molochronik

Molos Wochenrückblick No. 42

Eintrag No. 702 — Diesmal mit weniger Links, dafür um so mehr Kultur-Meldungen aus dem Haushalt.

Zitat: Gefunden am letzten Dienstag als Tagesspruch des diesjährigen »Raben«-Kalenders. Wunderschönes auf den Punkt bringen der tatsächlichen Entwicklung einer erfolgreichen Wirtschaftsform.

Der Kapitalismus basiert auf der merkwürdigen Überzeugung, dass widerwärtige Menschen aus widerwärtigen Motiven irgendwie für das allgemeine Wohl sorgen werden!
Capitalism is the astounding belief that the most wickedest of men will do the most wickedest of things for the greatest good of everyone.
— John Maynard Keynes (zitiert von Michael Alpert in »Moving Forward: Programme for a Participatory Economy« {2000}, wahrscheinlich eine Paraphrase eines Satzes von Sir George Schuster in »Christianity and human relations in industry« {1951})

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Lektüre: Vergangene Woche habe ich drei ›kleinere‹ Werke geschafft.

Lewis Carroll (Text) & Mahendra Singh (Illustrationen): »The Hunting of the Snark«Nummero Eka: Schon in Wochenrückblick No. 17 empfohlen, mittlerweile ist’s erschienen, wurde endlich von mir bestellt und verköstigt: die von Mahendra Singh illustrierte Ausgabe von Lewis Carrolls unsterblicher Ballade »The Hunting of the Snark«. Das klassische Non-Sense-Poem von Carroll aus dem Jahre 1876 gehört zu meinen Allzeit-Lieblingstexten. Wem die Originalfassung zu schwer ist, dem sei die Übersetzung von Klaus Reichert ans Herz gelegt (die Insel Taschenbuch-Ausgabe ist zweisprachig und enthält auch die klassischen Illustrationen von Henry Holiday).

Was Mahendra Singh geschaffen hat, ist nichts weniger eine fruchtbare Comic-Neudeutung dieses Klassikers als proto-surrealistisches Meisterwerk. Immerhin schafft Carrolls Non-Sense eine den Ambitionen vieler Surrealisten ähnliche Stimmung, nämlich eine ungewöhnliche, vielleicht sogar befreiende traumdurchwirkte Sicht auf die Wirklichkeit anzuregen, und so tummeln sich in Singhs fein, fast schon fragil gezeichneter Fassung Anspielungen auf Klassiker wie Salvador Dali, Alberto Savinio, Giogio de Chirico und (meinem speziellen Liebling) René Magritte, aber auch solcher Kunstschaffenden, die sich später von Carroll und den Surrealisten inspirieren ließen, wie den Beatles, Douglas Adams und George ›Krazy Cat‹ Herriman.

Lewis Trondheim: »Nichtigkeiten 1 – Der Fluch des Regenschirms«, Reprodukt 2011.Nummero Deux: Seit ich den ersten Comic von ihm gelesen habe (das war 1998 »Die Fliege«), wurde der bemerkenswert produktive Lewis Trondheim zu einem regelmäßigen Aufheiterer meines Lebens. »Nichtigkeiten 1 – Der Fluch des Regenschirms« ist 128 dick und liefert tagebuchartige Einseiter-Gägs, unter anderem übers die Anschaffung von Katzen; die Verleihung des großen Comic-Preises; Reisen nach Edinburg und die Insel Réunion; Herumfuchteln mit ‘nem Spielzeug-Laserschwert und mannigfaches Grübeln über Zufall, Schicksal und die eigene berechtigte oder doch nur außer Rand und Band geratene Paranoia.

Am meisten mit-›gelitten‹ habe ich, als Trondheims seine Ernüchterung schildert, nachdem er mit seinem Sohn »Alien« geguckt hat. Der elfjährige Filius hängt gelangweilt auf’m Sofa, der Film geht an ihm vorbei und so stellt er ununterbrochen Fragen wie »Sind sie gelandet?«, »Wer ist der Boss?«, »Spielt der Film jetzt nur noch im Raumschiff?«, »Wieso hat der Robotor so ‘ne weiße Flüssigkeit?« und »Wieso ist es denn so dunkel?«. — Trondheim daraufhin: »Hätte ich mit 11 ›Alien‹ gesehen, ich wäre bis ans Ende meiner Tage traumatisiert gewesen.« — Und der Sohn rennt befreit davon auf der Jagd nach was zu naschen.

Charles Portis: »True Grit«, Rowohlt Taschenbuch 2011.Nummero Three: Es war zuvörderst eine Laune des Augenblicks und weil ich vergessen hatte, mir etwas zum Lesen mitzunehmen, weshalb ich letzten Mittwoch im Bahnhofs-Buchladen zur deutschen Ausgabe von Charles Portis’ »True Grit« gegriffen habe; dann natürlich, weil in den kommenden Tagen die (Neu-)Verfilmung durch die von mir geschätzten Coen-Brüder anläuft und ich ab und zu gerne checke, welche Entscheidungen beim Umsetzten von einem Medium ins andere getroffen wurden; und schließlich, weil ich eine Schwäche für Western-Geschichten habe.

Ich verkünde folgendes nicht leichtfertig, denn es ist ein Urteil, das nur wert hat, wenn man es selten ausspricht, aber dieser schmale Roman ist makellos … ma-kel-los. Keine Zeile zuviel die stört, ablenkt, sinnlos rumhängt oder auf unnötige Abwege führt; keine Zeile zu wenig (also es fehlt nix wesentliches, keine wichtigen Fragen bleiben offen). Einfach perfekt, wenn die Erzählerinnen-Stimme der vierzigjährigen alten Jungfer Matti sich an ihre Jugendzeit erinnert, als sie vierzehn-jährig loszog, um die Heimführung der Leiche ihres Vaters zu organisieren, der von seinem angetrunkenen Farmhelfer im Suff und SpielverliererZorn erschossen wurde. Und da sie schon unterwegs ist, heuert Matti den herum- (und ein wenig herunter-)gekommenen Marshall Rooster an, um den ins Indianerterretorium geflohenen Mörder zu fassen.

Etwas verärgert, aber überwiegend amüsiert haben mich folgende Zeilen zum Buch aus der ›Literatopia‹-Rezension von Angelika:

Dennoch aber muss der geneigte Leser leidlich feststellen, dass Mattie so gar nichts kindliches mehr an sich hat. Im Gegenteil. Charles Portis präsentiert seine junge Heldin sehr kalt und bestimmt und lässt sich damit die Gelegenheit entgehen, einen zerbrechlicheren Charakter vorzuzeigen, der vielleicht berührbarer gewesen wäre. So jedoch ist es bedauernswert, dass diese sonst sehr bestechende und furios wirkende Handlung niemals wirklich emotional werden will und damit ebenso ein bisschen oberflächlich wie kurzweilig bleibt.
Das verrät viel über die Leserin und wenig über die Güte des Buches. Man ›kann‹ einem Buch vorwerfen, das es nicht liefert, was man gerne hätte oder erwartet. Man sollte sich aber vielleicht vor dem Urteils-Äußern fragen, ob man nicht am Buch vorbeigelesen, z.B. in diesem Falle übersehen hat, aus welcher Lebenswelt Matti kommt und wie sie von dieser geprägt wurde; warum sie von ihren Mitmenschen als ungewöhnlich angesehen wird (frühreif, stur, unsentimental, helles Köpfchen, zäh, religiös streng, belesen); dass Matti durchaus ein paar wenige Male weint. Man achte allein auf Mattis inniges Lobpreisen eines wesentlichen Helden des Buches, dem Cowboy-Ponny Little Blackie! — Wie dem auch sei, hier noch mein liebster Matti-Spruch (Seite 167):
{I}ch {…} hatte keine Lust, mich auf ein Wortgefecht mit einem Betrunkenen einzulassen. Was hast du schon erreicht, wenn du einen Narren besiegst?

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Film: Einmal geliehene DVD, einmal Kino mit Andrea.

»snatch – Schweine und Diamenten«»snatch – Schweine und Diamanten« Der erste Film von Guy Richie, den ich gesehen habe, war seine Neuauflage der Abenteuer von Sherlock Holmes, mit der ich durchaus zufrieden war. Sein zweiter Film, »snatch – Schweine und Diamanten«, wurde mir im Laufe der Jahre von vielen Bekannten empfohlen. Ganz ehrlich: ich habe den Eindruck, dass der Film wenig mehr tut, als auf einer Welle zu reiten, die von Tarantinos »Reservoir Dogs« und »Pulp Fiction« losgetreten wurde … auch wenn »snatch« das besser macht, als so manch anderer Flick, der uns die raubeinige Welt von Gangstern als chaotische, brutale und groteske Abenteuerwelt unterjubeln will. Die Inszenierung ist flott, die Handlung um den Diebstahl eines fetten Diamanten hinreichend verknäult um zu unterhalten, und das Spiel des Ensembles so lustvoll und deftig, dass ich über die Belanglosigkeit des Ganzen gerne hinwegsehe. Erstaunlich, wie solide Jason Statham agiert. Die größte Wonne bereitete mir Alan Ford als schmieriger Gangsterboss Bricktop.

Fazit: Netter Film für Zwischendurch, gut für eine Handvoll Schmunzler, auch wenn er mir zu berechnend cool daherkommt. — 6 von 10 Punkten (= Unterhaltsam mittelprächtig; Akzeptabel).

»The King’s Speech«»The King’s Speech« Wieder einmal bringt sich eine Geschichte als Oscar-Kandidat in Stellung, die uns davon erzählt, wie ein gehandicapter Mensch mit seinem Defekt zurande kommen muss. In diesem Falle ist es der Stotterer Bertie, der wider Willen und unerwartet Thronfolger wird, und zum Beginn des zweiten Weltkrieges gefälligst meistern muss, via Radioansprachen seinen Untertanen Inspiration und Mut zu spenden, im Kampf gegen Hitler und Stalin. — Der Film schwelgt deutlich zu verliebt im Ambiente des ›good old England‹, was ich aber verzeihen kann. Immerhin erzählt »The King’s Speech« ganz effektiv davon, wie sehr Menschen mit der ihnen aufgebürdeten Stellung, der Rolle die sie einnehmen müssen und den daraus resultierenden gesellschaftlichen Zwängen zu hadern haben. Als jemand, der als Kind und Teen unter Stress gestottert und gelispelt hat, fand der Film, trotz seiner offensichtlichen Kalkuliertheit, mit mir ein wohlgesonnenes ›Opfer‹. — Das alles hätte schwer daneben gehen können, wenn nicht die beiden Hauptdarsteller (Colin Firth als sprachgestörter Prinz, und Geoffrey Rush als unkonventionell-fortschrittlicher Sprachtherapeut), und die sie unterstützende NebendarstellerInnen, hier nicht wahrlich meisterlich auftrumpfen würden.

Fazit: Berührende Studie einer Milieu-Zwänge überwindenden Männerfreundschaft; zudem auch anschauliche Darstellung, wie sehr das Selbstwertgefühl und Ansehen eines Menschen von seiner Sprache abhängen.— 8 von 10 Punkten (= Bemerkenswert mit leichten Schwächen; Anregend).

Netzfunde

  • Zu den Artikeln der diesmonatigen Ausgabe von ›Le Monde Diplomatique‹, die jetzt schon im Netz nachzulesen sind, gehört Die Bahnhofslektion — Das Beispiel Stuttgart 21 und die Grundlagen der Demokratie von Lutz Wingert. Wunderbar, wie darin mittels einer längeren Analogie phantastisch geschildert wird, in welcher Art von Schein-Demokratie wir leben:
    {…} Restaurant-Demokratie {…}: Vorzugsweise am Wahltag äußern die Bürger ihre Wünsche. Der Kellner in Form einer Partei nimmt sie entgegen und trägt sie in die gut abgeschirmte Küche. Dort halten die ministeriellen Köche gerne Rücksprache mit den meist privatwirtschaftlichen Experten über Grundlage und Zutaten des Menüs, je nachdem, ob es sich um ein Menü in Sachen Gesundheit, Finanzmarktregulation oder Stadtentwicklung handelt. Nach der Vorspeise werden Umfragen im Gästeraum des Bürgerpublikums gemacht und an die Kellner gemeldet. Wem die dann servierten Entscheidungen nicht schmecken, der kann beim nächsten Mal andere Wünsche anmelden oder sich an andere Kellner wenden.
  • Eine feine Zusammenfassung der weltpolitischen Entwicklungen bietet dieser Vortrag von Noam Chomsky, dem großen alten Herren der US-eigenen Landes-Kritik, gehalten am 25. Januar an der Universität von Tennessee.
  • ›Telepolis‹ beglückt uns mit einem langen Artikel von Tom Appelton, der mit Im (sic!) Anfang war das Bild das Werk von Robert Crumb erläutert, insbesondere dessen Bibel-Umsetzung »Genesis«.

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Zuckerl

  • Eine wunderbare Spielerei, eine Art interaktives Blödsinn-Comicfilmchen, liefert Motiza von ›baboon‹. Alles beginnt stets von Neuem mit einem Samenkorn. Doch was machen damit? Es in einen Blumentopf pflanzen oder von einem Vögelchen fressen lassen? Viel Spaß mit dem Erkunden der Möglichkeiten (freut Euch über das Hasi!)
  • Passend zu meinem letzten ›Fetzenschädel‹-Eintrag kann man bei antville-Kollegen pheake darüber abstimmen, wie ›Copy-Karl‹ zu Guttenberg am besten zurücktreten sollte.

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Molos Wochenrückblick No. 41

Eintrag No. 700 — Es freut mich, dass mein für den Golkonda Verlag erstelltes Portrait der Brüder Strugatzki Verwendung findet auf der Website ›Life in the 22. Century‹ von Andreas Reber.

Lektüre / Film: Habe »Unendlicher Spass« zur Seite gelegt, aber nicht abgebrochen. Mir ist was dazwischen gekommen, nämlich die Krimi-Serie »Castle«.

Ich teste immer wieder mal TV-Serien an, und finde da auch so einiges, was ganz amüsant ist, aber es ist schon eine Weile her, dass mich eine Serie so schnell so begeistert hat wie diese ziemlich klassische Krimi-Kiste mit einer Priese Screwball Komödie. — Man nehme ein Pärchen und kehre die Geschlechter-Rollenklischees um: also hier einen selbstverliebten & plapperhaften Thriller-Autor, Rick Castle, dort eine herbe & abgebrühte Kommissarin, Kate Beckett, beide erfolgreich auf ihrem Gebiet, verbandle die beiden in einem Geflecht aus gegenseitiger Faszination und vorsichtiger Distanz und schicke sie los im Gewimmel von New York um Mordfälle zu klären.

Was mich nun unter anderem arg angefixt hat, ist das Metafiktion-Spiel, das die Sendung veranstaltet: Castle begleitet Beckett vor allem deshalb, weil sie seine Inspiration für seine neue Romanfigur, Nikki Heat, ist. Und den ersten Nikki Heat-Roman, »Heat Wave«, gibt es schon in Echt als Taschenbuch, und den habe ich letzte Woche unterwegs schwupps verschnabbuliert. Keine hohe Prosa, sondern ebenso wie Brunetti, Jury und Co schlicht gute kurzweilige Krimi-Unterhaltung. — Die Serie und das Buch zeichnen sich durch flotte Dialoge und geschickt konstruierte Fälle aus. Ein großes Vergnügen.

Netzfunde

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Rüge

  • Der Science Fiction-Podcast Schriftsonar nervt mich ungemein mit seiner platten viel zu langen Elektropampenmusik. Und in der jüngsten, der 40. Ausgabe, fröhnen die Macher einem simpel gestrickten Anti-Intellektualismus, dass die Schwarte kracht, anlässlich des Romans »Anathem« von Neal Stephenson (ca. ab Minute 24:00):
    Michael Schneiberg: Ich fand Umberto Eco immer furchtbar. Für mich ist das ein eingebildeter Bildungsbürger. Kann ich nichts mit anfangen. Und Neal Stephenson, so leid es mir tut, ich liebe ihn für seine frühen Bücher (auch wenn das wieder ein Klischee ist), der entwickelt sich echt zum verdammten Besserwisser.
    F. C. Stoffel: Es hat sich bei mir über die vielen Jahrzehnte, wo ich wirklich schon viel gelesen habe, eine sehr provokante These verfestigt, die ich auch an sehr vielen Science Fiction-Autoren bestätigt sehe, nämlich: richtig gute Schriftsteller dürfen nicht zu intellektuell sein. {…} Autoren dürfen nicht zu intellektuell werden, weil dann werden sie selbstverliebt.

    Allerdings wird in dieser Ausgabe dann auch »Die gelöschte Welt« von Nick Harkaway begeistert gelobt, was mich wieder ein wenig versöhnt mit der Sendung.

Zuckerl

  • Das Blog ›Lost & Taken‹ präsentiert: 19 Alte Bücher-Strukturen.
  • Wieder mal Johann Sebastian Bach, diesmal in Form einer Interpretation mittels Floppy-Laufwerk-Orgel, die in den letzten Tagen im Netz herumempfohlen wurde, unter anderem von Cory Doctorow bei ›Boing Boing‹: Floppy drive organ plays toccata.
  • Will zeigt uns in seinem ›A Journey Round My Skull‹-Blog einige wunderschöne pop-ige japanische Apokalypsen aus den frühen Siebzigern von Takabata Sei: The Collapse of a World Condemned.
  • Wahnsinnsmeldung bei ›Dark Horizons‹: Möglicherweise verfilmt Paul Thomas Anderson als nächstes Thomas Pynchon!
  • Zum Schluss ein Filmchen, eine wüste wilde nicht-sequentielle Aneinanderreihung aberwitziger Szenen, des Künstlers David OReilly. Warnung: nichts für schwache Gemüter oder Menschen, die eng gezogenere Geschmacks-Grenzen haben. Teilweise verstörender und/oder ekliger Inhalt. Dennoch wollte ich diese Gemme nicht unempfohlen lassen.

The External World from David OReilly on Vimeo.

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Molos Wochenrückblick No. 38

Eintrag No. 694 — Hier nun, leider mit einem Tag Verzögerung, die Meldungen. — Bei den letzten Abstimmungnen der »Wer ist dir lieber«-Website habe ich gewählt: Beinbrech oder Roter Glitterling?, (Weder noch). — Wurst oder Käse?, (Wurst) — Freddie Frinton oder May Warden?, (Freddie Frinton). — Elwood oder Jake Blues?, (Elwood).

Zwei Petitionen auf den Seiten des Deutschen Bundestages habe ich unterzeichnet:

Lektüre: Bin im letzten Drittel von Paolo Bacigalupis »The Windup Girl« von (Anfang Februar als »Biokrieg« bei Heyne) und weiterhin sehr zufrieden mit dem Buch. Am meisten erstaunt mich, dass der Roman sich hauptsächlich auf die Charakter-Entwicklungen und die Schilderung des Sozialgefüges konzentriert. Obwohl es mittlerweile einen großen Zwischenfall gab, wird Äktschn unterschnitten inszeniert (es gibt allerdings ein paar Szenen, in denen eine künstliche Frau zum groben Vergnügen des Publikums eines Nacht-Club malträtiert wird).

»Codex Seraphinus« bei Rizzoli, 2006.Großartige Neuigkeiten. Es ist endlich so weit! Nach 20-jähriger Suche gibt es nun einen »Codex Seraphinianus« (Auflage August 2010 der Rizzoli-Ausgabe von 2006) in meinem Haushalt. Als Andrea ihn ausgepackt hat, merkte ich, wie sich ein kosmisches Ungleichgewicht auflöste. Im Netz schreiben zwar die Kenner, dass der Druck dieser Auflage etwas dunkler (sprich: Detail-abträglicher) ist, als der von vorherigen Auflagen, aber immerhin habe ich meinen »Codex« und ich dafür nicht mehrere hundert Euronen hinlegen müssen.

Seit seinem Erscheinen 1981 gilt »Codex Seraphinianus« als eines der seltsamsten, phantasiereichsten, undurchschaubarsten und erstaunlichsten Bücher aller Zeiten (in seiner Exzentrizität nur noch vergleichbar z.B. mit Werken wie den BildCollage-Romanen von Max Ernst {»Une semaine de bonté« und »La femme 100 têtes«}, dem Voynich-Manuskript, oder Carrolls Nonsense-Versepos »The Hunting of the Snark«). Soviel kann man erkennen: Der »Codex« ist wie eine Enzyklopädie organisiert, und in verschiedene Sachgebiete eingeteilt. Einige dieser Sachgebiete kann man ziemlich sicher erkennen, wie Flora, Fauna, Schrift oder Spiele, andere bleiben auch nach x-maligen Lesen ziemlich rätselhaft, z.B. die Abteilung über zweibeinige Lebensformen (wobei man bedenken muss, dass in der seraphinianus’schen Welt auch Regenschirme und Wollknäul dazugehören). Es gibt viel Text, Tabellen, Gleichungen, doch ist das alles in einer Sprache und Schrift geschrieben, die bis heute nicht entziffert werden konnte, und die aller Wahrscheinlichkeit nach auch nicht entzifferbar ist … oder vielleicht doch? — Hier ein kleiner Ausschnitt aus dem »Codex«: die Illustrationen aus der Abteilung über Städtebau oder Stadtbau-Utopien, begleitet von dem wundervollen Stück »Music For A Found Harmonium« des einzigartigen Penguin Cafe Orchestra.

Weitere lohnende Einblicke und Texte über den »Codex Seraphinianus« bieten:

Netzfunde

(Deutschsprachige) Phantastik-Funde

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Rüge

  • Hochgradigen Schwachsinn hat Wolfram Eilenberger für ›Cicero‹ zusammengeschwurbelt, wenn er in seinem Text Kehlmann, Sarrazin und die Vermessung der deutschen Leserschaft nur aufgrund der in etwa gleichen Verkaufszahlen von »Die Vermessung der Welt« und »Deutschland schafft sich ab« mutmaßt, dass diese beiden Bücher Ausdruck des gleichen Volksempfindes sind.

Zuckerl

  • In Zeiten ansteigender Überwachung wächst auch die Notwendigkeit, sich in städischen Gefilden zu tarnen. Wie das geht, zeigt die Website Urban Camouflage.
  • Ganz vorzüglich finde ich die ›deviant art‹-Galerie von Uminga. Meine Lieblinge sind Death & Sandman, die Portraits von »Batman«-Charakteren wie dem Pinguin, der immer entzückenden Harley Quinn und freilich dem Joker, und grenz-cool ist diese Illu der Ermittler aus dem Fincher-Film Se7en.
  • Das Blog ›Who killed Bambi‹ zeigt, was die Photographin und Diogramenkünstlerin Mariel Clayton fetziges mit Puppen anstellt: Killer Barbies.
  • Online-Comic: Ein Superheld ohne Superkräfte, aber dem Willen, allen Ratten und anderen Tieren im Kampf gegen wahnsinnige Wissenschaftsprojekte beizustehen liefert Doug TenNapel mit Ratfist.

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Molos Wochenrückblick No. 37

Eintrag No. 692 — Diesmal gibt’s ne fette Nummer. Also los.

Lektüre: Haruki Murakamis »Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt« habe ich erstmal wieder zur Seite gelegt. Ist einfach zu wenig los in dem Buch, und banaler Kram wird zu breit ausgewalzt

Paolo Bacigalupi: »The Windup Girl«. Taschenbuch-Ausgabe von Orbit.Richtig gut gefällt mir bisher »The Windup Girl« von Paolo Bacigalupi. Am Rande hab ich mitbekommen, dass wieder mal ein neues Subgenre ausgerufen wurde, nämlich ›Biopunk‹. Und wenn man sich auf das Schubladenspiel einlässt, dann kann man »The Windup Girl« als leuchtendes Beispiel für ›Biopunk‹ nehmen. Immerhin wurde der Weltenbau gewebt aus solchen Themen-Fäden wie Ökologie, Rohstoff- & Energiekriese, gentechnisch entworfene (& patentierte) Nahrungsmittel, Fanatismus & Genozid, Vertreibung & Immigration. Nix Weltraum oder Aliens.

Paolo Bacigalupi: »Biokrieg«. Taschenbuch-Ausgabe von Heyne.»The Windup Girl« wird Anfang Februar als »Biokrieg« bei Heyne erscheinen und es gibt auch eine großzügige (vierzig Seiten-)Leseprobe im Netzl. Leider ist das deutsche Titelbild ehr doof, hat nur im übertragenen Sinne Bezug zum Inhalt und erinnert merklich an ein Motiv zur ersten Staffel von »True Blood«.

Sympathisch finde ich, dass der Roman in Bangkok angesiedelt ist (wann genau, wurde bisher nicht gesagt, aber ich schätze mal in ca. 100 bis 200 Jahren), und dass die Protagonisten der vier Handlungsstränge gut ausgewählt sind: a) Anderson Lake, der Fremdländer aus den USA, Leiter einer Fabrik für Antriebsfedern, aber eigentlich Spion für einen großen Genfood-Agrar-Konzern, immer auf der Suche nach neuen Lebensmittel-Züchtungen, bzw. Genehack-Verstößen; b) Hock Seng, ehemals wohlhabender Händler in China, vor islamischen Fanatikern nach Thailand geflohen, schmeißt nun für Andersons Fabrik die Orga & Buchhaltung; c) Jaidee Rojjanasukchai, Hauptmann beim Umweltministerium und scharfer, unbestechlicher Grenz-Kontrolleur, Held des Volkes und dem sich stets auf krumme Import-Deale einlassenden Handelsministeriums ein Dorn im Auge; und d) das Titelmädchen, Emiko, eine künstliche Person, gebaut in Japan als Sekretärin, Übersetzerin und Gefährtin eines wohlhabenden Geschäftsmanns, wurde aber vom Besitzer in Bangkok zurückgelassen, wo Emiko nun als Sex-Spielzeug in einem Nachtclub darbt.

Desweiteren neu im Haushalt: Zwei Kunst-Bücher.

Einmal für zwischendurch der kurzweilige Band »Die großen Künstler und ihre Geheimnisse« von Elizabeth Lunday mit wunderbaren Illustrationen von Mario Zucca.

Zum anderen der Photobildband »Kleine Leute in der großen Stadt« des Londoner Streetartist Slinkachu. Irre Idee, kleine Eisenbahn-Figürchen irgendwo in der Stadt zu platzieren, stehen zu lassen als zu entdeckende Überraschung für Passanten und die abstrusen kleinen Szenen mit Photos zu dokumentieren.

Netzfunde

  • Klaus Jarchow liefert in seinem immer lesenswerten Blog ›Stilstand‹ eine knappe und exakte Analyse der Unverschämtheit von Sarah Palin im Zusammenhang mit den Amoklauf von Arizona: Vom Täter zum Opfer.
  • Unglaublich aber wahr: Im ›Focus‹ gibt es einen beherzigenswerten Text von Miriam Meckel zum Thema Wandel des Jouralismus in Zeiten des Internets und der sozialen Medien: Journalisten an der Crowdsourcing-Front. Sachliche und doch feurige »Bewegt Euren Hintern!«-Rede.
  • Eine ergiebige Seite zum Stöbern bei Langeweile ist das Kuriositätenkabinett der Wikipedia.
  • Ergreifend berichtet Stefan Weber für ›Telepolis‹ in Ein Online-Zahlsystem will wissen: Ist mein Geld sauber? von seinem Leid mit PayPal (ich selbst kann — noch — nicht klagen).
  • Die bisher erste (& zur Schande der deutschsprachigen Feuilleton-Landschaft) und einzige Rezension zu dem großartigen Buch »The German Genius« von Peter Watson bietet die ›Frankfurter Rundschau‹, wenn Arno Widmann loben darf …
    So anregend hat lange niemand mehr einen Panoramablick auf die deutsche Geistesgeschichte der vergangenen zweihundertfünfzig Jahre geworfen. {…} Zur Moderne gehört die Kritik an ihr. Nirgends ist das, wie Watson zeigt, deutlicher zu sehen als in Deutschland. Genau darum aber empfiehlt er, die deutsche Erfahrung genau zu studieren: »Was die Modernität betrifft, so ist Deutschland nicht nur eine ›verspätete Nation‹, es ist auch eine zögerliche Nation. Aber vielleicht birgt dieses Zögern eine Lehre. Wenn Wissenschaft und Kapitalismus … die Zerstörung unserer Umwelt, ja unserer Erde, nicht verhindern können, wenn sie sogar der primäre Auslöser für diese Zerstörung sind, dann wird nur eine Veränderung von uns selbst, ein Wandel unseres Willens etwas bewirken können. Die Deutschen erklären uns, dass der Weg aus unserem Dilemma weder ein technischer noch ein wissenschaftlicher, sondern ein philosophischer ist: eine Frage unserer Lebenseinstellung.«

(Deutschsprachige) Phantastik-Funde

  • Endlich hole ich mal nach, auf den neuesten Kurzgeschichten-Wettbewerb von ›Fantasyguide‹ aufmerksam zu machen: SCIENCE FICTION — Die nächste Generation.
    Einsendeschluss ist der 31. März. Mitmachen dürfen alle, die höchstens 18 Jahre alt sind.
    (Zur Jury gehört auch so ein Spinner namens Molosovsky.)
  • Jubel ist angesagt, denn endlich endlich endlich geht es weiter auf der Hauptseite der Bibliotheka Phantastika. Vor allem die wunderschöne neue Gestaltug von moyashi gefällt mir. Es gibt neue Sächelchen, z.B. ein Blog, ein überarbeitetes Genre-Schubladensystem (mit ›Weird Fiction‹!), und eine Fibel mit Essays. Und 1000 Dank, dass der Molochronik auf der Link-Seite so weit oben ein Plätzchen eingeräumt wurde!!
  • Große Diskussion über die Lage der Fantasy in unseren Landen. Stein des Anstoßes war eine Erregung von Petra Hartmann im Fandom Observer 259 über die Schwemme an seichtem Fantasy-Lulu, dass die Buchhandlungen verstopft. Der Herr Breitsameter von SF-Fan hat daraufhin einige Leuts um Stellungnahmen gebeten (auch mich, aber meine Antwort fiel aus Zeitmangel zu kurz aus) und so gibt es die Antworten von … … Markus ›Pogopuschel‹ Mäurer (Redakteur von ›Fantasyguide‹ und ›Phase X‹) :
    Was mir persönlich ein wenig auf dem Buchmarkt fehlt sind einzelne, abgeschlossene Fantasy-Romane. Die unzähligen Reihen mit ihren Trilo-, Quadro-, Deka- und Kein-Ende-In-Sich-logien hängen mir inzwischen zum Hals raus. Hier wünsche ich mir etwas mehr Mut bei den Autoren und den Verlagen, aber auch bei den Lesern. Denn die Masse der Fantasyleser scheint ja leider das Bekannte (in Form von Endlosreihen) zu bevorzugen
    Adrian Maleska (Redakteur von ›Fantasybuch‹): Seine Meinung ist mir etwas zu vorsichtig und versöhnlich. Wertvoll finde ich seinen Tipp, sich als Leser doch mal zu bewegen und bei Verdruss nach neuen Weidegründen umzusehen. … und Michael Scheuch (einem meiner beiden Redakteur-Cheffes von »Magira – Jahrbuch zu Fantasy«). Er hat die Cochones, auf einen der fatalsten Zustände hinzuweisen:
    Im Buchhandel haben Thalia und Co. großen Einfluss auf die Gestaltung der Verlagsprogramme, und der rein optische Eindruck des Einerlei kommt auch von den Büchertischen und der Stapelware in den großen Läden.
    (Fett-Hervorhebung von Molo.)
  • In zwei Teilen referiert Stefan Höltgen für ›Telepolis‹ ausführlich über den Computer als göttliche Maschine: Teil 1: God Modes, und Teil 2: Der göttliche User.
  • Auf den Comic-Seiten des ›Tagesspiegels‹ empfiehlt unter dem Titel Schnüffler mit Schnauze Lars von Törne die Tierfabel-Noir Krimis »Blacksad« von Juan Díaz Canales und Juanjo Guarnido.
  • Für die ›TAZ‹ hat Zoé Sona unter dem Titel Der Horror und das Mädchen der Essay-Sammlung »Horror als Alltag. Texte zu ›Buffy the Vampire Slayer‹« des Verbrecher Verlages eine wohlwollende und verständige Rezi angedeihen lassen. Der Band enthält auch Beiträge des von mir geschätzten Dietmar Dath, sowie der Schlotzen & Kloben-Mitglieder Jakob Schmidt & Jasper Nicolaisen.
  • Ein Hoch auf Rupert Schwarz, der für ›Fictionfantasy‹ eine Rezension zu Tim Burtons Meisterwerk Mars Attacks liefert … auf Marsianisch!
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Zuckerl

  • Web-Comic: Hochgradig durchgeknalltes Projekt, wenn bei Axe Cop der 29-jährige Zeichner Ethan Nicolle die Stories seines 5-jährigen Bruders Malachai Nicolle umsetzt. Richtig wilder Stoff in bisher knapp 60 Folgen.
  • Beeindruckende Photoserie von Francois Robert: Stop the Violoence. Aus den Knochen menschlicher Skelette zusamengesetzt Symbole, Worte und Waffen, sehr schön und zugleich spooky. Die Motive wurden aufgegriffen für eine Kampagne der ›Gesellschaft für bedrohte Völker‹.
  • Viel zu wenige Künstler liefern bratzige Brutalo-Hasen. Abhilfe schaffen aber die mutierten Roughneck Rabbits von Kai Spannuth.
  • Sehr elegenate Ansichten von Catwoman von Bengal, gefunden im ›Trixie Treats‹-Blog. Jummie!
  • Nase voll von den immer gleichen Kravatten-Knoten? Mit 5 New Creative Ways to Wear a Tie zeigt Caldwell Tanner von ›College Humor‹, wie Mann sein Repertoir aufbrezeln kann. Für Cthulhu-Acolyten natürlich besonders toll: ›The Lovecraft‹.
  • Bezaubende Phantastik-Gemälde von Julie Heffernan zeigt ›Escape to Life‹.
  • Zur Hebung der Laune präsentiert das ›Clockworker‹-Portal den kleinen Musikfilm Herr Ober, zwei Mocca mit Henry de Winter, begleitet von den Bratislava Hot Serenaders.
  • Zuletzt ein Schmankerl des von mir verehrten ›Distressed Watchers‹, der eine gloriose Top Ten der Antihelden erstellt hat. Ich bin sehr einverstanden damit, dass der »Unforgiven«-›Held‹ von Clint Eastwood Platz 1 belegt.

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Molos Wochenrückblick No. 33

Eintrag No. 683 — Diese Woche wieder nur wenig Links, weil: Viel Dienst. Viel Schnee. Entsprechend erschöpfter Molo, der zu wenig gekommen ist.

Immerhin bin ich aber dazu gekommen, zu bemerken, dass ich schon lange nicht mehr bei ›Wer ist Dir lieber?‹ abgestimmt habe. Hier meine Entscheidungen zu den Alternativen der letzten Wochen. — Picasso oder Dali?: Ich bin ein Salvador-Män. — Scarlett oder Rhett?: Ich mag 'se beide nedd. — Äpfel oder Birnen?: Hmmm, ähhh, also, tja, ich nehm Äpfel. — Beatles oder Stones?: Das ist leicht. Die Beatles. — Tatort oder Notruf 110?: Hab keinen Fernseher. Kenne beide Serien nicht gut genug um eine kompetente Entscheidung treffen zu können. — Nikolausi oder Osterhasi?: Aberglauben ist mir Worscht. Also: Weder noch.

Lektüre: In den letzten zwei Wochen haben drei Bücher den Fortgang meiner langfristigen Lektüren — Arno Schmidts »Zettel’s Traum« und Mervyn Peakes »Der Junge Titus« — unterbrochen.

»Raumanzüge & Räuberpistolen« der Lesebühne Schlotzen & Kloben.Erstmal bedanke ich mich für das Rezensions-Exemplar von »Raumanzüge & Räuberpistolen« der Berliner Lesebühne Schlotzen & Kloben (die da sind: Jasper Nicolaisen, Jakob Schmidt & Simon Weinert). In diesem schönen Bändchen des Shayol-Verlages sind neun Kurzgeschichten versammelt von denen ich bisher sechs verköstigt habe. Ich muss gestehen, dass ich Bücher meiner unmittelbaren ›Konkurrenten‹ (also Autoren meiner Generation & Sprache, die sich im gleichen Genre-Feld wie ich tummeln) immer besonders kritisch lese: Im Falle von Schlotzen & Kloben kommt dazu, dass ich meine instinktive Abneigung gegen Berlin-Schick überwinden musste (wenn mich z.B. flockig eingeflochtene Lokalbezüge nervten). — Um so mehr freut mich, dass ich mit dem bisher Gelesenen etwas anfangen kann. Vor allem »Mr. Swift« von Jakob Schmidt gefällt mir, eine feine Hommage auf klassische Seefahrer-SF, in der es einen Naturforscher auf einen von Öko-Piraten navigierten Walkalmar verschlägt. — Auch den abstrus rotzig-poetischen Text »stachel« von Simon Weinert fand ich mehr als interessant, wenn der verliebte und schnupfengeplagte Tod in einem Zug in die Ewigkeit unterwegs ist. — Ich hoffe, ich kann noch eine eigene Besprechung anbieten. Hier aber schon mal die ausführliche Empfehlung von Ralf Steinberg für ›Fantasyguide‹.

»Die Monkey Wrench Gang« von Edward Abbey illustriert von Robert Crumb.Dann habe ich seit dem Wochenende flott die ersten 150 von ca. 500 Seiten des Sabotage-Klassikers »Die Monkey Wrench Gang« von Edward Abbey verschlungen (erstmals 1975 erschienen und seitdem Anregung für viele Öko-Aktivisten). Allein schon, was für ein wunderschöner Band das geworden ist, den der junge Schweizer Verlag Walde & Graf da vorlegt ist eine Wonne, präsentiert sich der Band doch mit solider Bindung und den Illustrationen von Robert Crumb, die dieser für die US-Jubiläumsausgabe 1985 gestaltet hat. — Die Story ist im Grenzland von Utah und Arizona am nördlichen Grand Canyon angesiedelt. Drei ausgewachsene Individualisten, und eine Individualistin verschreiben sich der guten Sache, und machen sich auf, der Maschinenmacht der die Natur umkrempelten Technokraten eins auszuwischen. Wie es sich für einen guten Sabotage-Abenteuer-Garn gehört, beginnt das Buch damit, dass die große Brücke beim Glen Canyon Staudamm in die Luft fliegt.

»Player One« von Douglas Coupland.Schließlich habe ich in eineinhalb Tagen den neuen Roman von Douglas Coupland »Player One – What Is to Become of Us« weggeschlürft. Der Roman erzählt von fünf Stunden, die vier Menschen und eine mysteriöse Stimme in einer Flughafen-Lobby miteinander verbringen, während gerade die Zivilisation wie wir sie kennen zusammenbricht, als der Ölpreis rasent schnell ins Unermessliche steigt. Während draussen das Chaos herrscht, alles mögliche explodiert, und Irre anfangen herum zu ballern, vertreiben sich Karen (war unterwegs um ein Internet-Date zu treffen), Rick (glückloser Barkeep der Flughafen-Lounge), Luke (Pastor, der mit der Kasse seiner Gemeinde durchgebrannt ist) und Rachel (ein autistisches Mädel, dass sich Fortpflanzen möchte um ihren mürrischem Vater zu beweisen, dass sie kein Alien sondern doch ein Mensch ist) die Zeit miteinander. — Leicht negativ aufgefallen ist mir, dass Coupland einige Ideen & Aphorismen seiner bisherigen Bücher recycled, aber sooo schlimm ist das nicht, denn es handelt sich um durchaus verbreitungs- und wiederholungswürdige Gedankenblitze. Abgeschlossen wird der Band durch ein Glossar seltsamer Einsichten zum Leben in der heutigen Welt. Wie immer ein großer Lesespaß für mich.

(Deutschsprachige) Phantastik-Funde

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Zuckerl

  • Ich eröffne die Zuckerl mit ekliger Natzurkunde. Ich bossle ja immer noch an meinem Eintrag zu allen vier »Alien«-Filmen und freue mich also, Euch etwas Realweltliches anbieten zu können, was dem Alien-Reproduktionszyklus gleichkommt. — In folgendem Filmchen berichtet Insektenforscher Mark ›Doctor Bugs‹ Moffett davon, wie er eine Dasselfliegenlarve in seiner Hand ausgebrütet hat.
  • »Robot Chicken: $tar Wars« Episode I und Episode II. — Mein Favorit ist der Anwalt Sam Goldstein aus Episode II; er verhilft Jedi-Opfern zu satten Schadensersatz-Zahlungen.
  • Hübsch grauselig ist Die Kunst von R. S. Connett, der eine interessante Mischung aus abstoßenden Groteskerien und naiven Putzigkeiten bietet, z.B. mit seinen Gemälden The Harvester of Dreams; — Night Trawler; — The Bone-yard Walk.
  • Molos bestes Ergebnis.Ich komme nicht umhin, mal etwas vom ollen SpOn zu empfehlen. Ist aber auch zu doll, dass die nun ein Trivial Pursuit anbieten. 6000 Fragen, und zum Teil biedern die sich ganz schön dem Zeitgeist an. Ich bin allein über drei Fragen zu Tolkien und LOTR gestolpert, und über vier zum Thema Dracula und Vampire. — Hier ein Bildschirm-Photo meines besten Durchganges (hatte ich aber großes Würfelglück, um in 16 Zügen alle sechs Eckchen zu sammeln und das Masterfragenfeld zu treffen).
  • Zum Abschluss möchte ich die bezaubernden Animationen von PES vorstellen. Hier geht es zu seinem Youtube-Kanal (leider hat’s dort blöde Werbung). Die drei Filmchen, die Ihr Euch auf jeden Fall gönnen solltest, sind KaBoom!, Game Over und mein Favorit: Western Spaghetti.

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Molos Wochenrückblick No. 32

Eintrag No. 682 — Diese Woche mal mehr Kunst, Literatur & Zuckerl und weniger Politik & Religionskritik. Privat tut sich nicht so viel. Ich bossle an meinem Eintrag zu den »Alien«-Filmen, & übersetzte Texte aus dem Amerikanischen. Beobachte misstrauisch, wie die Sonne an einem Tag bei niedrigen Temperaturen scheint, am nächsten Tag der Schnee bei noch nierigeren fällt, am übernächsten wieder alles wegschmilzt, als ob nichts gewesen wäre. — Die Enten am Main scheinen in den Wintermonaten von Jahr zu Jahr übermütiger zu werden, was ich ganz allgemein für ein gutes Zeichen halte, es fragt sich nur, ob es auch ein gutes Zeichen für die Menschheit ist.

Lektüre: Wie gehabt, Mervyn Peakes »Gormenghast« und Arno Schmidts »Zettel’s Traum«. Bei Schmidt bin ich mit dem ersten Teil von sechs durch und schnitze nun an meinem zweiten Lesebericht. — Neu hinzugekommen sind Comic-Sammelband 2 und 3 der achten »Buffy«-Staffel, sowie »Leibnitz - Leben, Werk, Lehre« von Kuno Fischer. Letzteres natürlich angeregt von Stephensons »Barock-Zyklus«, in dem Leibnitz eine wesentliche Rolle spielt. Unterwegs genieße ich seit einigen Wochen die englische Hörbuchfassung und hörte am Wochenende zum Beispiel die wunderschöne Stelle aus dem zweiten Band »The Confusion«, wenn Leibnitz den jungen Mathematiker und Newton-Adepten Fatio durch die Bibliothek von Schloss Wolfenbüttel führt, ihm ein Bücherrad zeigt und dabei die Unzulänglichkeiten linearer Ordnungssysteme erklärt

Netzfunde

  • Friedhelm Rathjen erzählt für ›Die Zeit‹ davon, wie es damals war, als »Zettel's Traum« als Faksimile-Druck erstmals erschien: PoePos Trauma.
  • Gigantische Neuigkeit. Eines der besten Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe, war die englischsprachige Ausgabe von Wu Ming: »Manituana«. Wu Ming ist ein italienisches Autorenkollektiv, das vor Jahren unter dem Namen ›Luther Blissett‹ auch in deutschen Landen beachtlichen Erfolg mit dem in der Reformationszeit angesiedelten Agenten-Thriller »Q« verbuchen konnten. Ich verstehe absolut nicht, warum kein deutscher Publikumsverlag sich für die nachfolgenden Romane dieser dollen Autoren zu interessieren scheint. — Der obige Link bringt Euch zu Umsonst-Versionen von »Manituana«, dem ersten Teil eines Triptychs über die Heraufkunft der modernen Welt, in dem das Dreieck Nordamerika, Europa und Afrika die Schauplätze sind. In »Manituana« wird die Anfangsphase des amerikanischen Unabhänigkeitskrieges geschildert, größtenteils aus der Sicht der Bewohner der Six Nations, besonders aus der friedlich sich miteinander vermischenden Indianer und englischen Kolonisten.
  • Die Entwicklungen um Wikileaks interessieren mich natürlich auch, aber statt selbst etwas zu kommentieren, beschränke ich mich diese Woche darauf, auf die Übersicht Wikileaks und die Pressefreiheit von ›Perlentaucher‹-in Anja Seelinger hinzuweisen.

(Deutschsprachige) Phantastik-Funde

  • Frohe Kunde erreichte mich über den für 18. Januar 2011 angesetzten Neustart der Bibliotheka Phantastika. Sehnlichst vermisst habe ich neue Rezensions-Einträge. Ich freue mich schon sehr darauf, was das neue Team bieten wird. Erstaunlich finde ich, wie professionell allein schon der Trailer ist. Immerhin ist die BibPhant eine private Unternehmung und kein Marketing-Heckmeck.
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Wortmeldungen

Rüge

Zuckerl

  • Naturkunde von ›National Geographic‹ Ten Weirdest New Animals of 2010: Editors' Picks.
  • Hübsch unheimliches Online-Comic auf der flickr-Seite von Aeron Alfrey:Junji Ito: Thing That Drifted Ashore.
  • Zwei irre Link-Tips von Harald S. haben mich erreicht (1000 Dank dafür!): Einmal die steampunkig ausgestopften Tiere der Künstlerin Lisa Black; — und zum zweiten absolut beunruhigend grotesken aber auch faszinierend schönen Möbel-Kreationen von Michel Haillard.
  • Mein Vergnügen erregt der Künstler Rob Sato, weil er Phantastik jenseits der glatten Marketing-Formeln bietet. Auch so einer, der ein geeigneter Bas-Lag-Illustrator wäre.
  • Auch diese Woche wieder ein Daddel-Tipp aus dem ›Newgrounds‹-Fundus: Zombie Trailer Park. Ich schaffe einfach Stage 4 nicht.
  • Zum Team des wunderbaren ›That Guy With The Glasses‹-Portals gehört ›Spoony‹, dessen Filmverrisse mir bisher ab und zu schon ganz gut gefallen haben, aber nun hat er sein erstes Meissterwerk abgeliefert, indem er furchtlos »Highlander: The Source« auseinander nimmt.

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»Eine andere Welt« (6) – Kap. IV: Die Erde in der Vogelperspektive von Grandville & Plinius dem Jüngsten

Eintrag No. 679Zur Inhaltsübersicht.

Die Illustrationen einer alten französischen Ausgabe habe ich dem flick-Album von blaque jaques entnommen.

IV. Die Erde in der Vogelperspektive.

Gott! Wie klein sind die Menschen! Altes Volkslied.

Schwadronarius, Neugott und Aerostograph, beurteilt die Menschen aus der Vogelperspective und empfindet dieses Herzeleid 6000 Fuß hoch über dem Niveau des Straßenpflasters.

Die schönste Verwünschungen des Altertums halten keinen Vergleich aus mit der gedankenreichen Anrede, welche Schwadronarius' Munde entströmte, als er die Erde verließ. Die Schnelligkeit seines Aufsteigens fand nur in der Schnelligkeit seiner Worte einen würdigen Nebenbuhler. Die Gegenstände, welche seine Blicke trafen, dienten allein dazu, die Flut seiner lyrischen Improvisation zu vermehren. Über einer Reitbahn ließ er den Ballon anhalten, aber nicht um den Raum, den er durchschnitten, zu messen, sondern nur um gegen die Menschen im Allgemeinen und die Kunstreiter im Besonderen neue Redensarten zu schleudern.

»Das sind Menschen, die ihr Leben damit verbringen, Wendungen und Verrenkungen auf der Croupe eines Pferdes zu machen; Frauen, die ihren Ruhm darin suchen, durch einen mit Ölpapier beklebten Reif zu springen und in fleischfarbenen Tricots und flatternden kurzen Gewändern ihre Künste hoch zu Ross zu producieren, Alles nach den Worten: ›Hupp! Hupp! Hupp!‹, oder ›Hopp! Hopp! Hopp!‹ mit Begleitung von türkischer Musik.«

Kaum war er damit fertig, so trieb ein Windstoß seinen Ballon nach der linken Seite und Schwadronarius schwebte jetzt über der Terrasse eines Gartens, dessen Bezeichnung sehr viele, mehr oder minder interessante Romane enthalten. Ein Jüngling und eine Jungfrau plauderten miteinander auf dieser Terrasse sehr leise, dicht aneinander sich drängend. Unten schlich ein Mann, Vater, Oheim oder Vormund vorsichtig auf dem Fußsteige längs der Gartenmauer näher. Schwadronarius lächelte über die vergeblichen Anstrengungen, die er ihn machen sah, um sie zu überraschen, als er plötzlich gerade in dem Augenblicke, wo die Jungfrau dem Jüngling den Scheidefuß zu geben im Begriff stand, in der Ersteren sein Bäschen Gertrude erkannte, für die er die zärtlichsten Liebeslieder in Musik gesetzt und ihr gewidmet hatte. Da begriff er zum ersten Mal, dass ein Gott lieben und leiden könne, wie ein gemeiner Schäfer. Nun hätte er gern seinem Rächer beigestanden und gesehen, wie dessen Zorn und Regenschirm den verhassten Nebenbuhler traf, aber er fühlte zu sehr das Bedürfnis, seine neue Würde zu retten, und stieg daher majestätisch wieder empor.

Unserem göttlichen Aeronauten bot sich, als er so hoch über den Straßen, den Häusern und Vorstädten dahinschwebte, noch manches Schauspiel zwar umsonst, aber nicht eben ergetzlich dar. Unwillkürlich richtete er den Blick auf ein Ballet unter offenem Himmel, das einige junge Savoyarden und einige alte Pudel aufführten.

»Unglückliche Kinder! Unglückliche Hunde!«, rief er. »Dazu verwendet der Mensch Eure Jugend, Eure Anmut, Eure Frische! Unschuld, Alter, Hunde, Alles macht er seinem Vergnügen dienstbar. Wahrlich, ich werde mich nicht mehr um ihn kümmern!«

Dieser Entschluss hinderte ihn jedoch nicht, eine vorübergehende Amsel zu fragen, was sie von den Menschen halte.

»Der Mensch«, pfiff die Amsel, »ist ein plattes Wesen. Er verabscheut uns und beneidet uns sein ganzes Leben hindurch um die Fähigkeit, zu fliegen. Endlich stirbt er aus Verdruss darüber, dass die Flügel, die er sich macht, an der Sonne schmelzen. Das ist meine Meinung über den Menschen.«

Schwadronarius tat nun dieselbe Frage an den Kranich.

»Der Mensch«, entgegnete der Kranich, »ist ein sehr plattes Wesen. Er versucht vergebens, uns nachzuahmen. Auf Locomotiven strebt er uns einzuholen und ist eifersüchtig, dass unsere Flügel uns weiter tragen als ihn seine Eisenbahnen.«

Eine Lerche sang ihm auf dieselbe Frage folgende Antwort:

»Der Mensch ist ein außerordentliches plattes Wesen. Die Vortrefflichkeit meines Gesanges bringt ihn zur Verzweiflung. Er versuche es einmal, wie ich einen Triller im Aufsteigen zu schlagen, seine Töne zwischen Himmel und Erde erschallen zu lassen und ein Solo, umgeben von den Strahlen der aufgehenden Sonne, zu singen. Der Mensch ist neidisch und ohne Fähigkeiten. Das ist meine Meinung.«

Eine junge Nachtigall flötete ihm dieselbe Ansicht über den Menschen zu.

»Die Vögel haben Recht«, sagte Schwadronarius, »ich teile ganz ihre erhabene Ansicht und habe die Plattheit des Menschen nie besser begriffen als jetzt.« Nachdem er diesen Gedanken in sein Album geschrieben, beschloss er ihn dem ersten Zugvogel mitzuteilen, der ihm begegnen würde. Eine wilde Ente, die nach Europa flog, um sich dort von einer Leberkrankheit kurieren zu lassen, war so gefällig, das Blatt mitzunehmen.

Schwadronarius schwebte gerade über Paris und gewahrte tief unten auf dem Vendomeplatze die Napoleonssäule.

»Ich sehe«, fuhr er fort, »dieses großartige Denkmal menschlichen Ruhmes. Kutscher und Wasserträger, Herzoginnen und Hökerinnen {= herumziehende Händlerin}, vornehme Herren und gemeines Volk, kurz alle Welt umkreist das Monument; zwischen der hundert Fuss hohen Säule und den Menschen sehe ich keinen Unterschied; sie scheinen mir sämmtlich gleich hoch zu sein. — Von dem Gesichtspunkte aus, auf dem ich mich befinde, ist der Ruhm gleich dem Nichts.«

Befriedigt von dieser Definition schwang sich Schwadronarius wieder zur Sonne empor.

Als seine Blicke zum letzten Mal auf der Erde ruhten, sah er das Pflaster des Boulevard von Fiakern {= zweispännige Pferdekutsche}, Kutschen und Wagen voll Masken überschwemmt. Ein verwirrtes misstöniges Geschrei drang bis zu ihm. Er wollte sich von diesem für das Auge eines Philosophen so traurigen Scenen entfernen, aber eine Windstille hielt seinen Ballon fest. Diese Zeit benutzte er, um sein Tagebuch zu schreiben, hielt es jedoch für passend, seinem Obergott die Geschichte mit Gertrude zu verschweigen. Wir verdanken diese Episode der Schwatzhaftigkeit eines Hänftlings; sie beweist, dass Alles, selbst von oben gesehen, seine Nachtseite haben kann.

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Molos Wochenrückblick No. 29

Eintrag No. 677 — Am Samstag zum ersten mal Googles ›Straßenschau‹ ausprobiert. Schon mal 'ne geschmackliche Entgleisung, dass Google als Beispiel auf der ›Wie geht's‹-Seite die olle Siegessäule zeigt. Aber ab nach Frankfurt: Das Haus, in dem die Molochronik entsteht muss freilich verpixelt sein (damit man die Bombenwerkstatt im Hof nicht sieht). Sehr cool, sich wie ein Geist auf Trip die Straßen entlang zu klicken. Überhaupt ist die Straßenschau bemerkenswert gespenstisch: ich nähere mich auf der ›Am Brennhaus‹-Straße dem Südost-Eck des Altgriesheimer Parks, in Klicks von ca. je 5 Metern. Zuerst seh ich nur das Telefonhäuschen und wie ein Kerl mit grauem Pullover und Fahrrad an selbigen vorbeispaziert. Klick. Der Kerl nun im Gespräch mit einem anderen Mann mit scharzem T-Shirt, der auf einer Fahrradabsperrstange sitzt. Klick. Ein dritter Kerl mit rotem Shirt gesellt sich dazu. Klick. Nun ganz nah dran, der Mann in rot ist weg. Die anderen beiden sitzten lässig auf der Stange, der eine mit Fluppe in der Hand. Klick. Ich guck aus westlicher Sicht das Eck an, und holla, da ist der Kerl mit dem rotem Shirt wieder.

Durchaus schön, dass die Straßenschau eine meiner Lieblingsmauern im Viertel konserviert hat. ›Am Gemeindegraben‹, nahe der S-Bahnhaltestelle, gleich gegenüber einer Trinkhalle namens »Die Blechtrommel« ist diese sehr aparte Backsteinmauer, bis auf halbe Höhe aus dunklen Ziegeln gesetzt. Inzwischen wurde sie leider verputzt und sieht entsprechend fad aus.

Höhepunkt der Ironie: guck ich vom Paulsplatz / Braubachstraße in Richtung Südost, sehe ich ein Banner der Schirn Kunsthalle über den Zugang zum Römerberg gespannt. Und was für eine Ausstellung wurde da angepriesen, als der Google-Wagen sein Photo schoss?: »Die Totale Aufklärung«.

<img src="www.antville.org" align="right" style="margin-left:10px; margin--bottom:5px;"alt="Schuberzierbild von Arno Schmidts »Zettel’s Traum«, gesetzte Ausgabe der Arno Schmidt-Stuftung im Suhrkamp Verlag..">Lektüre: Dreissig Seiten weiter mit »Zettel's Traum« und damit jetzt knapp an der 100-er-Marke. Schön langsam beginnt sich ein steter Lesespaß einzustellen. Ich les das Trumm wärend ich Essen warm mache, oder auch auf dem Klo (kleine sportliche Übung in Kniebalance). Auch wenn ich 'ne Zielscheibe abgeben mag, von wegen, die ganzen Sex-Wortspiele von Arno Schmidt sind noch so was von verklemmten Altherrenzoten, yadder yadder yadder … ich steh dazu, dass mir dieses Riesenwerk Vergnügen bereitet. Freilich bin ich nich so begeistert über die ganzen Sigmund Freud-Anteile, aber einige Hypothesen dieser großen Analyse zum Werk und Wesen von Edhar Allan Poe scheinen mir doch plausibel zu sein. — Unbedingt empfehlen kann ich die die ersten ausführlicheren Einträge in Bonaventuras »Zettel's Traum lesen«-Blog, die sich beide lediglich der ersten Seite widmen: Seite 1 (1) und Seite 1 (2). Wenn der in dieser Ausführlichkeit weitermacht, dann stellt dieses Blog nicht weniger als eine echte Sensation dar. — Von der Rezensions-Front lässt sich diese ausführliche TAZ-Besprechung von Stephan Wackwitz vermelden: Neuentdeckung eines Dinosauriers. Wie heißt es dort so schön:

Die Wahrheit über Schmidts Spätwerk besteht wahrscheinlich darin, dass es, viel deutlicher als die meisten anderen inkommensurabel großen Bücher, beides zugleich ist. Große Kunst und kompliziert ausgearbeiteter Dachschaden. Und die Schwierigkeit und vielleicht Unmöglichkeit, sich zwischen diesen beiden Lesarten zu entscheiden, {…}
Und ich mag (unter anderem) genau dieses Flirren.

Mervyn Peake »Der Juge Titus«, erster Band der ›Gormenghast‹-Bücher. Neuausgabe bei Klett Cotta.Unterwegs verköstige ich derweil das erste der »Titus«-Bücher von Mervyn Peake in der Neuausgabe, »Gormenghast: Der junge Titus«. Ich habe »Gormenghast« vor ca. 15 Jahren schon einmal auf Deutsch, und vor ca. vier Jahren dann endlich mal auf Englisch gelesen. Weiterhin bin ich fasziniert davon, wie ungewöhnlich dieses Werk, wie spannend und bezaubernd es ist, obwohl (vor allem auf den ersten 200 Seiten) eigentlich ziemlich wenig geschieht. — Aber: desto länger ich die Umschlaggestaltung der neuen Ausgabe anguck, um so mehr enttäuscht sie mich. Immerhin ist der neue Schriftsatz nun sehr angenehm zu lesen. Die deutsche Erstaushabe war diesbezüglich ein Graus (aus einer Zeit, in der die Hobbittpresse viele schräcklich gesetzte Bücher produziert hat). — Und ich bin enttäuscht und somit grummelig auf die deutsche phantastische Internetgemeinde, denn bisher sind nirgendwo besprechende Rezis, Blog- oder Forumbeiträge zu der Neuausgabe aufgetaucht (wenn, dann hab ich sie übersehen, und will nichts gesagt haben).

Ansonsten: Hatte mal wieder drei Tage am Stück frei und mehr oder minder durchgemacht um ordentlich voranzukommen mit einem Übersetzungsprojekt (sehr feine SF- & Phantastik-Kurzgeschichten). — Zur Entspannung habe ich mir Folgen der zweiten Staffel von »Star Wars: The Clone Wars« gegönnt, der, wie ich ketzerisch juble, besten Inkarnation von ›Star Wars‹ für meinen Geschmack. Hier passen Anspruch, Form, Inhalt und Stil endlich kongenial zusammen.

Netzfunde

(Deutschsprachige) Phantastik-Funde

  • ›PhantaNews‹ hat ein ausführliches Interview mit der von mir sehr geschätzten Ju Honisch geführt: »Das was man selbst am meisten mag, macht man auch am besten«. Nicht nur, weil ich die ersten beiden Bände ihrer historischen Fantasyromane der (ich nenn die mal so) ›Fay-Welt‹-Romane probegelesen habe, lobpreise ich diese bei ›Feder & Schwert‹ erschienenen Bücher. Sie stellen in meiner Lektüreauswahl eine Ausnahme dar, da ich Reihen ja eher scheue. Aber die Mischung, die Ju da mit kurzweiligen Stil zusammenzaubert überzeugt mich (siehe meine Rezension zu »Das Obsidianherz«).
  • Catherynne Valente, Autorin von »Palimpsest« (würd ich gern testen, kam aber noch nicht dazu) zeigt sympathischerweise, dass man keineswegs auf andere Menschen angewiesen ist, um eine fetzige Diskussion zu führen. Man Frau alleine reicht. Zuerst lässt sie diese lange Uffregung vom Stapel, warum ihr die große Steampunk-Welle auf den Geist geht: Here I Stand, With Steam Coming Out of My Ears, rudert aber etwas erschrocken über die Heftigkeit ihres Zeterns mit Steampunk Reloaded zurück, und zählt dann schließlich auf, was sie asn Steampunk doch mag: 10 Things I Actually Do Love About Steampunk.
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»Eine andere Welt« (4) – Kap. II: Das Dampf-Concert von Grandville & Plinius dem Jüngsten

Eintrag No. 670Zur Inhaltsübersicht.

Die Illustrationen einer alten französischen Ausgabe habe ich dem flick-Album von blaque jaques entnommen.

II. Das Dampf-Concert.

Der Dampf wird der Welt ― und der Musik eine neue Gestaltung geben. Ich bedaure Nichts so sehr, als ihn nicht gekannt zu haben. Napoleon auf St. Helena

In diesem Jahrhundert des Fortschritts ist die Maschine ein vervollkommneter Mensch. »Die Pickelflöte«. Musikalisches Journal.

Von der wunderbaren Entdeckung, welche Dr. Puff machte, mit deren Hilfe er ein Riesenconcert geben und für sechs Silbergroschen zu Mittag essen konnte.

Nach dem er das Inventarium aller Mobilien, Immobilien, Actien, Erfindungen und Partituren, welche ihm seine Mit-Neu-Götter zurückgelassen, aufgenommen hatte, befand sich Dr. Puff auf dem Punkte, der Verzweiflung anheimzufallen, als er plötzlich unter diesem Material ein Dutzend gegossener Musikanten entdeckte.

Er nahm sie aus der Kiste, welche sie barg, und konnte nicht umhin auszurufen:

»Das ist der Mann, den sie verkannt, das Genie, dass sie zehn Jahre lang mit zerrissenen Stiefeln umhergehen ließen! Und doch, Schwadronarius, bist du der Einzige und Erste, der das Mittel gefunden, die Anforderungen des musikliebenden Publikums zu befriedigen, und das Geheimnis ersonnen hat, Sänger mit ehernem Gaumen zu schaffen und ein Orchester durch Dampf in Bewegung zu bringen. Mein sei der Ruhm, deine erhabene Erfindung der Vergessenheit zu entreissen. Heute noch gebe ich ein Concert; denn ich muss mir Geld zum Mittagsessen schaffen.«

Ohne Zeit zu verlieren, ließ er an allen Straßenecken folgenden illustrierten Zettel anheften.

•••••

Mit hoher oberigkeitlicher Bewilligung Mechanisch-Metronomisches Instrumental-, Vocal- und Phänomenal- Concert in zwei Stationen.

•••••

Am Schlusse: Jubelhymnus für 200 Posaunen Herr Doctor Puff dirigiert die Maschinen.

Erste Station:
  1. Ouverture für großes Orchester aus der Oper »Die Schienen-Noten«.
  2. Eisenbahn- und Dampfschiff-Duett, vorgetragen von Fräulein Locomotive und Herrn Schlotfang.
  3. Trinklied von Fräulein X, 22 Monate, 6 Tage und eine Nacht alt.
Zweite Station:
  1. »Das Ich und das Nicht-Ich«; philosophische Symphonie in C-Dur.
  2. »Die umgeschlagenen Waggons«. Polonaise für 400 Ophicleiden.
  3. »Der Dampfkessel«. Symphonie für Hochdruck, mit 300 Pferdekraft.
  4. »Die Explosion«. Jubel-Hymnus für zweihundert Posaunen.

An das hochverehrliche Publikum.

Alle Kinder unter vier Jahren, welche anfangen zu rauchen, zu dichten und zu componieren, bezahlen den halben Eintrittspreis doppelt. ― Das Concert findet mit vollem Gasometer statt in einem tragbaren gegossenen Saal und macht vier Meilen Koloraturen in der Stunde. ― Für die Inexplosibilität der Musikanten wird Bürgschaft geleistet. ― Die Eröffnung beginnt auf dem Bahnhof präcise fünf Uhr Abends. ― Die erste Fahrt ist in C-dur. Die zweite in B-Moll.

Die Coupés, Sitze und Waggons haben mittlere Temperatur. ― Man kann Dampfbäder in vergitterten, besonderen Logen erhalten.

•••••

Höchst wichtige Schlussbemerkung.

Es wird ausdrücklich gebeten, weder Finger noch Nasenspitzen herauszustrecken. Alle Zeichen der Missbilligung, alles Murren oder Pfeifen, die dem Luftstrom eine falsche Richtung geben und Gesundheit und Leben der Zuhörer in Gefahr bringen könnten, sind ausdrücklich untersagt. ― Die Zeichen des Beifalls dagegen, bei denen man solche Folgen nicht zu fürchte hat, sind dem hochverehrlichen Publicum, das sich der Begeisterung ganz hingeben kann, durchaus freigestellt.

Um alles Unglück bei dem Schlusse des Concerts zu vermeiden, werden viele Ventile für den Abzug des Publicums geöffnet werden.

Das Concert findet zum Besten eines antimillionären Künstlers, der in den Mond geflohen ist, statt.

•••••

Artistische Gratiszugabe für die Abonnenten des Journals: »Die Pickelflöte« Fräulein Locomotive und Herr Schlotfang in dem Duett »Eisenbahn und Dampfschiff.«

ha ha ha         ha ha         ha ha         ha ha ha ha ha ha ha ha ha         ha ha ha ah ah ah oh la la la!         oh! ah!         oh! ah!         la! la!

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Molos Wochenrückblick No. 26

Eintrag No. 668 — Dem Kalender nach sollte es kälter werden, aber das Wetter tüdelt herum, als ob es einen zweiten Frühling anpacken möcht. Mein Immunsysthem spinnt entsprechend, meine Glieder knacken, meine Muskeln knirschen, und mein Nasen- & Stirnhöhlenbereich fühlt sich an wie etwas, das auf der Rückbank eines havarierten Autos vetrocknet. Trotzdem (leider — GOttseidank): zum richtig krank werden reicht es nicht.

Lektüre: Mit »Behemoth« von Westerfeld & Thompson bin ich fertig. Kurzweilig, wunderschön dank der Illustrationen, diesmal mit einer Prise gelungener Niedlichkeit & Liebeswirren. Und obwohl mir dieser zweite Band der »Leviathan«-Trio gut gefallen hat, haben sich merklich Ermüdungs- und Routineeffekte eingestellt, die mich daran hindern ein natürlicher Freund von Serien- & Mehrteilerwerken zu sein .

Unterwegs ansonsten zur Abwechselung mal wieder was kurzes von Peter Sloterdijk: »Scheintod im Denken. Von Philosophie und Wissenschaft als Übung«. Bisherige Lieblingsstelle (S. 79):

Die Spätantike erlebte schießlich den Untergang der Philosophie in der Theologie. {…} Fürsten sind an Priestern, nicht an Philosophen interessiert. {…} Monarchen ist nicht an Schülern gelegen, sondern an Gefolgschaften. {…} Der praktische Wert der »Geistigen« beschränkt sich in dieser Zeit aufs Untertanenmachen von innen.

Marian Bantjes: »I Wonder« Zu dem Bestand exoribitant schöner und ungewöhnlicher Bücher im Haushalt hat sich »I Wonder« der Typographin und Graphic Designerin Marian Bantjes gesellt. Auf Bantjes bin ich schon vor einigen Monaten aufmerksam geworden durch den TED-Talk »Intricate beauty by design«, für mich als Amœnokrat natürlich von besonderer Bedeutung. »I Wonder« ist eine Wunderkammer der modernen Ornamental-Gestaltung. In 13 Abschnitten denkt Bantjes über so verschiedenen Dinge wie Staunen, Verwunderung, Politik des Ornamementes, Erinnerungen (Photos und Schmierzettel), Heraldik, Firmenlogos, Ehre und Bedeutung nach. Am allerbesten aber finde ich »The Alphabet: A Critique«. In diesem merklich flappsigen Text kommentiert sie jedem Buchstaben und spannt dabei die ulkige Phantasie auf, dass ein anonymes Font-Studio der Altvorderen in Gemeinschaftsarbeit das Alphabet gestaltet hätten.

Ansonsten bin ich mit »Zettels Traum« Arno Schmidt bis etwa Seite 50 vorangekommen. Dän Pagenstecher doziert und das Übersetzerpärchen Paul und Wilma und deren Tochter Franziska lauschen, nicken, geben Widerworte zu den Ethym-Thesen von Dän, und seinen Theorien dazu, was den guten alten Edgar Allan Poe an unbewussten Impulsen und Prägungen zu seinen Texten getrieben hat. Ein Hase sprang bereits herum und Rehe wurden gesichtet. Also: eigentlich nix los, und dennoch, Dank der ungewöhnlichen Schreibe von Schmidt ist das ganze erstaunlicherweise unterhaltsam zu lesen. Wenn ich mein jetztiges Lesetempo beibehalte, dann bin ich in etwa einem Jahr mit diesem Trumm fertig.

Netzfunde

  • ›Junge Welt‹ die Erste: In einem ausführlichen Dossier wird eine der widerlichsten Entwicklungen der gegenwärtigen Jurispudenz beleuchtet: Denn sie wissen was sie tun, legt dar, wie deutsche Rechtsgelehrte sich an dem Projekt beteiligen, in der westlichen Moderne die Folter wieder zu legitimieren.
  • ›Junge Welt‹ die Zweite: Dass sich die Katholen, ihren eigenen öffentlich verlautbaren Moralansprüchen zum Trotz, zeihenswerterweise mit kriminellen Milieus gemein machen, ist zwar altbekannt, wird aber in diesem Text von Gerhard Feldbauer trefflich zusammengefasst: Gottes Bankster
  • Ganz grob (im Sinne von: hinfort mit den Privilegien gewährenden Staats-Samthandschuhen gegenüber den organisierten Kirchen) passt dazu thematisch ein Interview, dass die ›Jungle World‹ mit Michael Bauer führte, dem Sprecher des im Werden befindlichen Arbeitskreises Laizistischer Sozis: »Genossin Nahles will uns ausbremsen«.
  • Die frohe Kunde, dass letzte Woche (endlich) eine sich auf Lobbyismus spezialisierende Wikipedia ihren Betrieb aufnahm, wird unter anderem bei ›Telepolis‹ verbreitet: David gegen Goliath. Und hier geht es zu der Lobbypedia.

(Deutschsprachige) Phantastik-Funde

Zur Erinnerung: Hinweise auf bemerkenswerte deutschsprachige Internet-Beiträge zum Thema Phantastik (in allen ihren U- & E-Spielarten) bitte per eMail an …

molosovsky {ät} yahoo {punkt} de

… schicken. — Willkommen sind vor allem Hinweise zu Texten, die wenig beachtete Phantastikwerke behandeln (z.B. also Einzelwerke statt Seriensachen), oder die über Autoren, Theorie und Traditionsentwicklungen berichten.

Zuckerl

  • Das ›Old Hollywood‹-Blog hat ein altes Absage-Formular der Essanay-Studios ausgebuddelt, das köstlich unfreiwillig komisch-gruselig von der Praxis der frühen Filmindustrie erzählt.
  • Die ›Galerie 1988‹ aus Kalifornien bietet ätzende Zeitgenossenschafts-Kritik in Form von 55 fiktiven Straßenschildern der TrustoCorp: The New America.
  • Lobenswerte Photobuch-Idee: Der englische ›Telegraph‹ präsentiert mit einer Bilderstrecke eines Kostprobe des Photobandes Where Children Sleep von James Mollison. Solche Dokumente sagen mehr über die Schlechthinigkeit der Welt als 1000 kluge Worte.

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