, Kap. 23-33). Ich kann lediglich berichten, wie für mich der Einstieg in die Kettenwelt-Chroniken war, und was in den ersten beiden Akten bisher aufgefahren wurde. — Mit dem Einstieg wird gleich klar, dass hier der ganz große, episch-kriegerische Rahmen aufgespannt wird. Im achtseitigen Prolog beobachtet ein Priesterfuzzi sorgenvoll, zig Tempel-Assassinen einen Turm bestürmen, weil darin ein weiblicher Engel auf Remmidemmi-Amokkurs wütet. Die Szene endet, ohne dass man groß Schlau aus der Situation wird. Schnitt und Zwischentitel: ›Zweitausend Jahre später.‹ — Pflichtgemäß setzt das erste Kapitel nun sachte (sprich: fad) an, mit dem jugendlich-unschuldigen Protagonist Dill, seines Zeichens ein Erzengel, letzter in langen Linie von heiligen Tempeldienern. Ums kurz zu machen: die Art, wie Dill als Treuherzi aus dem Turmzimmer durch die allerseits verrostete, verdreckte und von Efeu überrankte Stadt Deepgate tüdelt, nervt. Da hilft es auch nix, dass er Mitgefühl für Schnecken hat, oder dass er mit seinem Erzengelschwert vor dem Spiegel coole Posen übt. Überhaupt: der Roman wird erdrückt von zu vielem gewollt Coolem, was um so misslicher erscheint, da man mit Campbells meist platter Schreibe ein Metaphern-Bullshitbingo de luxe spielen kann. Ob das schon im Original so ist, kann ich nicht sagen. Wahrscheinlich wurde durch die Übersetzung von Jean Paul Ziller dieses Übel aber eher noch intensiviert, beispielsweise wenn Figuren sich statt ›fester‹ eben ›härter‹ abstoßen. Sicher bin ich mir in meinem Urteil, dass die Schmerz-, Verfalls- und Düsternis-Athmo des Buches sich so gar nicht mit den immer wieder eingestreuten (sarkastisch-zynischen) Witzelein verträgt. »Scar Night« wäre ein sehr respektable Leisrtung, wenn es ein Teenager geschrieben hätte. Tatsächlich dürften Teenager (ob tatsächliche oder solche im Geiste) auch die Hauptzielgruppe dieses Titels sein. — Bleibt mir nur, einzugestehen, dass mein innerer Teenager zwar durchaus mit einigen Themen und Athmos sympatisiert, aber letztendlich enttäuscht wurde vom fehlenden erzählerisch-sprachlichen Raffinesse und den sich auf fatale Art ergänzende, nämlich sich gegenseitig schwächenden Stimmungs-Strömungen des Buches.

Wie dem auch sei. In Teil 1, wird mir erstmal die an Ketten über einem Abgrund hängende Stadt Deepgate vorgestellt. (Notiz: Entweder es liegt an meiner Blödheit, dass ich die Erklärung überlesen habe, oder es wird wirklich nicht klar dargestellt, woran die Ketten oben befestigt sind.) Da wimmelt es von Stadtteilnamen, die mal aufdringlich sprechend mal nichtssagend sind. Eine Figur, Mr. Nettle, einen hühnenhaften Lumpensammler, begleite ich als Leser ein zähes Kapitel lang, wie er den Leichnam seiner von einem Unbekannten ermoderten Tochter zum Tempel trägt (inklusive Klischee-Begegnungen mit kriminellem Gesindel, darunter »…ein schwerer Karl, mit dem Gesicht eines Taschendiebes«, blinden Bettlern und gerissenen Blumenverkäufern). — Die Toten von Deepgate werden nämlich durch die Tempelmanschaft zeremoniell in den Abgrund gekippt. Das erklärt sich mit dem geschichtlichen Hintergrund der herumhängenden Stadt: Vor tausenden von Jahren fand ein Himmelskrieg statt, bei dem einige Erzengel unter der Führung von Ulcis gegen die Himmels- und Muttergöttin Aylen revoluzzten, jedoch unterlagen. Seitdem warten die gefallenen Engel in der Abgrundstadt Deep und lassen sich von den darüber baumelnden Bewohnern Deepgates verehren. Das Manegement dafür liegt bei der Kirche, geleitet von einem alten Prespyter (über den dauernd gesagt werden muss, dass er alt, senil und zerbrechlich wirkt, oder zumindest, dass er diesem Eindruck absichtlich Vorschub leistet). Ziemlch bald wird geklärt, dass die Kirche mit ihrem imperial-militärischem Apperat alles andere als eine heilsbringende, gütige Herrschaft ausübt. Es wimmelt nur so von bratzig gerüsteten heiligen Kriegern, Tempelwachen, und oben schon angesprochenem ›Rückgrad‹ der schlagenden Kirche, dem Assassinenorden der ›Spine‹. Unten in Deep warten die gefallenen Engel der Zeit ihrer Rache entgegen und sammeln fleißig die Seelen der Runtergekippten für ihr Heer, oben dezimieren die Unterdrückertruppen von Deepgate von Luftschiffen aus mit Giftgas, Brandbomben und Viren die umliegenden primitiven Stämme.

Mr. Nettle bleibt der einzige Charakter aus dem einfachen Volk (das sonst nur in Form kurz angerissener, oberflächlicher Figuren als Lückenfüler auftritt), und so muss er alleine alles an Wut auf das Regime und Armutsleiden des im Schmutz darbenden Pöbels zum Ausdruck bringen, was nötig wäre, um die Deepgate-Stadt mit Glaubwürdigkeit zu erfüllen (und natürlich reicht sein Part dazu bei Weitem nicht). — Ansonsten treten neben dem harmlosen Dill und dem alten Presbyter Sypes noch öfter auf:

  • Dessen neue Tutorin Rachel, ein kämpfendes Teenager-Mädel aus besserem Hause, dass sich so sehr wünscht durch eine Abhärtungszeremonie zur einer vollwärtigen Spine gemacht zu werden, damit sie, ach, nicht mehr so viel fühlen muss und ganz emotionslose Killermaschine sein darf;
  • der fette, bequem-gutmütige Fogwill Crumb, Schlattenschamis des Presbyters;
  • Alexander Devon, der oberste Alchemist und Giftmischer von Deepgate, der als eigentlich ganz charismatisch und gewitzt dargestellt wird, wenn er nicht A) wegen Dauerkontermination durch und Selbstversuche mit seinem Handwerkszeug unter schmerzenden und irre machenden Wunden, Schwären und Pusteln leiden würde und B) nicht über dem durch ebensolche malefizische Arbeitstätigkeiten verursachten frühen Verscheidens seiner geliebten Frau wahnsinnig geworden wäre;
  • sowie die im Prolog bereits herumwütende Engel-Vampirin Carnival (natürlich im sexy Lederzeug-Dress, und ganzköfper-vernarbt wegen aus Gewissenspein selbstzugefügten Wunden), die sich als monatliche Mörderin ihren Blutzoll aus Deepgates Bevölkerung pickt.

Uff. Je mehr ich hier mich abstrample den Düsterquark von »Scar Night« auseinanderzuklamüsern, desto mehr macht sich Unwiligkeit in mir breit. Statt noch weiter Gefahl zu laufen, die spärlichen Überraschungen und Lichtblicke des Buches zu verraten, schließe ich lieber mit einem kleinem Reigen an stilistisch-sprachlichen Beknacktheiten.

  • Seite 12: …klirrte der Stahl: scharfe, wütende Hiebe, wie von einem erfahrenen Metzger, der Fleisch hackt.
  • Seite 14: …Schreien aus Schmerz und Angst…
  • Seite 19: Verwitterte Türme neigten sich über düstere Hinterhöfe im Bewußtsein ihres beiderseitigen Verfalls.
  • Seite 49: Sie {die Schläge} waren so schnell wie das Züngeln der Flammen bei einem Inferno.
  • Seite 57: Dill fiel plötzlich ein, dass er nackt war.
  • Seite 60: Doch plötzlich fiel es {= warum jemand so blass ist} Dill ein.
  • Seite 62: Plötzlich erinnerte sich Dill, woher er ihren Namen kannte.
  • Seite 65: …das Wirrwarr kein System dahinter erkennen ließ…
  • Seite 66: Es war ein Wirrwarr aus Metall …
  • Seite 95: Ganze Heerscharen von Köchen…. Siehe S. 117.
  • Seite 103: Das Licht der Fackel ergroß sich über den Boden und brachte den Geruch nach Stroh und Tieren mit sich.
  • Seite 103: …führte die Pferde mit peinlicher Aufmerksamkeit…
  • Seite 106: …als der Seelenkäfig mit einem respektlos-dumpfen Aufschlag zum Stehen kam.
  • Seite 109: Irgendwo in der Ferne schlug der Hammer eines Schmiedes eiserne Noten an.
  • Seite 110: …seine Schritte hallten wider wie ein langsamer metallischer Herzschlag.
  • Seite 110: …während sein Zorn immer noch wie eine unsichtbare Wolke über ihm schwebte.
  • Seite 111: …wo ihre Hufe wie Peitschenhiebe in der Stille widerhallten.
  • Seite 117: …ganze Heerscharen von Arbeitern…. Siehe S. 95.
  • Seite 118: …ein sonderbares metallisches Seufzen vom Wind…
  • Seite 121: …spürte, dass etwas nicht in Ordnung war … ein Gefühl von Grauen … bis er plötzlich, ohne zu wissen warum, zu laufen begann.
  • Seite 124: Und plötzlich war er frei.
  • Seite 125: Plötzlich bemerkte Dill, dass das raue Atmen aufgehört hatte.
  • Seite 144: Speere von Sonnenlicht schossen durch die drohenden Gewitterwolken am niedrigen westlichen Himmel.

Und das sind nur die bei schnellem Lesen gefundenen Stellen aus dem ersten der drei Teile des Buches. — Allen, die sich nach wirklich neuartiger und faszinierender Dark-Fantasy sehnen, sei von »Scar Night« meinerseits dringlich abgeraten. Wer aber glaubt, durchaus Vergnügen an allzumerklich schlechten Büchern und unsäglich zusammengestoppeltem Finsternislulu haben zu können, möge den Griff zu diesem Titel ruhig riskieren. Ich habe gewarnt.

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Alan Campbell: »Scar Night — Kettenwelt-Chroniken 1« (»Scar Night — Volume One of the Deepgate Codex«, 2006), aus dem Englischen von Jean Paul Ziller; 608 Seiten; Goldmann Taschenbuch 2007; ISBN: 978-3-442-46270-4.
Samstag, 12. Juli 2008

Abzählreim

(Eintrag No. 517; Lyrik) — Wie gesagt: Durch meinen Vollzeitjob komme ich kaum noch zum Schreiben dieser Tage. Also, sozusagen als kleiner Trosthappen, hier nun ein kleiner Abzählreim, den ich diese Woche erdichtet habe, als ich mit einer Auswahl verschiedener Kuchen zurande kommen mußte.

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Jeden Tag ess ich nen Frosch, dann brat ich eine Nachtigall; sing ein Duett mit einem Dorsch und bringe einen Papst zu Fall.

Montag, 30. Juni 2008

S’war Bachmann-Wettlesen…

…und hier sind die (meiner unmaßgeblichen Meinung nach) die beiden besten Berichterstattungen dazu, die sich im Netzel finden lassen.

(Eintrag No. 516; Woanders, Literatur)Uno: leider leider leider hatte ich auch dieses Jahr schon wieder Termine und konnte das Ringelreihlesen und die Ensemble-Kritik nicht mitverfolgen. Hoffentlich klappt es nächstes Jahr. — Due: Was für eine Wonne für mich, der ich damals (in meiner Jugend) ORF-»Kunststücke«-Fan war, diesmal Dieter Moor als Klagenfurt-Moderator zu erleben. Ein paar Schnipsel des Wettlesens und die Preisverleihung habe ich gesehen und bin ganz baff gewesen. Wie gesittet das ablief, wie wenig Knall-Peng-Schwachsinn grassierte, wie gepflogen und herzig moderiert wurde. Lediglich Burkhard Spinnens allzu getragene rethorische Spitzenstickerei hat mich ein klein wenig irritiert. Aber warum sollte ich dem einst so angriffslustigen, zeitweise perfide Stichelnden Herrn Spinnen nicht gönnen, mit dem Alter ein wenig betulicher, feierlicher zu werden? Sei ihm und dem Wettlesen gegönnt.

So. Nun aber für alle, die wie ich auch keine Gelegenheit hatten zum Gucken, hier der Linkservice zu den zwei berichtet habenden Grand Damen meines Vertrauens:

Und hier noch zur von Andrea zusammengestellten Presseschau.

Vielen Dank für Eure Mühen, Euren Ezzes und Eure geteilte Leidenschaft!

Sonntag, 29. Juni 2008

»Achtung! Sicherheitshinweis: Lassen Sie Ihr Gepäck nicht unbeaufsichtigt explodieren!«

(Eintrag No. 515; Alltag, Hinweise) — Endlich mal eine Zwischendurchvermeldung, um es nicht so weit kommen zu lassen, dass hier einen Monat am Stück gaar nix geschieht.

Was ist los? Habe ich den Bloggerblues? — Nein. Aber seit Mitte Mai habe ich nun endlich wieder einen richtigen Vollzeitjob. Derart ›voll‹ sogar, dass ich zu kaum was mehr komme, vor lauter 12- bis 15-Stundenschicht-Tagen, Wäschewaschen, Haushaltspflichten und der ein oder anderen Runde »GTA-IV«-Multiplayer-Rennen. Meine Partnerin witzelt, dass meine Bubu-Rate enorm gestiegen ist und ja, ich penne früh am Abend beim »Heroes«- oder EM-Gucken ein und lasse mir alles hinterher erzählen (bzw. gucke dann als Frühestaufsteher die Serienfolgen am Morgen zum Frühstück). — Aber: Im Verschlingen großer Mengen Zitroneneis, bzw. Wegschlürfen von Bionade und Edelkaffe aber bin ich noch so gut wie immer, wenn nicht sogar noch besser (da ich mir ja nun mehr Eis leisten kann).

Freilich kam ich auch zum Lesen und Filmegucken und eigentlich, ja eigentlich, sollte ich noch eine Sammelrezi für das kommende »Magira« fertigmachen, und meine Empfehlungs-Reihen zur »Bibliothek von Babel« und zu »The Sandman« harren des Fortgesetztwerdens, bzw. könnte für »LiteraturWelt« und eben die »MoloChronik« mal kurz meine Meinung zu solchen jüngst fertiggelesenen Lektüren wie

  • Daths »Maschinenwinter« (lustig)
  • Proulx »Mitten in Amerika« (meisterhaft)
  • Borges »Das Handwerk des Dichters« (kompakt)
  • Armstrongs »Kurze Geschichte des Mythos« (Schmuh!)

usw. liefern. — Ach ja: ein Bericht über das vor zwei Wochen stattgefunden habende Vorbereitungs-Symposium zur im Februar 2009 kommenden Ausstellung »Darwin oder die Suche nach den Ursprüngen« der Schirn Kunsthalle Frankfurt steht auch noch aus! Und Illus für meine »AtD«-Gewinner wollt ich zeichnen und und und.

Wie gesagt: ich komme derzeit nicht nach.

Jetzt geh ich erstmal Socken und Co zusammenkratzen und eine Wäschetrommel füllen. Mal schauen, ob ich heute dann nach dem Altpapier- und sonstigen Müll-Entsorgen noch eines der eben angesprochenen Projekterln abschließen kann.

(P.S.: Die Überschrift zu diesem Eintrag ist ein für Mitarbeiter des Sicherheits- & Wachdienstgewerbes typischer und mir mittlerweise innig ans Herz gewachsener Kalauer, den ich von meinem Vorgesetzten D. habe.)

Samstag, 31. Mai 2008

»Kritische Ausgabe – Abenteuer«

»Kritische Ausgabe: Abenteuer«Eintrag No. 514 — Kenner meiner unverschämt langen Link-Leiste (rechte Säule weiter unten) wissen ja, dass ich schon lange auf »Kritische Ausgabe«, das Literatur- und Germanistik-Magazin der Uni Bonn verlinke. Das Online-Angebot dort ist hübsch vielfältig und immer einen Klick wert, wenn man Musenzeit übrig hat um interessante Rezensionen und Berichte aus dem Literaturbetrieb zu lesen.

Auch die gedruckten themenbezogenen Hefte lohnen sich. Zuletzt hatte ich Gelegenheit dazu und Freude damit »Rausch« und »Werkstatt« zu genießen (in letzterem findet sich z.B. ein langes, feines Interview mit Helmut Krausser!).

Über meine prinzipielle Begeisterung für dieses Magazin hinaus, habe ich nun weitere Gründe, auf die aktuelle Ausgabe zum Thema »Abenteuer« aufmerksam zu machen. — Der persönlichere sei zuerst aber schnell abgehakt: mit dem Text »Das Abenteuer Phantastik« bin ich selbst vertreten. Darin schwurble ich (deutlich von der Lektüre der Sloterdijk’schen »Sphären« beeinflusst) ganz hyper-maximalistisch allgemein über das Abenteuer des (Phantastik-)Lesens. Den ganzen ca. 40000-Zeichen langen Text werde ich ab Herbst/Winter 2008 hier in der Molochronik einpflegen.

Auf alle etwa 30 Beiträgen kann ich nicht näher eingehen, aber die folgenden drei Stück will ich doch extrich erwähnt haben:

  • Der erste Text den ich unbedingt lesen musste, weil ich am neugierigsten auf ihn war, stammt von Nadja Nitsche: »Monsters in Translation. Gisbert Haefs vs. Beowulf vs. Grendel«. Mit einem hinreissenden Beieinander von Respektlosigkeit, Freude am Thema und Gelehrigkeit berichtet sie über die Probleme, welche die Neuübersetzung oder Neunachdichtung in Prosa eines Stoff wie Beowulf selbst einem veritablen Übersetzermeister und Selberfabulierer wie Gisbert Haefs bereitet, welchen Schindluder Heafs bei seinem Versuch trieb, was ihm aber auch gelang und überhaupt, wie Geschichte und Historisches mitunter in trashig-subversiven Schundliterazurzusammenhängen Metapherwellennkraft entfalten und dass letztendlich, wenn überhaupt etwas, nur die Phantasie der Leser die verschollenen Vorgänge erhellen können.
  • Vergnüglich viel gelernt und angeregt wurde ich durch Stefan Andres Beitrag »Ein Bandit, der Böses dabei denkt? Die Gattung Schelmenroman, kurzgeschlossen mit Hobsbawms ›Sozialrebellen‹«. Das Buch »Banditen. Räuber als Sozialrebellen« (engl. 1969; dt. 2007!) des Engländers Eric Hobsbawm, seines Zeichens ein marxistischer Historiker, reizt mich ja sowieso. Um so feiner, einiges über die literatur-historischen Wurzeln heutiger Konventionen des Abenteuergenre zu lernen, sprich, über die Pikaros, die als Gegenentwurf zu idyllischen Schäferspielchen und idealisierten Ritterabenteuren im barocken Spanien aufgekommen sind.
  • Und als Freund heimischer Klassiker ließ ich mich gerne (wieder)anstecken von der virulenten Begeisterung, von der das Gespräch der »K.A.«-Redakteure Andreas Jüngling und Nina Treude mit Prof. Dr. Norbert Oellers erfüllt ist: »Schiller war ein Abenteurer – Nicht nur in Liebesdingen, auch in Weltdingen«.

Ebenso lohnend fand ich die Beiträge über eine politische Lesart der Werke von Karl May, über Erich Kästner als verhinderten Südsee-Abenteuerautoren, über Parzival und Erec. Ebenfalls eine besondere Erwähnung wert ist Claude Haas unaufgeregt lobende Rezension von Littells »Wohlgesinnten«, die statt Polemik Argumentation bietet. Gut so.

Freitag, 30. Mai 2008

Portrait: Dave Duncan

(Eintrag No. 513; Portrait, Auftragsarbeit) — Und noch eine kleine Vorschau auf die 2008-Ausgabe von »Magira – Jahrbuch zur Fantasy«.

Der Schotte Dave Duncan (*1933) ist der Autor von Mehrteilern wie »Das siebente Schwert«, »Pandemia-Saga« und »King’s Blades«. — Ich persönlich habe nix von ihm gelesen.

Dave Duncan

Dienstag, 27. Mai 2008

Portrait: Werner K. Giesa

(Eintrag 512; Illustration, Auftragsarbeit) — Ebenfalls ein kleiner Trailer zum kommenden 2008er-»Magira«-Jahrbuch.

Werner K. Giesa (1954-2008) ist vielen wohl besser unter dem Pseudonym ›Robert Lamont‹, sprich: Autor der Bastei-Serie »Professor Zamorra« bekannt. — Ich persönlich habe von ihm nix gelesen.

Werner K. Giesa

Sonntag, 25. Mai 2008

Portrait: Ernst Vlcek

(Eintrag No. 511; Portrait, Auftragsarbeit) — So. Nun arbeite ich also seit einer Woche Vollzeit. Die 12-Stunden-Schichten und einiges an Papierkram, Hausputz, Schreiberei haben mich in den letzten Wochen zu sehr beschäftigt, und so ist mein Blog hier etwas verdurstet.

Dafür gibt es nun (voraussichtlich täglich) eine ganze Reihe Portraits, nämlich jene, die ich in den letzten Jahren für »Magira – Das Jahrbuch zur Fantasy« gezeichnet habe, und die noch nicht in der Molochronik erschienen sind (leider ist die Info-Site zu »Magira« derzeit kaputt, deshalb nur der Link zur News-Site).

Zuerst ein kleiner Blick auf die kommende Nummer des Herbstes 2008. Leider gibt es das Ableben einiger Phantastik-Autoren zu beklagen und hier also das für den Nachruf auf Ernst Vlcek gedachte Portrait.

Ernst Vlcek (1941-2008) schrieb für die Serien »Perry Rhodan«, »Atlan«, »Mythor«, »Dämonenkiller« und zuletzt »SunQuest«. — Ich persönlich habe nix gelesen von ihm.

Ernst Vlcek

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