Eintrag No. 660 — Ich hinke etwas hinterher, was die Verkündung des Erscheinens des neusten »Magira – Jahrbuch für Fantasy« angeht. Die Ausgabe für das Jahr 2010 ist zudem eine Jubel-Nummer, denn das »Magira-Jahrbuch« feiert zehnjähriges Bestehen. Und um das Fass der Freude vollends zum Schäumen zu bringen: gestern abend hat »Magira« beim BuCon in Dreieich den ›Deutschen Phantastik Preis‹ als ›Bestes Sekundärwerk‹ erhalten, vom Publikum gewählt über die Seite von ›Phantastik News‹.
Mich selbst freut (und beschämt), wie gut die Reaktionen auf meine diesjährige Sammelrenzension ausfallen, und das, obwohl ich für »Magira 2010« eigentlich nur eine genuin neue Rezension geschrieben habe (zu Grandvilles »Eine andere Welt«), und die restlichen Empfehlungen zu Titeln von Vandermeer, Miéville und Bullington erweiterte, überarbeitete Wiederverwertungen von Molochronik-Einträgen des vergangenen Jahres sind. — Aber zugegeben: nach der Kritik von Thomas Harbach zu meinem letztjährigen Beitrag, habe ich versucht, der diesjährigen Sammelrezi sowas wie eine große argumentative / gedankliche Linie zu verleihen.
Anders als in den zurückliegenden Jahren, werde ich diesmal meinen »Magira«-Beitrag nicht sobald Stück für Stück in der Molochronik zugänglich machen, sondern mindestens bis etwa zum Frühjahr 2011 warten, bis ich eine Übersicht mit der Einleitung, den Überleitungen und den Links zu einzelnen Rezis zusammenstelle. Aber hier sind die bisherigen Reaktionen auf »Stromern auf ungetrampelten Pfaden« (den Titel hat übrigens »Magira«-Layouter Michael Haitel vorgeschlagen, und wer bin ich, um so eine funkelnde Idee abzuweisen, nur weil sie nicht von mir ist)
Christel Scheja findet in ihrer Rezension für »Fantasyguide« (und »Phantastik News«) freundliche Worte für meinen Beitrag:
»Stromern auf ungetrampelten Pfaden« von molosovsky macht deutlich, dass sich Fantasy und Literatur nicht ausschließen müssen. Ausgewählte Beispiele aus den letzten hundertundfünfzig Jahren beweisen, dass es immer Autoren gegeben hat, die phantastische Hintergründe und Figuren verwendet haben, um ihre Gedanken und Botschaften zu vermitteln oder mit Sprache und Form zu experimentieren — und auch heute noch gehen junge Schriftsteller diesen Weg.
Bei seiner Besprechung für »Literra« ist Thomas Harbach (wie in den vergangenen Jahren auch) so hilfreich, meinen Text nicht nur als willkommene Abwechslung zu loben, sondern mir mit seiner begründeten Kritik anzudeuten, wie ich mich verbessern kann:
Nach einer ausführlichen Einleitung, in welcher der Autor frei und sehr beherzt über ausgetretene Rezensentenpfade, das Standardwarenangebot in den Buchhandelsketten und die stereotypen Genreklischees herzieht, folgen eine Handvoll Rezensionen. Dabei bespricht Molosovsky seine persönlichen Favoriten wie China Miéville oder Jeff Vandermeer neben einzelnen bislang unbekannten, aber thematisch wie erzähltechnisch interessanten Werken. Die Mischung ist gut gelungen, auch wenn wie ›angeblich‹ rein Zufallsbedingt sein soll. Stolz auf einen persönlichen Geschmack abseits des Mainstream bleibt dieses Mal das latente Gefühl im Leser zurück, als bespräche Molosovsky manche Bücher weniger hinsichtlich ihres Inhalts, sondern alleine aufgrund ihrer erzähltechnischen Anders- aber nicht immer Einzigartigkeit. Form über Inhalt ist sicherlich ein ehrenwertes Argument, aber zumindest bei Jeff Vandermeers Romanen wird nicht hinterfragt, ob einfache Plotelemente nicht auch einfach erzählt werden können und die Suche nach Künstlichkeit bzw. Künstlerisch immer im Mittelpunkt des Buches stehen muss. Die Kritiken sind vielschichtig, lassen dem Leser ausreichend Interpretationsspielraum, auch wenn Molosovsky manchmal mit geradlinigen Aussagen es seinen Lesern leichter machen könnte, ob die besprochenen Bücher wirklich aus seiner persönlichen und eloquenten Sicht lesenswert sind oder nicht. Wie in den letzten Jahrbüchern als Kontrast zu den ›gängigen‹Rezensionen absolut lesenswert.
Unumwundenes Lob lässt mir Oliver Naujoks in seinem »OliBlog« angedeihen:
Für die Lese-Nische ist auch dieses Jahr Alexander ›molosovsky‹ Müller verantwortlich, der sich wieder ein paar außergewöhnlichere Bücher vorgenommen hat. Fängt er diesmal fast apologetisch damit an, dass er manchmal seine Gedanken allzu sehr schweifen lässt und zitiert dazu einen Kollegen, der ihm das so bescheinigt, will er dann offensichtlich diesen Kollegen Lügen strafen: Liefert er doch seine bisher vielleicht disziplinierteste Kolumne mit gedanklich sehr klar geführten, interessanten, fast straffen Rezensionen (u.a. zu Büchern von J. Bullington und Jeff Vandermeer) ab. Mit den üblichen geliebten Features: Hübsche selbst gezeichnete Portrait-Vignetten der besprochenen Autoren, Fußnoten nicht als wissenschaftliche Balz, sondern als Ventil für Abschweifungen und Assoziationen, und einige sehr schöne Wortschöpfungen und verspielte Formulierungen. Dieser Kolumne ist noch ein langes Leben zu wünschen, auch um in den nächsten Jahren erwartungsvoll-amüsiert zu registrieren, inwiefern sich die thematisch immer gleiche Überschrift (diesmal: »Stromern auf ungetrampelten Pfaden«) noch halbwegs originell paraphrasieren lässt — das wird wohl jedes Jahr nicht leichter werden.
Puff erzählt seine Geschichte und beweist, daß die Welt einen neuen Glauben brache.
Ich heiße PUFF: der Name sagt genug. Meine Ahnen sind Engländer, aber ihre Nachkommen haben sich über die ganze civilisierte Erde verbreitet. Ich bin der Stammhalter der künftigen deutschen Linie.
Ihr habt mich jung, schön, glänzend, alle Herzen erobernd gesehen; Schmeichler umgaben mich; man spannte die Pferde aus vor meinem Wagen und sich dafür ein. ― »Sel’ge Zeit, wie schnell bist Du entschwunden!«
Aber reden wir nicht in poetischen Floskeln, reden wir verständlicher. ― Poesie gilt nichts mehr, wenn sie nicht politisch ist, und ich bin zu politisch, um politische Poesie zu machen. Das überlasse ich jungen Leuten, die noch nichts sind, aber gern etwas sein möchten, und zwar so wohlfeil wie möglich.
Mein Schmerz ist ein Weltschmerz ― denn ich habe keinen ganzen Rock mehr; mein Ellbogen sieht durch den Ärmel in das kalte Leben; ich bin europamüde, denn das undankbare Europa bittet mich nicht zu Tische, sondern lässt mich hungern.
O hätte ich nicht meine Reichtümer so mit vollen Händen verstreut; jetzt könnte ich von meinen Einkünften auf dem Lande oder in der Provinz leben, Vereine stiften, Kleinkinderbewahrungsanstalten errichten, Bürgerversammlungen leiten und Collecten für wohltätige Zwecke machen, bei patriotischen Mahlzeiten den ersten Toast auf den gnädigsten Landesherrn ausbringen und zur rechten Zeit mein Schäfchen scheren, um in der Wolle zu sitzen.
Jetzt haben mir alle Leute mein Geheimnis abgesehen, besonders die Zeitungsschreiber und die Buchhändler. Jeder herumgastrollende Schauspieler weiß, was es kostet und wo er zugleich gut und wohlfeil bedient wird. Alles hat einen festen Cours und an Ruhm-Maklern fehlt es nirgends.
Es geht mit mir zu Ende; ich merke es an den Sohlen meiner Schuhe; wie sie abgelaufen sind, ist es auch meine Existenz.
Aber Puff stirbt nicht; er verwandelt sich nur. Wohlauf denn, wie metempsychometamorphisiere {Metempsychose = Seelenwanderung; griechisch für ›Reinkarnation‹} ich mich? Soll ich Mystiker werden, Homöo-Hydropath oder Tenor? Diese drei Gewerbe tragen jetzt am meisten ein.
Halt! Ich werde Mystiker und gründe einen neuen Glauben. Ich stelle ein neues theopsychophilosophisches System auf. Ich werde ein Neugott. ― Die alten Götter hat die Welt längst zu Grabe getragen. Atheismus ist eine Sünde, Neotheismus eine Tugend, eine Wohltat für das Menschengeschlecht, denn was ist der Mensch, wenn er keine Götter hat?
Ich werde ein absoluter, unpersönlicher Gott. Eine Theogonie ist ja Kinderspiel in unserer Zeit; die meinige wird ein Meisterwerk sein; sie soll die heiteren Fictionen des hellenischen mit den unbegreiflichen des indischen Mythos vermählen. Zeus und Wischnu durchdringen sich. Von Letzterem leihe ich die Inkarnation.
Gedulden Sie sich einen Augenblick, meine Herren und Damen; ich verschwinde durch diese Versenkung, ziehe mich um, incarniere mich und komme gleich wieder. Berlicki! Berlocki! Der Neo-Paganismus ist fertig. Seine segensreichen Folgen wird die Folge zeigen.«
Und der Neu-Gott Puff schuf die beiden anderen Neu-Götter nach seinem Bilde. Er verbot ihnen weder die Pfeife noch den Sackpaletot {= Ärmelloses Übergewand für Männer}, ließ ihnen Orden und Bart und auch ihre alten Namen Schwadronarius und Krack, unter denen sie den Kellnern, Marqueurs, Bierwirten und anderen gelehrten Gesellschaften wohlbekannt waren.
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Eintrag No. 658 — Die Reise nach Hamburg und der dortige Gründungskongress der ›Gesellschaft für Fantastikforschung‹ war eine wunderbare Sache. Meinen Bericht über den Eröffnungsabend habe ich noch während des Kongresses zustande gebracht (über den Rest berichte ich, sobald ich wichtigere Illustrations- und Textverpflichtungen abgearbeitet habe).
Lektüre: Kommt selten vor, aber die letzte Woche war ich ziemlich lesemüde. Doch wieder einmal hat der »BAROCK-ZYKLUS«-Virus mich erwischt. Dieses Riesenwerk von Neal Stephenson habe ich bereits jeweils einmal auf Englisch und Deutsch genossen. Am Mittwoch konnte ich dem Angebot einer kompletten englischen Hörbuchlesung nicht mehr widerstehen, und habe mir den ersten (»Quicksilver«) von 7 Teilen besorgt, also die ersten ca. 15 Stunden von insgesamt etwa 124 Stunden. Und ich kann sagen, die Lesung von Simon Prebble gefällt mir und ich bin (wieder mal) hingerissen. Ja, ich gehe sogar so weit, im Augenblick geneigt zu sein, dieses Riesenwerk als den bisherigen Lektürehöhepunkt meines Lebens einzustufen.
Ansonsten greife ich für Zwischendurch zu meinen neuen »Transmetropolitan«-Sammelbänden. Ist ewig her, seit ich die Abenteuer von Spider Jerusalem in Einzelheften gelesen habe. Stelle fest, dass diese gesellschafts-kritische Science Fiction-Satire immer noch beachtlichen Wumms hat. Nicht umsonst bewachen Spider und seine Mutantenkatze Missgeburt meinen Verstärker.
NETZFUNDE
Im ›Guardian‹ erzählt der unvergleichliche Stephen Fry unhaltsam und geistreich wie immer, warum er, aus jüdischer Familie stammend, die Musik von Richard Wagner mag: Why Stephen Fry loves Wagner. Weitere gute Nachricht Mr. Fry betreffend: er wird in der Fortsetzung von Guy Richies »Sherlock Holmes« den älteren Bruder des Meisterdetektivs, Mycroft Holmes, geben.
Anlässlich der Biographie »Sarah: The Life of Sarah Bernard« liefert Graham Robb für ›New York Review of Books‹ einen unterhaltsamen Text über The Divine Sarah. Großes Schmunzeln erregte bei mir die Anekdote betreffs eines Ausspruchs von Alexandre Dumas den Jüngeren, der sinngemäß meinte:
»Wissen Sie«, sagte er über die bekanntermaßen gertenschlanke Schauspielerin, »sie ist eine derart notorische Lügnerin, dass es mich nicht wundern würde, wenn sie in Wirklichkeit fett wäre!«
Sven Ahnert hat für die ›NZZ‹ ein Werkstattgespräch mit dem exzellenten Übersetzer Nikolaus Stingl geführt (der unter anderem meine Säulenheiligen Thomas Pynchon und Neal Stephenson ins Deutsche überträgt): Auf der Jagd nach dem richtigen Ton.
(Deutschsprachige) PHANTASTIK-FUNDE
Florian Schwebel hat für ›Lesen was klüger macht‹ einen ausführlichen Essay zum Thema Mythen (in/out) geschrieben. Ebenfalls lesenwert ist sein bereits etwas älterer Beitrag Das Ende des Fiktionsvertrags.
Es erstaunt mich immer wieder, wie groß und gut organisiert die Life-Rollenspiel-Bewegung hierzulande ist. Da gibt es zum Beispiel (bisher von mir nicht bemerkt) ein eigenes Webportal für Filme, auf dem nun die neue Reihe ›Das Phantastische Quartett‹ debutierte. In Folge 1 plauschen, moderiert von Anet Enzmann, Gesa Schwartz, Thomas Finn und Thomas Plischke über die immer wieder gern gestellte, und wohl nie endgültig zur Zufriedenheit aller beantwortbaren Frage: Was ist eigentlich Phantastik?. Das macht Freude, das bringt Laune. Ich sehe weiteren Folgen des ›Q4‹ gespannt entgegen.
Richard Kämmerlings ist der neue leitende Kulturredakteur der ›Die Welt‹, und wie es sich anschickt, beginnt er seine Tätigkeit mit einem programmatisch-fordernden Text: Blühe, deutsches Faserland, in dem er sich wundert und beklagt, dass es immer noch keine (und das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen) ›Great German Novel‹ gibt, also ein Erzählwerk, das geeignet ist, ein Pendent zu Werken amerikanischer Autoren wie Jonathan Franzen zu sein. — Das ausführliche Ausdeuten, wie dünngeistig diese Forderungs-Jammerei ist kann ich mir sparen, denn das erledigte bereits Gregor Keuschnig von ›Glanz & Elend‹ mit seinem Beitrag Wiederbelebungsversuch an einer Leiche. Trefflich diagnostiziert Keuschnig:
In Kämmerlings’ Traum spiegelt sich nämlich eine Sehnsucht, die disparate Gesellschaft- und Kulturentwürfe, ein Wesensmerkmal der Moderne, nicht zur Kenntnis nimmt. Wenn er schon den deutschsprachigen Kulturraum verengt auf das ›deutsche‹ respektive das ›ostdeutsche‹ — wie soll dann als Beispiel für eine zweihunderte Jahre gewachsene Einwanderungskultur wie die USA ein äquivalenter Roman entstehen können? Woraus speist sich die Annahme, dass Franzens Familie in irgendeiner Form repräsentativ für die USA ist? Da macht man sich ernsthaft Sorgen um Kämmerlings’ Amerika-Bild.
ZUCKERL
Habe das Blog des französischen Künstlers Sam van Olffen entdeckt. Wie Ann Vandermeer in einem ›io9‹-Beitrag trefflich beschrieb, bietet von Olffen schwindelerregende Kreuzungen aus Steampunk und Surrealismus.
Das ›Graphic Novel Info‹-Blog hat eine lobenswerte Übersicht zu verschiedenen Beiträgen über den von mir sehr verehrten Künstler Jaques Tardi zusammengestellt, anlässlich der Verfilmung von Tardis »Adeles ungewöhnliche Abenteuer«-Comics durch Luc Besson und dem Erscheinen des zweiten (und abschliessenden) Bandes »Elender Krieg«: Jacques Tardi in den Medien.
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Es war einmal ein Maler, ein fröhliches Blut, aber ein armer Schelm und zwar ein doppelter, den er hatte zugleich den Schelm im Nacken; darum fehlte es ihm auch an Gönnern und Beschützern; die reichen Leute wollten sich nicht von ihm malen lassen, weil sie ihm nicht trauten und die armen Leute, nun, die lassen sich von Natur nicht malen; die sind jetzt schon sehr froh, wenn ihnen nur Nichts weiß gemacht wird und man sie nicht bei ihren Vorgesetzten oder Brotherren anschwärzt; von bunten Farben ist also bei ihnen nicht die Rede, denn das Leben macht es ihnen oft bunt genug. Besagter Maler aber war sehr übel daran; er gehörte zu gar keiner Schule, weder zu der Münchener, noch zu der Düsseldorfer, weder zu der Dresdener, noch zu der Berliner, ja nicht einmal zur Filial in Leipzig noch zu der großen Porzellanmalergilde aus dem Thüringer Walde oder zur Dosendeckel-Akademie in Schmölle oder Braunschweig. Daher bekam er auch von nirgends her Aufträge und hatte weder Fresken für eine Dorfkirche noch Mimilis für einen zukünftigen Fabrikanten auf Papier-Masche zu liefern; er malte nur für sich und war sein eigener Gönner, sein eigener Kunstverein und sein eigenes Publikum. Reich wurde er dabei just nicht, auch nicht immer satt; die Farben gingen ihm zuletzt aus; er behielt nur etwas Weiß auf seiner Nase und Schwarz in seinem Geldbeutel, denn Schwarz entsteht bekanntlich aus Mangel an allen anderen Farben und ferner aus Mangel an Licht, und wo kein Geld ist, da kann es nicht leuchten, wo es aber nicht leuchten kann, wird es nie eine Finsternis vertreiben.
Kein Prediger auf der Welt predigt so nachdrücklich und so eindringlich als der Überfluss an Geldmangel; diese Predigten aber bekam unser Maler so oft zu hören, dass er doch endlich auf den Gedanken fiel, er müsse einen neuen Adam anziehen. Der alte Adam, der im Paradiese nämlich, faulenzte, der neue aber, der außerhalb des Paradieses, musste im Schweiße seines Angesichts sein Brot essen. Diesen neuen Adam nun zog unser Künstler an und beschloss für Geld zu arbeiten und zwar weder Fresken noch Ölbilder, weder Stillleben noch Portraits, sondern Karikaturen zu liefern. Er hatte nämlich gehört, dass Karikaturen, wenn sie recht zeitgemäß sind, abgehen wie warme Semmeln, und da ihm die warmen Semmeln lange abgegangen waren, so dachte er, es sei doch besser, seine Karikaturen gingen ab und die warmen Semmeln kämen zu ihm. Es war damals gerade eine bewegte Zeit, das heißt, es war ein langer Friede und die Leute hatten eigentlich Nichts zu tun, sondern machten sich nun allerlei zu tun und zwar meist allerlei Unnützes, und dadurch entstand Hader und Streit, wodurch die ganze Welt wirklich zu tun bekam, freilich auch Unnützes. Die Polizei musste spionieren, das Militär füsilieren, der Gerichtshof inquirieren, die Ärzte trepanieren {= operatives Verfahren zum Öffnen von fest, z.B. durch Knochen, umschlossenen Körperräumen; Beispiel: Kopf aufbohren}, die Censur damnieren {= jmd. Verurteilen, verdammen, verwerfen}, die Zeitungen referieren, kurz das -Iren spielte durch alle Variationen des Grundthema’s und unser Maler glaubte, nun sei die beste Zeit, die Zeit selbst zu karikieren. Dabei ließ er sich aber vom Teufel verführen, seine Zeichnungen mit Worten zu illustrieren, und nun ging es ihm schlecht, denn nun ging es an ein Confiscieren, Inquirieren und Inhibiren {= hemmen, lindern}, Nichts half sein Protestieren, man drohte ihn zu exilieren, denn er war kein Eingeborener und am Ende fand er, es sei das Geratenste sich zu skisiren {= ›sich entschuldigen‹ im Sinne von ›aus dem Staub machen‹}. Glücklicher Weise ließ sich das leicht bewerkstelligen; er hing seinen Stubenschlüssel an den Schlagbaum dicht vor seinem Hause, schlug einen Purzelbaum und war im Nu über die Grenze in eines anderen Herren Land.
Aber was jetzt beginnen? ― Hungrig war der arme Schelm immer noch, satt wollte er werden, und ein anderes Mittel sich zu sättigen als seine Kunst hatte er nicht. Die Kunst musste nach Brot gehen, und bei diesem Gehen ging es ihr, wie es ihr eben so oft geht, sie fand keins und wurde vor der Zeit so müde, so müde, dass sie am Ende vergaß, dass die Kunst nur um ihrer selbst willen auf der Welt sei, und meinte, sie sei eigentlich nur geschaffen, um sich von anderen Leuten misshandeln zu lassen oder zu hungern.
Solche und ähnliche Gedanken gingen unsere Maler durch den Kopf, und verstimmten ihn immer mehr, je mehr er fühlte, dass je voller er den Kopf habe, desto leerer sei sein Magen.
»O! diese Welt, diese Welt!«, rief er erbittert aus und wollte noch Allerlei hinzusetzen, als plötzlich eine fremde Stimme vernahm, die zu ihm sagte: »Thor! Wenn Dir diese Welt nicht behagt, warum machst Du Dir nicht eine andere? Du hast ja die Mittel dazu von der Natur empfangen.«
Erstaunt blickte er auf und sah eine junge schlanke Dame vor sich stehen, die zwar nicht nach der neuesten Mode gekleidet, deren Tracht aber stets neumodisch war, denn sie war hübsch und ihr ganzer Anzug erhöhte ebenso ihre Reize, wie ihre Reize ihren Anzug.
»Gehorsamer Diener!«, sagte der kleine Maler, »mit wem habe ich die Ehre?«
»Du kennst mich nicht?«, erwiderte sie erstaunt. »Du kennst mich nicht! Nein, das geht ja über mich selbst hinaus!«
»Ja«, entgegnete er, »das mag wohl sein, aber damit weiß ich immer noch nicht wer Sie sind und was Sie von mir wollen? Sind Sie die Dame Censur? Von der habe ich immer gehört, sie ginge in Sammet und in Seide und schnitte sich selber die Gewänder zu, dass ja Alles recht genau auf ihren Leib passe.«
»Nicht doch.«
»Aber die Dame Pressefreiheit können Sie nicht sein, denn sie ist eben keine Freundin von verhüllenden Gewändern.«
»Nein, auch nicht, doch sind wir Geschwisterkind und soll ich mich frei bewegen, darf sie nicht fern sein. ― Ich bin die Phantasie.«
»Oh!«, sagte der kleine Maler und schlug wieder einen Purzelbaum, »das ist ja scharmant. Du willst mir gewiss den abscheulichen prosaischen Hunger stillen, der mich schon so lange plagt, denn sonst wärst Du ja keine Göttin und am Wenigsten meine Göttin.«
»Stillen! So weit geht meine Macht nicht, aber Dir helfen ihn zu vergessen.«
»Ach Gott! Der Hunger hat ein gar zähes Gedächtnis; er ist wie ein Kettenhund der im Hofe meines Magens liegt und wenigstens knurrt, wenn er nicht beißen kann.«
»Du wirst ihn vergessen, wenn Du Dir eine neue Welt schaffst.«
»Wie soll ich das anfangen?«
»Wirf Dich mir in die Arme!«
»O, mit dem größten Vergnügen!«
Gesagt, getan! Der kleine Maler schlug keck den Arm um sie und fasste sie »mit feurig schlauen Blicken wohl um die schlanke Hüfte frei« und sie schwang ihren Zauberstab. Sie war größer als er und er daher, um ihr gleich zu sein, auf einen kleinen Erdhaufen gestiegen, der unter seinen Füßen zerbröckelte. Als er nun näher hinschaute sah er, dass das kein kleiner Erdhaufen, sondern die ganze alte Erde sei, der er einen tüchtigen Knacks gegeben. Den Nordpol hatte er eingedrückt, das Eismeer war übergelaufen und das Eis natürlich von der Friction {= Reibung} geschmolzen; den schlimmsten Riss hatte Europa bekommen. Das Menschengeschlecht war dabei untergegangen und nur einige vorsündtflutliche Sparbüchsen und Runkelrüben hatten sich gerettet und wussten nicht, wohin. Ein dicker Blasebalg sah sich die Sache von Weitem grämlich an und seine Frau die Feuerzange stand hinter ihm und schlug vor Verwunderung die Beine zusammen; sie waren Beide wie Philemon und Baucis, denen die Hütte abgebrannt ist. Neben der Phantasie gestaltete sich aber unmittelbar unter ihrem Zauberstabe eine neue Welt und aus dem Wasser kamen schon allerlei Geschöpfe, noch ehe sie halb fertig war, um sie zu bevölkern. Ein himmellanger Tambourmajor hatte bereits von ihr Besitz genommen, aber ein Bär mit einem Menschenkopfe kam und demonstrierte ihm, dass sein Reich nicht von dieser Welt sei. Hinter der alten Erde standen allerlei Mammuthe und Leviathans die durch den Eindrückungsprocess wieder lebendig geworden und gern auf die neue Welt wollten, damit die künftigen Naturforscherversammlungen Futter hätten für ihre Forschungen. Oben am Himmel ging es auch seltsam zu; Sonne, Mond und Wassermann, Zodiacallicht und einige halbgebildete Planeten guckten neugierig und teilnehmend zu; nur ein Komet zog hoch oben stolz seine Bahn und der abgesetzte Schütz des Tierkreises spielte Fangball mit den Sternen des großen Bären und einigen anderen Himmelskörpern, ohne sich um die neue Erde zu kümmern, auf der er doch auch hätte einen Wirkungskreis finden können, der seinen Kräften und Fähigkeiten angemessen war.
Der kleine Maler war außer sich vor Vergnügen und wollte sich gleich an das Werk machen; allein da er weder Farben noch Pinsel bei der Hand hatte, sondern nur Feder und Kreidestifte, so musste er sich mit bloßem Skizzieren begnügen, was seiner Freundin, der Phantasie, auch ganz recht war, die ihm versprach ihm nachher zu Hause bei der Ausführung mit Farben zu helfen. ― Aber was geschah nun: Feder und Kreidestifte wurden lebendig, erhoben sich aus dem Futteral in dem sie friedlich neben einem soliden Federmesser geschlummert, wuchsen zu menschlicher Größe an, erhielten halb menschliche Gestalt und fingen an sich ganz menschlich um den Vorrang zu streiten. ―
»Erst komme ich«, sagte die Feder, »ich schildere, und was ich geschildert habe, magst Du dann versinnlichen.«
»Warum nicht gar«, fragte der Kreidestift, der in einem messingenen Rocke mit langen Schößen steckte, Porte-Crayon genannt, »umgekehrt wird ein Schuh daraus. Erst zeichne ich, dann magst Du beschreiben. Ich
―― will nicht länger Diener sein, Will nun selbst den Herren machen;
ich habe Deine Tyrannei satt; Deine Inspirationen genügen mir nicht mehr; ich war zu bescheiden; ich will mich emancipiren, will meiner eigenen Nase nachgehen, mein eigener Führer sein! Verstanden?«
»O Himmel!«, rief die Feder aus, »so ein Kreidestiftchen will Redner sein, so ein Stiel mit seinem Styl prunken! – Unverständiger Jüngling, weißt Du, was Du beginnst? Wer war Deine Bonne? {Bonne = Dienstmädchen, Hausfrau} Wer hat Deine ersten Schritte in die Welt geleitet, wer Dir gezeigt, wie man Schatten und Licht gehörig zu verteilen habe? Wer führte Dich in das Heiligtum der Geister ein, sicherte Dich vor der Geißel der Kritik? Ich war es, ich tat es, ich ganz allein, und so dankst Du es mir! Zieh hin, Undankbarer, und mögen Dir Gummi elasticum und alles Weißbrot gnädig sein.«
Als die Feder diese Rede geendet hatte, schluchzte sie wie eine junge erste Liebhaberin in einem Trauerspiel. Der Kreidestift war aber ein zugespitzter Jüngling und die Jugend ist heutzutage aus Egoismus und Eitelkeit zusammengesetzt; er achtete daher der Klagen seiner früheren Gattin gar nicht – bisher hatten nämlich bei allen illustrierten Werken Feder und Kreidestift als ein treu verbundenes Ehepaar gemeinschaftlich gewirkt und die Feder als weibliche Hälfte, wie ganz natürlich, das Regiment geführt – und rief ihr zu: »Ich will nicht länger Dein Ehemann sein, ich will mich emancipieren, darum halte Deinen Schnabel!«
Über die abscheulichen Wortspiele, die er unmöglich von ihr, der Feingeschnittenen, gelernt haben konnte, sondern aus früherer unerlaubter Bekanntschaft mit gewissen, leichtsinnigen Federn sich bewahrt haben musste, geriet die arme Feder außer sich und weinte so laut, dass das Federmesser davon erwachte.
Das Federmesser, von Amts- und Rechtswegen Beider Vormund, reckte und dehnte sich, klappte sich auseinander, richtete sich auf, stellte sich auf seinen Spalter und sah die Beiden verwundert und zürnend an. Das Federmesser war ein solider Mann, hatte einen glänzenden Jabot und ein spitzes Toupe und trug einen Paletot von Schildplatt mit langer Taile und großen Knöpfen. Man sah ihm an, dass es sich seines Ranges, seines Wertes und seines Einflusses wohl bewusst war. Freilich hatte es im Dienste seines Monarchen, des Malers, nicht bloß die Feder, sondern zu Zeiten auch den Kreidestift corrigieren müssen und durch dessen Hartnäckigkeit am unteren Teile seiner Klinge einigen Schaden gelitten, aber es war doch noch immer ein rüstiger Beamter, eine wackere Stütze der Bureaukratie und eine einflussreiche Person. Im Gefühl seiner Würde fragte es daher streng: »Was gibt es hier? Warum weinst Du, liebe Penna?«
»Er will mich böslich verlassen!«, schluchzte die Feder, »will ohne mich eine Reise von Gott weiß wie vielen Lieferungen antreten; als ob es ihm ohne mich gelingen würde!«
Das Federmesser runzelte die sonst so glatte Stirn; der Kreidestift ließ sich aber dadurch nicht einschüchtern und erwiderte: »Ich brauche Dich nicht, doch bin ich gar nicht gesinnt, Dich, wie Du sagst, böslich zu verlassen; Du kannst mich in Apollo’s Namen begleiten, jedoch unter gewissen Bedingungen.«
»Und die wären?«, fragte die Feder bereits etwas beruhigt.
»Du gewährst mir volle Freiheit, zu verweilen oder fortzusetzen, wo, wie und wann ich es für gut finde. – Ich habe eine neue Erde zu entdecken und darzustellen; ein zweiter Columbus werde ich von einem unbekanntem Festlande Besitz nehmen. Ich will zuerst meine Fahne dort aufpflanzen und Niemand soll mir diesen Ruhm rauben. Du kannst meinen Geheimschreiber abgeben und meine ruhmreichen Züge schildern, jedes Mal wenn ich von ihnen zurückgekehrt bin.«
»Das darf ich doch auf meine Weise tun?«
»Behüte der Himmel. Ich werde Dir den Inhalt angeben und Du redigierst ihn ganz einfach, ohne fremde Gelehrsamkeit, ohne Citate, ohne überschwängliche Redensarten in gutem, ehrlichem und reinlichem Deutsch.«
»Nun wohl, ich bin es zufrieden; ich will ja Nichts als Deine treueste Freundin und Ratgeberin sein. Arm in Arm mit Dir, so fordere ich mein Jahrhundert in die Schranken!«
»Lieber Engel, nur keine Citate, selbst nicht aus Schiller. Eine Feder wie Du muss sich nicht mit fremden Federn schmücken wollen.«
»Verzeih«, sagte die Feder, »es ist eine alte pedantische Gewohnheit, ich will mich bemühen sie abzulegen.«
»Recht so, meine Kinder!«, sprach nun das Federmesser. »Als Eure Ehe beschlossen ward, als unsere Fürstin, die schöne Literatur, Euch ihren Segen gab, da rief sie mit Schiller, den sie vor Allem das Recht hat zu citieren: ›Seid einig! einig! Einig!‹ – Ihr seid es jetzt. Umarmt Euch! Ich wünsche Euch glückliche Reise; ich werde in der Stille Eure glorreiche Rückkehr erwarten; vielleicht bedürft Ihr dann Meiner. Also nochmals glückliche Reise und gute Nacht.«
Und es geschah wie das Federmesser gesagt hatte. Unter dem Geräusch der zärtlichen Umarmung des liebenden Paares schlummerte es ein.
»Nun mein Freund«, sagte die Phantasie zu dem Maler, »bist Du bereit?«
»Ja«, erwiderte dieser, »aber weder ich, noch das Volk da, das sich schon auf die Beine gemacht hat«, – der Schlingel von Kreidestift läuft mit einer brennenden Cigarre im Munde wie toll voran und seine arme Feder kann kaum nach –, »wir drei dürfen unmöglich die Helden dieser allerneusten Odyssee sein; wirklichen Personen schenkt die Welt nur mit Widerstreben Glauben. Hast Du keine besseren Helden?«
Die Phantasie schwang von Neuem ihren Stab und es erschien ein Kleeblatt von Heroen, wie nur sie allein zu begeistern vermag.
»Das sind sie, das sind die rechten!«, jubelte der Maler. »Das sind die Könige der Welt; alle Zeitungen huldigen ihnen; alle Leute schenken ihnen Glauben, Bauer und Bürger lassen sich zu Zeiten für sie totschlagen oder schlagen sich um ihretwillen die Köpfe blutig. Diese drei, sie sollen der Columbus, der Cortez, der Pizarro meiner neuen Welt und zusammen der Atlas derselben sein.
»Frisch an das Werk! Eilen wir, meine getreuen Diener einzuholen.«
Und siehe, am Arm der Phantasie, von ihr geleitet, vergaß der kleine Maler Hunger und Durst und durchschritt, ein neuer Mensch, die neugeschaffene Erde.
Hier endet das wahrhafteste aller Märchen und die Wirklichkeit beginnt.
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Eintrag No. 655 — Wie ich in meiner Empfehlung dieses Klassikers der Phantastik in »Stromern auf ungetrampelten Pfaden« (zu finden in »Magira – Jahrbuch für Fantasy 2010«) versprochen habe, werde ich in den kommenden Monaten Kapitel für Kapitel den Text von »Eine andere Welt« hier in der Molochronik zugänglich machen. Der Test von Plinius dem Jüngerem mit den Illustrationen von Grandville erschien 1844 in Frankreich, der 1847 eine deutsche Übersetzung durch die Hand von Goethes Sekretär Oskar Ludwig Wolff folgte. Diese Fassung habe ich mir erlaubt um erläuternde Links und Begriffserklärungen zu ergänzen, sowie die Rechtschreibung stellenweise für heutige Leser zugänglicher zu gestalten, ohne jedoch gänzlich den Charme der alten Schreibweisen zu tilgen.
Die kompletten Illustrationen einer alten französischen Ausgabe habe ich dem flick-Album von blaque jaques entnommen.
Apotheose des Doctor Puff.Puff erzählt seine Geschichte und beweist, daß die Welt einen neuen Glauben brauche.
I. Die Teilung der Erde.Woraus man, neben anderen Offenbarung über die Neugötter, erfährt wie sie aus Mangel an einem Viergroschenstück genötigt wurden, sich freundschaftlich in die Erde zu teilen.
II. Das Dampf-Concert.Von der wunderbaren Entdeckung, welche Dr. Puff machte, mit deren Hilfe er ein Riesenconcert geben und für sechs Silbergroschen zu Mittag essen konnte.
III. Eine Hand wäscht die andere.Bericht der Pickelflöte, Zeitung für Geist, Herz und Musik, über das Concert des Dr. Puff im Besonderen und die Dampfmusik im Allgemeinen.
IV. Die Erde in der Vogelperspektive.Schwadronarius, Neugott und Aerostograph, beurteilt die Menschen aus der Vogelperspective und empfindet tiefes Herzeleid 6000 Fuß hoch über dem Niveau des Straßenpflasters.
V. Der Fasching in der Flasche.Man wird die Notwendigkeit dieses Kapitels erst später einsehen, jedoch den Keim der Philosophie der Verkleidung, welche die Fortsetzung der Philosophie der Geschichte bildet, jetzt schon darin entdecken.
VII. Verkleidete Charactere, oder Verkleidungen von Characteren.Verkleidung eines deutschen Perfectum in das Griechische; Doctor Puff erfindet die Philosophie der Verkleidung als Fortsetzung der Philosophie der Geschichte. ― Entwicklung dieser von Gas erhellten Theorie.
XI. Eine Reise in den April.Wie Puff sich gezwungen sah, der Erfindung von künstlichen Gemüsen zu entsagen, und eine sehr lange Reise auf dem Papiere machte.
XII. Wie im Tiergarten!Sandsteinbildsäulen, Bäume, die im Sande nicht recht gedeihen, Kot, Staub.
XIII. Das Reich der Marionetten.Dieser Abschnitt muss unbedingt gelesen werden, denn man erfährt durch denselben Nichts über das Gliedermännchen und ebenso wenig über das Land, in welchem das Feuer kein Feuer ist.
XV. Eine eheliche Eklipse.Hier erfährt man die wirklichen Ursachen der Eklipse, welche 2000 Jahre vor der Erschaffung einer anderen Welt stattfand.
XVI. Liebesgeschichte des Gliedermännchen.Geheime Denkwürdigkeiten aus der mythologischen Zeit. Eines Zeyphir’s Autobiographie. ― Die Rache der Venus. ― Ein Gliedermännchen, das seine Flügel wieder erhält.
XVII. Ein Nachmittag im zoologischen Garten (1).Krack’s Manuscript, zweites Kapitel. ― Eindrücke und Documente für die Aprilreise erwartend, setzt Puff die Lectüre von Krack’s Manuscript fort.
XIX. Der Tod einer Immortelle.Nachdem er sein Kaoutschuk-Beefsteak und das zweite Kapitel von Krack’s Manuscript, beide gleich schwer verdaulich, zu sich genommen, geht Puff in einen Garten, um den Duft der Blumen zu atmen, und wird Zeuge eines Selbstmordes.
XX. Aerostatische Locomotionen.Doctor Puff, Neugott, führt nacheinander auf verschiedene Weise mehrere Luftfahrten aus, kehrt mit ungewöhnlicher Schnelle auf die Erde zurück und findet hier einen ganz unerhofften Empfang.
XXI. Die Geheimnisse des Unendlichen.Schwadronarius’ Wanderungen durch den Raum. Der Reisende entdeckt den Ursprung aller Dinge und noch einiger anderen.
XXII. Die Jahreszeiten.Schwadronarius sammelt in diesem Kapitel Stoff zu einem Gedichte auf die vier Jahreszeiten, von wegen Sonnenschein und Regen.
XXIII. Die Langen und die Kurzen.Puff entdeckt auf einer Inselgruppe den Urgrund aller gesellschaftlichen Unterschiede, aber es fällt ihm nicht ein, dies Motiv auf die Bühne zu bringen.
XXIV. Das junge China.Puff sieht die Morgenröte einer neuen Civilisation dämmern.
XXV. Ein Tag in Regulanum.Krack entdeckt das Altertum, das nicht verloren gegangen ist, knüpft frühere Bekanntschaften mit Patriciern, Tribunen, Rittern, Prätoren und Questoren von Neuem an, und findet Gymnasien, Athenäen, Lyceen, Koliseen, Odeen, Akademien und andere Anstalten und Monumente wieder.
XXVI. Himmlisches Geschmisch-Geschmach. Götter, Engel, Teufel.Hier erfährt man, was aus der Göttin des Ruhmes geworden ist, sowie eine Menge anderer Dinge, namentlich wie es die Teufel anfangen, die Engel zu quälen. ― Schadronarius wird durch die Liebe aufgetaut.
XXVII. Eheliches Wettrennen.Doctor Puff verläßt China. Reise zur Entdeckung eines Herzens und einer Aussteuer. Nach reiflicher Überlegung beschließt der Doctor, sein Glück noch zu vertagen.
XXVIII. Elysium und seine Freuden.Krack, der in den Schlummer der Tradition versunken ist, träumt, dass er nach Elysium hinabsteige, einem göttlichen ländlichen Vergnügungsorte, in welchem sich die Weisen wie Narren amüsieren.
XXIX. Krack’s Hölle. Ein Seitenstück zu Dante’s Hölle.Nur eine notwendige Ergänzung des Vorhergehenden. Krack, gleich allen Helden eines Epos, steigt in die Hölle hinab, gleichfalls vom Führer des Dante begleitet.
XXX. Die Hochzeit des Dr. Puff mit der Dame Censur.Doctor Puff, als Preis oben auf einer Kletterstange, erstrebt von mehr als elftausend Jungfrauen. ― Die Heirat durch das Wochenblatt.
XXXI. Die Metamorphosen des Schlafes.Ist nur eine lange Extase, durch die man jedoch erfährt, was aus Schwadronarius geworden, als ihn Armor augetaut.
XXXII. Die beste Regierungsform.Wieder auf die Oberfläche des Wassers zurückgekehrt, unterwirft Krack sämmtliche Regierungsformen einer staatswissenschaftlichen Prüfung, und erfindet ein unfehlbares Mittel, alle Menschen glücklich zu machen.
XXXIII. Das Ende der einen, wie der anderen Welt.So inhaltsreich, das eine Inhaltsangabe zu den Unmöglichkeiten gehört.
Epilog.
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Eintrag No. 654 — Schreck vorm gestrigen zu Bett gehen: der Bildschirm meines in die Jahre gekommenen Klappapfels spinnt wieder, sprich: bleibt dunkel, und gibt erst nach längerem Herumjustieren und Vorsichtig-Sein ein Bild wider. Da dieser Monitorfehler von Anfang an diesem iBook und seinen Laufband-Geschwistern zueigen war, hat die entsprechenden Reperaturkosten bisher anständigerweise immer Apple übernommen. Aber ich kann mir aus Zeitgründen nicht leisten, ohne Mac zu sein, also werde ich heute in die Stadt müssen, und mir einen neuen kaufen.
Lektüre: Letzte Woche habe ich bereits auf einen Auszug des Buches »Die Drogenlüge« von Mathias Bröckers hingewiesen. Mittlerweile habe ich das Buch gelesen (derartige Sachbücher eignen sich hervorragend als Lektüre auf dem Arbeitsweg). Ich kann den Band empfehlen, auch wenn für mich selbst kaum etwas neues darin zu finden ist. Was Bröckers aber leistet, ist eine breit gefächerte und gut argumentierte Übersicht der Entwicklung der modernen Prohibitionspolitik, ihrer fatalen Auswirkungen auf die (globale) Gesellschaft, und Ausblicke auf mögliche Alternativen zu geben. — Die vielleicht provokanteste Geste des Buches ist die Verdeutlichung, wie Junkies und Kleindealer in aller Welt ihren nicht unerheblichen Teil dazu beitragen, die spekulierende Finanzwelt der Börsen mit Energie zu versorgen (S. 50):
{W}as würde passieren, wenn {Heroin & Kokain} ab morgen legal verkauft würden? Die Margen {des Importgeschäfts mit diesen Agrarprodukten} würden auf das Niveau von {…} Zuckerimport sinken und 250 Milliarden – zwanzigmal aufgepoppt wären das fünf Billionen Dollar Börsenwert – gingen der Wall Street per anno verloren.
Ich habe dieses Zitat etwas vereinfacht, denn Bröckers greift hier eigentlich auf ein Erklärungsmodell der US-Ökonomin Catherine Austin Fitts zurück, in dem sie zwei Agrarprodukt-Importeuere vergleicht: Dave, der Heroin & Kokain ins Land holt, und Sam, der mit Zucker handelt. — Hier geht es zu den drei Teilen von »Narco-Dollars for Beginners«, in denen Fitts erklärt, wie Drogengelder Finanzwelt, Politik und Gesellschaft regieren:
Sonst: Im Bett zum Einschlafen lese ich den ersten Band der Comicfassung von »Prinzessin Nausikaä« und bin in der letzten Woche 80 Seiten mit Thomas Pynchons »Die Enden der Parabel« weitergekommen.
Jetzt muss ich erstmal los, mir einen neuen Computer holen. — Circa 2 Stunden später: Bin also nun Besitzer eines neuen MacBook Pro (13 Zoll), inkl. eines kleinen Wacom Bamboo Drawpads (will doch mal gucken, wie sich damit in Zukunft digitale Kolorierung meiner gescannten Zeichnungen bewerkstelligen lässt). Bis ich alle Dateien und Programme, die ich täglich nutze, übertragen habe dauert es noch. Mir fehlt schon mal das richtige Firewire-Kabel, weil das Pro einen kleinen, mein altes Bookie aber einen großen Anschluss hat. Dennoch: übermorgen, wenn ich zum Gründungskongress der Gesellschaft für Fantastikforschung fahre, wird der neue Mac mich begleiten. — Das erste, was nun nebenbei auf dem neuen Mac läuft, ist die Jury-Diskussion des Warwick Prize for Writing 2009 (die Diskussion gibt es als iTunes University-Film). Gewonnen hat damals Naomi Kleins brillant-verstörendes Sachbuch »Die Schock-Strategie«, und in der Jury wirkten zwei uns Phantastikfreunden vertraute Herren: China Miéville und Ian Steward.
Nur tote Kulturen verändern sich nicht. Wir können heute definieren, wodurch die byzantinische Kultur sich definiert – aber nur, weil sie untergegangen ist.
Seit Kindheitstagen liebe ich gute Sachbücher, Artikel und Sendungen zum Thema Natur, Wildnis, Flora und Fauna. Da freute ich mich jeck, die Website von Florian Schulz: Visions of the Wild entdeckt zu haben. Im Galerie-Bereich kann man eine Menge feiner Photos bewundern, und in der Multimedia-Abteilung gibt es zum Beispiel einen ergreifenden Bericht dazu, wie anstrengend es ist, 72 Stunden in einem Versteck auszuharren, um Schnee-Eulen in Alaska abzulichten.
Einem Hinweis von Andrea verdanke ich Bekanntschaft mit dem erstaunlichen Angebot des »Boston Globe«: The Big Picture. Einmal monatlich werden 40 Photographien zu einem bestimmten Thema aus dem Bestand aller möglichen namhaften Bildagenturen zusammengestellt. Da kann man sich amüsieren, über die Vorliebe dieser amerikanischen Redakteure für das größte Drogenfest der Welt, das Oktoberfest 2010, staunen über atemberaubende Wetterbilder mit Blitzen, und Science Fiction-Geeks können Dank der (bisher drei) Roboter-Galerien ins Schwelgen geraten.
Noch mal aus »Der Freitag«, diesmal ein Artikel von Fokke Joels im Zusammenhang mit dem diesjährigen Buchmessegastland Argentinien: Ein Leben für die Bücher. Es geht um niemand anderen als einen von mir innig verehrten Großphantasten, Jorge Luis Borges, und vor allem um dessen Kurzgeschichte »Deutsches Requiem« (zu finden im Erzählungsband »Das Alph«, Fischer Taschenbuch)
ZUCKERL
George Lucas hat sich für seine »Star Wars«-Saga unter anderem vom feudalen Japan inspirieren lassen. Die Künstler der Spoke-Studios zeigen nun, wie sich einige vertraute Star Wars-Figuren im Stile klassischer japanischer Kunst ausnehmen: Ninja Star Wars.
»College Humor« zeigt, wie es aussähe, wenn »Sin City«-Schöpfer Frank Miller sich historischer Persönlichkeiten gewidmet und Comics aus ihren Taten gemacht hätte: Frank Miller Makes History Awesome.
Ein erstaunliches graphisches Spielzeug, mit dem jeder auf die Schnelle becircendes Augendope zusammenklicken kann: The Endless Mural.
Die Animationshelden des Aardman-Studios (der Heimat von »Wallace & Gromit«) haben für einen Werbespot den kleinsten Trickfilm der Welt gestaltet. Bei Ufunk gibt es einen Artikel zu diesem Film: »Dot«, inklusive einem ›Making-of‹.
Das Ende macht heute wieder mal das neuste RSAnimate-Filmchen. Diesmal wurde der Vortrag »Where Good Ideas Come From« von Steven Johnson illustriert.
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Eintrag No. 653 — Kinder, was soll ich sagen. Bin derart eingespannt die Tage, dass ich außer Brotjob, Hausarbeit, erschöpft umfallen zu kaum was komme.
Seltsam: Ein Buchhandel- & Leser-Rezi-Portal hat mich angemailt und gefragt, ob ich an einem Linktausch interessiert wäre. Hab deren Seite auf die Schnelle geprüft, festgestellt, dass die unübersichtlich ist und der Inhalt nur ›das Übliche‹ bietet (= Popularität, also was das Durchschnittsgemensche so zusammenklickt, macht die Musik). Habe dann zuerst etwas planlos knapp zurückgefragt, was ein Linktausch bringen soll. — Antwort: Verbessert das Google-Ranking, bringt neue Leser, mehr Klicks. — Darauf ich: Technischer Nutzen von Linktausch schon klar, aber wie kommen Sie zu dem Eindruck, ich wäre an einem Linktausch mit einem kommerziellen Portal interessiert? — Hab dann geklärt, dass ich einer solchen Partnerschaft zwar nicht prinzipiell abgeneigt bin, aber im Falle dieses Onlinebuchhändlers doch Abstand davon nehme.
Film: Eigentlich wäre ich gerne in den neuen (schon zwei Jahre alten und endlich auch bei uns laufenden) Ghibli-Film »Ponyo« gegangen, hatte aber keine Zeit. — Stattdessen am Samstag, als Pausenkontrast zur Hausarbeit, »Kick-Ass« gegönnt. Zur Abwechslung mal wieder ein erträglicher, ja sogar amüsanter Nicolas Cage, und natürlich konnte auch ich mich dem Charme von Hit Girl nicht entziehen. Aber genau das ist ein Wurm des Filmes: er hat die falsche Hauptfigur. Ich fand Big Daddy und Hit Girl interessanter und habe mich mit Dave, alias Titelfigur Kick-Ass, ziemlich gelangweilt. Auch die Bösewichter blieben reichlich formelhaft und fad, obwohl der mich begeisternde Mark Strong den Unterweltboss spielt. Fazit: einige schöne Set Pieces und leider die Androhung einer Fortsetzung. Ca. 6 oder 7 von 10 Punkten.
NETZFUNDE
Im ›Guardian‹ gabs ein Treffen von David Attenborough (mir bekannt aus Kindertagen durch die dolle Doku-Serie »Das Leben auf unserer Erde«) und Richard Dawkins (dem ›Atheisten-Papst‹): Of mind and matter: David Attenborough meets Richard Dawkins.
›Telepolis‹ bietet einen Auszug aus dem Buch »Die Drogenlüge« von Mathias Bröckers: Die Drogenlüge und der Sündenfall. Selber habe ich nix (mehr) mit Drogen am Hut, außer gutem Kaffee, guter Schoko und Single Malt Scotch. Aber die im Text skizzierte Pathologisierung von Rauschkultur und die erschreckende Heuchelei der Politik bezüglich Drogen treibt mich um.
Bei ›Der Freitag‹ gibt es einen Blog-Lesezirkel zu Thomas Pynchons »Die Enden der Parabel«: Parabel – Freitag. Lustig, wenn man die ziemlich beknackten Beiträge mit den eloquenteren vergleicht.
Ebenfalls Fantasyguide: Oliver Kotowskis stellt auf seinem nächstem Zwischenstopp seiner phantastischen Weltreise, Lateinamerika, Bücher von Lucía Puenco, Ignácio de Loyola Brandão, Gabriel García Márquez, Mayra Montero und Carlos Fuentes, vor.
ZUCKERL
Interessanter Filmbeitrag von Kirby Ferguson zum Thema Remix-Kultur, inklusive einem ausführlichen Blog zur Doku:Everything is a Remix. Hoffen wir mal, dass die geplanten Teile 2 bis 4 noch folgen.
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{Diese Rezension erschien ursprünglich in »Magira 2009 — Jahrbuch zur Fantasy«, Hrsg. von Michael Scheuch und Hermann Ritter. Hier nun korrigiert und exklusiv um einige weiterführende Links erweitert.
Eintrag No. 652 — Vor zwei Jahren habe ich von meinem Entzücken über die mannigfaltigen Mimikri- und Formenspielereien berichtet, die Jeff Vandermeer in seinem seltsamen Collageroman »Die Stadt der Heiligen & Verrückten« veranstaltet. Als jemand, der sich in zupass kommenden Musen-Stimmung sehr gern auf derartig verknobelte Verkleidungs- und Verschachtelungsgrillen einlässt, befriedigt es mich außerordentlich, mit welch großer Aufmerksamkeit (und oft auch mit welch ansteckenden Elan und/oder erhellendem Geschick) sich in den verschiedensten Medien Mark Z. Danielelwskis (*1966) monströsem »Das Haus« gewidmet wurde. Das ist um so erstaunlicher, da dieses Buch seinen Lesern äußerst fiese hermeneutische Spanische Stiefel umschnallt. Mit fortlaufender Lektüre wird der ›Schmerz‹ den Verwirrung und Undurchdringlichkeit zeitigen immer heftiger, und bescherte zumindest mir wonnigliches Ungemach. Ja, eine Zeit lang habe ich »Das Haus« pausieren lassen, da es mir Alpträume und Anflüge von Beklemmung bereitete (was aber meinerseits nicht zu Abneigung gegenüber dem Buch führte, sondern im Gegenteil, meinen Respekt und meine Wertschätzung für Danielewskis Schreibmacht weiter steigerte).
Nun, seit ich den Brocken einmal erklommen habe, rumort dessen Nachwirkung bis heute in mir weiter: Wie ernst soll ich diesen ausgeklügelten Irrwitz nehmen? Ist »Das Haus« lediglich ein elaborierter, unheimlicher Jux? Warum schaffte es dieses Teil trotzdem, mich so nachhaltig zu beunruhigen? Solche Resummee-Unsicherheiten kann man auf zweierlei Wiese vermeiden: zum einen natürlich schlicht, indem man die Finger von solchen Zumutung lässt und einen großen Bogen um das »Das Haus« macht. Nicht umsonst lautet das erste Empfangs-Motto »Dies ist nicht für Dich«. Wer dennoch frohen Mutes der Meinung ist, dass »Das Haus« etwas für ihn sei, der kann (und sollte) sich auf heftige emotionelle und intellektuelle Wechselfälle einstellen, und vielleicht wird ihm oder ihr dann auch das sehr seltene Schmökerabenteuer zuteil, dass gerade die zunehmende Verunsicherung einen Reiz liefern kann, die mit (in Ermangelung eines besseren Ausdrucks) besinnlich-verstörendem Leseglück vergolten wird.
Das Buchlabyrinth beginnt mit einer Einleitung aus dem Jahre 1998 von Johnny Turant, einem kalifornischem Tunichgut-Twen der in einem Tattoo-Shop Hilfstätigkeiten verrichtet, kreuzunglücklich in eine ältere Stripperin verknallt ist, und ansonsten mit seinem Kumpel Lude sauf- und auch sonst drogenfreudig durch die Kneipen der Stadt zieht und glücklosen sexuellen Eskapaden nachgeht. Das (für mich) große Hauptthema stimmt bereits der erste Satz an, in dem Johnny schreibt, dass er immer noch Alpträume bekommt. Wovon? — Also: kurz nachdem er von seinem Vermieter rausgeworfen wurde, vermittelt ihm Lude in seinem Mietshaus eine freigewordene Wohnung. Ein exzentrischer alter Mann, ein Katzenopa, ist dort gestorben, und in der nun von Johnny bezogenen Bude dieses Herrn Zampano findet sich eine Kiste mit einem ungeordneten Konvolut unterschiedlichster Manuskriptseiten und Notizen. Johnny macht sich daran, diese Papiere zu sortieren und das Ergebnis bildet den Hauptteil von »Das Haus«, ein Großessay mit dem Titel »The Navidson Record«. Dreiundzwanzig Kapitel umfasst dieses seltsame, über und über mit Fußnoten gespickte Manuskript. Zampano schreibt darin in sehr sachlicher, analytischer und unaffektiver Sprache über den Meisterphotograph Will Navidson, seine Frau Karen Green (ein Ex-Model) und deren beiden Kinder Chad und Daisy[01]. Will hat für seine Photoreportagen über Expeditionen in die Wildnis und in Krisen- und Kriegsgebiete Publizer-Preis-Ruhm einstreichen können, doch nun soll Schluss sein mit gefährlichen Touren. Um die durch Wills oftmalige räumliche Ferne abgekühlte Ehe und die Eltern-Kind-Harmonie zu fördern, ziehen die Navidsons in ein abseits stehendes Haus in der ländlichen Provinz von Virginia. Immer noch ganz Dokumentarjunkie, installiert Will zig Videokameras um in Big Brother-Container-Manier das neue Lebenskapitel einzufangen, um festzuhalten, wie Menschen sich eine neue Umgebung aneignen. Doch ein kosmischer Schrecken von buchstäblich unfassbaren Ausmaßen ist dem Haus, das sie bezogen haben, eigen. Ganz langsam und sachte zieht Danielewski die Unheimlichkeitszwingen fester. Zuerst befindet sich plötzlich in einem Wandschrank eine weitere Tür ins benachbarte Kinderzimmer. Bald darauf stellt sich nach mehrmaligen Vermessen heraus, dass das Haus Innen um einige Inch größer ist als Außen. Bald darauf sind es nicht nur marginale Größenunterschiede, sondern hinter der geheimnisvollen Tür befindet sich auf einmal ein aschgrauer Gang in einen großen Vorraum, von dem aus man eine riesige Halle betritt in deren Mitte eine große Wendeltreppe scheinbar in endlose Tiefen führt und viele weitere Gänge zweigen in ein dunkles Labyrinth aus Korridoren und Zimmern ab. All diese rätselhaften Räume befinden sich im Inneren des Hauses, und sind doch zum verrückt werden vieles umfangreicher als das Haus selbst. Und da sich bei Danielewski dem Leser auch klassische Mythen entgegenräkeln, lauert, wo ein Labyrinth, irgendwo auch ein Minotaurus.
Seine eigenen Erkundungen in dieses Reich der Dunkelheit filmt Will, und sein Zwillingsbruder Tom sowie der seit einem Unglück auf einen Rollstuhl angewiesene Freund Billy Reston leisten der Familie Beistand, um dem Raum-Mirakel auf den Grund zu gehen. Schließlich heuert man den machohaften Profi-Abenteurer Robert Holloway nebst zwei Assistenten an, um die Geheimnisse der Hausdimension auszukundschaften. All das wird so minutiös sie es vermögen von der Familie und ihren Helfern auf Film und mit Photos gebannt und Will (und zum Teil seine Frau Karen) stellen aus dem gewonnenen Material später einen »Blair Witch Project«-artigen Film mit dem Titel »The Navidson Record« zusammen, der von Zampano ausführlichst beschrieben und kommentiert wird.
Diese Inhaltsskizze ist nun übersichtlicher geraten als »Das Haus« tatsächlich ist, denn das Buch bombardiert seine Leser mit falschen Fährten, einerseits getilgten Informationen und andererseits einer Informations- und Zeichenflut, mit Andeutungen und Widersprüchlichkeiten, dass einem ganz schwummrig wird. Die brachialste Ironie des Buches ist vielleicht, dass der alte Zampano blind gewesen ist. Wie konnte er also derart detailversessen über einen Film schreiben? Viele der von ihm in Fußnoten genannten Bücher, Artikel und Interviews über den Film sind pure Erfindung, und das Parodiespiel welches Danielewski dabei mit den fiktiven Titeln und den Verlagsnamen treibt ist oft ziemlich witzig[02].
Eine weitere, die Lektüre verkomplizierende Ungebändigkeit von »Das Haus«: Dreimal werden längere Exkursionen in die finsteren Eingeweide des Hauses unternommen, bei denen dann die Buchseiten selbst alle herkömmlichen Formatierungs-Gepflogenheiten hinter sich lassen. Die Unmittelbarkeit und damit einhergehende Beunruhigung (und gottseidank auch manchmal Belustigung und Verblüffung) mit der mir als Leser der Wahn in einer aus zu vielen Zeichen zusammengeballten Dunkelheit auf den Pelz rückte, hat mich in größtes Erstaunen versetzt. Mal kriecht der Text beengt durch schmale Schächte, dann steht er kopfüber, längs oder quer, immer in kunstvoller Analogie zu den im Haus-Labyrinth umherirrenden Figuren[03].
Klingt immer noch eigentlich verhältnismäßig übersichtlich? Nun, ich habe noch nicht von Johnnys Textbeigaben erzählt. Immer wieder, vor allem, wenn ihm Zampano’sche Ungereimtheiten im »Navidson Record« auffallen oder beunruhigen, kommentiert Johnny Tunichtgut ausführlicher und hebt ab, abschweifend von paranoid-halluzinatorischen Krisen seines eigenen Lebens zu erzählen. Der Kontrast zu der distantiert-kühlen aber genau beobachtenden Essaysprache Zampanos könnte kaum größer sein, denn Johnnys urbane Slacker-Prosa ist rauschhaft und subjektiv, entblödet sich leidenschaftlich, plappert mit manisch-depressiver Verve über Drogentrips und Fickspielchen, tischt Flunkereien und Geständnisse über Kindheits- und Jugendtraumatas und über Ausreisserglobetrotterei auf. Und, wie bereits gesagt, am unheimlichsten ist, wie Johnny durch seine Lektüre von und seiner Mühen mit Zampanos Manuspkript schön langsam durchdreht und allen Halt verliehrt, wenn das Grauen des Hauses der Familie Navidson mittels Sprache auch auf sein Leben übergreift.
Am meisten Respekt flößt mir bei »Das Haus« wohl die Könnerschaft Danielewskis ein, mit der er aus eigentlich sehr einfachen Ausgangsprämissen ein gigantisches Spiel über die Unsicherheiten des Menschseins aufführt. Das Buch treibt mit voller Absicht seine Komplexität viel zu weit, als dass irgendjemand ihrer Herr werden könnte. Aber das Fundament bildet schlicht der irritierend einfache Umstand, dass das Verunsicherung verbreitende Unbekannte nicht zuvörderst im andersweltlichem Dunklen lauert, sondern sich schon in den Vermittlungslücken verbirgt, die zwischen einander nahestehenden Menschen klaffen, sowie in den nicht einsehbaren und fremdbleibenden Winkeln unseres eigenen Selbst.
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Mark Z. Danielewski: »House of Leaves«, The Remastered Full-Color Edition; 709 Seiten; Pantheon Books 2007; ISBN: 0-375-70376-4
Deutsche Ausgaben — Gebunden:»Das Haus«; aus dem Amerikanischen von Christina Schünkle; s/w-Abbildungen, Lesebändchen; 797 Seiten; Klett-Cotta ; ISBN: 978-3-608-93777-0.
— Taschenbuch: 832 Seiten, BTB 2009; ISBN: 978-3-442-73970-7.
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ANMERKUNG:
[01] Als Soundbeispiel hier eine Passage, in der Zampano aus einem fiktiven Essay zitiert; »The Navidson Record« Kapitel IV, Seite 44:
Rätsel: Sie können entweder Freude machen oder auch Qualen bereiten. Die Freude liegt in der Auflösung. Antworten sorgen für strahlende Momente von Verständnis, genau das Richtige für Kinder, denn Kinder leben noch in einer Welt, in der Lösungen allzeit greifbar sind. Die Form des Rätsels birgt in sich das Versprechen, dass sich der Rest der Welt genauso einfach entschlüsseln lasse. Und so beruhigen Rätsel den kindlichen Geist, der angesichts all der vielen Informationen, die ihn bedrängen, und all der vielen Fragen, sich sich daraus ergeben, wie wild rotiert und kreiselt.
Die Welt der Erwachsenen erzeugt dagegen Rätsel von anderer Art. Rätsel, auf die es keine Antwort gibt und die man nicht selten geheimnisvoll oder paradox nennt. Der alte Anklang an die Form des Rätsels aber korrumpiert gleichsam diese Fragen, indem er ein ums andere die grundlegendste Lektion wiederholt: Es muss eine Antwort geben. Daher rührt die Qual.
[02] Empfehlung für alle die mit derartigen intertextuellen und selbstbezüglichen Textwelten noch minder vertraut sind: Gerhard Wolpert: »Hypertextantrieb – Ein Reiseführer in postmoderne Erzählwelten« (Kampsuhr Verlag, 1999) legt in 10 einfachen Lektionen dar, wie man in einem Roman Verweise und Zitate (sowohl selbstbezügliche wie solche zu anderen Romanen und Medien) erkennt, in welche Klassen man diese sortieren kann, und wie man Sinn und Lesefreude aus ihnen herausquetscht und konserviert. Nützlich vor allem Dank seiner vielen Tabellen, farbigen Karten und Risszeichnungen. ••• Zurück
[03] Auch wenn Danielewski dem ›Genre‹ (post)moderner Formsperenzchien mit »Das Haus« ein triumphales Werk hinzugefügt hat, wäre es übertrieben, ihn diesbezüglich als Pionier einzustufen. Ich verweise darauf, dass dem Lesepublikum derartige (post)moderne Prosaexperimente bereits mit Laurence Sternes »Tristram Shandy« (1760-1767) dargeboten werden und als weitere markante Lieferanten solcher Textlabyrinthe können gelten: Arno Schmidt (»Zettel’s Traum«, 1970) Raymond Federman (»Alles oder Nichts«, 1971, dt. Die Andere Bibliothek 1986), Julio Cortázar (»Rayuela – Himmel und Hölle«, 1974, dt. Suhrkamp 1981). ••• Zurück
Eintrag No. 650 — Mache eine Phase von Spätsommer-Müdigkeit durch.
Spazieren gewesen, was ich bei leichtem Regen, kühl-milden Temperaturen sehr gerne tue. Einmal den Frankfurter Grüngürtel entlang, mit einer Zwischenstation bei meinem Comicdealer des Vertrauens, um mir den ersten Sammelband von »Preacher« auf Englisch zu holen.
Meldung: Ich will einen Haufen Sachen loswerden, unter anderem Einzelheft-Comics. Hier also schon mal verkündet: wer »Preacher komplett als Einzelheft haben will, soll sich melden und einen Tauschvorschlag machen (siehe z.B. Amazon-Wunschliste; zumindest die Porto-Kosten sollten wieder reinkommen; und ich lege keinen Wert Tauschobjekte zum vollen Neuwarenpreis). Ich habe keinen Bock mehr auf diese Art der Comic-Aufbewahrung, sondern werde mir die Trades anschaffen. »Preacher« ist eine abgeschlossene Geschichte und umfasst 66 Hefte, sowie einige Specials. — Ebenfalls loswerden will meine Einzelthefte von »Transmetropolitan«, von denen ich allerdings nur Heft 1 bis 48 der insgesammt 60 Hefte bieten kann.
Ebenfalls abzugeben habe ich einen kompletten deutschen »Der Drachebeinthron« von Tad Williams als Fischer Taschebuch (mit handschriftlichen Inhaltsverzeichnis) sowie einen kompletten englischen »The Dark Tower« von Stephen King als Taschenbuch. — EDIT-AKTUALISIERUNG 11. Sept. 2010: »Drachenbeinthron« und »Dark Tower« sind vergeben.
Film: Habe mir die Filmklassiker »Luftschlacht um England« (kenne ich noch nicht) und »Gesprengte Ketten« (kennen ich, aber lang nicht mehr, und noch nie im Original gesehen) besorgt.
Auf DVD gesehen habe ich mittlerweile:
»The Book of Eli«: Ganz nett anzuschauen, etwas langsam und fad und am am Ende mir deutlich zu christlich-wunderlich; ca. 6 von 10 Punkten (= Plus 1).
»Daybreakers«: Es macht Spaß Darsteller wie Sam Neill, William Defoe und Ethan Hawke in so einem SF-Vampir-Flick zu sehen, leider ist der Streifen aber zeimlich doof; ca. 4 bis 5 von 10 Punkten (= Minus 1 oder 2).
»Pandorum«: Besser als ich erwartet habe; ein feiner SF-Thriller zum Thema Generations-Schiff; ca. 7 von 10 Punkten (= 2 Plus).
NETZFUNDE
Über das von Neal Stephenson geleitete Gruppen-Schreibprojekt »The Mongoliad« habe ich bereits in Wochenrückblick 3 berichtet. Nun gibt es erste Inhalte. Ob ich ein Abo nehme, weiß ich noch nicht. Bisher sieht die Sache ganz reizvoll aus.
Cheryl Morgan hat ein neues Webzine gegründet, und in der ersten Ausgabe von ›Salon Futura‹ gibt es ein interessantes Interview mit China Miéville. Miéville erzählt unter anderem aufschlussreich über seine Schreibarbeit, z.B. wie er es anstellt, zwei sehr unterschiedliche Bücher wie »The City and the City« und »Kraken« nebeneinander her zu schreiben.
Zum zweiten Mal bietet die Schirn Kunsthalle Frankfurt eine ungewöhnliche Reihe von 20 Aktionen in 20 Tagen unter dem Titel »Playing The City«. Es geht los am 8. September und ich empfehle allen, die sich für moderne Aktions-Kunst interessieren und Frankfurt besuchen können, vorbeizuschauen. Die Grundidee von PTC dreht sich um die Problematik (und zeigt entsprechende Angebote), wie Kunst in den öffentlichen Raum und in gesellschaftliche Prozesse eingreifen kann. Entsprechend wird es ›Guerilla‹-Aktionen geben, die auf den ersten Blick nicht als ›Kunst‹ zu erkennen sind, die Irritation provozieren und damit ein Appell sein sollen, aus dem Alltagstrott herauszutreten und die Wirklichkeit neu zu sehen, auch um sie besser zu gestalten.
(Deutschsprachige) PHANTASTIK-FUNDE
Letzte Woche habe ich auf eine englische Konfektsammlung mit SF-Genre-Definitionen hingewiesen. Darauf hin bekam ich einen netten Hinweis von SF-Netzwerk-Haberer t.sebesta, der auf seiner Website eine umfassende deutschsprachige SF-Definitions-Sammlung bietet. Vielen Dank für den Tipp!
Oliver Kotowski von ›Fantasyguide‹ beeindruckt mich wieder einmal. Für die Homepage von ›Fantasyguide‹ hat er eine Rezension zu Hal Duncans »Signum« geschrieben (dem zweiten Band des »Ewigen Stundenbuches«) und kommt zu keinem positiven Urteil, was ihn selbst umtreibt und so hat er dann für das Blog von ›Fantasyguide‹ einen löblichen Eintrag über »Die Traurigkeit des Rezensenten« verfasst, wenn man eigentlich große Sympathie für ein Werk empfindet, ihm aber dann doch eine schlechtere Note geben muss, als einem selbst gefällt.
ZUCKERL
Bin über ein kurzweiliges klassisches 8-bit-Spiel gestolpert, richtig gute alte Schule, drei Level mit einem Flugzeug Feinde ballern, und wenn die geschafft sind, gibt’s ein Superflugzeug und einen Survival Modus: Tom Clancys H.A.W.X. 2 Mini Game. Sieht aus und klingt wie ein Commodore 64-Spiel.
Es gibt ja unzählige Tarotkarten-Versionen und seit sehr langer Zeit hat mich keines beeindruckt (zuletzt vor einigen Jahren diese minimalistische Fassung der Großen Arkanum-Karten von John Coulthart, perfekt geeignet für den modernen Großstadt- oder Firmenmagier). Als Freund von zeitgenössischer surrealistischer Phantastik gefällt mir nun das Low Brow Tarot ziemlich gut, das von der Website ›Hi-Fructose‹ präsentiert wird.
Einen neuen Genre-Phantastik-Künstler habe ich entdeckt: zuerst das Blog, dann die Portfolio-Site von Sean Andrew Murray. Der wäre ein hervorragender Bas-Lag-Illustrator, folgt er doch zum Teil der Tradition eher exzentrischer Form- und Strukturbehandlung, für die z.B. Ian Miller ein typischer Vertreter ist. Geht mal stöbern bei Sean. Es lohnt sich!
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Eintrag No. 649 — Das war eine schwere Geburt und hat mich daran erinnert, warum ich vor vielen Jahren gemerkt habe, dass ich nicht wirklich dazu tauge mit Graphik-Design und Illustrationen meine Brötchen zu verdienen. Gewisse Dinge kann ich ja locker aus dem Handgelenk schütteln, meine Improvisationen zum Beispiel.
Aber mein lieber Schwan, was für eine Tortur, wenn es nicht so einfach klappt!
An dem Titelbild für ein kommendes Buchprojekt über Todorovs Fantastik-Theorie habe ich Woche um Woche herumgeschustert und mich nur mit kleinen Hühnertapperl dem hier vorliegenden Ergebnis annähern können. (Ergänzung 13. November 2010: Zur Buchseite von Simon Spiegels »Theoretisch phantastisch. Eine Einführung in Tzvetan Todorovs Theorie der phantastischen Literatur«.) Und auch diese Illu ist stellenweise immer noch peinsam für mich: den Drachen links kann ich nicht ausstehen, bekomme ihn aber nicht besser hin und muss damit leben, dass irgendwann eben mal Schluss sein muss (dafür ziehe ich mich an dem SF-Motiv in der rechten Schublade hoch, dem einen Detail des Bildes, das mich rundum freut).
Wenn ich dazu komme und den Mut aufbringe, dann präsentiere ich die ganzen versauten Entwürfe und Zwischenschitte zu diesem Illu. Das Original ist keine Augenweide, denn es ist aus Stücken zusammengeklebt und benötigte entsprechend ausgiebige Digitalkosmetik.
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