molochronik

Molos Wochenrückblick No. 68 / 69 / 70

Eintrag No. 746 — Um der Verwirrung vorzubeugen: dieser Wochenrückblick umfasst drei Nummern der Zählung, damit die Zahlen mit dem Wochenfortlauf übereinstimmen. Im August hatte ich derart viel um die Ohren, dass ich drei Wochen Rückblickpause eingelegt habe.

Neal Stephenson: »Reamde«Lektüre: Ich trachte ja zu vermeiden, bei Hugendubel (oder anderen Buchgroßkaufhäusern die auf üble & mächtige Weise auf den Markt einwirken ) Geld zu lassen. Aber wenn dann die Frankfurter Filiale (wieder Mal) auf den Erstverkaufstages-Termin des Verlages pfeifft und ich somit z.B. früher als üblich an den neusten Roman von Neal Stephenson rannkommen kann, mache ich eine Ausnahme. — Also, seit Samstag lese ich »Reamde« (setzt bei der Aussprache die Silben so: Re|am|de). Bisher habe ich in zwei Tagen etwa 200 der ca. 1100 Seiten bewältigt und bin begeistert.

Hier die Youtube-Filmchen mit Promo-Interview, die ich bei Harper Collins gefunden habe: Neal Stephenson spricht über … sein neues Buch »Reamde«; …seine Schreiberei; …die Videospiel-Welt von »Reamde« …die Länge seiner Bücher; …die Äktschn von »Reamde«; …seine Produktivität; …die Nicht-Verfilmung seiner Bücher; …seinen Ruf als Prophet; …Schreiben und Recherche.

Politik, Gesellschaft & Hochkultur:

  • Die ›Nachdenkseiten‹ präsentieren den bisher vielleicht gescheitesten Text, der im deutschen Netzl über die Unruhen in England geschrieben wurde. Götz Eisenberg: Die große Wut der Überzähligen.
  • Sehr löblich, wie die Mutter Beate Turner sich mal die Geschichtslehrbücher ihres Sohnes vorgeknöpft hat, und bass erstaunt war, mit welch verhamlosender Propaganda darin die mittelalterliche Geschichte des Christentums behandelt wird: Geschichtsunterricht missioniert subtil (beim ›Humanistischen PresseDienst‹).
  • Endlich wurde eines der fulminantesten und originellsten Werke des großartigen Douglas Coupland übersetzt und erscheint diesertage beim Tropen / Klett-Cotta Verlag. Anlässlich von »JPod« hat sich Jan Pfaff für ›Der Freitag‹ mit Coupland unterhalten: Out of Office. — Und das Schweizer Fernsehen hat Coupland eine ganze »Sternstunde Philosophie«-Sendung gewidmet: Der ganz normale Wahnsinn unserer Zeit. Bilde ich mir es nur ein, oder ist Coupland derzeit der aussichtsreiche Kandidat des ›Philip K. Dick Ähnlichkeits-Wettbewerbes‹?
  • Für ›Literaturkritik.de‹ hat Fabian Kettner eine Rezi zu Will Eisners Graphic Novel »New York. Großstadtgeschichten« geliefert: Comic-Dramen der Großstadt.
  • Zuletzt ein feiner Text von Andrea Diener für den Reise-Teil der ›F.A.Z.‹, über eine kleine deutsche Stadt, die ihren jahrhundertealten Untergrund entdeckt. Es ist erst einige Tage her, seit ich bei der Komplett-Hörbuchversion von Neal Stephensons »Barock-Zyklus« die Passagen über den Londoner Untergrund in »The System of the World« wiedererlebt habe. Dies eingedenk fand ich Perspektiven der Stadt (6): Oppenheim – Bacchus in der Unterwelt besonders spannend.

(Deutschsprachige) Phantastik-Links

  • Kaum zu fassen, wie lange es gedauert hat, bis nun endlich einmal eine günstige einbändige Ausgabe des dollen, irren Psychodelic-, SF-, Verschörungstheorie-, Drogen-, Magie- & Sex-Klassikers »Illuminatus!« von Robert Anton Wilson und Robert Shea auf Deutsch erschienen ist. Entsprechend gibt es einen Eintrag im aktuellen Rowohlt-Magazin. — Kann gut sein, und ich veranstalte hier bald ein kleines Preisausschreiben, um Molochronik-Lesern Gelegenheit zu verschaffen, eines Bandes habhaft zu werden. Hier habe ich anlässlich des Todes von R. A. Wilson schon einmal kurz über diese Trio berichtet.
  • Bald kommt eine dicke englischsprachige Anthologie, von niemand anderem als Jeff Vandermeer (einem meiner liebsten lebenden Phantasten) zusammengestellt auf den Markt: »The Weird«. Im verlinkten Blogeintrag kann man schon mal das Inhaltsverzeichnis des dicken Schmöckers einsehen. Sehr erfreulich, dass Vandermeer bei seinem gut 100-Jahre umassenden Blick auf die ›verdrehte‹, ›seltsame‹ Phantastik neben Stories von bekannteren zeitgenössischen Autoren wie China Miéville, Michael Chabon, Kelly Link, Neil Gaiman, Stephen King und George R. R. Martin auch weniger bekannte aber exzellente Autoren wie William Browning Spenser oder Michael Cisco, sowie Klassiker wie Mervyn Peake, Julio Cortazar, Jorge Luis Borges, (natürlich) H. P. Lovecraft, Stefan Grabinski, Franz Kafka, Georg Heym, Gustav Meyrink, Saki und Alfred Kubin berücksichtigt.
  • Peter V. Brinkemper veranstaltet für ›Glanz & Elend‹ wieder eines seiner klugen Textfeuerwerke in Sachen Pop-Phantastik, diesmal bezüglich zweier neuer Superhelden-Flicks: »Green Lantern« vs. »Captain America«.
  • Oliver vom ›Fantasyguide‹-Team hat für das ›Fantasyguide‹-Blog eine interessante Zusammenfassung einer Sekundärtext-Lektüre notiert: Hat Borges phantastische Werke verfasst?, basierend auf einem Beitrag von Alfonso de Toro aus dem Buch »Die magische Schreibmaschine. Aufsätze zur Tradition des Phantastischen in der Literatur«. — Ich finde es immer toll, wenn Phantastik-Freunde über ihre Beschäftigung mit Genre-Theorie schreiben.
  • Schönes Interview mit China Miéville bietet die aktuelle Folge von The Geeks Guide To The Galaxy (gibt es auch bei iTunes).

Zuckerl: Popkultur & Kunst

  • Unter anderem bei ›The Laughing Squid‹ wurde folgendes lustiges fiktives Produktbildchen verbreitet: Mac OS Maru, anlässlich der Veröffentlichung des neusten Apple-Betriebsystems Lion. Wäre irre, wenn die Apple-Menschen ihr nächstes Betriebssystem tatsächlich nach der berühmtesten und putzigsten Internet-Katzenberühmtheit benennen (über die es inzwischen sogar ein eigenes Buch gibt).
  • ›Game Wire‹ berichtet über ein iPad-App, das im Herbst erscheinen soll, und das ich unbedingt haben will: die interaktive Ausgabe von Douglas Adams’ Hitchhiker’s Guide To The Galaxy. Mehr demnächst auf der Herrsteller-Seite zum App.
  • Wieder ein Mal »Calvin & Hobbes«-Zeugs: der famose Pulp-Künsteler Francesco Francavilla hat zwei Poster gestaltet, die Calvin & seinen Stofftiger Hobbes in ihren Phantasie-Rollen als Hard Boiled-Krimihelden zeigen: C & H Private Investigations.
  • An die bildnerischen Werke von Alfred Kubin, Mervyn Peake und einige der dunkleren Surrealisten oder Magischen Realisten erinnern mich die Arbeiten von Martin Wittfooth. Um drei Beispiele zu geben, die mir besonders gefallen, hier eine Homage auf die Böcklin’sche Toteninsel; — ein Halbaffe mit Mottenflügeln; — und ein Fuchskadaver mit Blumen.
  • Da ich viel um die Ohren hatte (habe) in den letzten (kommenden) Wochen, lese ich vermehrt Comics. Unter anderem habe ich mir endlich alle 10 Sammelbände des ätzend-satirischen SF-Garns »Transmetropolitan« von Warren Ellis und Darick Robertson besorgt (die ich damals, um die Jahrtausendwende, als Einzelhefte komplett gelesen habe). — Passend dazu hier ein Link einer erotischen Zeichner-Sitzung der Dr. Sletchy’s Anti-Art School: Spider Is Our Hero. Überhaupt eine anregende Sache, diese Dr. Sketchy-Sessions (ich wünschte, es gäbe einen Ableger in Frankfurt. Vielleicht reise ich mal zu einem Termin in Berlin oder Hanover). — Eine der Teilnehmerin der »Transmetropolitan«-Sitzung war die New Yorker Illustratorin Queenmob (= Anna-Maria Jung), von der mir auch diese Zeichnung mit Killer Kaninchen gut gefällt. — Schließlich noch der Hinweis auf das »Transmetropolitan«-Art Book 2011, das erscheinen soll, sobald die durch Fans gespendete Finanzierung steht (und das zur Unterstützung des Comic Book Legal Defense Funds beitragen soll).
  • Derweil die neusten Folgen von »Futurama« auf Englisch laufen und die Zukunft der Serie bis auf weiteres gesichert ist, habe ich mich gefreut, dass für das ›Der Freitag‹-Alphabeth Ulrich Kühne diesem SF-Komik-Wahn einen Eintrag widmen durfte. — Durchaus erstaunlich auch die realistischen Skulpturen einiger »Futurama«-Figuren von artanis one bei ›Deviant Art‹.
  • Krass-geil sind diese Logos des T-Shirt-Vertriebes ›Amorphia Apparel‹: Monsters of Gork. Namen von Wissenschaftlern und Philosophen in der Form von bekannten Band-Logos. Mein Lieblinge: Machiavelli in Metallica-Style und Anais Nin in Form des Nine Inch Nails-Logos.
  • Als Schlussgranate hier ein absurdes Gespräch zwischen zwei K.I.s: AI vs. AI. Two chatbots talking to each other (›K.I. gegen K.I.: Zwei Plauderautomaten unterhalten sich‹).

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»Eine andere Welt« (19) – Kap. XVII: Ein Nachmittag im zoologischen Garten (1) von Grandville & Plinius dem Jüngsten

Eintrag No. 746Zur Inhaltsübersicht.

Die Illustrationen einer alten französischen Ausgabe habe ich dem flick-Album von blaque jaques entnommen.

XVII. Ein Nachmittag im zoologischen Garten Kracks Manuskript. Zweites Kapitel

Je mehr wir von der Natur kennen lernen, desto mehr wissen wir, dass wir noch nichts von ihr wissen. Über die Nachtseite der Natur. Th. II, S. 1543.

Wie der Schönheit die Laune, so steht der Natur das Ungeheuer. Neueste Naturphilosophie. Th.. VI, S. 798.

Eindrücke und Dokumente für die Aprilrreise erwartend, setzt Puff die Lektüre von Kracks Manuskript fort.

»Ich bemerkte heute zum ersten Mal, dass rauschende Freuden die Melancholie in ihrem Gefolge haben, der Lärm des Maskenballs umschwirrt mich noch und verscheucht mir allen Schlaf. Die reine Landluft wird mir gut tun, ich eile sie einzusaugen.

»Vor meinen Füßen öffnete sich ein unbegrenzter Raum, ohne Baume, ohne Pflanzen, ohne Blumen. Eine sanfte Dämmerung vertritt die Stelle des Schattens und des Laubes, eine warme balsamische Luft die der Pflanzendürfte; Nichts unterbricht das Schweigen und die Einsamkeit, die ringsum herrschen. Ich schreite vor, indem ich dem Echo, das mir nicht antwortet, die sanften Klänge eines empfindsamen Liedes Preis gab.

»Doch plötzlich, als ich die Bemerkung mache, dass diese Gegend mir nicht allein nicht bevölkert, sondern ganz öde zu sein scheint, vernehme ich einen dumpfen und abgemessenen Lärm in der Ferne. Ohne Zweifel ein Pferd, auf dem ein Reiter sitzt, sage ich zu mir. Aber es war nicht eigentlich ein Pferd und auch nicht eigentlich ein Reiter. Soviel ich während des raschen Vorrübersprengens wahrnehmen konnte, hatte das Geschöpf, das sein eigentümliches Roß zu der Verfolgung eines grünen Bären (von dem ich später erfuhr es sei ein Bär-Boa) antrieb, viel vom Menschen, obwohl seine Füße die eines vierfüßigen Tieres und sein Kopf eben nicht ganz menschlich waren. Ich glaubte zugleich das Bellen eines Hundes zu vernehmen, sah aber nur den runden Rücken einer Schildkröte, welche eifrig die Fährte des Wildes zu verfolgen schien. Zu welchem Geschlechte gehören denn die Geschöpfe, die ich so eben erblickte und wie kommt es, dass Schildkröten wie Windhunde laufen? Ich ging eine halbe Meile weit fort, ohne mir die Frage lösen zu können.

»Überschlage ich es recht, so wandelte ich wohl anderthalb deutsche oder zwei Postmeilen weit, ohne mich von meinem Erstaunen zu erholen. Ich fühlte mich ermüdet, legte mich auf dem Sande hin und schlief ein. Mein Schlummer war ganz traumlos; Morpheus schloß mir hartnäckig das Tor von Elfenbein, durch welches die Träume ziehen, die die Götter und Erdgeborenen erfreuen.

»Da weckte mich das Gebell wieder, ich sah die Schildkröte mit dem Hühnerhundskopfe, die mich kläffend umsprang. Einige Schritte weiter lag das seltsame Roß ausgestreckt auf dem Boden. Der Herr desselben schritt auf seinen beiden Pferdehufen näher und redete mich mit einigen Worten an, die ich mir in meine Sprache übersetzte mit: ›Gehorsamer Diener, mein Herr!‹

»Ich lasse alle weiter Präliminarien dieses Zusammentreffens weg; es genüge Dir zu erfahren, dass dieses überaus höfliche Ungeheuer nichts anderes ist als ein alter Zentaur, den die Naturforscher des Landes damit beauftragt haben, auf die seltenen Tierarten Jagd zu machen, um den neugestifteten zoologischen Garten damit zu bereichern. Der scientistische Jäger nahm mich hinten auf sein Roß, wir durchzogen mehrere Dörfer, und begegneten unterwegs zwei Lieferanten von fremden Bestien, die den zoologischen Garten versorgten, und gerade ein Amphibiendromedar dorthin brachten. Mein Führer teilte mir nun so viel Interessantes über diesen neu gestifteten Garten mit, dass ich mich beeilte ihn zu besuchen.

»Aber eine genaue Beschreibung desselben würde mich zu weit führen. Ich lasse also den Zufall und die Laune eben so bei der Schilderung walten, wie sie es mit mir während des Besuches taten und teile Dir, um doch nicht zu unwissenschaftlich zu sein, die nötigen scientistischen Notizen über die einzelnen Stücke dieser ebenso reichen als merkwürdigen Sammlung mit, wie ich sie dem beschreibenden Verzeichnisse entlehnte, das am Eingang verkauft wird.

Sirenen
Geschenk des Herrn Ulysses von Ithaka, Kapitän einer levantischen Brigg

»Diese Tiere, halb Fische halb Weiber, werden gewöhnlich in der ficilischen Meerenge gefunden. Ihre vorzügliche Beschäftigung besteht darin, die Schiffer durch ihren Gesang anzulocken und diese dann ihrem unersättlichen Hunger zum Opfer zu bringen. Die Natur hat sie mit einer seltenen und wunderbar schönen Stimme begabt. Ohne Mühe erreicht dieselbe eine fast unglaubliche Höhe, schlägt die prachtvollsten Triller und führt die schwersten Coloraturen aus. Man hat versuchen wollen, sie für die Bühne zu dressieren, aber es war unmöglich sie zu diesem Zwecke zu zähmen, auch konnten sie das trockene Klima der Kulissenwelt nicht vertragen. Ihre Stimme ist übrigens so zart und mächtig, dass die Seefahrer in diesen Gewässern sich häufig genötigt sehn, ihre Ohren mit Jungfernwachs zu verstopfen. Über die Fortpflanzung dieser Tiergattung schwebt die Wissenschaft noch immer im Dunkeln. Die Vermutung, dass die lange am Rhein gesehene und eben so oft besungene als singende sogenannte Lorelei eine versprengte Sirene gewesen (wie als versprengte Walfische gibt), ist durch die neuesten Forschungen zur Gewissheit erhoben worden.

»Rings um das Bassin der Sirenen hatten sich viele wissbegierige Besucher des Gartens versammelt; mir selbst lag daran zu erfahren, welchen Eindruck meine Erscheinung auf diese verräterischen Tiere machen würde. Mehrere junge Leute haben sich bis zur Raserei in diese hübschen Ungeheuer verliebt. Ein Wächter ist beständig gegenwärtig, um sie am Singen zu verhindern. Die leiseste Note, die sie anschlügen, würde unzählige Selbstmorde veranlassen, denn zwei Drittel der männlichen Bevölkerung stürzten sich ohne Zweifel in das Bassin. Die strenge Bewachung der Sirenen gehört zu den peinlichen {im alten Sinne des Wortes ›lästig‹, ›schmerzhaft‹, hier also gemeint: ›mit höchster Anstrengung zu leistenden‹} Amtspflichten des Direktors vom zoologischen Garten. Sein Vorgänger wurde ohne Pension entlassen, weil er einer Sirene einmal die einfache Skala zu singen gestattete; ich billige diese Maaßregel von ganzer Seele und bin überzeugt, die Freunde der Ordnung und der öffentlichen Sittlichkeit stimmen mit mir darin überein.

Wenden wir uns jetzt zu einer anderen Gattung. Wir finden ganz in der Nähe, so wie auf der folgenden Seite des Katalogs:

Die heraldischen Tiere
Aus verschiedenen mehr oder minder entfernten Reichen von einem ungenannten Freunde der Naturwissenschaften mitgebracht und hieher geschenkt.

»Diese Tiere wurden in verschiedenen Reichen gesammelt, wo die Eingeborenen ihnen fast göttliche Ehren, wie ehemals die Ägypter dem Apis und Ibis, erwiesen. Ohne Zweifel hat die Erinnerung an jene Art von Cultus sie stolz gemacht und hindert sie, in gutem Einvernehmen mit einander zu leben. Übrigens arten diese Gattungen von Tage zu Tage mehr aus und einige derselben sind schon gänzlich ausgestorben.

»Stolz! Du richtest auch die Tiere zu Grunde: welche Lehre für die Menschen!«

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»Eine andere Welt« (18) – Kap. XVI: Liebesgeschichte des Gliedermännchens von Grandville & Plinius dem Jüngsten

Eintrag No. 743Zur Inhaltsübersicht.

Die Illustrationen einer alten französischen Ausgabe habe ich dem flick-Album von blaque jaques entnommen.

XVI. Liebesgeschichte des Gliedermännchen.

Deine Augen sind Sterne! Sterne sind Deine Augen! . . . . . . . . Sterne meiner Nächte! . . . . . . . . Wenn der Stern der Liebe aufgegangen . . . . . . . . Ist es möglich. Stern der Sterne? Fragmente aus deutschen Dichtern.

Geheime Denkwürdigkeiten aus der mythologischen Zeit. Eines Zephyr’s Autobiographie. — Die Rache der Venus. — Ein Gliedermännchen, das seine Flügel wieder erhält.

Es wäre vielleicht am passendem Orte genau zu berechnen, wie lange die Ohnmacht des Gliedermännchens dauerte; aber uns fehlen die algebraischen Formeln für derartige Aufgaben, und selbst Zacharias Dahse würde hier stecken bleiben, denn wer kann den Moment calculieren, wo die Knospe aufblüht und der Wassertropfen sich kristallisiert. So viel ist indessen gewiß, als er wieder zu sich kam, krähte der Hahn und verkündete das Wiedererwachen der Natur. Aurora zog ihre Rosahandschuh an, um mit zarter Hand den Vorhang der Nacht aufzuziehen und der Lampenputzer der Himmelslichter zündete die Sonnenstrahlen an.

Reize eines schönen Morgens, welches Wesen kann bei Eurem Zauber gefühllos bleiben? Das Herz des Gliedermännchens war nicht geschaffen Euch Widerstand zu leisten. Ein süßes Bedürfnis nach Mitteilung bemächtigte sich seiner Seele, der Hauch des Morgens gab ihm neue Kräfte; bald stand es auf. Die Gliedermännchen liebten es nicht, lange ausgestreckt zu liegen. Kaum war das unserige von Neuem auf den Beinen, als es mit einem schmerzlichen Seufzer ausrief:

»Junger Zeuge meiner Schwäche, ich darf Ihnen Nichts mehr verheimlichen: erfahren Sie also meine Geschichte.

»Unbekannten Eltern verdanke ich das Dasein. Eines Tages entschlüpfte ich den duftenden Lippen irgendeiner Nymphe, die vor Liebessehnsucht seufzte; so werden alle Zephyre geboren, denn wie ich Dir jetzt auch erscheine, ich bin ein geborener Zephyr.

»In dieser Eigenschaft trieb ich mich auf’s Geratewohl im Raume umher. Da keine sorgsamen Eltern meine Erziehung überwachten, so ward ich ein boshafter kleiner Taugenichts. — Ich schlüpfte in die versteckten Falten, spielte mit den Locken, lüftete die Schleier der Spröden und brachte den Kopfputz der Coquetten in Unordnung. Ein alter Faun, mein guter Freund, lehrte mich tausend Streiche, die unschuldigen Schäferinnen zu quälen, und ich ermangelte nicht seine Unterweisungen auszuführen.

»Eines Tages hatte ich mich zu einem Trupp Zephyre gesellt, die ihr Wesen in einem Walde trieben, als ich eine junge, allerliebste Schöne sich nähern sah, die kaum mit ihrem sentimantalen Halbstiefelchen den Rasen zu betreten wagte und fortwährend ängstlich um sich blickte; es handelte sich offenbar um ein Stelldichein. Augenblicklich gab ich meinen Kameraden ein Zeichen; wir näherten uns mit Zephyerschritten, umzingelten das holde Wesen und wetteiferten darin, sie zu quälen. Bald flatterte ihr Umschlagtuch in die Lüfte, bald schlug ihr Sonnenschirmchen um, bald wieder flog ihr Halstuch fort. Der alte Faun lachte hinter einem Baume versteckt, dass ihm der Bauch wackelte. Überrascht und erschreckt durch diesen gewaltsamen Angriff, gab das holde Kind sich alle erdenkliche Mühe uns Widerstand zu leisten; ich war jedoch am meisten darauf erpicht sie zu necken, als plötzlich meine Gespielen, der Faun und das junge Mädchen verschwanden, meine Flügel abfielen und ich mich allein, vier Fuß größer fand, mit einem mit Goldstaub betreufelten Barte, in einem Purpurgewande mit einem Rosenkranz auf dem Kopfe und einer Lyra in der Hand.

»Verzweifelnd und voll Entsetzen suchte ich mir die Ursache dieser Verwandlung zu erklären, da gurrte mir eine auf einem nahen Aste sitzende Taube Folgendes zu: — ›Ich bin der Vogel der Venus; Deine Bestrafung kommt von ihr. Du weißt, daß die Götter und Göttinnen mitunter die Gestalt gewöhnlicher Sterblichen annehmen, um deren Freuden zu teilen. Du hast Venus in einem Vergnügen gestört. Um Dich zu züchtigen verwandelte sie Dich in einen Menschen und noch dazu in einen Dichter; Deine frühere Gestalt erhälst Du nicht eher wieder, als bis Du lange verliebt in sie gewesen, und es ihr gefällt Dir zu verzeihen‹.

»Dies begab sich in der Umgegend von Rom, unter der Herrschaft des Kaisers Gallienus. Am Tage richtete ich Episteln an den Monarchen und in der Nacht dichtete ich Oden an Venus, um sie zu erweichen. Ich liebte sie in der Gestalt des Sterns. Bald sind es zweitausend Jahr, daß ich sie liebte, zweitausend Jahr, wo ich nicht aufgehört habe Poet zu sein, was nachgerade sehr ermüdend wird.

»So aber ereignete sich meine Umwandlung.

»Ich saß im Opernhause zu Berlin in einem Sperrsitz ruhig und guter Dinge, als eine Loge in meiner Nähe geöffnet wurde und ein wunderschönes Weib (Sie wissen ›wunder‹ ist die beliebteste Berliner Zusatzformel für alles, was den Berlinern imponiert, wenn es auch gar nicht wunderbar ist; dies Mal war jedoch die Bezeichnung richtig) also, als ein wunderschönes Weib darin Platz nahm. Aller Augen waren gleich dahin gerichtet. Man muss gleich mir das Feuer gesehen haben, das aus allen diesen Augen strahlte, um sich einen Begriff von der Schönheit der Unbekannten zu machen. Nie, ich schwöre es bei Liszt und Lind, war die Verwunderung rascher, allgemeiner, lebendiger. Ein Auge, das wahrscheinlich Archäolog war, rief entzückt: ›Das ist Venus selbst, wie sie leibt und lebt!‹

»Der Ausruf war keine Berliner Übertreibung sondern Wahrheit. Meine alte Natur erwachte; ich warf der Fremden einen brennenden Blick zu; sie schien mich huldvoll anzulächeln. Meine Verwegenheit trieb mich an, wieder so keck zu sein, wie ich es als Zephyr gewesen; ich passte ihr am Ausgange auf, und will ihr ein Briefchen in die Hand drücken; da wendet sie sich um, betrachtet mich stolz von oben bis unten und sagt: ›Du bist nur eine Marionette!‹

»Ach, dieser gräßliche Ausspruch ward zur Wahrheit! Das Blut erstarrte mir in den Adern, meine Gelenke verhärteten sich, meine Arme wurden länger, meine Beine, die vor Schrecken zitterten, schlugen zusammen und gaben einen klappernden Ton; ich sah meine Nase sich über die Maaßen verringern, und als ich meine Handschuh anziehen wollte, hatte ich hölzerne Hände. Ohne mir Rechenschaft geben zu können, von der Kraft, die mich fortriss, ward ich von der Erde emporgehoben und auf diesen Planeten hingesetzt. Die schöne Frau im Opernhause zu Berlin war Venus selbst gewesen; sie hatte mich auf die Probe stellen wollen, und, als sie den Himmel verließ, einen Nebel benutzt, der mir nicht gestattete ihre Abwesenheit zu bemerken. Nun ermessen Sie die Größe meines Falls!

»Seit diesem Augenblicke vegetiere ich als ein Verbannter hier auf dem verschlafenen Planeten, es ist ein totes Gestirn das als Sibirien oder Botanybai dient für Diejenigen, mit denen die Götter unzufrieden sind. Ich habe diesen traurigen Aufenthalt mit meinen Erinnerungen bevölkert, und mit großem Aufwand und Geduld die schöne Welt, von der ich scheiden musste, hier nacherschaffen. Als Gliedermännchen konnte ich nur über Automaten herrschen. Sie werden finden, daß mir die Fabrikation meiner Untertanen und die Verfertigung meines Königreiches leidlich gelang; trotzdem langweile ich mich aber entsetzlich und wäre glücklich, wenn ich oft die Gelenheit hätte, wie heute, meinen Schmerz in den Busen eines Freundes auszuschütten.«

Als er diese letzten Worte vernahm, konnte Schwadronarius sich der Tränen nicht enthalten und stürzte in die Arme des Gliedermännchens.

»Bringen wir uns nicht in Rührung«, sagte der Herr Zephyr, »lassen Sie mich die Geliebte betrachten; gerade jetzt pflegt sie auf ihrem Balkon die Kühlung des Abends zu genießen und das Leuchtfeuer anzuzünden, nach dem sich die Liebenden richten welche Nachts auf dem Meere der Liebe schiffen. Sehen wir, ob mir ihre Augen Hoffnung winken.«

Das Gliedermännchen legte das Auge an die Laterna magica und rief: »Oh Himmel!«

Schwadronarius wandte sich um und sah Nichts mehr, weder das Gliedermännchen noch die Laterna magica, nur ein kühler frischer Windhauch spielte mit seinen Haaren, woraus unser Neugott sich beeilte zu schließen, daß Venus dem Zephyr seine ursprüngliche Gestalt wiedergegeben hatte.

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»Eine andere Welt« (17) – Kap. XV: Eine eheliche Eklipse von Grandville & Plinius dem Jüngsten

Eintrag No. 738Zur Inhaltsübersicht.

Die Illustrationen einer alten französischen Ausgabe habe ich dem flick-Album von blaque jaques entnommen.

XV. Eine eheliche Eklipse.

Die Anziehungskraft beherrscht alle Körper. Newton.

Drum prüfe wer sich ewig bindet! Schiller.

An Scheidung ist fortan nicht mehr zu denken. Nr. 1754896 der Gesetzsammlung.

Hier erfährt man die wirklichen Ursachen der Eklipse, welche zwei tausend Jahre vor der Erschaffung einer anderen Welt stattfand.

»Sie scheinen ein erkleckliches Erstaunen zu verspüren über Alles, was Sie hier gewahrten, wertester Herr!«, sagte das Gliedermännchen zu Schwadronarius, als er ihn wieder auf dem Markte traf, »und ich wette, Sie haben Lust mir viele Fragen vorzulegen.«

»Gnädiger Herr! Ich kann es nicht leugnen«, entgegnete Schwadronarius, »wenn Sie mir nur wenigstens sagen möchten, wo ich mich eigentlich befinde?«

»Ich werde Ihnen gar Nichts sagen: Sie sind neugierig, desto besser, meine größte Freude wäre, wenn Sie vor Neugier außer sich gerieten. Sie sehen das bizarreste aller Gliedermännchen vor sich. Ich will, dass Sie vor Neugier bersten; wie Sie bis jetzt gesehen haben, ist noch gar Nichts im Vergleich zu dem, was ich Ihnen noch zeigen werde. — Übrigens fragen Sie nie, wenn Sie etwas erfahren wollen, und antworten Sie nur, wenn ich Ihnen eine Frage vorlege. Kommen Sie!«

Schwadronarius sah wohl ein, dass dieser Gott stärker sei als er und dass es demzufolge das Gescheiteste sei, sich dem Willen desselben zu unterwerfen. Er folgte also dem Gliedermännchen, das unterwegs lauter Purzelbäume schlug.

Nachdem sie eine weite Ebene mit Bäumen von Pappe und Blumen von Papier und Läppchen durchschritten, erstiegen sie einen Hügel, der eine weite Fernsicht gewährte. Tiefe Stille herrschte überall, kein Lüftchen regte sich, kein Vogel belebte diese Einsamkeit durch seinen Gesang; die Landschaft war erhellt, aber man sah keinen Strahl, der dies Phänomen erklärte; das Blau des Himmels hatte ganz den Anschein eines himmelblauen Creppschleiers, der über diesem sonderbaren Lande ausgespannt war.

Schwadronarius konnte sich des Ausrufs nicht enthalten: »Wo zum Kuckuck! ist den die Sonne; warum wehen die Winde nicht, und warum höre ich die Vögel nicht singen?«

»Schon wieder Fragen, Musjeh!«, {Musjeh = Verhöhnung der franz. Anrede ›Monsier‹} sagte das Gliedermännchen strafend. »Lass er das nicht noch einmal geschehen! Ich bin ein guter Kerl, aber ich werde böse, wenn man mir nicht gehorcht.«

Zu gleicher Zeit schlug er mit dem Absatz den Erdboden und es kam ein Dreifuß heraus, auf dem ein Kästchen stand, das wie eine Laterna magica aussah.

»Jüngling! Leg’ Dein Auge an das Glas und sag’ mir dann, was Du siehst.«

»Gnädiger Herr, ich sehe einen glänzenden Palast von Wolken umgeben und in diesem Palaste ein Gemach, in diesem Gemach ein Bett, in diesem Bett einen Mann, der eben sein Licht ausgelöscht hat und vor dessen Fenster seltsame Gardienen hängen.«

»Weiter!«

»Eine Treppe höher ist noch ein Gemach, in diesem Gemache ein Bett, in diesem Bett eine junge verschlafene Dame, die eben aufsteht — das Weitere zu melden, verbietet mir der Anstand.«

»Dummes Zeug. Als ob es unanständig wäre, Strümpfe anzuzuiehen, wenn man ausgehen will.«

»Ein Mann, der einen mit Strahlen besetzten Hut auf hat, richtet seine Schritte nach dem Palaste; er trägt einen Hirtenstab in der Hand und einige Schaafe folgen ihm.«

»Junger Fremdling! Alles das setzt Euch in Erstaunenm, nicht wahr?«

Schwadronarius verbeugte sich, ohne etwas zu erwiedern.

»Sehr wohl; ich schätze Ihre Discretion, sie verdient eine Belohnung. Sie fragten mich eben«, fuhr das Gliedermännchen fort, »wo zum Kuckuck der Sonnengott sei? Er ist in seinem Bette, Sie haben ihn eben gesehen. — Vor einer Stunde begab er sich hinter einem Vorhange von Bäumen zur Ruhe, um die Poeten nicht Lügen zu strafen. Die Dame, welche eine Treppe höher Toilette macht {im Sinne von ›Sich-Zurecht-Machen‹ = Körperreinigung , Körperpflege und Ankleiden }, ist Frau Luna; der Mann aber, der seine Schritte nach dem Palaste richtet und einen Hut mit Strahlen besetzt trägt, der Morgenstern oder der Stern der Hirten; er hat sich aufgemacht um den etwas faulen Sonnengott zu wecken, der mitunter die Zeit verschläft, zumal, wenn er von seinen Liebschaften träumt. Sie wissen, dass die Ehe des Herrn Helios und der Frau Selene Luna nicht eben zu den glücklichsten gezählt werden kann Der Präsident des himmlischen Oberconsistoriums hat selbst auf Scheidung von Tisch und Bett erkannt und sein Urteil war ein durchaus gerechtes, was beide Teile gestehen mussten. Wenn sich auch Madame auf ihr Abenteuer mit Actaeon berief, um ihre Treue zu beweisen, so war doch die berühmte Geschichte mit Endymion zu bekannt, als dass die Leute an ihre Tugend glauben mögen. Herr Helios dagegen gibt sich gar nicht die Mühe seine täglichen Besuche bei Frau Thetis geheim zu halten, die kleinen Liebschaften mit den Nymphen, Dryaden, Hamadryaden und anderen leichtfertigen himmlischen Dämchen gar nicht einmal zu erwähnen. Beider Untreue wurde daher mit schlagenden Gründen bewiesen und die Scheidung zur Notwendigkeit. Die beiden Ehegatten haben also eine gesetzliche Abneigung gegen einander, aber um sie für das schlechte Beispiel zu strafen, welches sie gegeben, verordnete das himmlische Oberconsistorium, dass Herr Helios und Frau Luna zu gewissen Zeiten zusammenkommen und sich vor ihrem ganzen Hofstaate feierlich umarmen sollten. Auf Erden nennt man diese Zusammenkunft……«

— »Eine Eklipse, Herr Baron?«, entgegnete Schwadronaius.

»Sie sind nicht ohne Kenntnisse, mein Bester; das freut mich. So wissen Sie denn, dass gerade heute eine Eklipse Statt findet; legen Sie ihr Auge an das Glas links und blicklen Sie nach unten; Sie werden eine Menge von Teleskopen gewahren, welche von Amtswegen beobachten, was studierte Leute wie Sie eine Himmelserscheinung nennen und was eigentlich nur eine Handlung zu Gunsten der öffentlichen Moral ist. — Heute ist großer Festtag im Himmel und wenn Sie nicht zu kurzsichtig sind, so müssen Sie die sämmtlichen Mitglieder des Tierkreises erblicken, welche eine Sarabande tanzen. Jetzt ist die Reihe an sie gekommen, sich über Herrn Helios lustig zu machen.«

»Ich kenne eine kleine Kometin (Sie müssen nämlich wissen, was man auf Erden noch nicht weiß, dass es Kometen und Kometinnen gibt), mit der Herr Helios sich sehr schon tut und die es sehr verdrießen würde, wenn sie den Vorgang erführe. Sie wäre im Stande sich aus dem siebten Himmel auf die Erde zu stürzten; diese Kometinnen sind eifersüchtig wie Näherinnen. Glücklicher Weise erzählt es ihr Niemand und sie macht ihre sentimentale Promenade am Himmel, ohne die gezwungene Untreue ihres Geliebten zu ahnen. — Der kritische Moment muss gekommen sein. — Sagen Sie mir, wie benimmt sich das Ehepaar?«

»Herr Kammerherr! seine beiderseitigte gefasste Haltung in diesem Augenblick machte ihn Ehre; aber warum betrachten Sie es nicht selbst?«

»Ach, fragen Sie mich nicht; sagen Sie mir vielmehr, sehen Sie Nichts am Horizonte erscheinen?«

»Jetzt, da Helios und Luna verschwunden sind, sehe ich eine strahlende Schönheit auf den Wolken einherwallen. Obgleich Diamanten in ihrem Haare blitzen, ist doch ihr Gang schüchtern und ihr Blick sanft; sollte es Venus sein, das Gestirn der Liebe?«

»Oh Grausamer! Indem Sie sie nennen, durchbohren Sie mir das Herz!«, rief das Gliedermännchen und sank ohnmächtig zu Boden.

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Mervyn Peake

Eintrag No. 732 — Angesichts des gestrigen Jubiläums des 100. Geburtstages von Mervyn Peake hier eine Portrait-Zeichnung von mir (nach einem Selbstportrait aus dem Jahre 1933) des Malers, Illustrators, Dichters, Dramatikers und Autoren der wunderbaren »Gormenghast«-Romane.

Mervyn Peake

Nachtrag: Hier mein kurzer Lese-Tipp für den Otherland-Buchladen in Berlin.

Es gibt (mindestens) zwei Gründe, warum die zwischen den Jahren 1946 und 1959 erstmals auf Englisch erschienenen ersten drei »Titus«-Romane von Mervyn Peake als bemerkenswerte und außergewöhnliche Klassiker gelten. Erstens: Der Maler, Illustrator, Dichter und Unsinns-Lyriker Peake hat ein einzigartiges Literatur-Kunstwerk geschaffen, das seine Leser herausfordert und verführt, so wie es die gewohnten Grenzen verwischt, die zumeist zwischen anteilnehmendem und spottendem Humor, zwischen unheimlicher Verrätselung und sinnlicher Verzauberung der Welt angenommen werden.

Mit den ersten beiden Romanen, Der Junge Titus und Im Schloss, versetzt uns Peake in sein großes, komplexes und launenhaftes Prosa-Gemälde der umfangreichen und undurchschaubaren Gemäuer von Gormenghast und seiner sich ausnahmslos mehr oder minder durch Grillen und Ticks auszeichnenden Bewohner. Die Eigenwilligkeit und Exzentrik von Peakes Schöpfung, seiner Sprache und seiner episodisch-vertrackten Erzählweise sind sicherlich Hindernisse für Leser, die eine klare, von A nach B erzählte Geschichte erwarten. Verführerisch und bereichernd für jeden, der genug Geduld und Feinsinn aufbringt, ist aber die bildmächtige Wucht und die Zärtlichkeit dieses Weltenbaus, in dem vereinzelte Sehnsuchtsfunken und mächtige Leidenschaftsflammen der Aufsässigkeit und Rebellion gegen ritualisierte Traditionsfesseln aufbegehren.

Der dritte Band, Der Letzte Lord Groan, und vierte (im Nachlass gefundene und von Peakes Witwe Meave Gilmore komplettierte), Titus Erwacht, begleiten den Titelhelden auf seiner Odyssee durch die Gefilde jenseits von Gormenghast. So wie die ersten beiden Bücher auf groteske und amüsante Weise eine alte, im Sterben befindliche, monarchische Welt heraufbeschwören, spiegeln die beiden Folgeromane die moderne Welt Mitte des letztens Jahrhunderts wider. Titus irrt ziellos wie ein Spielball umher, wird einerseits gescheucht, verführt und erretet von Frauen, Revoluzzern, Soldaten, Entdeckern, Wissenschaftlern und Verbrechern sowie angetrieben von seiner Sehnsucht danach, seinen Platz in der Welt zu finden.

So sehr man sich über die durchgesehene und schön gesetzte Neuausgabe freuen darf, bleibt die Umschlaggestaltung ein Grund, sich ratlos am Kopf zu kratzen. Die knalligen rot-, grün-, violett- und orangefarbigen Schutzumschläge verfehlen nicht nur die Stimmung der Bücher, sie erschweren die Lesbarkeit der Titel-Schriftzüge. Ornamentales Geschnörkel erinnert unangenehm an ›Arschgeweih‹-Ästhetik und die nicht zum Inhalt passenden Motive wurden von einer Person zusammengestellt, die offenbar nur flüchtig in den Romanen geblättert hat. — Schade auch, dass die Gelegenheit nicht genutzt wurde, deutschen Lesern endlich die zu den Titus-Geschichten zählende Novelle »Boy in Darkness «zugänglich zu machen.

Als Fazit sei die zweite Betrachtungsweise erwähnt, welche die Einzigartigkeit und große Errungenschaft zutage treten lässt, die Mervyn Peakes Romane darstellen: Die »Titus«-Bücher sind glänzende und einflussreiche Meisterwerke einer ›anderen‹ Fantasy-Tradition, deren Güte und Wert sich vor allem im Kontrast zu den Klassikern des Genres zeigt, die bis heute das Bild der Fantasy prägen.

Buchregal-Führung (3): Diverses & Schnellzugriff

Eintrag No. 731 — In schneller Zugriffshöhe meines nord-östlichen Billy-Regals (einem 80-er) befindet sich eine der Mischkulanz-Abteilungen, in der alles mögliche zu finden ist: Bücher, die ich vor kurzem gelesen habe; Bücher, die ich bald mal lesen will; Bücher, die ich angefangen, aber zur Seite gelegt habe, weil ich (ADHS-Übererfüller, der ich zuweilen sein kann … was? … Moment … worum geht’s nochmal? … ach ja — oh! Kabanossi!) von einem anderen Buch abgelenkt wurde; Bücher, in denen ich gerne hin und wieder blättere.

Links gehts los mit vier dollen Bänden von Gerstenbergs Visueller Enzyklopädie (Neuzeit, Mittelalter, Altre Kulturen, Erdgeschichte & Evolution). Nebebei: ist diese Reihe eingestellt wordern? Wenn ja, wäre das eine Schande! — Zum zwischendurch mal Blättern: Friedells »Kulturgeschichte der Neuzeit« (Schutzumschlag war so hässlich, dass ich einen selber improvisiert habe); Kischs Anthologie »Klassischer Journalismus«; »Wie man ein Buch liest« von Adler & Van Doren; und »Bücher, die die Welt verändern« (= »Printing and the Mind of Man«, 1967). — Will ich bald lesen (= Wibl): »Tod in Bagdad« von Wolfgang Günter Lerch; Lese ich immer wieder gerne: »Iden des März« von Thornten Wilder. — Nun einige Belegexemplare von Golkonda (u.a. »Kahlschlag« von Joe R. Lansdale) und Shayol, sowie Simon Spiegels Buch über Todorovs Phantastik-Theorie, die alle eigentlich mal einen würdigeren Platz (z.B. bei meinen »Magira«-Belegexemplaren) verdient hätten — Wibl: Frank Böhmerts Kurzgeschichten & Romandebüt. — Vor kurzem gelesen: 2 x Kurzgeschichten aus dem Shayol-Verlag (»Raumanzüge & Räuberpistolen« und »Das Flüstern zwischen den Zweigen«).
— Dazwischen völlig planlos van den Booms »Tentakelschatten«. — Die neue deutsche Ausgabe der ›Titus‹-Bücher von Mervyn Peake, eine englische Sammlung mit Peake-Kurzgeschichten, sowie der Bildband »The Man and His Art« zu Peaks künstlerischen Schaffen. — Zwei Bildbände zum Werk von Alfred Kubin, die Neuausgabe von »Die andere Seite« und zwei Bände verschiedener Kubin-Schriften .

Oben liegen die ›Henri Quatre‹-Romane von Heinrich Mann (wibl); die kürzlich gelesenen Bücher mit ›Buffy‹-Essays aus dem Verbrecher Verlag, mit Essays von David Foster Wallace, dem Debüt von Charles Yu; der Begleit-Band zu Thomas Manns ›Joseph‹-Quatro, die dolle »Theorie-Apotheke« von Jochen Hörisch und (angefangen) der zweite Band von Thomas Plischkes »Die Zerrissenen Reiche«. — mittig liegt immer die neueste, noch nicht gelesene Nummer von »20th Century Boys«.

Es geht weiter mit dem, was hier in der zweiten Reihe steht.

Gelesen und noch nicht gescheit wegsortiert: Haefs »Die Rache des Kaisers«; Heitz »Die Mächte des Feuers«; die englischen »Scott Pilgrim«-Comics; Sloterdijks »Philosophische Temperamente«. — rausgezogen und falsch aufgeräumt: Spotos Hitchcock-Biographie; die neue platzsparende Fischer-TB-Ausgabe von Michael Walters »Tristram Shandy«-Übersetzung; englischer »Hagakure«-Auswahlband; ein Kelly Link-Kurzgeschichtenband (eigentlich Andreas; ich hab »Magic For Beginners« als eBook).

Angelesen und erstmal zur Seite gelegt: Bolanos »2666«; Buch 2 bis 4 von Manns ›Joseph‹-Quatro (Buch 1 liegt auf dem Sofa-Tisch) und sein »Zauberberg«; Murakamis »Hardboiled Wonderland«; Harrisons »Licht«, Band 1 der TB-Ausgabe der Strugatzki-Brüder. — Und auf Vorrat für den zweiten Anlauf besorgt, und weil ich es vom Übersetzer signieren lassen konnte: Eriksons »Die Gärten des Mondes«.

»Eine andere Welt« (16) – Kap. XIV: Die Kunstausstellung der Marionetten von Grandville & Plinius dem Jüngsten

Eintrag No. 730Zur Inhaltsübersicht.

Die Illustrationen einer alten französischen Ausgabe habe ich dem flick-Album von blaque jaques entnommen.

XIV. Die Kunstausstellung der Marionetten.

Die Kunst, die Kunst ist heilig! Sämmtliche Berichte.

Weiter Nichts als die Fortsetzung des Vorhergehenden.

»Wie?«, sagte Schwadronarius zu sich, »es gibt also überall Akademien und ein Comité übt hier wie auf der Erde sein Recht über Leben und Tod von Kunstwerken aus. Auch hier werden gute Bilder verworfen und schlechte mit dem Preise belohnt und angekauft und Dame Fortuna treibt ihr loses Spiel bis zu Ende dieses Trauerspiels, indem sie noch zu guter Letzt Vulcan, wie er Mars und Venus ertappt, einem Priester, Leda mit dem Schwan der Vorsteherin einer Töchterschule oder das Portrait des heiligen Ignatius einem Generalsuperindentenden zuwirft. Ihr armen Künstler, wie seid Ihr zu bedauern!«

In demselben Augenblick wurden drei Frachtwagen voll von Meisterwerken im Hofe des Gebäudes, in welchem die Ausstellung Statt fand, abgeladen. Es waren Gemälde der berühmtesten lebenden Künstler, die erst ankamen, als die Ausstellung schon begonnen, und dadurch nach weiser Berechnung die Aufmerksamkeit des Publicums auf sich ziehen mussten. Einer jener großen Meister, der schon seit langer Zeit den Genius noch dem Ellenmaße zu schätzen pflegte, hatte sogar die Erlaubnis erhalten, die Tor- und Türflügel ausheben zu lassen, da sein unsterbliches Werk zu groß war, um auf gewöhnlichem Wege in den Saal zu gelangen.

Es war ein Stossen, Drängen, Treiben, im Hofe wie in den Gemächern, wovon man sich keinen Begriff macht. Tapezierer nagelten den Ruhm der Künstler fest; Tagelöhner schleppten ihn auf den Schultern herbei; dazwischen Maler, die sich schon an dem Strahlenschein ihrer Unsterblichkeit sonnten, welche die Journalreferenten ihnen fest versprochen, verkannte Genies, deren außerordentliche Leistungen durch die Kabalen der Akademiker zurückgewiesen worden, Gaffer und Recenzenten, Kunstfreunde und Kunsthändler; Alle trieben sich bunt durch einander und erwarteten mit Ungeduld den Augenblick, in welchem das Heiligtum der Künste dem Publicum zugänglich fein würde.

Endlich schlug die heißersehnte Stunde; Alles eilte herbei und Schwadronarius sah sich plötzlich, wie durch ein Wunder, von der Menge getragen, in den Salon versetzt.

Einer seiner Nachbarn ließ seinen Catalog fallen, setzte aber, seltsamer Weise, seine Wanderung durch die Säle fort, ohne sich im Mindersten darum zu kümmern. Schwadronarius hob den gedruckten Führer auf, und suchte in demselben nun eifrig diejenigen Nummern, die seine Aufmerksamkeit besonders fesselten. Es waren nur solche, welche die Marke »Preisstück« oder »Verkauft« trugen und deren nähere Beschreibung wir hier folgen lassen.

Verzeichnis der in der 1777 Ausstellung der Königlich Ypsilonischen Akademie zu Tezett befindlichen Werke der Kunst.

Raphael Weiß aus Sandathen, gegenwärtig in Tiberias. 100. »Der Engel der Vernunft, der Gottes Gnade für das Comité anfleht.«

Caspar Grünkohl aus Krautstadt. 200. »Virgils Eloge«: Tityre tu patulae recubans sub tegmine fagi Sylvestrem tenui musam meditaris avena. {Anfang der ersten Ekloge von Virgil: Tityrus, unter dem Dach der gebreiteten Buche gelagert; Sinnst du, ein ländliches Lied zarthalmigem Rohr zu entlocken.}

Jeremias Bibeler aus Mühlnachflorenz. 410. »Der Durchgang durch das Rote Meer.«

Fortunio Zange aus Sandathen. 329. »Torsos zweier Vestalinnen.«

Herrmann Maienlust aus Dusselstadt. 802. »Kinder, die mit Maikäfern spielen«. Der kunstreich geschnitzte Rahmen hat die Inschrift: Maikäferlein, des Frühlings Kind, Das sich von Grase nähret lind, Ist schöne Zierde der Natur Und Lust der Jugend auf der Flur.

Nicolaus Hundepieter aus Zaanredam. 101. »Tobende Wellen«. — (Preisstück)

Michael Lack aus Fabrikenlust. 1843. Deckel einer Tabaksdose, das Jüngste Gericht darstellend, auf Porzellan gemalt.

Hans Bräunler, Hofmaler des Fürsten von Hammeldorf. 130. Rückenbild der Frau von Icks! — Lebensgröße, in Öl all prima, in drei Minuten gemalt. — Eigentum des Originals.

Narciß Scheidwasser aus Goldstadt. 9999. Außerordentlich kunstreich gearbeiteter, in Holz geschnitzter Rahmen, mit galvanoplastischer Vergoldung. Anm. Zu der Vergoldung wurden 1379 holländische Ducaten aufgelöst und verwandt.

Johann Maria Nepumuk Malz aus Bierheim. 600. »Der Zeitungsleser«

•••

Brillen und Lorgetten, Operngucker und Augen, Jedes bewundert diese Meisterwerke auf seine Weise. An der Tür wird das Kunstblatt, redigiert von einer Gruppe von Pinseln, feilgeboten. Schwadronarius kauft sich ein Exemplar. — Erst seit zwei Stunden ist die Kunstausstellung geöffnet und der Schußbericht des Referenten schon gedruckt hier zu lesen. Es heißt darin unter Anderem:

Die vorjährige Kunstaustellung war bei Weitem großartiger. Unsere berühmtesten Maler haben Nichts eingesandt. Die Kunst ist furchtbar in Verfall, sie liegt in den letzten Zügen, sie sank in die alte Barbarei zurück.

Ferner:

Unvergleichlich ist das Bataillenstück {= Schlachtenbild} unseres großen Meisters Johannes Mischlein. — Welche Verwirrung, welcher Kampf, welcher Wirbel, welcher Orkan der Leidenschaft! Wütende Häupter, drohende Arme, Säbel, Piken, Pallasche, Alles scheint zu leben, Alles tritt aus dem Bilde heraus. — Die Aufseher werden wohl tun dafür zu sorgen, dass die Zuschauer diesem erhabenen Bilde nicht zu nahe kommen; Unfälle würden unvermeidlich sein.

Als man heute Morgen ein Fenster öffnete, um eine Dame die von der Hitze ohnmächtig geworden war, frische Luft schöpfen zu lassen, flogen einige Sperlinge herein und wollten sich auf die Bäume der Landschaft Nr. 3734 von Heinrich Saftgrün aus Dusselstadt setzten, welche einen Kirschenberg darstellt, und die Kirschen anpicken. Das Bild, das der Meister einer russischen Fürstin und großen Kunstfreundin abgeschlagen, die ihm hunderttausend Rubel Silber dafür geboten, um es seinem Vaterlande zu erhalten, lief große Gefahr sehr beschädigt zu werden, denn die Sperlinge liessen sich mit außerordentlicher Mühe vertreiben.

Ein Sonnenaufgang von dem genialen jungen Künstler Andreas Glutschein, der eben erst aus Tiberias zurückgekehrt ist, blendete die Beschauer dermaßen, dass sie die Augen schützen mussten, um das Meisterwerk mit Genuss betrachten zu können.

Leider hat unser berühmter Austerfalk dies Mal nur ein einziges Stillleben eingereicht, ein Messerchen und eine zerschnittene Zwiebel auf einem Tischchen darstellend. — Es ist für den geringen Preis von 200 Hansd'or Eigentum des großen Kunstfreundes, des Grafen von Ricksstumpfgoldhausdorf auf Serbenhochstadthausen, geworden und bestimmt, dessen neu erbauten Speisesaal als Hauptschmuck zu zieren.

Was die Werke der Sculptur betrifft, so erwähnen wir nur »Der Finger Gottes«, ein gigantisches Werk, dessen Origialität die schönsten Conceptionen der Antike und des Cinquecento wie der Renaissance weit überflügelt. Der Meister Wilibald Haumeister hat zwanzig volle Jahre seines Lebens darauf verwandt und es erst heute Morgen mit besonderer Erlaubnis im Saale der Ausstellung selbst vollendet; eine unerhörte Gunst, in welcher man deutlich den Finger Gottes sieht. — Auch sagt man, dass Se. Majestät unser allerfrömmster König es nicht allein gekauft, um den Eingang der Hofkirche damit zu schmücken, sondern auch sogleich das noch fehlende notwendige Seitenstück, »Das Auge der Vorsehung«, bei dem großem Meister bestellt habe. Möge eine höhere Macht ihm Kraft und Gesundheit verleihen, dass er dies unsterbliche Werk — dereinst der größte Schmuck unserer sich reich ausgestatteten Residenz — glücklich ausführe!

»Wahrlich!«, rief Schwadronaius, »das nenn’ ich unparteiische Kritik!«

Unser Neugott wähnte noch auf Erden zu fein und überzeugte sich erst von seinem Irrtum, als er in einen Saal kam, vor dessen Betreten Kinder und Damen gewarnt wurden. Desto schlimmer für sie, wenn sie sich doch hinein wagten! Dieser Saal war allein für die schalkhaften Werke bestimmt, man sah hier die Kunst im Bade und die Muse im Morgenanzuge. Ehe Schwadronarius näher trat, gewahrte er noch zwei unglückliche Künstler, deren Arbeiten in Folge einer akademischen Intrigue so hoch hingen, dass sie selbst den Kopf von hinten mit dem Stocke stützen mussten, denn sie hätten sonst leicht das Genick brechen können, ehe sie noch ihre eigenen Leistungen erblickten.

Schwadronarius wollte eben jene schalkhaften Werke näherer Betrachtung unterwerfen, da schlug es drei und man zeigte ihm, wie dem gesammten Publicum, höflich die Tür.

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»Eine andere Welt« (15) — Kap. XIII: Das Reich der Marionetten von Grandville & Plinius dem Jüngsten

Eintrag No. 726Zur Inhaltsübersicht.

Die Illustrationen einer alten französischen Ausgabe habe ich dem flick-Album von blaque jaques entnommen.

XIII. Das Reich der Marionetten.

Die Faust macht den Maler. Michel Angelo.

Dieser Abschnitt muss unbedingt gelesen werden, denn man erfährt durch denselben Nichts über das Gliedermännchen und ebenso wenig über das Land, in welchem das Feuer kein Feuer ist.

Schwadronaius konnte also seine Cigarre nicht anzünden, was für einen Raucher sehr unangenehm ist, wohl aber sah er das Gliedermännchen, das ein anderes Licht in das Transparent setzte, worauf es alsbald Tag ward.

»Das Gliedermännchen sieht sehr gescheit aus«, dachte unser Neugott, »ich werde mir Belehrung und Feuer von ihm erbitten.«

Der kleine Gliedermann machte einige Mal »Britt«, und dann einige Sprünge. Schwadronarius mit seinem Götterverstande begriff gleich, dass das heißen sollte: »Folge mir!«, und tat demgemäß.

Sie traten zuerst in einen großen Saal, der das Licht durch Blendrahmen erhielt. Aufgespannte Leinwand, Gypsabgüsse, Tabakspfeifen an der Wand, alte Waffen und Rüstungen ließen vermuten, dass hier ein Maler-Atelier sei. Wirklich gewahrte Schwadronarius auch drei Maler, die eifrig fortarbeiteten, ohne sich um die Anwesenheit eines Fremden zu kümmern.

Der Erste, nachlässig auf einem niedrigen Lehnsessel hingestreckt, rauchte und sah dabei nach der Decke, während sein rechter Fuß mit der Sicherheit eines Meisters auf der Leinwand hin und her fuhr. In wenigen Schritten vollendete er ein Gemälde von mehr als sechzig Figuren.

Neben diesem Fußkünstler malte der zweite Meister, von seinen Zeitgenossen Schwanzpinsel genannt, binnen wenigen Minuten eine Schlacht von zehn Fuß im Quadrat und gönnte sich kaum die Zeit sich umzudrehen, um neue Farbe mit dem Pinsel zu nehmen.

Der dritte Künstler, dem das Gliedermännchen besondere Aufmerksamkeit widmete, hatte nur eine Pfote, aber sie wog sechs Hänse auf; er hieß Pfotenfaust und war Meister im Portrait.

In einem anderen Atelier dicht daneben ritt ein Maler auf einem raphaelischen Steckenpferde und decalquirte {= Umpausen einer Zeichnung z.B. auf Lithographiesteine} Nichts als Beine und Ohren auf alten Bildern. Er war ebenfalls ein berühmter Meister, denn er schleppte einen langen Schweif von Schülern mit sich.

Schwadronarius sah zufällig durch ein Fenster des Ateliers, welches eine freie Aussicht auf eine Landwirtschaft gewährte, und wurde hier zwei Landschaftsmaler gewahr, die mit brennendem Eifer den Strahlen einer nicht minder brennenden Sonne ausgesetzt sich abmühten, Studien von Reisbeeten nach der Natur aufzunehmen.

Zu seiner nicht geringen Verwunderung erfuhr er, dass einer dieser beiden gewissenhaften Künstler drei volle Jahre damit zugebracht, eine Vogelscheuche in allen möglichen Beleuchtungen zu studieren.

Allen diesen so emsig — wie Ameisen, die von einem Gewitter bedroht werden — arbeitenden Malern lag daran, ihre Bilder zu dem für die Preisbewerbung unwiderruflich gestgesetzten Termine zu vollenden, denn sie sahen im Geiste schon die Gestalt ihres blinden und tauben daher unparteiischen Preisrichters vor sich.

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»Eine andere Welt« (14) — Kap. XII: Wie im Tiergarten! von Grandville & Plinius dem Jüngsten

Eintrag No. 722Zur Inhaltsübersicht.

Die Illustrationen einer alten französischen Ausgabe habe ich dem flick-Album von blaque jaques entnommen.

XII. Wie im Tiergarten!

Nach Sevilla! Nach Sevilla! Clemens Brentano.

Sandsteinbildsäulen, Bäume, die Sande nicht gedeihen, Kot, Staub.

Seidene Kleider, Sammethüte, seltsame Frisuren und eben solche Fußbekleidungen. Ein Mann, der sich stolz von einem Hunde an der Leine fortziehen lässt, auf dessen Halsband man die Inschrift liest: »Ich gehöre dem Grafen Alcibiades von Neu-Foundland.«

Dandies auf den Fußsteigen, vorrüberrollende Wagen, einige niedrig wie Lehnstühle auf vier Rädern, andere so hoch, dass der Kutscher auf dem Bocke dem Wetterhahn auf dem Turm einer Dorfkirche gleicht.

Auf jeden Fall befinde ich mich in einer Hauptstadt. Aber in welcher? That is the question.

Ich mag noch so scharfe Blicke durch die Kutschenfenster werfen, ich sehe nichts als Perücken oder Hüte auf Holzköpfen und in einigen Wagen Gliederpuppen, die mit dem größten Luxus und der größten Sorgfalt angeputzt sind.

Es scheint hier zu Lande Mode zu sein, sich auf den öffentlichen Promenaden durch Stellvertreter von Holz, Gyps oder Wachs repräsentieren zu lassen. Man zeigt sich elegant im Bilde: Kleider, Kopfputz, Shawls, Diamanten, Alles was die Schönheit, den Reichtum, den Luxus und den Geschmack einer Person zur Erscheinung bringt, ist vorhanden, nur sie selbst ist abwesend. Es gibt kein geistreicheres Mittel, sich öffentlich ohne alle Mühe zu zeigen. — Wozu auch die Person, die ist überflüssig. — Man begibt sich ja nur auf die Promenade um neue Moden zu sehen. — An die Feierlichkeiten der Mode denkend rief der Prophet: »Gliederpuppen! Alles ist Gliederpuppen!«

Das gewahre ich auf der Chaussee! Lustwandelnde Halbstiefelchen, Röcke, die die Nase hoch tragen und Mantillen den Arm reichen, Stiefel, die den Hut keck auf das linke Ohr setzten, kurz eine Fortsetzung desselben Systems. Die Schneider, Hutmacher, Schuster, Modehändler haben das Mittel gefunden, die Menschen wegzulassen, die ihnen als Aushängeschilder dienten, und das Aushängeschild hat sich vereinfacht und ist Mensch geworden.

Endlich finde ich einen Menschen unter so vielen Gliederpuppen, ein Unbekannter näherte sich mir, eine Reitpeitsche in der Hand, und zwingt mich, eine vorrüberreitende Amazone zu bewundern.

»Es ist die Gräfin von Haferlust«, erzählt er mir, »die erste Reiterin ihrer Zeit; sie hat eine Maschine mit Doppeldruck erfunden um die Jokeis mager zu machen. Sie können an dem ihrigen des Resultat ihres Systems sehn. Das Pferd, das sie reitet, ist der Blitz vom Donner und der Aurora, das ihres Jokeis Diana, von Actaeon und Iphigenie; edlere Rosse gibt es nirgends, nirgends echteres und graziöseres Vollblut.«

Ich muss mich in einer außerordentlich gebildeten Hauptstadt befinden; selbst die Pferde zeigen ihre Ahnen auf! — Aber genug davon; verlassen wir den zudringlichen Cicerone und gehen wir zu Tische.

Das Beefsteak, das ich mir hatte geben lassen, war weiter Nichts als eine sinnige Anwendung des Caoutschuk für die Ernährung des Menschengeschlechts. Ich bin nicht ganz außer Sorge über die Folgen meines Mittagsmals. — Indessen, was ist zu tun, lesen wir die Zeitungen; die Politik befördert die Verdauung.

»Kellner, die Zeitung!«

Der Kellner bringt mir das Modejournal. —

»Nicht doch, ich will ein politisches Blatt.«

Der Wirt selbst belehrte mich, dass das Modejournal die einzige politische Zeitung sei, welche hier erscheint und von der conservativen Partei herausgegeben wird; zwar haben die Liberalen auch die Concession erhalten, ein Blatt zu gründen, diese Concession ward ihnen aber bereits nach der Ausgabe des Prospectus wieder entzogen, da derselbe eine Stelle, in welcher die Censur gelobt wurde, enthielt, denn das Princip der Regierung ist, das Volk müsste stets tun, als wisse es gar Nichts von der Existenz der übrigens in diesem Lande sehr strengen Censur. Darauf machte er mich mit der Constitution des Staates bekannt, in welchem ich die Ehre habe mich zu befinden. Für die größten Dichter gelten hier die Verfasser der besten Rebus, die Referenten über die Moden werden am meisten gelesen, und sämmtliche Staatsmänner müssen, ehe sie in die höheren Dikasterien treten, als Practicanten bei einem Schneider gearbeitet haben. Der Landtag zerfällt in zwei Kammern, welche sich versammeln, um über die vom Ministerium vorgeschlagenen neuen Moden und Kleiderschnitte zu beraten. In diesem Augenblicke hatte die Opposition einigermaßen den Sieg davongetragen in einer Debatte über die Camails-Paletots {= der Mantel, den der Herr im letzten Bild dieses Kapitels trägt}, deren Annahme die ministerielle Seite heftig bekämpfte. Die Minister waren nahe daran ihre Entlassung einzureichen; wenigstens gab das der leitende Artikel im »Modejournal« deutlich zu verstehen. Er lautete folgendermaßen:

Mühlbachflorenz, am u. f. w. Die Opposition hat einen Sieg davongetragen, dessen Folgen dem ganzen Staate sehr gefährlich zu werden drohen. Schon bei der Motion hinsichtlich der Palatinen {= Stellvertreter des Königs} mit Hermelinchenschwänzchen für die Referendarien liess die radicale Partei ihre Absichten durchschimmern. Die Kleiderordnung soll umgestossen und die Vermischung der Trachten proclamiert werden. Ein so gefährliches System kann unmöglich Geltung erhalten; die Gutgesinnten werden sich dagegen verbinden und wir fordern alle wohlmeinenden Bürger auf, unserer Ansicht beizutreten.

Das Ministerium ist entschlossen die Kammern aufzulösen und neue Wahlen vornehmen zu lassen. »Festigkeit, Mut, Einigkeit!«, das sei unser Wahlspruch; die Nation mus den Camail-Paletot verwerfen. Die Geschlechter dürfen unmöglich die sie unterscheidende und characterisierende Tracht aufgeben; schreckliche Verwirrung würde die Folge sein, aber nimmermehr soll die Hydra der Anarchie ihren tausendköpfigen, scheußlichen Hals zu erheben wagen.

Wir benutzen diese Gelegenheit unseren Lesern mitzuteilen, dass die gestreiften Unaussprechlichen noch immer gern gesehen werden und dass der Erfinder der Geheimratstinktur, um das Ausfallen der Haare und Zähne zu verhüten, ein Patent und die Stieglitzmedaille für Mode und Schönheit, mit der Erlaubnis zum Tragen am graugelben Bande, erhalten hat.

Kaum habe ich diesen Artikel zu mir genommen, so bringt mir der Kellner eine noch feuchte Flugschrift der Oppositionspartei, getitelt: »Über die bürgerliche Kleiderfreiheit«, mit dem Motto, »Jeder ist sein eigener Schneider!«, in der ich nachstehenden Passus finde:

Die Nation wird bei ihrem feinem Geschmack schon wissen, auf wessen Seite sie tritt, wenn die Regierung wirklich so unüberlegt handelt, die Kammern auflösen zu wollen. Unsere Frauen lieben das Vaterland und werden, wir zweifeln nicht daran, mit patriotischer Gesinnung die Männertracht anlegen; die Edelsten des schönen Geschlechtes beginnen schon mit Meerschaumpfeifen und Ischibouts {= Chibouque: türkische Tabakspfeife mit langem Rohr} an öffentlichen Orten zu erscheinen. — Kann es ein schöneres Attribut für sie geben als den feinen, weißen Meerschaum, dem Venus selbst entstieg? Eben so wird der Camail-Paletot den Frack verdrängen und wir haben einen großen Schritt weiter getan, unserem erhabenen Ziele entgegen: der Gleichheit der Geschlechter, die die einzige gesunde Basis aller Politik ist.

Wir ergreifen eifrig die Gelegenheit, die Nation darauf aufmerksam zu machen, dass ein echter Vaterlandsfreund mehr gestreifte Unaussprechliche {= Umschreibung für Männer-Dessous, enganliegende Strümpfe} trägt, und warnen sie zugleich vor der Geheimratstinktur, die gerade befördert, was ihr talentloser Erfinder zu verhindern prahlerisch sich anmaßte.

»Glücklicher Puff!«, rief ich, als ich auch dies gelesen hatte, »du nährst dich mit Caoutschuk statt mit Beefsteak und wrist als Augenzeuge einer Staatsumwälzung beiwohnen!«

(Fortsetzung nächstens)

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»Eine andere Welt« (13) — Kap. XI: Eine Reise in den April von Grandville & Plinius dem Jüngsten

Eintrag No. 719Zur Inhaltsübersicht.

Die Illustrationen einer alten französischen Ausgabe habe ich dem flick-Album von blaque jaques entnommen.

XI. Eine Reise in den April.

Erfinden heißt Reisen. Aus den Briefen eines Verstorbenen.

Im April pflanz’ Deinen Kohl Und hüt’ Dich vor deinen Freunden wohl. Wetterregel des illustrierten Almanachs.

Wie Puff sich gezwungen sah, der Erfindung von künstlichen Gemüsen zu entsagen, und eine sehr lange Reise auf dem Papiere machte.

Attila stirbt, erstickt in seinem Bette an den Folgen einer Indigestion {= Verdauungsstörung}, und die Herrschaft der Welt entschlüpft ihm; ein vorrüberschreitender Esel weidet die Distel ab, und die Pflanzen bleiben unter dem Joch der Menschen. An solchen Fäden hängt das Geschick der Staatsumwälzungen!

Philosophische Betrachtungen nähren die Seele, aber nicht den Leib. Das begriff Puff sehr wohl, als er das Haupt der Verschworenen vom Kinnbacken eines Esels zermalmen sah, und dachte nun darüber nach, was er beginnen solle, da es mit dem künstlichen Gemüse Nichts war. Da fiel ihm plötzlich ein, dass er in den schönen Wissenschaften noch Nichts unternommen hatte. Von der theoretischen Kochkunst bis zur Nationalliteratur ist es nur ein Schritt. Die Reisebeschreibungen sind in der Mode, Reisebriefe, Reiseblätter, Reisenovellen, sagte Puff: schreiben wir Reise-Papyrus; das ist ein prachtvoller Titel, er hat so etwas Geheimisvolles! Das bringt mir schon ein Mittagsessen ein. Den Titel habe ich, jetzt nur noch einen Verleger und das Buch ist fertig.

Wenig Tage nachher zeigten schon alle Leihbibliotheken als vorrätig an:

Reise-Papyrus Ausflug in den April. Von Piff-Paff-Puff, Doctor der Weltweisheit und der Waidmannskunst.

Wir wollen unseren Lesern das Leihgeld sparen und ihnen einige Capitel aus diesem interessanten Werke gratis mitteilen.

Sieben und dreißigstes Capitel. Die Fischnovelle

Was lockst Du meine Brut? Goethe.

Noch viel practischer als die Regenschirmstöcke sind die Eisenbahnstöcke auf Reisen. Wenn man müde wird von der zu raschen Bewegung, so nimmt man die Schienen unter den Füssen fort, klappt sie zusammen, steckt sie in das elegante Stockfutteral, stützt sich darauf und wandelt behaglich weiter, seine Eisenbahn in der Hand haltend. So machte ich es heute Morgen, um ganz nach Gefallen den Krümmungen eines Flüsschens mit blumenreichen Ufer in dem von mir neu entdeckten Tale, zu folgen.

Mich meinen Träumen hingebend kam ich auf dieser Wanderung endlich an ein natürliches Wehr, wo das Wasser von Klippen herabstürzte, um sich klar und durchsichtig in einem Becken zu sammeln. Plötzlich hörte ich lautes Gelächter in meiner Nähe; ich verbarg mich hinter einem Schirm von Pappeln und Weiden und wollte von hier aus den Faun belauschen, der die Najade verfolgte. Es war mir interessant die Mythologie auf der Tat zu ertappen, und ich hielt mich daher ganz still.

Aber — wer beschreibt mein Erstaunen! — ich erblickte statt der Faunen eine Bande lustiger, geschwätziger Fische, die das Sprückwort: »Stumm wie ein Fisch«, Lügen straften.

»Fressen Fische Könige?«, rief ich mit Müllners längst verschollenem Yngurd aus, als ich die schuppige Gesellschaft — dies Mal in der größten Stille — ihre Angelhaken mit Köder versehen in das Wasser werfen sah.

In weniger als einer Minute zog ein junger roter Fisch seine Angel herauf, an deren Ende ein hübsches Weibchen zappelte, das eine Diamantnadel schon mehr als halb verschlungen und sich daran gefangen hatte. Ich richtete nun die Blicke auf den Teich und sah ihn voll Männer und Frauen, deren Bewegungen ich bei der Klarheit des Wassers genau beobachten konnte. Sie schnappten sämmtlich gierig nach dem Köder, der ihnen hingehalten wurde und sehr verschiedenartig aus Orden, Epaulettes, Goldbörsen, Titeln, Ehrenzeichen bestand, nach welchem sie aber mit wahrem Heisshunger bissen.

Jetzt wurde ich inne, dass ich mich in einem verzauberten Walde befand; das Laub waren harte Taler, die Früchte Goldbarren. Ich hoffte nun menschliche Vögel und Schmetterlinge mich umflattern zu sehen, aber meine Gegenwart verscheuchte sie wahrscheinlich.

Nach Verlauf von einer halben Stunde waren die Fische mit ihrem Fange fertig; sie füllten die Körbe, schulterten die Angelruten und zogen fort, und bald trug nur noch das schwache Echo den Refrain des bekannten Chors aus der »Stummen von Portici« zu mir her:

Still, still! Dem Meertyrannen Gilt die kühne Jagd!

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