molochronik

Einhundert Filme

(Filme, na was sonst) — Folgende Liste mit wohl einer ganz passablen Schar guter Filme, ob Klassiker oder Kult, habe ich bei Anke Groener (die in wunderbaren Filmrezis meistens - nicht immer - eine mir widerstrebende Meinung zu äußern versteht) entdeckt. Ursprünglich war die Regel beim Formatieren der Liste: schon gesehen fett, noch sehen wollen kursiv … könnte ich quasi alles einfetten. Muß ich also auf ein höheres Roß und werde in meinen Augen gelungene fett, mißlungene durchgestrichen und noch gar nicht gesehene kursiv setzten.

  1. Godfather, The (1972)
  2. Shawshank Redemption, The (1994)
  3. Godfather: Part II, The (1974)
  4. Lord of the Rings: The Return of the King, The (2003)
  5. Lord of the Rings: The Two Towers, The (2002)
  6. Casablanca (1942)
  7. Schindler’s List (1993)
  8. Shichinin no samurai (1954) (The Seven Samurai)
  9. Lord of the Rings: The Fellowship of the Ring, The (2001)
  10. Citizen Kane (1941)
  11. Star Wars (1977)
  12. One Flew Over the Cuckoo’s Nest (1975)
  13. Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb (1964)
  14. Rear Window (1954)
  15. Star Wars: Episode V - The Empire Strikes Back (1980)
  16. Raiders of the Lost Ark (1981)
  17. Memento (2000)
  18. Usual Suspects, The (1995)
  19. Pulp Fiction (1994)
  20. North by Northwest (1959)
  21. Fabuleux destin d’Amelie Poulain, Le (2001) ("The Fabulous Destiny of Amelie Poulain")
  22. Psycho (1960)
  23. 12 Angry Men (1957)
  24. Lawrence of Arabia (1962)
  25. Silence of the Lambs, The (1991)
  26. Buono, il brutto, il cattivo, Il (1966) (The Good, the Bad, and the Ugly)
  27. It’s a Wonderful Life (1946)
  28. Goodfellas (1990)
  29. American Beauty (1999)
  30. Vertigo (1958)
  31. Sunset Blvd. (1950)
  32. Pianist, The (2002)
  33. Matrix, The (1999)
  34. Apocalypse Now (1979)
  35. To Kill a Mockingbird (1962)
  36. Some Like It Hot (1959)
  37. Taxi Driver (1976)
  38. Paths of Glory (1957)
  39. Third Man, The (1949)
  40. C’era una volta il West (1968) (Once Upon a Time in the West)
  41. Fight Club (1999)
  42. Boot, Das (1981)
  43. Sen to Chihiro no kamikakushi (2001) (Spirited Away)
  44. Double Indemnity (1944)
  45. L.A. Confidential (1997)
  46. Chinatown (1974)
  47. Singin’ in the Rain (1952)
  48. Requiem for a Dream (2000)
  49. Maltese Falcon, The (1941)
  50. M (1931)
  51. All About Eve (1950)
  52. Bridge on the River Kwai, The (1957)
  53. Monty Python and the Holy Grail (1975)
  54. Se7en (1995)
  55. Saving Private Ryan (1998)
  56. Cidade de Deus (2002) (City of God)
  57. Raging Bull (1980)
  58. Wizard of Oz, The (1939)
  59. Rashemon (1950)
  60. Sting, The (1973)
  61. American History X (1998)
  62. Alien (1979)
  63. Mr. Smith Goes to Washington (1939)
  64. Leon (The Professional) (1994)
  65. 2001: A Space Odyssey (1968)
  66. Vita bella, La (1997) (Life Is Beautiful)
  67. Touch of Evil (1958)
  68. Manchurian Candidate, The (1962)
  69. Wo hu cang long (2000) (Crouching Tiger Hidden Dragon)
  70. Treasure of the Sierra Madre, The (1948)
  71. Great Escape, The (1963)
  72. Clockwork Orange, A (1971)
  73. Reservoir Dogs (1992)
  74. Annie Hall (1977)
  75. Amadeus (1984)
  76. Jaws (1975)
  77. Ran (1985)
  78. On the Waterfront (1954)
  79. Modern Times (1936)
  80. High Noon (1952)
  81. Braveheart (1995)
  82. Apartment, The (1960)
  83. Sixth Sense, The (1999)
  84. Fargo (1996)
  85. Aliens (1986)
  86. Shining, The (1980)
  87. Blade Runner (1982)
  88. Strangers on a Train (1951)
  89. Duck Soup (1933)
  90. Metropolis (1927)
  91. Finding Nemo (2003)
  92. Donnie Darko (2001)
  93. Toy Story 2 (1999)
  94. Princess Bride, The (1987)
  95. General, The (1927)
  96. City Lights (1931)
  97. Lola rennt (1998) (Run Lola Run)
  98. Full Metal Jacket (1987)
  99. Notorious (1946)
  100. Sjunde inseglet, Det (1957) (The Seventh Seal)

Molos Nominierungen für den Kurd Laßwitz Preis 2013

Kurz vor knapp. Gerade das PDF abgeschickt.

Bester (deutschsprachiger SF-)Roman mit Erstausgabe 2012: • Dietmar Dath, »Pulsarnacht«, Heyne-Verlag. — Stilistisch kraftvoll & extrem abwechslungs- & stimmungsreich. Thematisch anregend, phantasie- & ideenvoll, sowie engagiert.

Bestes ausländisches Werk (zur SF mit Dt. Erstausgabe) von 2012: • China Miéville, »Stadt der Fremden«, Bastei-Verlag. — Gelungene Großmetapher über die Beziehung von Sprache, Bedeutung, Sucht & Abhängigkeit. • John Scalzi, »Redshirts«, Heyne-Verlag. — Humorvolle & gehaltvolle Untersuchung narrativer Klischees der Space Opera, sowie berührende Meditation über die Verantwortung von Kreativen gegenüber ihrem Publikum und Figuren.

Beste Graphik 2012 (für Titelbild/Illustration einer deutschsprachigen Ausgabe zur SF von 2012): • benSwerk (bürgerlichen Namen bitte z.B. über Hannes Riffel vom Golkonda-Verlag erfragen). Beispiel Titelbild- & Buchgestaltung der 3-bändigen Ausgabe von Samuel R. Delanys »Geschichten aus Nimmeya«, deren erster 2012 bei Golkonda erschienen ist. — Stellvertretende Titel-Nennung, da benSwerk seit Bestehen des Golkonda-Verlages für diesen tätig ist und zeigt, wie man geschmackvoll zum Inhalt passend Bücher und Umschläge gestalten kann, ohne billige Lösungen oder ausgelutsche Klischees heranzuziehen.

Sonderpreis 2012 (für einmalige herausragende Leistung im Bereich der deutschsprachigen SF im Jahr 2012): • Ralf Bold & Wolfgang Jeschke (Herausgeber), Michael Haitel (Verlag) & Team. — Für Zusammenstellung, Gestaltung & Herausgabe der SFCD-Preisträger-Anthologie »Die Stille nach dem Ton«.

Sonderpreis 2012 (für langjährige herausragende Leistung im Bereich der deutschsprachigen SF mit besonderem Anlass 2012): • Josefson (aka Jürgen Doppler) & Wissenschafts- bzw. Website-Verantwortliche von ›www.standard.at‹. — Verfasst bzw. veröffentlicht seit 5 Jahren (Mai 2008, soweit ich weiß) engagierte, kurzweilig zu lesende, mit Kennerschaft verfasste, klar argumentierende Rezensionen von deutscher & internationaler Genre-Phantastik für den Online-Auftritt der österreichischen Qualitäts-Tageszeitung ›Der Standard‹; immer noch das einzige Medium seiner Art, dass regelmäßigen Raum für Genre-Phantastik einräumt und damit hilft, die vermeintlichen Gräben zwischen U- & E-Literatur zu überwinden.

Grenzübergang 2012 / 2013

Es ist wieder soweit: Hier der Jahresrückblick meiner Lese-, Glotz- & Lausch-Glanzlichter.

Gut Buch (Prosa)
Erstmal: Ich werde mich bei dieser Liste auf jene Titel beschränken, denen ich auf meiner 2012-Goodreads-Seite vier oder fünf Sterne gegeben habe (was aber nicht bedeutet, dass die dort von mir mit ›nur‹ drei Sternen bewerteten Sachen lau sind … ich habe seit Jahren nix mehr gelesen, was ich richtig schlecht oder auch nur seicht & langweilig fand, weshalb meine Qualitätsmaßstabe mittlerweile wohl etwas verzerrt sind).

Dann: Muss ich bei der Reichskulturkammer dafür Abbitte leisten 2012 keine deutsche Prosa gelesen zu haben (hab zwar zig Texte im Buchladen oder im Netz angelesen, von denen konnte mich jedoch keiner verführen).

  • »The Mirage« von Matt Ruff: ›IX.IX.‹ und ›War on Terror‹ auf den Kopf gestellt, in einer Alternativwelt, die irgendwann zur Zeit des Ottomanischen Reiches von unserer Realwelt abzweigte. Ruff beweist wieder einmal, dass er einer der besten derzeit schreibenden Weltenbauer ist, wenn er durchspielt, wie es wäre, wenn der arabisch-islamische (angeführt von den UAS = United Arab States) und der euro-nordamerikanisch-christliche Kulturraum (unser Hegemon sind ja die USA) ihre weltgeschichtlichen Rollen tauschen würden. — Großartig, wie die erzählenden Kapitel ergänzt werden durch Einträge der ›Library of Alexandria‹, dem Wiki dieser Alternativwelt. Viel Gelegenheit für Denkanregungen und Popkultur-Witzelein. — Doll fand ich, wie eigentlich immer bei Ruff, die große Bandbreite an Stimmungen und Themen. Da gibts Humor, Thrillerspannng, grandiose Äktionsequenzen, politische Satire, berührende familiäre Geschichten und nicht zuletzt geheimnisvolle Fantasy-Magie.
  • »Angelmaker« von Nick Harkaway: Auch der zweite Roman (nach »The Gone-Away World«) von Nick rockt voll Pulle. Seine Virtuosität der Abschweifung entzückt mich, ebenso die Bandbreite der Stimmungen und Themen seiner ›Existenzialismus-Pulp‹-Romane. Hier müssen sich der nach Ruhe & Normalität sehnende Sohn eines legendären Londoner Gangsters und eine betagte Superspionin samt knorzigen Köter in einem apokalyptischen Plot gegen einen nach Apotheose gierenden Finsterling bewähren. Enthält neben vielem anderen eine wunderbare Verbeugung vor der ›Craftmanship‹-Ethik von John Rushkin; eine der pfiffigsten Sex-Szenen, die ich seit einiger Zeit gelesen habe; sowie Elephanten-Rachengel, U-Boot- & Eisenbahnabenteuer, apokalyptische Uhrwerk-Bienen, und eine wuchtige Hymne, wie geil es ist, mit einer Tommy-Gun alles kurz und klein zu ballern.
  • »Year Zero« von Rob Reid: Als Hörbuch genossen und reichlich geschmunzelt und gelacht. Kommt 2013 mit extrem doofem Cover unter dem Titel »Galaxy Tunes®« als Heyne-Taschenbuch zu uns. Begeistert hat mich, wie es Rob Reid (als ›listen.com‹-Gründer und Internet-Unternehmer hat der Mann einfach Ahnung) gelingt, die Themen Urheber- & Lizenzrecht, also trockenes Juristen-Mumbo-Jumbo, in Form einer satirischen SF-Klamotte durchzuschütteln (nebst vielen trefflichen Späßchen auf Kosten der Popkultur und des Zeitgeschehens). — Für Musikfans die auch Science Fiction mögen eigentlich ein Muss!
  • »Railsea« von China Mieville: Es zeichnet sich der Trend ab, dass Miéville bei seinen Büchern für junge Leser (dessen zweiter »Railsea« nach »Un Lun Don« ist) ungezügelter drauflos-abenteuert und -fabuliert, als bei seinen Stoffen für Erwachsene. Was als staunensreich-verquere Homage auf Melvilles »Moby Dick« anhebt (fanatische Kapitänin einer Jagdtmanschaft stellt mit Eisenbahn im Schienenmeer einem gigantischen fahlem Maulwurf nach) entwickelt sich zu einer wendungsreichen Meditation über die Natur des Erzählens, die Ethik von Besessenheiten und die Rechnungen, die einem für das Verfolgen von Wachsumsideologien präsentiert wird.
  • »Alif the Unseen« von G. Willow Wilson: Lange Rezension gibt’s hier — Kurzfassung: Gelungene & durch Engagement glänzende Mischung aus ›Urban Fantasy‹, hAcktivim-Thriller, Bürgerrechts-Panorama und Liebesgeschichte. Wenn dieser Roman nicht fluggs von einem deutschen Verlag aufgegriffen wird, ist das ein gleissendes Zeichen dafür, dass die Programmgestalter dort einfach null Ahnung haben.
  • Desweiteren kann ich als lesenswert empfehlen (bzw. dazu raten, nach den event. noch erscheindenden deutschen Übersetzungen Ausschau zu halten):
    »The Folly of the World« von Jesse Bullington: Nach »The Sad Tale of the Brothers Grossbart« und »The Enterprise of Death« der dritte Roman von Bullington. Ein schwules Verbrächerpärchen – ein ab & zu halluzinierender Schlagmichtot und ein skrupellose Pläne schmiedender Edelmann-Bastard – machen sich mit einem halbwilden Meisterschwimmer-Mädel auf, sich fette Beute zu ergaunern. Bullington traut sich Finten und Wendungen auszuführen, wie nur wenige. Im Mittelteil etwas planlos, aber als Ganzes sehr stimmungsvoll, sprachlich von großer Wucht (wo’s derb ist) und Schönheit (wo’s z.B. um das Setting geht, die überschwemmten Niederlande des 15. Jahrhunderts).
    »Soulless« von Gail Carringer: Einer meiner Ausflüge in das für mich sehr wundersame Genre der ›Vaginal Fantasy‹ (gepriesen sei Felicia Day für diesen nützlichen Genre-Begriff) und ich bin entzückt. Die Krimihandlung um Vampire, Werwölfe und ihre Gegener im viktorianischen England ist eher Stangenware und reichlich vorhersehbar, aber die stets für humorvolle Griffe bereite Sprache, sowie die stellenweise exzessiven Flirt- & Knutsch-Einlagen zwischen Heldin Alexia und Werwolfrudelführer Lord Maccon sind allererste Kajüte. — Muss unbedingt rumgranteln, dass die deutschte Übersetzung der Titel einfach nur furchtbar ist (ich muss dass hier einfach auflisten. Die englischen Titel der 5 Romane der ›Parasol Protectorate‹-Reihe heissen: 1. »Soulless«; 2. »Changeless«; 3. »Blameless«; 4. »Heartless«; 5. »Timeless«. Und daraus wurde auf Deutsch: 1. »Glühende Dunkelheit«; 2. »Brennende Finsternis«; 3. »Entflammte Nacht«; 4. »Feurige Schatten«; 5. »Sengendes Licht«) und dass die deutschen Coverbilder auch nicht sooo der Hit sind. — Ach ja: Dank an Ju für den Tipp!
    ›Acacia‹-Trilogy von David Anthony Durham (1. »The War With The Mein«; 2. »The Other Lands«; 3. »The Sacred Band«): Große Polit-Fabel auf Sklaverei, Rohstoffabhägigkeit, die Fragwürdigkeit ›gerechter Kriege‹, Völkerverständigung, Machterhalt und Bevölkerungsunterwerfung und nicht zuletzt darüber, die wie Kommerzfürsten alle gegeneinander ausspielen und bescheissen. Hätte durchaus noch einen Lektoratdurchgang vertragen können, denn teilweise is datt Janze ein bisschen sentimental, und mir sind in der englischen Originalfassung einige ungeschickte Wortwiederholungen aufgefallen. Dennoch: tolle, ›fast klassische‹ Fantasywelt, die den Mumm zeigt, so mancher Routine vors Schienbein zu treten und mit vielen Details gewohnte Klischees geistreich umzukrempeln (vor allem was Geschlechterrollen, Rassen & Kulturen betrifft). Dadurch z.B. einige sehr interessante weibliche Hauptfiguren. Mit Magie und Zauberwesen geht’s erst ab Band zwei so richtig los, dann aber mit Wumms (wo gekämpft wird) & allerliebst (wenn z.B. wunderschöne Vogelechsen-Drachen gezähmt werden und die dann auch noch Eier legen). — Nochmal »Mercie!« an Gero für seine Empfehlung auf dem Dreieich-Con 2012!
    »John Saturnall’s Feast« und »The Pope’s Rhinocerous« von Lawrence Norfolk: Hier geht es zur ausführlichen Rezension von »Ein Rhinozeros für den Papst«. Dauerte ›nur‹ ca. 16 Jahre gedauert, mich durch dieses reichlich vertrackt geschriebene Renaissance-Abenteuer zu kämpfen, hat sich aber dicke gelohnt. — »Das Festmahl des John Saturnall« ist der bisher zugänglichste Roman von Norfolk, auch weil er sich immer wieder eines etwas märchenhaften Duktus bedient (und die Stimmung hat mich streckenweise entfernt an Mervyn Peakes »Gormenghast« erinnert), bzw. Fantasy-Flair aufkommen lässt. Mit den Wirren der Cromwell-Zeit als Hintergrund wird der Aufstieg des Sohns einer Kräuterfrau/Hexe zum angesehensten Koch seiner Ära geschildert. Sehr gefallen hat mir die Behandlung von protestatischem Glaubens-Eifer und der Überlieferung von (römischer) Geschichte in Form von Legenden, bzw. wie sich Biblisches und Heidnisches in Legenden mixen zu neuen Rezepten können. Zudem ein feines Stück über Arbeit, in diesem Fall vor allem natürlich der, die in der Küche anfällt. Und die Liebesgeschichte geht auch ans Herz.
    ›Millenium‹-Trilogy von Stieg Larsson (1. »The Girl With The Dragon Tattoo«; 2. »The Girl Who Played With Fire«; 3. »The Girl Who Kicked The Hornet’s Nest«): Wenn das Ex- & Hopp-Mainstream-Unterhaltungsliteratur ist, dann gerne her damit, bzw, dann kann’s um den Geschmack ›der gemeinen Massen‹ sooo schlimm nicht bestellt sein. Selten hab ich dicke Dinger derart flott weggefräst. Nicht nur, dass Larsson mit Lisbet Salander eine atemberaubende soziopathisch angehauchte, ›Opfer schlägt zurück‹-AntiHeldin geschaffen hat, mir taugen auch seine Themen und seine Politik (AntiFa, AntiSexismus, Anti-Frauenhandel, Kritik an Selbstermächtigung von Geheimdiensten usw.).
    ›Raylan Givens‹-Geschichten von Elmore Leonard (Romane: »Pronto«, »Riding The Rap«; Kurzgeschichte: »Fire In The Hole«): Die TV-Serie »Justified« hat mich überzeugt, und da habe ich mir die Vorlagen besorgt. Leonards sparsame aber hocheffektvolle Prosa ist respektgebietend (Genial simpler Rat für alle Autoren, und ich fände es spannend, wenn sich mehr Fantasy-Schöpfer davon anregen ließen: »Lass die Stellen weg, welche von Lesern übersprungen werden«). Und schön zu sehen, wie fein sich Western-Athmo in die heutige Welt übertragen lässt. Bleibt zu beklagen, wie kümmerlich die Auswahl deutscher Leonard-Ausghaben ist, aber immerhin scheint sich nun Suhrkamp kümmern zu wollen (dort erschient 2013 der dritte Raylan-Roman, der einfach nur »Raylan« heißt, den ich auch noch nicht kenne).
    »Dog Of the South« von Charles Portis: Hingerissen von »True Gritt« habe ich mir alle anderen vier Romane von Portis besorgt. Dieser hier ist ein schräges ›Road Movie‹. Selten fand ich es so spannend, wenn geschildert wird, wie nix passiert, denn selbst dann weiß dieser Roman mit einer eigenartigen Mischung aus trockenem Humor, cooler Exzentrik, Melancholie und schierem Aberwitz zu überzeugen.
    »The Coldest War« von Ian Tregilis: Vielleicht noch besser als »Bitter Seeds«, der erste Band der ›Milkweed‹-Trio. Der zweite Weltkrieg ist vorbei, nun geht’s in die frühen Jahre des Kalten Krieges mit englischen Blutdämonen-Beschwörern gegen sowietische Götterelektron-Übermenschen. Hut ab vor einer beeindruckenden Orakel-Antagonistin, bzw. zwielichtigen Helferin auf der Seite der Guten, die aber leider so irre & unberechenbar ist, dass weder Leser noch Romanfiguren sich sicher sein können mit ihr. Viel Tragik, die Äktschn ist packend inszeniert. Erfreulich reif und berührend für diese Art grimmer Genre-Garn. Ich freu mich sehr auf den Abschlussband »Necessery Evil« 2013.
    »The Half-Made World« von Felix Gilman: Der Wilden Westen ist m.E. eine vorzügliche Fundgrube für Fantasywelten und Gilman formt aus zwei der kräftigsten Symbole der Epoche/des Genres die tragenden Säulen seines Weltenbaus. Es stehen sich gegenüber: die Heerscharen an Beamten & Soldaten von ›the Line‹ (dämonischen Eisenbahnmaschinen; verbreiten Industrie, Ordnung, Ausbeutung, Pharmazie; süchtig nach Treibstoff) und die Draufgänger-Banditen von ›the Gun‹ (über den Raum hinweg in Feuer-Beschwörungen konferierende Dämonen, die in Pistolen hausen und deren Träger Superkräfte verleihen; allesamt ziemlich anachrische und bluthungrige Knilche und Knilchinnen). Zwischen den Fronten haben einst die Leute von der Red Valley Republic versucht, einen dritten Weg zu finden, wurden aber aufgerieben. — Freut mich zu sehen, dass es mittlerweile einen weiteren Roman von Gilman gibt (»The Rise of Ransom City«), der in dieser Welt angesiedelt ist, und dass dieser anscheinend ähnlich wie bei Miévilles ›Bas-Lag‹-Büchern sowohl als Fortsetzung als auch als Einzelroman funktioniert.
Gut Buch (Sach)
  • »Der Implex« von Dietmar Dath & Barbara Kirchner: Richtig dick, famose Herausforderung. Bin sicherlich ein gutes Stück zu dumm, bzw. zu ungebildet, was einige der Geistesgrößen betrifft, über die im Buch desöfteren referiert wird. Dennoch doll, vor allem dank reichlicher Beachtung der Phantastik als wichtige Sache für den sozialen Fortschrift.
  • »Combined & Uneven Apocalypse: Luciferian Marxism« von Evan Calder Williams: Anhand von Filmen und anderen populären Medienwerken seit den 60ern/70ern bis heute untersucht der Autor, welche Erkenntnisse/Offenbarungen diese bieten bzgl. des Untergangs des Kapitalismus, sowie was danach kommt. Besonderes Augenmerk gilt dem sogenannten ›Salvagepunk‹ (mehr dazu hier unter Punkt 5), dem modernen Zombie-Mythos, sowie ruinöser Stadtlandschaften der dystopisch-apokalyptischen Science Fiction. Kurz: ein richtig knuffiges Gute Laune-Buch für stoisch-misantrophische Optimisten wie mich.
Gut Comic
  • »Dragonball« von Akira Toriyama: Bin ich froh, dass mein neuer junger Brotjobkollege M. W. mir mehrmals in höchsten Tönen dieses 8000-Seiten-Manga empfohlen hat, bis ich zustimmte, er solle mir ruhig mal die ersten 5 (von 42) Bänden mitbringen, damit ich reinlesen kann. In vielerlei Hinsicht vielleicht die irrste, aufregenste, spassigste, süchtigmachenste & äktschnreichste Lektüre seit ich weiß nicht wann für mich. Zwar gibt es eine längere Strecke, die ein klein wenig eintönig ist, aber die Eintönigkeit besteht aus langen immer krasseren Mega-Kampf-Szenen die sich über mehrere hundert Seiten erstrecken ... also eigentlich kein schwerwiegender Minuspunkt. Ganz großartig immer die Slapstick-Humor-Einlagen; grandios die ausführlichen Kampfkunst-Tuniere; vom Stuhl gefallen bin ich über die ungezügelt niedlichen sexistischen Witzelein vor allem in den frühen Bänden (»Ich wünsche mir: eine Mädchenunterhose!«). Wahrlich: »Dragonball« ist ein fetziger Klassiker, und ich freue mich schon darauf, ihn ein zweites Mal wegzuschlürfen.
  • »Die Besten Feinde« (Teil 1: 1783 bis 1953) von Jean-Pierre Filiu (Text) & David B. (Zeichnung): Diese Franzosen! Machen eine Sach-Graphic Novel in schwarz-weiß über die außenpolitischen Macheleukes der USA im Orient, reichern das ganze mit babylonischen Mythen an und veranschaulichen die diplomatisch-militären Knäul anhand surrealer Bildkompositionen. Da bleibt mir nur, mich auf Band 2 zu freuen.
  • »DMZ« von Brian Wood (Autor) & diversen Künstlern: Hat eine gewisse Ähnlichkeit mit Matt Ruffs »The Mirage«, insofern, als dass auch hier ein Alternativweltenbau geschildert wird, in dem die zeitgenössischen USA in einen neuen Bürgerkrieg gestürtzt sind und in dem New York als von Krisennarben & Kriegsgreul gebeutelte entmilitarisierte Zone portraitiert wird. Meisterhaft fand ich, wie Wood und sein Team zuerst Fronten und Parteien gegeneinander aufzustellen, um dann immer mehr die Grenzen zwischen Gut und Böse mit viel moralischen und tragischen Grau-Grau zu verschmieren.
  • »Shenzhen« und »Pyongyang« von Guy Delisle: Eine Empfehlung von Andrea, für die ich sehr dankbar bin. Vordergründig eine Sammlung simpler autobiographischer Skizzen eines Franzosen, der zwecks seines Jobs für ein Animationsstudio in der Fremde die billigen Produktionskräfte beaufsichtigt. Mit großem Beobachtungs- & Erzähl-Können, kraftvollen einfach gehaltenen Zeichnung beschenkten die Bände mich mit einem Potpourrie kleiner Alltagsfreuen- & Absurditäten, menschlich anrührenden Momenten ... kurz: eine effektvolle Mischung aus Humor, Melancholie und Posie.
Gut Mukke
  • »Theatre Is Evil« von Amanda Palmer: Endlich wieder ein Album von Frau Palmer auf der Höhe ihres Meisterwerkes »Who Killed Amanda Palmer?«. Kantik, pompös, melodiös, theatralisch, rau, melancholisch. Lieblingssongs: »The Killing Type« und »Want It Back«.
  • »Lightning On The String, Thunder On The Mic« und »Rappalachia«von Gangstagrass: Noch eine Anregung durch die TV-Serie »Justified«, für die Gangstagrass die Titelmusik geliefert hat. Warum hat es so lange gedauert, bis jemand auf die Idee kam Rap und Country/Bluegrass miteinander zu verkuppeln. Lieblingssong: »Big Branch« feat. Tomasia.
  • »Who Is Feeling Young Now?« von Punch Brothers: Was für die Veredelung der heimischen Volks- & Tanzbodnmusik die Biermösl Blosn ist, das leisten die Punch Brothers bezüglich des reichen Deltas, in dem Country, Folk, Bluegrass, Polka, Rock und was nicht noch alles münden. Lieblingssong: die Ballade »Clara« und das überfetzige Instrumentalstück »Flippen«.
  • Ebenfalls großartig fand ich den »Assassins Creed III«-Spiele-Soundtrack von Lorne Balfe (stimmungsvoller Orchestral-Bombast aus der Hans Zimmer-Schule), sowie die Filmmusik zu »The Girl With the Dragon Tattoo« von Trent Reznor & Atticus Ross (experimenteller & sperriger als der im letzten Grenzübergang empfohlene Soundtrack zu »The Social Network«, aber ideal für kalte Tage).
Gut Film/Serie
Kinners, war das ein reichhaltiges Phantastik-Filmjahr! Vielleicht wird man einmal auf 2012 zurückblicken wie auf das ›Annus mirabilis‹ 1982. Ich führe die Filme hier ungefähr in der Folge auf, in der ich sie gesehen habe, bis auf den ersten, denn …
  • »The Cabin in the Woods« ist mein Lieblingsstreifen des Jahres. Locker, spritzig, stimmungsvoll, mit so dollen doppelbödigen Grundgerüst, dass man noch nicht mal die ersten 5 Minuten erzählen kann, ohne jenen, die nicht Bescheid wissen, den Spaß gehörig zu versemmeln. Selbst wenn der Film luschig wäre, enthält er eine der überwältigsten Großgemetzel-Szenen der mir bekannten Filmgeschichte (ich sag nur: alle Türen gehen auf).
  • »The Girl With The Dragon Tattoo«, die David Fincher-Fassung. Ich finde schon die schwedische TV-Version sehr fein, aber Finchers exzellente Ausführung setzt nochmal einen drauf. Zudem muss ich zugeben, dass mir Maras komplexere Lisbet-Darstellung einen Tacken mehr taugt, als Rapaces herbere Interpretation der Figur.
  • »War Horse«: Wie schieb ich letztes Jahr anhand von »Tim & Struppi«? Spielberg hat’s noch immer druff! Natürlich ist »War Horse« derart gnadenlos rührselig (auf eine allerdings knuffig-altmodische Weise), dass alles zu spät ist, was mir aber den ungewöhnlichen Reiz dieses ›Erster Weltkrieg aus Sicht eines Pferdes‹-Films nicht versauen kann.
  • »Downton Abbey« Staffeln 1-3: Nachdem mehrere Mädels mich immer wieder darauf hinwiesen, wie großartig diese Adels- & Dienstboten-Saga ist, habe auch ich sie endlich entdeckt. Schon ungeheuerlich, wie weit sich Autor Julian Fellows traut zu gehen, um dramatische Höhepunkte rauszukitzeln. Wenn hier gestorben wird, räumt einen das richtig heftig weg. Da bleibt kein Auge trocken. Hier geht es zu einem exzellenten Lob auf die Serie von Andrea Diener für die F.A.Z.
  • »Mad Men« Staffeln 1-5: Ja gugge mal da! Die Amis können also auch subtil, ruhig & auf leise humorige Weise kritisch mit ihren eigenen goldenen Zeitaltern & Milieus sein. Für mich das beste an der Serie: die gnadenlose Autopsie der affigen Selbstverherrlichung von Männchen, sowie das Ringen der Frauen im Egotrip-Grabenkrieg der Werbeagentur und deren Umfeld.
  • »The Avengers«: Marvel-Comics sind mir ziemlich Wurscht, und die verschiedenen in diesem Film mündenden Vorläuferfilme über die einzelnen Helden fand ich zwar kurzweilig von ›ganz nett‹ (»Thor«, »Iron Man 2«) bis ›erstaunlich okey‹ (»Hulk« mit Edward Norton, »Iron Man 1« & »Captain America«), aber nicht sooo umwerfend wie manch anderer Superhelden-Sympathisant. Auch wenn »The Avengers« nicht vollkommen perfekt ist, macht er viel mehr richtig als falsch, und schafft es ergo locker, meinen fast schon verkümmerten Glauben an das große Popcorn-Sommerblockbusterspektakel wieder zu beleben.
  • »Skyfall«: Hier geht zu meiner ausführlichen Rezension zu diesem ›Bond goes Potter‹-Film.
  • »The Hobbit: An Unexpected Journey«: Ist es hochproblematisch aus dem schmalen Kinderbuch unter Anzapfung von Zeugs aus »Silmarillion«, »Unfinished Tales« & »History of Middle-earth« eine dreiteilige Filmflotte zu machen? Geschenkt. Ich finde, die Angleichung der ursprünglich unbedarfteren, kindlicheren »Hobbit«-Geschichte an den schicksalsgeschwängerten, düster-epischer Ton von »Der Herr der Ringe« ist überwiegend gut gelungen. Nach zweimaligen Begutachten im Kino bin ich sogar der Meinung, dass dieser erste »Hobbit«-Film besser ist, als die erste »LOTR«-Kinoversion vor 10 Jahren.
  • »Dredd 3D«: Endlich haben wir einen Film-Judge Dredd, der dem englischen Comic-Klassiker gerecht wird. So ehrlich und geradeaus, wie ein Tritt in die Fresse. Schön zu sehen, dass es noch möglich ist, gut gemachten Brutalo-Krawumms mit Niveau serviert zu bekommen.
  • »Coupled«, BBC-Serie: Empfehlenswert für alle, denen »Friends« zu zahm & süßlich ist. Vor allem die später durch »Leverage« international bekannter gewordene Gina Bellman brilliert als durchgeknallte Narzissa-Nudel.
  • »American Horror Story«, Staffel 1: Großer Dank an Markus Pogopuschel für diesen Tipp! Statt eines ersehnten freidvollen Neuanfangs nach Umzug von Ost- an Westküste, gibts für eine dreiköpfige Familie verschachtelten Gespensterhorror und reichlich spinnerte Nachbarn. Ganz groß, wie mit einem Minimum am Blut und Gewalt ganz viel Gänsehaut verursacht wird.
  • »Brows Held High: ›Melancholia‹«: Ja wirklich, diese zweiteilige Video-Besprechung über Lars van Triers Film finde ich so gut, dass ich sie zu den besten Filmen des Jahres zähle. Immerhin: Kyle Kallgren gelingt es angemessen ernst und gehaltvoll über das Tabu-Thema des Filmes (Depression) zu sprechen und dennoch gekonnt mit dem nötigen, weil schmackhaft machenden Humor, aufzuwarten. Also, Cinephile, überzeugt Euch: Hier geht’s zu Teil eins und hier zu Teil zwei.
  • Kurze Erwähnungen haben auch verdient (ohne besondere Reihenfolge):
    »Cloud Atlas«: Bei soviel Ambition knickt natürlich so manches als albern und naiv vorn & hint runter. Trotzdem eine beeindruckende Leistung und ein großer Guck-Spaß.
    »Prometheus«: Die beste herbe Enttäuschung. Doofes Drehbuch, aber sehr schöne Bilder und brauchbare Stimmung. Die Kommentartonspuren von Regie & Drehbuch-Leuz auf der Blue Ray geben erhellende Einblicke in die Werdegänge beknackter Entscheidungen. Herr Scott, beim nächsten großen Genre-Flick bitte genauso viel Sorgfalt, Sensibiliät und Hirnschmalz ins Drehbuch investieren wie ins Design, versprochen? Dann klapps auch mit der Fan-Base.
    »Looper«: Science Fiction ist ein wunderbares Vehikel um dem nichts ahnenden Spektakel-Publikum unbequeme moralische Botschaften reinzuwürgen. Bravo!
    »Chronicle«: Siehe »Looper«, plus ich wähne hier nicht wenig Verbeugung vor einem meiner Lieblings-Klassiker der Supermutanten-SF (»Akira«). Zudem ein überzeugendes Beispiel, dass sich aus Wackelkamera & Found Footage durchaus Brauchbares machen lässt.
    »Juno«: Lustig, knuffig, schräg. Hach ... Ellen Page ist einfach unvergleichlich.
    »The Hunger Games« (Teil 1): Große Überraschung für mich, denn ich dachte eingangs, dass »The Hunger Games« auch nur so’n Young Adult/Mädchen-Schmu ist, wie die »Twillight«-Filmchen oder lahme Enten wie »I Am Number Four«, aber ich bin gebafft, wie gut diese erstaunlich harte Geschichte umgesetzt wurde. Gebt mir jederzeit medien- und sozialkritische Dystopie-Science Fiction in der sich Kiddies zur Bespaßung bzw. Einschüchterung der Massen gegenseitig abmurksen. Hab mittlerweile innerhalb von zwei Tagen auch das erste Buch von Suzanne Collins verschlungen und für vorzüglich befunden.
    »A Wyrd Documentary: Lovecraft – Fear of the Unkown«: Lebende Genre-Größen & Kenner wie Guillermo del Toro, Neil Gaiman, John Carpenter, Peter Straub, Caitlin R. Kiernan, Ramsey Campbell, Stuart Gordon, S. T. Joshi, Robert M. Price und Andrew Migliore plaudern über den Papst der Weird Fiction, des Horrors & der Dark Fantasy, unterlegt mit viel Bildmaterial der edelsten Lovecraft-Illustratoren.
Beste / Schlimmste Momente
  • Seit April 2008, angeschafft zum Erscheinen von »GTA IV«, habe ich eine PS3, und bis vor kurzem spielte ich auf einem furznormalen Monitor, also mit Popelauflösung. Schimpft mich einen matten kleinen daddel-geilen Materialisten, aber ich freue mich narrisch über einen HDMI-fährigen PC-Monitor, der mir für umme überlassen wurde.
  • Zweimal Golkonda-Freude: a) Der von mir übersetzte Band mit Kurzgeschichten von Ted Chiang, »Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes«, hat zwar nicht sooo viele, dafür aber ausnahmslos wohlwollende, ja sogar begeisterte Rezensionen für sich verbuchen können, und wurde in Foren von SF-Fan- und SF-Netzwerk von einigen Lesern als ein Lieblingsbuch des Jahres erwähnt. — b) Die erste Hellboy-Anthologie aus dem Jahre 1999, »Odd Jobs«, ist endlich auf Deutsch unter dem Titel »Die Rache der Medusa« erschienen, und als Hellboy-Fan war es für mich freilich Übertop, dass ich die hälfte der Übersetzungsarbeit übernehmen durfte.
  • Bruder Hein grient: Aufsichts-Kollegin ist auf dem Weg zum Arzt auf der Straße tot umgefallen.
  • Frust: Zusagen werden nicht eingehalten. Da macht Loyalität nicht so viel Spaß.
  • Scham: Um Gefallen gebeten, der sich zu krasser Zumutung entwickelte.

Gedankenstütze: Molos Lektüreplan für 2012

Aktualisiert am 26. Oktober 2012

Im letzten Quartal 2011 habe ich mir noch einige Vorräte angekauft, beispielsweise alle 14 ursprünglichen James Bond-Bücher von Ian Fleming (in der schnuckeligen Retro-Stil-Ausgabe, gestaltet von Richie Fahey & Rosanne Serra von Penguin; musste ich alle antiquarisch zusammenbestellen); sowie einen Schwung eBooks.

Abgesehen davon, will ich 2012 testen, wie gut meine Bibliothek ist und mich auf maximal zehn Neuanschaffungen (feststofflicher) Bücher beschränken. Folgende Titel stehen auf meiner Vorgemerkt-Liste:

  1. (Februar) Nick Harkaway: »Angelmaker«; gelesen: wunderbar!
  2. (Februar) Matt Ruff: »The Mirage«; gelesen: wunderbar! (Und bei Hugendubel oder Schmidt & Hahn am Hbf in Frankfurt einfach nicht zu haben. Seltsam. Wieder so ein Buch, das zu kontrovers und / oder schräg ist für den hiesigen Markt; oder verpennen die Händler und Vertreter?)
  3. (Februar/März) Dietmar Dath & Barbara Kirchner: »Der Implex« (Sachbuch); Spontankauf No 1. Hatte keine Ahnung, dass dieser Titel anstand. Sehr anregende, wenn auch etwas anstrengende Lektüre. — Fertig: übers ganze Buch verteilt anregende Anmerkungen zu Phantastik. Dem Thema ist sogar ein eigenes Kapitel gewidmet.
  4. (Mai) China Miéville: »Railsea«; gelesen: wunderbar! Vielleicht der beste Miéville-Roman seit »Iron Council«, wobei ich keinesfalls gemeint haben will, dass »Un Lun Don«, »The City & The City«, »Kraken« und »Embassytown« mau & so-lala sind. Im Gegenteil.
  5. (Juli) Ian Tregillis: »The Coldest War«; Guter zweiter Teil des ›Milkweed‹-Triptych.
  6. Reza Negarestani: »The Mortiloquist«; Aktueller Stand Erscheinungstermin ist Sommer 2013. Also: Noch frei.
  7. (August) Neal Stephenson: »Some Remarks«; Einiges schon bekannt, anderes noch nicht. Genial die superkurze Tolkien-Fan-Fic.
  8. (September) Lawrence Norfolk: »John Saturnall’s Feast«; Feines Buch. Ganz klar der zugänglichste Roman von Norfolk. Durchaus auch interessant für Fantasy-affine Leser (die nicht vollkommen versaut sind von Franchise-Lüllepüll).
  9. (Oktober) Jesse Bullington: »The Folly of the World«;
  10. Noch frei.

Grenzübergang 2011 / 2012

Eintrag No. 758 — Die Blogtradition gebietet als Anlass für ein schwer notwendiges Lebenszeichen einen Rückblick auf die guten Sachen des vergangenen Jahres.

Gut Buch (Prosa)
  • »True Grit« von Charles Portis. Seit langer Zeit ein Roman, an dem ich keinerlei Makel feststellen konnte (denn mir fallen eigentlich immer irgendwelche Kleinigkeiten auf, an denen man noch hätte fizzeln können). Habe mir gleich darauf die anderen vier Bücher von Portis besorgt und bin bisher von »Dog of the South« ebenfalls ziemlich angetan. — (Und natürlich finde ich die Neuinterpretation als Film von den Coen-Brüdern viel besser als die alte Erstverfilmung mit John Wayne … auch wenn ein John Wayne-Film immer den entzückenden Charme eines John Wayne-Filmes hat.)
  • »Deadwood« von Pete Dexter. Ziemlich sicher, dass dieses dreckige, harte, tragische, melancholische und bisweilen abstrus- und/oder brutal komische Wild West-Panorama eine wichtige Inspiration für die gleichnamige HBO-Serie gewesen ist, auch wenn das nirgends offiziell eingestanden wird. — (Wenn ich jemals einen Fantasy-Roman schreiben wollte, wäre dieser Roman ein gutes Vorbild für die Struktur und Erzählhaltung, an der ich mich zu orientieren versuchen würde.)
  • »Embassytown« von China Miéville. Der erste richtige SF-Roman von Miéville bietet erstaunliche Spekulationen über eine Gesellschaft ohne sprachliche Symbole, die Macht von Metaphern und ist zudem eine eindringliche Auseinandersetzung mit Suchtproblemen und Kolonialismus.
  • »Reamde« von Neal Stephenson. Habe diesen über 1000-Seiten dicken Wälzer in wenigen Tagen verschlungen. Gelungene Äktschn mit Geheimagenten, Terroristen, Onlinerollenspielern und Geiseln, oben drauf geschmückt mit erhellenden Schmunzelkirschen zum Thema Mainstream-Fantasy.
  • Die ›Bigend‹-Trio von  William Gibson, bestehend aus »Pattern Recognition« (›Finden Sie raus, wer diese viralen kleinen Kult-Filmschnippsel ins Internet stellt‹), »Spook Country« (›Auf den Weltmeeren ist ein geheimnisvoller Container unterwegs. Finden Sie heraus was drin ist‹) und »Zero History« (›Finden Sie raus, wer die Klamotten für die Underground-Modemarke Gabriel Hounds entwirft‹), etwas kühl und  trocken, was mich aber nicht stört, denn Gibson flicht immer wieder auch geradezu poetische Stellen ein. Genial finde ich seinen thematischen Ansatz, die moderne Welt der sich auflösenden Staaten, der allgegenwärtigen Informationsgesellschaft, der Post-IX.XI.-Befindlichkeit anhand des Spannungsfeldes zwischen (bzw. der Gemeinsamkeiten von) Geheimdiensten und Marketing abzuklopfen. — Mein Liebling ist übrigens Buch 1, »Pattern Recognition«, nicht zuletzt, weil ich die weibliche Hauptfigur ins Herz geschlossen habe.
  • »Cyclonopedia. Complicity With Anononymous Materials« von Reza Negarestani. Eine verwirrend, verstörend betörende Hatz durch einschüchternd komplexe Themenstrudel veranstaltet dieses Theorie-Fiktionswerk. Ein Muss für jeden, der gerne eine wilde, gelungen relevante Mischung aus Cthulhu-Mythos, Geologie, orientalischer Dämonologie, kritischer Theologie und Petropolitik inkl. ›War on Terror‹ erleben möchte. — Auch wenn ich wahrscheinlich nur ca. 50% dieses Buches verstanden habe, bin ich beeindruckt. (Und falls dieses eigenwillige Meisterwerk jemals ins Deutsche übersetzt werden sollte, habe ich jetzt schon Mitleid und Respekt für wer auch immer das bewerkstelligen soll.)
  • Desweiteren möchte ich kurz als empfehlens- weil lesenswert erwähnen: — die mit seltsam-heftiger Selbstbezüglichkeitsschleife versehene Zeitreisenovelle »How To Life Safely In a Science-Fictional Universe« von Charles Yu; — das nekromatische Katz(Meister)- & Maus(Adeptin)-Duell im Renaissance-Europa in »The Enterprise of Death« von Jesse Bullington; — den Biopunk-Thriller und Bürgerkriegskrisen-Bericht »The Windup Girl« von Paolo Bacigalupi; — das kampfreichen Völkerwanderungs-Fantasyabenteuer und Auftakt der ›Foreworld‹-Reihe »The Mongoliad« von Greg Bear, Neal Stephenson & Friends;  — Berliner Stadtjungs erleben Abenteuer in den frühen Siebzigern: »Bloß Weg Hier!« von Frank Böhmert; — gute SF-Kurzgeschichten, gut geschrieben, gut übersetzt: »Wir waren ausser uns vor Glück« von David Marusek; — Fantasy-Kurzgeschichten der etwas anderen Art (gelungener Slalom zwischen zart und unheimlich): »Das Flüstern zwischen den Zweigen« von Markholf Hoffman.
Gut Buch (Sach)
  • »Blödmaschinen« von Markus Metz und Georg Seeßlen. Auch wenn die gewaltige Erkenntnislawine des Buches einen gewissen Deprifaktor mit sich führt, berauscht der Materialreichtum dieses gewitzten Dialektikrundumschlags. Phantastikfreunde dürfen sich zudem über gelungene Horror- und SF-Metaphern freuen.
  • »9. 11. Zehn Jahre danach. Der Einsturz eines Lügengebäudes« von Matthias Bröckers und Christian C. Walther. Weils ohne große Polemik die vielen empörenden Löcher der größten Ungereimtheit des jungen Jahrhunderts aufführt.
  • »The Magic of Reality« von Richard Dawkins und Dave McKean. Ein lehrreiches Jugendbuch – Dawkins, wie so oft,  knuffig onkel-lehrerhaft – und Dank der atemberaubend schönen Gestaltung von McKean ein gigantischer Augenschmauß.
  • »Codex Seraphinianus« von Luigi Serafini. Schon Anfang der 80-ger erschienen, hat es nun endlich in meine Sammlung geschafft. Eine Bilderbuch-Enzyklopädie aus einer seltsamen anderen Welt. Gnadenlos undurchschaubar. Megapotente Verzauberungskraft. Ergiebige Traumreiseninspiration.
Gut Comic
  • »Nausicaä aus dem Tal der Winde« von Hayao Miazaki. Der Film ist, wie auch bei »Akira«, ein Spielfilmtrailer für das um einiges umfangreichere Manga-Epos. Dystopische Öko-SF-Fantasy vom Feinsten.
  • »The Hunting of the Snark« von Lewis Carroll und Mahendra Singh. Carrolls Werk ist einer meiner liebsten Klassiker und Singh hat daraus einen munteren Reigen der surrealen Kunst gemacht.
  • »Habibi« von Craig Thompson. Tragische Geschichte als Verneigung vor dem Zauber von 1001 Nacht, Ballade über den nahen Osten und Meditation über die Macht des Geschichtenerzählens.
  • »Gotham Central« von Ed Brubaker & Greg Rucka und diversen Künstlern, am besten ist der Stammzeichner dieser leider viel zu früh eingestellten Reihe: Michael Lark. Ganz feine Idee, dass nicht der dunkle Ritter und seine diversen Erzfeinde im Mittelpunkt stehen, sondern die Kommissare der Polizei von Gothams erstem Revier.
Gut Mukke
  • »The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford« (Soundtrack) von Nick Cave und Warren Ellis. Langsam, ruhig, melancholisch, perfekt.
  • »L. A. Noire« (Soundtrack) von Andrew & Simon Hale sowie Songs im Stil der 40er-Jahre eingespielt von The Real Tuesday Weld mit Claudia Brücken. Treffliche Krimistimmung.
  • »Batman: Arkham City« (Soundtrack) von Nick Arundel und Ron Fish. Gelungene Mischung der Batman-typischen Mukke von Elfman und Zimmer.
  • »Where Are The Arms« von Gabriel Kahane. Auch das zweite Album von Kahane bietet ausgetüfftelte Instrumentoerungen, wendungsreiche Melodien und geistreiche Lyrik.
Gut Film
  • »Scott Pilgrim Vs. The World«: Großartige flotte Romanze mit Game-Stilistik, und eine erstaunlich treue Umsetzung des ebenfalls lohnenden Comics.
  • »Super«: Endlich ein Film, der krass, gnadenlos, ätzend und dennoch anrührend von den Schattenseiten des ganzen Superheldengedöns erzählt.
  • »The Adventures of Tintin«: Spielberg hat es doch noch drauf.
  • »Ponyo«: Bei Myazaki kann man wieder Kind sein und das ist wundervoll.
  • »Summer Wars«: Ein SF-, Familien-Film wie eine prallgefüllte Wundertüte.
  • Kurz seien noch als sehenswert erwähnt: — »X-Men: First Class«: Trotz der kleinen Makken endlich wieder ein ›tiefer‹ Superheldenflick. Fassbender und McAvoy brillieren als junger Magneto und Prof. X. — »Tucker & Dale Vs. Evil«: Verblüffende Inversion des Schemas ›Killer-Hillybillies killen unbedarfte Jugendliche‹. — »Sherlock Holmes: Games of Shadows«: Respektable Fortsetzung dieser Wiederbelebung des bekannten Privatdetektivs. Diesmal mit auch mit gelungenem Auftritt des Erzfeindes Moriarty. — »Carnage«: (= »Gott des Gemetzels«) Wenn der Text stimmt, dann reichen eben zwei gute Schauspielerinnen und zwei gute Schauspieler. Zudem ein feines Beispiel der Wahrung der aristotelischen Einheit von Raum, Zeit und Thema!
Beste Momente
  • Janelle Monáe-Konzert im Mousonturm (dessen Bühne eigentlich eine Nummer zu klein war)
  • Kurzurlaub Berlin mit einem wunderbaren lange Spaziergang durch den Park von Charlottenburg; Treffen mit geschätzten SF-Netzwerk-Foristen; Plausch- und Kaufrunden im »Otherland«-Buchladen; Abendessen mit den Herrn Riffel, Böhmert und Kettlitz …
  • … dort dann abgemacht, dass ich nach den Ted Chiang-Geschichten (siehe »Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes« erschienen im Golkonda Verlag) als nächstes den ersten Hellboy-Kurzgeschichtenband »Odd Jobs« übersetzen werde
Vorsatz
Experiment: keine neuen Bücher kaufen dieses Jahr, sondern sich mal auf die eigene Bibliothek verlassen, um zu prüfen, wie ›stabil‹ und ›ergiebig‹ die ist. Nein. Halt. Stop. Maximal 10, oder pro Monat eins, also 12 Bücher übers Jahr verteilt anschaffen. Vorschau der bereits gebongten Titel: — (Februar) Matt Ruff: »The Mirage«; — (Februar) Nick Harkaway: »Angelmaker«; — (Mai) China Miéville: »Railsea«; — (Juli) Ian Tregillis: »The Coldest War«. — (August) Neal Stephenson: »Some Remarks«; — … und der Erscheinungstermin des vierten Romanes von Lawrence Norfolk, »John Saturnall’s Feast«, steht noch nicht fest.

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Grenzübergang 2010 / 2011

Eintrag No. 687 — Schon Anfang Dezember habe ich begonnen, auf das zur Neige gehende Jahr zurückzublicken, und abzuwägen, was auf die Liste meiner Jahresrückblicks-Empfehlungen kommt. Entsprechend umfangreich ist der diesjährige Eintrag geraten. — Soweit mein klapperiges Gedächtnis es vermag, hab ich die Titel in etwa chronologisch sortiert. — Wie letztes Jahr führen die fetten Verlinkungen zu Molochronik-Einträgen, und andere Verlinkungen sonstwohin ins Netzel.

Gut-Buch (Fiktion):
  • Cory Doctorow: »Little Brother«; mein erstes iTouch-Buch, & mein erster Doctorow. Großer Spaß, wie hier ein jugendlicher Internet- und Informationstechnologie-Eingeborener aus San Francisco sich gegen die Umtriebe der Überwachungs-Behörden der US-Heimatland-Sicherheit wehrt.
  • Wu Ming: »Manituana«; großartiger historischer Roman über den verzweifelten Überlebenskampf der englisch-indianischen Bevölkerung der Six Nations im Chaos des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges, inklusive eines aufregenden diplomatischen Ausfluges nach London. Auch sprachlich eine Wucht. Kein gramm Fett zuviel. Pure narrative Muskeln.
  • Glen David Gold: »Sunnyside«; Charlie Chaplin in großer Schaffenskrise vor dem endgültigen erspriesen seines Genies, Amerikanische Soldaten in den Wirren des ersten Weltkrieges (Flieger in Frankreich und andere im harten russischen Winter), Propaganda-Umzüge und die Dämmerung der modernen Massenmedien-Psychagogie in einem atemberaubenden romantisch-abenteurlichern Mix.
  • China Miéville: »Kraken«; London als Tummelplatz der Kulte, ein Wettrennen der Apokalypsen und so viele Ideen pro Seite dazu, wie Magie in einer zeitgenössischen Metropole abgehen kann, dass dem Ministerium für Hirnsicherheit ganz blümerant wird.
  • Thor Kunkel: »Schaumschwester«; Großer Spaß, diese bitter-satirische Hurrah-Dystopie, mit der Kunkel seine fetzige Kritik der Pornokratie, die er in »Das Schwarzlicht-Terrarium« und »Endstufe« betreibt, weiterspinnt.
  • Alfred Kubin: »Die Andere Seite«; Zum dritten Mal gelesen und immer wieder ein Genuss. Auch wenn die Sprache deutlich veraltet und der Aufbau des Buches merklich holterdipolter ist, entwickelt Kubins Prophetie-Alptraum bei mir eine unwiderstehliche Zugkraft.
  • Wolf von Niebelschütz: »Der Blaue Kammerherr« und »Die Kinder der Finsternis«; Neben Mervyn Peake immer noch mein liebster klassischer Fantasy-Autor.
  • Ian Tregillis: »Bitter Seeds«; Nazi-Superhelden a la »X-Men« auf ›Götterelektron‹ gegen britische Blutmagier, die ihren Zoll einem menschenverachtenden kosmischen Dämonengrauselpack entrichten müssen. Gelungener Auftakt der bereits fertigen »Milkweed«-Trio.
  • Scott Westerfeld & Keith Thompson: »Leviathan« & »Behemoth«; Kurzweiliger Abenteuergran, hübsch bunter Weltenbau und viele dolle Illustrationen. Jupp, das reicht in diesem Fall, um auf dieser Liste zu landen.
  • Dirk van den Boom: »Tentakelschatten«; Vielleicht die Überraschung des Jahres für mich. Herr Boom konnte mich fast überzeugen, dass das SF-Reinheitsgebot wirklich nur folgende drei Zutaten verlangt: Wummen, Tentakel und Titten.
  • Neal Stephenson: »Der Barock-Zyklus«; diesmal als englische Hörbuch-Edition. Immer noch heisser Anwärter auf den Titel ›Lektüre-Höhepunkt meines Lebens‹.
  • Joe R. Lansdale: »Kahlschlag«; Sunset Jones erschießt ihren Mann während eines Wirbelsturmes und das ist erst der Beginn eines ausgesuchten Schlamassel-Bündels in der texanischen Provinz zur Zeit der Großen Depression.
  • Arno Schmidt: »Zettel's Traum«; Warum überhaupt so ein schwer lesbares Monster-Trumm lesen? Wie sagt der Bergsteiger?: »Weil es da ist«, punktum. Außerdem steh ich auf Kalauerfickdicht voller Altherrenzoten
  • Edward Abbey (mit Illustrationen von Robert Crumb): »Die Monkey Wrench Gang«; Letztes Buch des Jahres. Feine Erholung vom Winter, und eine Wonne bereitend, wie drei Erzindividualisten und eine Hippie-Braut in der Landschaft Uthas und Arizonas Großindustriemaschinen-Gedöhns beherzt kaporres machen.
Gut-Buch (Sachbuch):
  • Tom Schimmeck: »Am besten nichts Neues«, ›Medien, Macht und Meinungsmache‹;
  • Matthias Bröckers: »Die Drogenlüge«, ›Warum Drogenverbote den Terrorismus fördern und ihrer Gesundheit schaden‹;
  • Jochen Hörisch: »Theorie-Apotheke« ›Eine Handreichung zu den humanwissenschaftlichen Theorien der letzten fünzig Jahre, einschließlich ihrer Risiken und Nebenwirkungen‹
  • James Webb: »Die Flucht vor der Vernunft« & »Das Zeitalter des Irrationalen«, Politik, Kultur und Okkultismus im 19. und 20. Jahrhundert
  • Peter Watson: »The German Genius«; Irgendwie berührend, wenn ein profilierter englischer Gelehrter sich dafür einsetzt, man möge doch mal mehr von der deutschen Kulturgeschichte zur Kenntnis nehmen als Holocaust und Nazis, denn immerhin: die heutige Welt denkt deutscher als viele vermuten.
  • G. Peter Winnington (Hrsg.): »Mervyn Peake: The Man and His Art«; Peake als Autor beeindruckt mich ja schon schwer. Um so mehr war ich ergriffen, wie gut der Mann auch als Illustrator und Maler war.
Gut-Buch (Comic):
  • Posy Simmonds: »Tamara Drewe«; Realismus wie er mich begeistert. Englisches Provinz-Drama vom Feinsten.
  • Jens Harder: »Alpha … directions«; Ein Riesenwerk mit der Geschichte der Welt bis zum Debut des Menschen. Großartige Meditationshilfe.
  • Yann (Szenario), Oliver Schwartz (Zeichnungen) & Laurence Croix (Farben): »Spirou & Fantasio Spezial – Operation Fledermaus«; Die beiden großen franko-belgischen Comichelden als Widerstandskämpfer, die den Nazis aufs Maul hauen. Aber immer bitte gerne.
  • Marie Pommepuy & Fabien Vehlmann (Szenario), Kerascoet: »Jenseits«; Mal locker das poetischste, unheimlichste, zärtlichste und härteste Comic des Jahres.
  • Manu Larcenet (Text & Zeichnung) & Patrice Larcenet (Farben): »Die wundersamen Abenteuer von…«; 1) »…Sigmund Freud: Hundejahre«; Freud im Wilden Westen auf der Suche nach prestigeträchtigen Patienten und ein Hund auf der Suche nach einer Seele. 2) »…Vincent can Gogh: An vorderster Front«; Vincent soll das Grauen des ersten Weltkrieg so veranschaulichen, dass die Generäle und Politiker kapieren, warum die Frontsoldaten mies druff sind. 3) »Die Legende von Robin Hood«; Robin Hood als alter, dementer Knacker der in deutschen Wäldern Touristen mehr oder minder aus Versehen killt.
  • Jacques Tardi (Comic) & Jean-Pierre Verney (Dossiers): »Elender Krieg 1914 - 1915 - 1916« und »Elender Krieg 1917 - 1918 - 1919«; Noch mal erster Weltkrieg. Diesmal in einer gnadenlosen Schau, die den zornigen Pazifisten in mir mit gerechter Wut erfüllt.
  • Robert Kirkman (Autor), Tony Moore, Charlie Adlard, Cliff Rathburn (Zeichnungen): »The Walking Dead Compendium 1«, enthält die ersten 48 Einzelhefte, bzw. 8 Sammelbände auf 1088 Seiten.
Gut-Mukke (neu):
  • Zwei mal Hans Zimmer: »Inception« und noch einen ganzen Tacken besser »Sherlock Holmes«.
  • Regina Spector: »Sovjet Kitsch«; habe alle Alben durchprobiert, und gefallen hat mir nur dieses. Das ist aber dafür wirklich fein. Mein Lieblingssong ist »Chemo Limo«.
  • Gabriel Kahane: »Gabriel Kahane«; Dank sei Jeff Vandermeer, der diese Platte empfohlen hat. Schräge Texte und noch schrägere, ausgetüftelte Musik. Enthält den einzigen Popsong in 12-Ton-Manier (»Fughetta«), der funktioniert. »The Faithful« ist vielleicht das beste Musikstück des Jahres für mich.
  • Im letzten Quartal habe ich einige miteinander verbandelte Alternativ-Country & Bluegrass-Sachen entdeckt. Es geht los mit Nickle Creek: »Why Should the Fire Die?« und »This Side«. — Das neueste Solo-Album des Mandolinen- und Banjo-Magier dieser Gruppe, Chris Thiles: »How to Grow a Woman from the Ground«, hat mich auch überzeugt. — Und aufgestöbert habe ich diese Mukke als ich in iTunes über The Punch Brothers gestolpert bin: »Punch« und »Antifogmatic«.
Gut-Mukke (alt):
Gut-Film:
  • »Inception«; große Schauwerte und ein SF-Flick, der sich löblich um Charakter-Entwicklung kümmert.
  • »A Serious Man«; eine ruhige, stimmungsvolle und wunderbar tragik-komische Neufassung der biblischen Geschichte vom Hiob.
  • »Das Kabinett des Dr. Parnassus«; Terry Gilliam schenkt uns ein knallbuntes Märchen-Bonbon, bei dem es eine Freude ist, zuzuschauen, mit welcher Lust die Darsteller agieren.
  • »There Will Be Blood«; leider erst auf DVD gesehen.
  • »Social Network«; David Fincher wechselt wieder mal das Genre und zeigt, dass er weiterhin Meister aller Gattungen ist.
  • »Ponyo«; das Ghibli-Studio verzauberte mich mit einem Film für die ganz Kleinen.
  • »Star Wars: Clone Wars« Staffel 1 und Staffel 2. Ich bleibe bei meiner Meinung, dass hiermit »Star Wars« seine ideale Inkarnation gefunden hat, was Styling, Form und Inhalt angeht.
  • »Buffy« & »Angel«; atemberaubend gute, abwechslungs- und facettenreiche Serien, die mich immer wieder überrascht haben, wie gut sie sind.
  • Zwei Klassiker von John Sturges, die ich zuletzt vor ca. 20 Jahren im Fernsehen auf Deutsch sah, begeisterten mich beim Wiedersehen außerordentlich: »Die Glorreichen Sieben« und »Gesprengte Ketten«, auch wegen der grenzgenialen Musik von Elmer Bernstein.
Beste Momente:
  • Zur Gänze der Gründungskongress der ›Gesellschaft für Fantastikforschung‹. Endlich Simon Spiegel kennengelernt, sowie viele lehrreiche, kurzweilige, erbauende und herzliche Gespräche geführt und / oder belauscht.
  • BuCon in Dreieich: Auch hier gefreut über die Begegnungen, u.a. mit Ralf, HMP, Gero, Frank Böhmert; — uuuuuund: »Magira – Das Jahrbuch zu Fantasy« hat den Deutschen Phantastik-Preis als bestes Sekundär-Werk gewonnen.
  • Belegexemplare! Sehr stolz, dass meine Autorenportraits zwei Bücher von Golkonda zieren und meine Illustrationen nebst Titelbild Simons Buch über Todorovs Fantastik-Theorie schmücken.
  • Bart wachsen lassen, und arg in Eitelkeit geschwelgt, als ich ihn das erste Mal zwirbeln konnte.
Schlimmster Moment:
  • Die Ohrenhaare werden immer mehr und müssen nun regelmäßig beseitigt werden.
  • Ansonsten nichts schlimmes, außer der üblichen Sorgen, wenn mein Herzelieb bei harschem Wetter mit dem Auto lange Strecken fährt und dann nicht anruft, dass sie auch gut angekommen ist (seufz … das habe ich von meiner Frau Mama geerbt).
Gute Vorsätze:
Das Übliche: Weniger Haut von den Fingerspitzen knabbern; mehr gesundes Essen. — Mit Daddeln habe ich mich brav zurückgehalten (wegen meiner Übersetzerei für einen richtigen Verlag). — Groß Schulden habe ich auch keine mehr. — Jetzt kann ich mich langsam mal trauen, dass ich mir vornehme, mal wieder Fiktionen zu schreiben.

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Grenzübergang 2009/2010

Eintrag No. 602 — Kann nicht mehr viel passieren, was folgende Auflistung ergänzen könnte (und wenn, dann pack ich es in den nächsten Grenzübergang). — Die fett markierten Links führen auf eigene Beiträge, der Rest ins WWW.

Gut-Buch (Fiktion):

Zuerst meine beiden obersten lebenden Phantastik-Meister …

… die es wunderbar verstanden mit ihren Weird Noir-Romanen ungewöhnliche Phantastik-Krimis zu bieten;

  • (Von Vandermeer hat mich zudem auch »Shriek« entzückt;)
  • Thomas Pynchon: »Inherent Vice«, einfach nur saukomisch und die wohl beste Art, ohne Dope stoned zu werden;
  • Dan Simmons: »Drood«, berührend, verstörend und ein verdammt schlauer-unheimlicher Roman über Freundschaft, Konkurrenz und die (finstere) Macht des Geschichtenerzählens;
  • Douglas Coupland: »Generation A«, medizinische und fabulatorische Gesellschafts-Science Fiction mit Bienenstich;
  • Cervantes: »Don Quijote von La Mancha«, Neuübersetzung bei Hanser ist ein Genuss, auch wegen der vielen feinen Anmerkungen;
  • »Eine andere Welt« von Anonymus mit Illustration von Grandville, worüber ich hoffentlich fürs »Magira 2010« mehr berichten werde.
  • Und als letztes kurz vor Jahreswechsel habe ich »The Sad Tale of the Brothers Grossbart« von Jesse Bullington verschlungen. Ein wirklich unglaublicher Roman. Dieser finstere, brutale, lustige, gewitzte und berührende Fantasystoff der im Europa und Ägypten des 14. Jahrhunderts spielt erfüllt lang von mir gehegte Geschmackswünsche

Gut-Buch (Sach):

Gut-Buch (Comic):

  • Fane & Jim: »Sonnenfinsternis«, Beziehungsproblemdrama. Klingt schrecklich? Ist genau das Gegenteil;
  • Naoki Urasawa: »20th Century Boys« (englische Ausgabe), ich bin erst beim englischsprachigen Band 5 (von 22) und kann nicht sagen, dass ich groß durchblicke. Aber eine spannende Lesesucht hat sich bereits eingestellt und Urasawa ist ein gewiefter Erzähler mit allen Tricks;
  • Max: »Bardin, der Superrealist«, ein bunter Kessel kurzer Strips von überwältigender Abseitigkeit. Wunderbares Beispiel, was für irre Hirntrips die moderne Kunst ermöglicht, wenn man nur mit dem richtigen Humor hantiert;
  • David B.: »Nocturnal Conspiracies«, unheimlich, rätselhaft, wunderschön diese Traumprotokolle;
  • Joan Sfar (& Hervé Tanquerelle): »Professor Bell«, feine humorig-dreiste OkkultAbenteuer mit einem Sherlock Holmes-artigen Menschenhasser plus Gespenstern, wehrhaften Frauen, Riesenaffen, Teufeln und was nicht noch alles;
  • Kazuo Koike & Gôseki Kojima: »Lone Wolf & Cub«, hab alle 28 Bände durch und freue mich schon auf den Urlaub, in dem ich diese episch-tragische Rachestory am Stück noch mal lese;
  • Brian Azzarello & Eduardo Risso: »100 Bullets«, 100 Hefte, mindestens doppelt so viele Gangster in einem x-bödigen Finten- und Intrigenspiel, dass einem die Luft wegbleibt;
  • Manu Larcenet: »Der alltägliche Kampf«, passiert auch nix großes, außer eben den kleinen Dingen des Lebens. Nimmt das Herz sachte in die Hände und hebt es zur Sonne.

Gut-Mukke (neu):

  • Amanda Palmer: »Who killed Amanda Palmer«; ‘ne manisch-melancholische Aggrofrau die in die Tasten hämmert und Texte bietet, die unter die Haut gehen;
  • Suzanne Vega: »Beauty & Crime«, endlich wieder eine rundum perfekte Platte der New Yorker Baladeuse;
  • The Beatles (Digital Remasterd): »Rubber Soul«, »Revolver«, »Sgt.Peppers Lonley Hearts Club Band«, »Magical Mystery Tour«, »(White Album)«, »Let It Be«, hat mich voll erwischt. War über einen Monat ausschließlich am Beatles-Hören mit meinem iPod.

Gut-Mukke (alt):

Gut-Film:

  • »Inglourious Basterds«, Tarantino läßt in seiner originellen Kollision von WKII, Situationskomödie und Italo-Western wieder eine Riege Darsteller glänzen;
  • »Star Trek«, so macht auch mir die Enterprise und ihre Crew vollends Freude;
  • »Zeiten des Aufruhrs«, ein ergreifendes Drama der stillen Töne und kleinen Unglücke;
  • »Gran Torino«; Clint überzeugt als grummeliger Witwer der widerwillig seine Fremdenfeindlichkeit überwindet;
  • »Avatar«, trotz der nicht gerade originellen Handlung ein Fest des SF-Fantasy-Weltenbaus das mich überzeugt hat. Ich freue mich schon auf weitere Geschichten.

Beste Momente:

  • Alleine, womöglich im Dunkeln, durch die Darwin-Ausstellung gehen;
  • Finanziell so gut aufgestellt zu sein, dass ich meiner Partnerin ein neues iBook schenken konnte;
  • Eine Partnerin zu haben, die von ihren Reisen in den Süden feine Paisleymuster-Kravatten aus Italien versorgt
  • In Dreieich dabei gewesen zu sein, als Ju Honisch für »Das Obsidianherz« den Deutschen Phantastik Preis für den besten Roman-Debut gewonnen hat;
  • Meine Sinne entdecken die »Dalwhinnie Distillers Edition«.

Schlimmster Moment:

  • Nach Jahren des ›geht so‹ plötzlich nicht mehr mit größeren Höhen zurechtzukommen.

Vorsätze (blöderweise gleiche wie letztes Jahr):

  • Schande über mich, aber ich kann nur sagen: Siehe letztes Jahr.
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