molochronik

Wochenrückblick Doppel-No. 47 / 48

Eintrag No. 709 — Doppelnummer, damit die Wochenzählung nicht aus dem Tritt kommt.

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Charles Yu: »How to Live Safley in a Science Fictional UniverseLektüre: Große Freude bescherte mir »How to Live Safely in a Science Fictional Universe«, der schmale, aber keineswegs schale, Debütroman des jungen amerikanischen Autors Charles Yu. Hier meine grobe Übersetzung des Klappentextes:
In einer Minute wird Charles Yu sich umbringen. Wieder einmal.
Charles arbeitet als Zeitmaschinen-Reperatur-Techniker. Er hat eine Lizenz zum Instandsetzen aller chronogrammatischen Fahrzeuge der T-Klasse, ist angestellt bei Time Warner Time, und verrichtet seine Arbeit aus dem Unter-Universum 31 heraus, einer etwas kaputten, unfertigen Raum-Zeit-Struktur & Unterhaltungskomplex. Der Job sollte eigentlich super sein: er hat seine eigene TM-31-Zeitmaschine die auf dem neuesten Stand der Technik ist; er darf sich sein Betriebssystem selbst aussuchen (er wählt TAMMY – kastanienbraunes Haar, dunkelbraune Augen hinter Bibliothekarinnen-Brille und eine Stimme wie die einer Prinzessin); er hat eine coole, gefährlich aussehende Wumme (eine paradox-neutralisierende Waffe); und er hat einen imaginären Hund namens Ed.
Warum steckt Charles nun so in der Klemme? Er ist (was sich mit einer Zeitmaschine leicht machen lässt) die längste Zeit eines Jahrzehntes seiner Arbeit und seinen Programm-Chef Phil (Microsoft Middle Manager 3.0) aus dem Weg gegangen. Er hat stattdessen die Zeit genutzt 39 alternative Versionen seines Ichs auszuspionieren (und entdeckt, dass 35 davon totale Arschlöcher sind). Und er hat sich sozusagen in TAMMY verliebt, was schlecht ist, denn dafür hat sie kein Modul.
So gesehen ist es vielleicht nicht überraschend, dass er, als er einem seiner Ichs aus der Zukunft begegnet, diesem in den Bauch schießt. Für einen Zeitmaschienen-Reperatur-Techniker ein Anfängerfehler. Nun ist Charles in einer Zeitschleife gefangen, dreht sich für immer im Kreise. Alles was er hat, in ein in braunes Papier eingewickeltes Buch, das ihm sein zukünftiges Ich geben wollte, als Charles ihn erschossen hat. Es heißt »Wie man unbescholten in einem Science-Fictionalem Universum lebt«. Und er, Charles, ist der Autor. Und irgendwo in dem Buch verbirgt sich die Information, die Charles retten könnte.

Kurz: Metaphysische & metafiktionale Kniffe en masse erwarten den Leser. Vorsicht: der plauderhafte, undisziplinierte Gedankenstrom-Stil (sprich: immer wieder laaaange, scheinbar planlos umherschweifende Sätze) und Aufbau (wenig Äktschn, viel Reflektion) sind sicherlich nichts für jedermann. Das Buch ist größtenteils eine autobiographische Selbsterforschung von Charles, die immer wieder unterbrochen wird von knappen sachlichen Einträgen eines Glossars zum Titel-Thema des Buches. — Mir hat allerdings sehr gefallen, wie der Roman das Motiv der Zeitreise nutzt, um anregende Überlegungen (fast möchte ich sagen: Meditationen) zum Thema Bewußtsein, Selbsterkenntnis und Erinnerung auszubreiten. — Ich wünsche der deutschsprachige SF-Gemeinschaft, dass dieser Roman übersetzt wird (und bringe dem, der die Übersetzung leisten soll jetzt schon mein kollegiales Mitleid entgegen).

Hier geht es zu einem ausführlichen Gespräch, das ›io9‹ mit Charles Yu über den Roman geführt hat.

Netzfunde

  • Marcus Hammerschmitt berichtet für ›Telepolis‹, mit welchen empörenden Umtrieben in USA versucht wird, den öffnetlichen Büchereien Geld abzuknöpfen: Die Plünderer kommen.
  • Passend zu dem Themenkomplex, jedoch bezüglich heimischen Gefilden, auch dieser Essay von Matthias Spielkamp für ›Perlentaucher‹: Leistungsschutzrechte schaden – auch den Verlagen.
  • Ich mache derzeit eine heftige Stanley Kubrick-Phase durch, erwerbe als Schnäppchen seine Filme auf Blue Ray, gönne mir die ganzen Dokus nebenbei. — Hier eine Auswahl der Photographien, die der junge Kubrick für das ›Look Magazine‹ angefertigt hat: Chicago, im Archiv der ›Library of Congress‹. — Hier einige Aufnahmen, die im italienischen ›Vogue‹ anlässlich einer Ausstellung gezeigt werden. — Hier eine plauschige Talkrunde mit Kubrick-Witwe Christiane, Freund, Produzenten (ergänz: & Schwager) Jan Harlan und Kollegen-Bewunderer Martin Scorcese in der »Charlie Rose«-Show anlässlich des Dokumentar-Portraits »A Life in Pictures« (welchselbigen man hier gucken kann).
  • ›Literaturkritik.de‹ hat in den letzten Tagen drei lesenswerte Rezensionen angeboten: — Eine Rose ist eine Rose, aber nur dem Namen nach von Anett Kollmann über die Bio- und die Monographie zu Umberto Eco von Michael Nerlich. Die Rowohlt-Monographie habe ich (schon) gelesen und kann sie unumwunden empfehlen. — Klaus Hammer lobt den Katalog von Ingrid Pfeiffer und Max Hollein zur derzeit in der Schirn Kunsthalle Frankfurt laufenden Ausstellung »Surreale Dinge«: Der Surrealismus – eine unerschöpfliche Inspirationsquelle des 20. Jahrhunderts. — Und Walter Delabar fand Joe R. Lansdales »Kahlschlag« aus ›meinem‹ Golkonda Verlag richtig gut (zu meiner Rezi des Buches geht es hier entlang): Sunset, die sich wehrt.
  • Beim Stöbern entdeckte Natur- und Menschenkunde: Das Tree of Life-Web Projekt; — und das Antropolgi-Blog. Muss ich noch prüfen, machen aber beide einen sehr interessanten ersten Eindruck.

(Deutschsprachige) Phantastik-Funde

  • Anubis hat in seinem Blog ›Lake Hermanstadt‹ eine lesenswerte Rezension zu Thomas Plischkes »Die Zwerge von Amboss« geschrieben. Mein Urteil zu dem Buch ist ja eher kritisch, aber ich finde, Anubis bringt die Stärken des Romanes von Thomas Plischke fair und ohne peinliche Lobhudelei gut auf den Punkt. Muss ja nicht jeder meinen Geschmack haben.
  • Kai Müller blickt für ›Der Tagesspiegel‹ auf das Manga »Akira« zurück: Heller als tausend Sonnen.
  • PDF-Link: Fandomobserver 262 ist da. Redakteur: Florian Breitsameter. Noch keine Zeit gehabt, ausführlicher zu lesen … leider.
  • ›Der Standard‹ sollte eigentlich mal einen Preis der deutschsprachigen Phantastik-Szene dafür bekommen, die einzige (mir bekannte) große Zeitung unserer Zunge zu sein, die (im Internet) eine hochqualitative und anregend zu lesende Science Fiction & Fantasy-Rundschau pflegt. Neueste Ausgabe, zusammengestellt von Josefson: Die Wiederentdeckung des Menschen mit Rezensionen zu Büchern von Cordwainer Smith, Paolo Bacigalupi, Gerd Ruebenstrunk, Jack McDevitt, Adam Roberts, David & Leigh Eddings, Karl Schroeder, Sergej Lukianenko, Neal Asher, Patrick Lee, Edmond Hamilton, Kevin Shamel.
Zur Erinnerung: Hinweise auf bemerkenswerte deutschsprachige Internet-Beiträge zum Thema Phantastik (in allen ihren U- & E-Spielarten) bitte per eMail an …

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… schicken. — Willkommen sind vor allem Hinweise zu Texten, die wenig beachtete Phantastikwerke behandeln (z.B. also Einzelwerke statt Seriensachen), oder die über Autoren, Theorie und Traditionsentwicklungen berichten.

Zuckerl

  • Den derzeit teuersten Schießprügel der Welt stellt ›BornRich‹ vor: VO Falcon Edition. Zu haben für ca. 620.000 €. Natürlich alles handgemacht.
  • Für etwas weniger Kohle bekommt man schon den Playmobil Apple Store bei ›Think Geek‹ für seinen Nachwuchs.
  • So muss Pop-Art, bzw. Agitpop, bzw. Straßenkunst heute gehen: die Italienische Gruppe orticanoodles hat es Dank ausgefeilter Stencil-Technik richtig druff. Meine Lieblinge: der Adi mit verschiedenen Färbungen (u.a. US-Fahne) Pop Never Dies und der Sepp (auch bekannt als Pipst, Pupst oder Papst) auf der Grafik The Black Pope.
  • Der Schweizer Architekt Michael Hansmeyer zeigt, wie man mit dem Rechner komplizierte Schönheit schafft.
  • Adam Wheatley kombiniert nette Gegenstände mit Waffen.
  • Der Spieleentwickler meines Vertrauens, ›Rockstar‹, hat mkt Recht stolz vermeldet, dass es ihr (hoffentlich) im Mai erscheinender Titel »L. A. Noir« als erstes Videospiel in die offizielle Auswahl eines Filmfestivals geschafft hat.
  • Austin Kleon berichtet ist seinem Blog von einem Artikel, in dem die ursprüngliche Karte des Ortes Twin Peaks von David Lynch vorgestellt wird.
  • Ein ganz großes Bonbon für alle, die wie ich den Anime-Meister Hayao Miyazaki verehren: Das englische ›Ghibli‹-Blog präsentiert »Mononoke Hime« aus dem Jahre 1980, ein bezauberndes Bilderbuch-Comic.
  • Für die ›Los Angeles Times‹ schildert Tony DiTerlizzi (mir aus »Plainscape«-Zeiten, heute den meisten wohl als »Spiderwick«-Macher bekannt), durch welche blöden Dusseligkeiten es in den 1960er-Jahren nicht dazu gekommen ist, dass der Illustrator- & Bilderbuch-Legende Maurice Sendak (am bekanntesten für das Kinderbuch »Wo die wilden Kerle wohnen«) Tolkiens »Der kleine Hobitt« bebildert: A masterwork that could have been.
  • John Norman, Autor der berüchtigten (und von mir selbst nicht geschätzten) »Gor«-Romane, hat ›io9‹ ein Interview gegönnt. John Norman, der Philosophie-Professor, der die barbarische Welt »Gor« ersonnen hat.

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Molos Wochenrückblick No. 46

Eintrag No. 708 — In der vergangenen Woche besuchte ich den Unterricht für die Sachkundeprüfung im Bewachungsgewerbe. — (Die schriftliche & mündliche Prüfung habe ich am gestrigen Montag souverän bestanden. Danke der Nachfrage.) — Weniger weil ich groß büffeln musste, eher schon, um meine Nerven zu schonen und mein Gedächtnis nicht unnötig zu belasten, habe ich mich mit Herumstromern im Internet zurückgehalten, und mich stattedessen der Muse hingegeben und viel gelesen und Filme geguckt.

Derzeit erfreuen wir uns der wohl schönsten Tage des Jahres. Noch ist die Luft frisch wie Quellwasser, die Sonne wärmt bereits so angenehm, dass es eine Wonne ist, draussen zu sein, ohne dabei belästigt zu werden, denn – ›Hurrah!‹ – die Insekten sind noch nicht aus ihren Startlöchern gekrochen.

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Lewis Trondheim & Yoann: »Fennek« bei Reprodukt.Lektüre: Was gibt es also passenderes, als das wunderschöne neue Comic aus der Feder von Meister Lewis Trondheim auf einer Flußuferbank zu genießen: »Fennek«. Ich habe ja eine Schwäche für kleine, kecke Viecher und da gibt es wenige, die mein Herz so hüpfen lassen wie Wüstenfüchse. Die leuchtenden Aquarell-Zeichnungen von Yoann fangen die prächtige Lichtstimmung der afrikanischen Savanne brillant ein, in der sich der kleine Fennek auf der Flucht vor nervigen Schlangen auf die Suche nach dem Halsband des Schamanen macht. Mit seinem anarchistischen Humor versteht es Trondheim, diese Tierfabel amüsant aufzupeppen, und mir gefällt es besonders, wie der kleine Fennek seine Zufallsbegegungen bisweilen einfach auffrisst, wenn sie ihm zu sehr auf den Geist gehen.

Mervyn Peake »Der letzte Lord Groan« (= ›Gormenghast‹ Band 3), bei Klett-Cotta.Seit meinem letzten Lektüre-Bericht habe ich »Der Letzte Lord Groan« und (den aus dem Nachlass von Witwe Maeve Gilmore geretteten und vollendeten) »Titus erwacht« von Mervyn Peake fertiggelesen. Wenn man alle vier Bücher kennt, leuchtet ein, warum der vom Autor zugedachte Name dieser Reihe ›Die Titus-Bücher‹ lautet. Nimmt man alle vier Romane in Augenschein, stellt man fest, dass der Ort Gormenghast nur in den ersten beiden Bänden der Ort der Handlung ist. Allerdings: Wer nur die ersten beiden Bände (»Der junge Titus« und »Im Schloss«) beachtet, wird eher den von Lesern geprägten Reihennamen ›Die Gormenghast-Bücher‹ stimmig finden.

Gormenghast, dieses monarchische Reich des Rituals, dieser absurde Architekturfriedhof mit seinen skurilen Bewohnern glänzt in Roman drei und vier durch Abwesenheit, als erinnerter Traum, vom dem Titus sich nicht sicher ist, ob es real oder nur Trug seiner Einbildung ist. — Den ›Titus‹-Büchern beizukommen ist nicht leicht. Wer aber bereit ist, sich auf die Launen von Peake einzulassen, wer sich auch mal traut ein Phantasiereich zu betreten, in dem nicht eine Handlung im Mittelpunkt steht, sondern eben poetische Sprache, Stimmungen, Orte und Personen, die mit Akribie beschworen werden und auftreten, wie die Figuren in einem ausgeklügelten Marionettentheater, kann wahrlich Großartiges erleben mit diesen Werken.

Mervyn Peake & Maeve Gilmore: »Titus erwacht« (= ›Gormenghast‹ Band 4) bei Klett-Cotta.Weitere Notizen zu meinem Grimm über die Schutzumschläge der neuen deutschen Ausgabe: Band eins ziert ein kleiner Junge, der wohl Titus darstellen soll. Leider ist Titus am Ende des ersten Buches erst ein Jahr alt, der Knabe auf dem Cover also deutlich zu alt. — Band zwei zeigt einen (zu) braven Gebäudekomplex, der mir mit seinen kleinen gothischen Türmchen zu sauber und mikrig erscheint, als dass er das gewaltige, verfallene Gormenghast illustrieren könnte. — Dass es in Band drei keinen auf einem Zombiepferd reitenden Ritter gibt, habe ich schon erwähnt. Auf dem Buchrücken dieses dunkelvioletten Bandes ist der Kontrast zwischen der Umschlagsfrabe und dem dunkelgrauen Schriftzug ›Gormenghast‹ so gering, so dass man den Reihentitel aus einem Meter Entfernung kaum noch lesen kann. — Ebenfalls zu niedrig ist der Kontrast zwischen der weißen Schrift und dem hellorangen Umschlag des viertes Bandes, so dass es eine Qual ist, den Klappentext und die Titel zu entziffern. Zudem zeigt hier das Umschlagsbild ein Segelschiff. Titus reist zwar am Ende Buches über See, aber mit einem Dampfschiff. Wieder klage ich an, dass die Person(en), die für die Motivauswahl verantwortlich war(en), sich nur ungenügend mit dem Inhalt beschäftigt hat (haben).

David Foster Wallace: »A supposedly fun thing I’ll never do again«, englische Taschenbuch-Ausgabe von Abacus.Enormes Vergnügen hat mir »David Lynch Keeps His Head« (1995, der Link führt zu einer gekrüzten Fassung) von David Foster Wallace (aus dem Essayband »A supposedly fun thing I'll never do again«, 1997) bereitet. Eine wilde Mischung aus Drehbericht zu »Lost Highway«, repektvoller Betrachtung zum Werk von David Lynch, und allegemeine poetologische, narratologische Überlegungen, beispielsweise zum Unterschied von Kommerz- und Kunstfilmen. — Letzteres fand ich besonders einleuchtend. Geht ungefähr so:

›Kunstfilme‹ sind teleologischer (also auf ein höheres Ziel gerichtet); sie wollen den Zuschauer ›aufwecken‹, sein Bewußtsein schärfen. Sie verlangen vom Zuschauer, dass er einiges an interpretatorischer Arbeit leistet um kapieren zu können, was der Film erreichen will. Im Grunde also zahlt man Geld, um sich zu abzumühen.

›Kommerzfilme‹ wollen unterhalten und bieten entsprechend ›Phantasien für Geld‹, Phantasien, die dem Zuschauer vorgaukeln, er sei jemand anderes, jemand, dessen Leben irgendwie größer, stimmiger, aufregender und atraktiver und vor allem kurzweiliger ist als das Leben des Zuschauers. Diese Filme trachten danach, den Zuschauer (im übertragenen Sinne) einzulullen und ihm angenehme Träume zu bescheren.

Jesse Bullington: »The Enterprise of Death«, englische Taschenbuch-Ausgabe von Orbit.Schließlich bin ich hingerissen vom zweiten Roman, den Jesse Bullington mit »The Enterprise of Death« vorgelegt hat. Bullington hat letztes Jahr mit seinem »Die traurige Geschichte der Brüder Grossbart« bei mir große Hoffnungen geschürt. Er verstand es darin gekonnt, eine mit Fantasy-Elementen garnierte europäische Vergangenheit auszubreiten. Die Grossbarts machten das späte 14. Jahrhundert unsicher, nun, mit »The Enterprise of Death«, nimmt Bullington uns mit auf eine Reise durch das frühe 16. Jahrhundert.

Hauptfiguren sind: a) das afrikanische Mädchen Awa, die als Sklavin einer Haremsschönheit in die Fänge eines spanischen Necromanten gerät, dessen Schülerin sie wird und der sie mit einem Fluch belegt, von dem sie sich quer durch Europa irrend zu befreien trachtet. — Dabei begenet sie b) dem Maler und Soldaten Niklaus Manuel Deutsch von Bern (von dem auch das Umschlag-Motiv »Der Tod als Kriegsknecht umarmt ein Mädchen« stammt), der Awa im Auftrag seines Herren Albrecht von Stein der Inqusition überbringen soll. — Bullington begeistert mich, denn sein Frührenaissance-Weltenbau ist gewissenhaft recherchiert, seine Magie folglich gut durchdacht und entsprechend stimmig geschildert. Vorsicht Zartbesaitete!: Bisweilen werden Handlung und Sprache derb, brutal und lästerlich, jedoch ohne dabei in platte Effekthascherei abzugleiten. Kurz: Richtig zünftige Vollwertkost von einem meisterhaften Erzähler. (Wundert mich nicht mehr, denn Jesse Bullington offenbart sich in diesem langen Interview-Podcast von Orbit als aufmerksamer Leser von Umberto Eco.)

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»Scott Pilgrim Vs. the World«Film: In jüngster Zeit gab es eine Welle sich ähnelnder Filme, in denen jeweils ein junger, alles andere als heldenhafter Durchschnitts-Typ eine Krise durchmacht, die von Phantastik-Genre-Besonderheiten bestimmt wird: »Wanted« (Leute mit Superkräften und geheime Meuchelmord-Gesellen), »Zombieland« (Überleben in einer Zombie-verseuchten post-apokalyptischen Welt), »Kick-Ass« (Kostümierte Helden ohne Kräfte, die sich aber mit brutalen Gängstern anlegen) und nun eben, für mich mit Abstand der beste dieser Filme, »Scott Pilgrim vs. the World«.

All diese Filme haben zudem gemein, dass sie auf Comic-Vorlagen basieren (oder, im Falle von »Zombieland«, basieren könnten), und die mal mehr, mal weniger, klassische Filmsprache mit aus dem Comic oder von Videospielen übernommenen formalen Spielereien aufpeppen. Zudem gibt es in allen Filmen humorige und romantische Komponenten. — »Scott Pilgrim« ist aber für mich der einzige dieser Filme, der seinen Ton von Anfang bis Ende ohne Fehl und Zittern durchhält; der nicht nachlässt bei seinem Tempo, seinen überraschenden Wendungen und seiner Ideenfülle; der keine unstimmigen Phasen durchmacht oder meine Gutgläubigkeit überstapaziert. Selten, dass ich einen Film zweimal hinterander am Stück gucke und mir dann auch gleich noch die Kommentar-Tonspur reinziehe. Bryan Lee O’Malley: »Scott Pilgrim Vs. The World« bei Oni Press.

Derart angefixt, habe ich mir auch gleich die sechs Bände des zugrundeliegenden Comics des Kanadiers Bryan Lee O’Malley besorgt. Die minimalistischen Schwarz-Weiß-Zeichnungen sind sicherlich nicht jedermanns Sache, aber ich fand sie sehr passend für die Geschichte über ein Slacker-Milieu, in dem sich die Teens und Twens noch wie Larven, wie Spielzeugfiguren fühlen und verhalten, meist unsicher und ungeschickt mit den eigenen Gefühlen und denen der anderen umgehen. Die Story dreht sich eigentlich nur daraum, dass Scott Pilgrim sich in die neu in die Gegend zugezogene, geheimnisvolle Ramona verliebt, obwohl er noch mit einer Schülerin zusammen ist. Für das Recht Ramona zu umwerben muss Scott deren sieben böse Ex-Liebhaber überwinden. Hier kommen (im Film, aber im Comic noch heftiger) wilde Kampfseqeunzen ins Spiel. Und ich rede hier nicht von normalen Figuren, die sich kloppen und herumscheuchen, sondern Halb-Ninjas, verschlagenen Genies die Todesrobotoer bauen und am großartigsten finde ich, dass solche phantastischen Unmöglichkeiten in der Welt von Scott Pilgrim vollkommen normal sind. Leute arbeiten in vegetarischen Fast Food-Restaurants oder einem Videoverleih, spielen in einer Band, fahren Rollerblades und haben Taschen mit unermesslichen Sub-Space, schwingen magische Schwerter oder springen zum Mond um als Zeichen ihrer Liebe in den Trabanten ein Loch zu schlagen.

Zuletzt möchte ich loswerden, wie unfassbar mich die beiden jüngsten Spielfilm-Animes von Mamoru Hosoda überwältigt haben: »Das Mädchen, das durch die Zeit sprang« (2006) und »Summer Wars« (2009). Ich muss beide noch ein paar Mal gucken, um meine Gedanken zu ihnen halbwegs in den Griff zu bekommen, nur so viel jetzt schon. A) Wie bei nicht wenigen japanischen Zeichentrick-Filmen ist die Detailliebe, die handwerkliche Perfektion (vor allem der Hintergrundzeichnungen … bei den Animationen selbst sind die Japaner ja Meister der billigen aber effektiven Mittel) atemberaubend. Die vielen kleinen Ideen, Beobachtungen, Kleinigkeiten die überall im Bild zu finden sind, erfüllen mich mit Ehrfurcht. — B) Jeder, der auch nur ab und zu gerne den kleinen Zeh ins Genre-Gewässer der Science Fiction oder Science Fantasy steckt, sollte sich diese beiden Filme mal anschauen.

Netzfunde

  • Ich halte mich ja mit Kommentaren zur Situation in Japan zurück. Hier aber ein lesenswerter Kurzessay von Ian Buruma aus der ›FAZ‹: Schönheit als Gesicht des Schreckens. Allein der Anfang illustriert, warum ich diesen Text mag:
    Theorien über Nationalcharakter sind mit Vorsicht zu genießen. Das menschliche Verhalten ist viel zu eigenwillig, als dass man es an Faktoren wie Klima oder natürlicher Umgebung festmachen könnte. Und doch wird man vernünftigerweise annehmen können, dass Menschen, die am Fuß eines Vulkans leben, eine etwas andere Lebenseinstellung haben als die Bewohner einer sanften englischen oder bayerischen Hügellandschaft. Vor allem dürften sie kaum Jahrzehnte damit verbringen, an Vulkanhängen Kathedralen zu bauen.

(Deutschsprachige) Phantastik-Funde

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  • Eines meiner Lieblingscomics von Jaques Tardi, »Der Dämon im Eis«, ist bei Fantagraphics auf Englisch erschienen. Und so gibt es eine kleine Leseprobe-Galerie des Verlages bei flickr: »The Arctic Marauder« by Jacques Tardi.
  • Zwei originelle, löbliche ›Propaganda‹-Motive einer portugisischen Werbeagentur zum Thema Klimawandel und Temperaturanstieg: »Soon the weather will be our biggest oppressor«, Motiv 1: Flood; — und Motiv 2: Drought.
  • Wie sieht es aus, wenn man 24 normale Uhren zu einer großen Digital-Uhr zusammensetzt, und vor allem: wie schön ist der Zeigertanz, wenn die Uhrzeit verstreicht? Das führt die Installation The Clock Clock des Künstlerduos ›humans since 1982‹.

The clock clock by humans since 1982, 2010 from Humans since 1982 on Vimeo.

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Molos Wochenrückblick No. 45

Eintrag No. 707 — Ohne much ado, hier die Links.

Netzfunde

(Deutschsprachige) Phantastik-Funde

  • Marcus Hammerschmitt schrieb für ›Telepolis‹ einige launische aber (meiner Ansicht nach) treffliche Gedanken zur jüngsten Welle von Alien- und Römer-Filmen: Die Träume des Empires.
  • Und auch diese Woche glänzt das Blog der ›Bibliotheka Phantastika‹ mit neuen, guten Beiträgen! Moyashi schrieb ein Portrait über die Autorin Diana W. Jones (siehe auch meine Rezi zu »Tough Guide to Fantasyland«) und Elora portraitiert den Künstler Charles Vess.
  • Wir dürfen uns freuen, denn es gibt ein neues PDF-Fanzine, das noch dazu den schönen Namen »Der Phantast« trägt. Erstellt wird es von einem Team der Web-Portale ›Fictionfantasy‹ und ›Literatopia‹. Ausgabe 1 ist dem Thema Science Fantasy gewidmet. — Forums-Threads zum Debüt finden sich bei SF-Fan und SF-Netzwerkdort habe ich auch einige Kritik zu dem Leitartikel von Rupert Schwarz angebracht … ziemlich oft, wenn ich hierzulande Fandom-Texte über Genre-›Theorie‹ zur Kenntnis nehme, finde ich was zum mäkeln.

    Das Gute daran: ich habe mir gedacht »Keine Kritik ohne Andeutung einer Hilfe« und die englischsprachigen Wiki-Einträge sind für Einsteiger in geschicktere Genre-Theorie und Handhabung von Genre-Begriffen meistens gar nicht so schlecht. Also habe ich einen mir besonders geistreich dünkenden Absatz aus dem englischen Eintrag zu ›Science Fantasy‹ übersetzt:

    For many users of the term, however, ›science fantasy‹ is either a science fiction story that has drifted far enough from reality to ›feel‹ like a fantasy, or a fantasy story that is attempting to be science fiction. While these are in theory classifiable as different approaches, and thus different genres (fantastic science fiction vs. scientific fantasy), the end products are sometimes indistinguishable.
    Schnellübersetzung Molo: Der Begriff ›science fantasy‹ bezeichnet für viele entweder eine Science Fiction-Geschichte, die stark genug von der Wirklichkeit abweicht um wie Fantasy zu ›erscheinen‹, oder eine Fantasy-Geschichte, die bestrebt ist Science Fiction zu sein. Auch wenn das in der Theorie voneinander unterscheidbare Vorgehensweisen und folglich verschiedene Genres sind (fantasyhafte Science Fiction vs. wissenschaftliche Fantasy), lassen sich die Ergebnisse manchmal nur schwer voneinander abgrenzen.
  • John Coulthart widmet in seinem ›{feuilleton}‹-Blog Alfred Kubins »Die Andere Seite« einen Eintrag; mit sehr feinen Bildern (u.a. von der Ausgabe, die meine erste war, die ich als Reprint von dem Buch erstanden habe) und Links. — Vielleicht täusche ich mich, aber kann es sein, dass im englischsprachigen Internet die Kubin-Renaissance inzwischen stärker ist, als im deutschsprachigen? Wenn ja, ist das eine kuriose Schande.
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  • Das ›Superpunch‹-Blog zeigt uns einige Gemmen der Gallery 1988 Inle Show. Thema: Hasen. Aber was für welche! Ich mag den mit Zylinder und Wumme von Chet Zar am liebsten.
  • In Pupping hat ein kleiner Tornado die Planen eines Erdbeerfeldes abgedeckt und mit ihnen herumgespielt. etschi123 hat dieses anmutige und ehrfuchtsgebietende Natur-Wind-Spiel ins Netz gestellt.
  • Das Kunst-Blog ›Colossal‹ stellt die Arbeiten des Japaners Sagaki Keita vor. Was für ein Gefizzel. Mir wird ganz schwummerig. Hier geht es zur Website von Sagaki Keita.
  • Für ›Tumblr‹ wurde eine Auswahl der Werke von Zdzislaw Beksinski zusammengestellt. Kaum zu glauben, dass dieser polnische Künstler bisher an mir komplett vorbeiging. Trau mich jetzt schon sagen, dass dieser 2005 ermorderte Maler einen merklichen Einfluss auf die finstereren und wirrereren Bereiche der Phantastik hatte. Muss dem mal nachgehen.
  • Ward Shelly hat eine große Mind Map zur Geschichte der Science Fiction gemalt, die auch schon in deutschen Internet-Kreisen entdekct wurde. Hier geht es weiter zur Website von Ward Shelly, wo es weitere (Un)Ordnungswahnsinnsfrüchte zu sehen gibt, u. a. zur Frage, wer die Avantgarde erfunden hat (riesige Bild-Datei!!!), Rollenvorbildern in den Medien (riesige Bild-Datei!!!) und und und gibt.

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Molos Wochenrückblick No. 44

Eintrag No. 705 — Der Auszubildenden unseres Betriebes erste Lektionen in er Kunst des höheren Sprach-Blödsinns vermittelt. Man nehme eine Sache und verknüpfe sie mit einer Tätigkeit. Beides darf nicht zueinander passen. Die Kombo sollte nach Möglichkeit zudem ein extra unsinniges oder gar unmögliches Bild vor dem geistigen Auge heraufbeschwören. Aus der Erinnerung fallen mir noch folgende Beispiele ein: Ich gehe mal ein paar Pflastersteine aufblasen. … mal eine U-Bahn bügeln. … Gurken dressieren. … Sockenlöcher stapeln. … Autounfall föhnen.

An der Uni für höheren Blödsinn kann man entweder als ›Dr. jux‹ oder ›Dr. wirr‹ abschließen.

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Lektüre: Lese wie besessen Mervyn Peake. Habe in der letzten Woche sowohl den dritten und (aus dem Nachlass von Peakes Frau komplettierten) vierten Band seiner ›Titus‹-Bücher, sowie die Titus-Novelle »Boy in Darkness« gelesen. Großartige Bücher, bei denen es mir schwer fällt, auf den Punkt zu bringen, was ich an ihnen so toll finde … genauer: es ist schwer, die Vorzüge der Bücher von Peake so zu benennen, ohne dass man klingt, als wolle man eigentlich schwache Werke verteidigen. Die ›Titus‹-Bücher (auch bekannt als ›Gormenghast‹) lassen sich mit den gewöhnlichen Bewertungs-Markmalen, die heutzutage populär sind, schlecht fassen.

(Inzwischen finde ich die Umschlagsgestaltung der neuen Ausgaben so schrecklich, dass ich überlege die Schutzumschläge wegzuwerfen. Auf dem Cover von Band 3 – dem violetten Band – beispielsweise ist ein Ritter auf nem Zombiepferd zu sehen, und im ganzen Buch taucht so eine Figur nicht auf! Ich finde, man darf verlangen, dass ein Umschlagsgestalter den Stoff, den er illustrieren soll, gefälligst zumindest aufmerksam querliest!)

Ach ja: da fällt mir ein, dass ich jüngst eine heftige Abneigung entwickle gegen die Feststellung bei Buch- oder Filmkritiken, die (Haupt)Figuren einer Geschichte wären keine Sympathieträger, mit denen man sich identifizieren könne. Kritiker und Schreibhandwerk-Ratgeber behaupten ja, dass es wichtig sei, sympathische Figuren zur Identifikation anzubieten. Ich finde das empörend flach, zudem hält man damit das Publikum für doof. — Was wichtig ist, sind Figuren die nachvollziehbar sind. Sympathisch müssen sie nicht sein. Im Gegenteil: bestimmt finde nicht nur ich es spannend und unterhaltsam, wenn unsympathische Figuren gut dargestellt werden.

Netzfunde

(Deutschsprachige) Phantastik-Funde

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Wortmeldungen

  • Habe Klaus Jarchow in seinem ›Stilstand‹-Blog ob seiner Nervenstärke komplimentiert, da er es schafft, ganze Jan Fleischhauer -Texte zu lesen und anschließend auseinanderzunehmen.

Zuckerl

  • Jetzt muss ich auch mal auf die süßen und sehr lustigen Zeichentrickffilme von Simon Tofield hinweisen: Simon's Cat. Mein Lieblingsfilm ist »Fly Guy«.
  • Das Blog von Florian Kuhlmann: original kopie fälschung wirklichkeit lüge wahrheit collage und das netz.
  • Goodnight Dune von Julia Yu.
  • Nette Wertung der Verfilmungen von P. K. Dick-Geschichten bietet ›io9‹: Every Philip K. Dick Movie Ranked from Best to Worst von agentorange.
  • Dank eines Hinweises von Simifilm im SF-Netzwerk wurde ich auf diesen Text von Anja Jardine aufmerksam, die für das ›NZZ Folio‹ mit Liebhaber -- Blem, blem, stun blem über einen James Joye-Lesezirkel (um Meister Fritz Senn!) schreibt, der sich gegenseitig »Finnegans Wake« vorliest und über dieses seltsame Buch diskutiert.
  • Zum Schluss der Trailer eines Filmes, auf den ich erst am Wochenende aufmerksam wurde: »Super«, einem weiteren Beitrag zum Thema ›normale‹ Menschen wollen Superhelden sein (siehe »Kick-Ass« und »Defendor«). Große Hoffnungen mache ich mir, weil der exquisit durchgeknallte Rainn Wilson (bei uns vielleicht am bekanntesten als Arthur aus »Six Feet Under«) hier mit dem Spruch »Halts Maul, Verbrechen!« (»Shut up, crime!«) aufmacht, seine Freundin Liv Tyler (sic!) von Kevin Bacon zurückzuerobern. Ellen Page und Nathan Fillion sind auch mit dabei. Wird bei uns wohl nur auf Festivals und DVD/Blue Ray erscheinen.

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Molos Wochenrückblick No. 43 (mit Oscar-Nachklapp)

Eintrag No. 703 — Es ist wieder so weit: Hier meine Votierungen der letzten Wochen im ›Wer ist Dir lieber?‹-Blog: Tom oder Jerry? (Na Tom natürlich. Wer den kleinen Mäuseschleimer mag, ist doof); — Henne oder Ei? (Hab ich darauf bezogen, was ich lieber esse, und auf die Schnelle für ›Ei‹ gestimmt, aus Sehnsucht, weil ich die kaum noch esse, wegen Colesterin; dann ist mir einfallen, dass ich Hähnchen auch gerne futtere und also besser mal für ›weder | noch‹ hätte stimmen sollen); — Karl Valentin oder Lisl Karlstadt? (Der Karl, nicht die Karlstadt, auch wenn die auch gut ist, aber der Valentin ist eben besser); — Karl Marx oder Friedrich Engels? (Marx, von Engels kenne ich nicht so viel).

Neue Hintergrundbilder für meinen Apfelschreibtisch bei ›National Geographic‹ gefunden: dieses rote Eichhörnchen im Schnee von Dorota Walczak; — dieser beeindruckende Krähenschwarm über Nord-Kalifornien von Jamie Zarza.

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Oscar-Nacht: Andrea und ich haben mit mehrfachen Wechseln von Streams geschafft, dieses Jahr mal wieder die Verleihung der Academy Awards anzuschauen; Andrea hat zudem den Abend die Nacht dazu genutzt, ihre Twitter-Zwitschermuskeln zu trainieren.

Folgende acht Oscars habe ich richtig geraten: Natalie Portman als beste Darstellerin in »Black Swan«; — Bester Schnitt für »The Social Network«; — Beste Kamera für »Inception«; — Beste Kurz-Doku für »Strangers No More« (geraten); — Bestes Maske/Schminke für »The Wolfman«; — Beste Musik für »The Social Network«; — Beste Tongestaltung für »Inception«; — Beste Spezialeffekte für »Inception«.

Natürlich finde ich es total krass, dass »True Grit« keinen einzigen von seinen 10 Nominierungsoscars bekommen hat. Zumindest Hailee Steinfeld hätte einen als beste Nebendarstellerin verdient, und wohl eine bessere Rede gehalten als die sehr unsympathisch auftrentende Melissa Leo. — Geärgert hat mich auch, dass Tim Burtons für mich bisher schwächster Film, »Alice im Wunderland«, mit zwei Oscars geadelt wurde; einmal für die künstlerische Leitung (und hier wären »True Grit« oder »Inception« m.E. würdige Preisträger gewesen), zum zweiten für die Kostümgestaltung (wiederum halte ich »True Grit«, aber zudem auch »The King’s Speech« für geeignetere Empfänger des Preises).

(Deutschsprachige) Phantastik-Funde

  • Absolut großartig finde ich diesen offenen Brief von Fantasy-Autor Patrick Rothfuss. Nachdem ›Serenity‹-Kaptain Nathan Fillion in einem Intervew äußerte, dass er, wenn er die Kohle dafür hätte, vom Sender Fox die Rechte an der brillanten SF-Western TV-Serie »Firefly« kaufen würde, damit die leider und dummerweise zu früh abgesetzte Serie weitergedreht werden könne, bot sich Rothfuss als geldgebender Unterstützer dieses Vorhabens an, da er voraussichtlich mit seinem zweiten Roman seiner überaus erfolgreichen »Königsmörder-Chroniken« mehr Geld verdienen wird, als er weiß, was er damit anfangen soll.
  • Durch eine Meldung im ›Lake Hermanstadt‹-Blog bin ich zuerst über die ersten Entwürfe der neuen Umschlagsgestaltung des englischen Stammverlages Panmacmillan für die Taschenbücher von China Miéville gestolpert … aber da war das alles noch nicht fix. Mittlerweile sind die acht neuen Cover sogar bei Amazon eingepflegt und die neuen Ausgaben werden zum Erscheinen des nächsten Romans von Miéville, »Embassytown« (seinem ersten SF-Flick) im Mai auf den Markt kommen. Da meine englischen Ausgaben von Chinas Büchern größtenteils durchs Mehrfachlesen ziemlich zerfleddert sind, komme ich wohl nicht umhin, mir diese feinen neuen Ausgaben zuzulegen. — Einen schönen Überblick, mit großen Bildern, bietet das englische Blog ›The Wertzone‹ von Adam Whitehead: New China Mieville cover bonanza. — Hier kleiner und anders sortiert meine Vorschau:

Die ›Weird Fiction‹-Romane mit Abenteuern aus der Welt Bas-Lag: Die neuen Taschenbuch-Cover von Panmacmillan für die Bas-Lag-Romane von China Miéville.

Der Debütroman »King Rat«, die Kurzgeschichtensammlung »Looking For Jake« und das Jugendbuch »Un Lun Dun«: Die neuen Taschenbuch-Cover von Panmacmillan für die Bücher China Miéville.

Der Phantastik-Krimi »The City & The City«, der London-Flick »Kraken« und der SF-Roman »Embassytown«: Die neuen Taschenbuch-Cover von Panmacmillan für die Bücher China Miéville.

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… schicken. — Willkommen sind vor allem Hinweise zu Texten, die wenig beachtete Phantastikwerke behandeln (z.B. also Einzelwerke statt Seriensachen), oder die über Autoren, Theorie und Traditionsentwicklungen berichten.

Zuckerl

  • Mit Interlocked von NikitaL bietet ›Newgrounds‹ ein wahrhaft kniffliges Puzzlespiel. Wie lassen sich die einzelnen Teile so bewegen, dass man die ganze Figur auseinandernehmen kann? Die vierzehn ersten Puzzels habe ich vergleichsweise schnell gelöst. Von den sechs Hardcore-Puzzels habe ich erst eines geschafft.
  • Bei ›Boing Boing‹ kann man gucken, wie der TV- und Reiseschriftsteller Bob Harris sich bei einem Kurzaufenthalt in Singapur die Füsse von einem kleinen Schwarm ›Doctor Fish‹ (= Rötliche Saugbarbe) putzen lässt: The fish pedicure: a foot-holder's-eye view.

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Molos Wochenrückblick No. 42

Eintrag No. 702 — Diesmal mit weniger Links, dafür um so mehr Kultur-Meldungen aus dem Haushalt.

Zitat: Gefunden am letzten Dienstag als Tagesspruch des diesjährigen »Raben«-Kalenders. Wunderschönes auf den Punkt bringen der tatsächlichen Entwicklung einer erfolgreichen Wirtschaftsform.

Der Kapitalismus basiert auf der merkwürdigen Überzeugung, dass widerwärtige Menschen aus widerwärtigen Motiven irgendwie für das allgemeine Wohl sorgen werden!
Capitalism is the astounding belief that the most wickedest of men will do the most wickedest of things for the greatest good of everyone.
— John Maynard Keynes (zitiert von Michael Alpert in »Moving Forward: Programme for a Participatory Economy« {2000}, wahrscheinlich eine Paraphrase eines Satzes von Sir George Schuster in »Christianity and human relations in industry« {1951})

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Lektüre: Vergangene Woche habe ich drei ›kleinere‹ Werke geschafft.

Lewis Carroll (Text) & Mahendra Singh (Illustrationen): »The Hunting of the Snark«Nummero Eka: Schon in Wochenrückblick No. 17 empfohlen, mittlerweile ist’s erschienen, wurde endlich von mir bestellt und verköstigt: die von Mahendra Singh illustrierte Ausgabe von Lewis Carrolls unsterblicher Ballade »The Hunting of the Snark«. Das klassische Non-Sense-Poem von Carroll aus dem Jahre 1876 gehört zu meinen Allzeit-Lieblingstexten. Wem die Originalfassung zu schwer ist, dem sei die Übersetzung von Klaus Reichert ans Herz gelegt (die Insel Taschenbuch-Ausgabe ist zweisprachig und enthält auch die klassischen Illustrationen von Henry Holiday).

Was Mahendra Singh geschaffen hat, ist nichts weniger eine fruchtbare Comic-Neudeutung dieses Klassikers als proto-surrealistisches Meisterwerk. Immerhin schafft Carrolls Non-Sense eine den Ambitionen vieler Surrealisten ähnliche Stimmung, nämlich eine ungewöhnliche, vielleicht sogar befreiende traumdurchwirkte Sicht auf die Wirklichkeit anzuregen, und so tummeln sich in Singhs fein, fast schon fragil gezeichneter Fassung Anspielungen auf Klassiker wie Salvador Dali, Alberto Savinio, Giogio de Chirico und (meinem speziellen Liebling) René Magritte, aber auch solcher Kunstschaffenden, die sich später von Carroll und den Surrealisten inspirieren ließen, wie den Beatles, Douglas Adams und George ›Krazy Cat‹ Herriman.

Lewis Trondheim: »Nichtigkeiten 1 – Der Fluch des Regenschirms«, Reprodukt 2011.Nummero Deux: Seit ich den ersten Comic von ihm gelesen habe (das war 1998 »Die Fliege«), wurde der bemerkenswert produktive Lewis Trondheim zu einem regelmäßigen Aufheiterer meines Lebens. »Nichtigkeiten 1 – Der Fluch des Regenschirms« ist 128 dick und liefert tagebuchartige Einseiter-Gägs, unter anderem übers die Anschaffung von Katzen; die Verleihung des großen Comic-Preises; Reisen nach Edinburg und die Insel Réunion; Herumfuchteln mit ‘nem Spielzeug-Laserschwert und mannigfaches Grübeln über Zufall, Schicksal und die eigene berechtigte oder doch nur außer Rand und Band geratene Paranoia.

Am meisten mit-›gelitten‹ habe ich, als Trondheims seine Ernüchterung schildert, nachdem er mit seinem Sohn »Alien« geguckt hat. Der elfjährige Filius hängt gelangweilt auf’m Sofa, der Film geht an ihm vorbei und so stellt er ununterbrochen Fragen wie »Sind sie gelandet?«, »Wer ist der Boss?«, »Spielt der Film jetzt nur noch im Raumschiff?«, »Wieso hat der Robotor so ‘ne weiße Flüssigkeit?« und »Wieso ist es denn so dunkel?«. — Trondheim daraufhin: »Hätte ich mit 11 ›Alien‹ gesehen, ich wäre bis ans Ende meiner Tage traumatisiert gewesen.« — Und der Sohn rennt befreit davon auf der Jagd nach was zu naschen.

Charles Portis: »True Grit«, Rowohlt Taschenbuch 2011.Nummero Three: Es war zuvörderst eine Laune des Augenblicks und weil ich vergessen hatte, mir etwas zum Lesen mitzunehmen, weshalb ich letzten Mittwoch im Bahnhofs-Buchladen zur deutschen Ausgabe von Charles Portis’ »True Grit« gegriffen habe; dann natürlich, weil in den kommenden Tagen die (Neu-)Verfilmung durch die von mir geschätzten Coen-Brüder anläuft und ich ab und zu gerne checke, welche Entscheidungen beim Umsetzten von einem Medium ins andere getroffen wurden; und schließlich, weil ich eine Schwäche für Western-Geschichten habe.

Ich verkünde folgendes nicht leichtfertig, denn es ist ein Urteil, das nur wert hat, wenn man es selten ausspricht, aber dieser schmale Roman ist makellos … ma-kel-los. Keine Zeile zuviel die stört, ablenkt, sinnlos rumhängt oder auf unnötige Abwege führt; keine Zeile zu wenig (also es fehlt nix wesentliches, keine wichtigen Fragen bleiben offen). Einfach perfekt, wenn die Erzählerinnen-Stimme der vierzigjährigen alten Jungfer Matti sich an ihre Jugendzeit erinnert, als sie vierzehn-jährig loszog, um die Heimführung der Leiche ihres Vaters zu organisieren, der von seinem angetrunkenen Farmhelfer im Suff und SpielverliererZorn erschossen wurde. Und da sie schon unterwegs ist, heuert Matti den herum- (und ein wenig herunter-)gekommenen Marshall Rooster an, um den ins Indianerterretorium geflohenen Mörder zu fassen.

Etwas verärgert, aber überwiegend amüsiert haben mich folgende Zeilen zum Buch aus der ›Literatopia‹-Rezension von Angelika:

Dennoch aber muss der geneigte Leser leidlich feststellen, dass Mattie so gar nichts kindliches mehr an sich hat. Im Gegenteil. Charles Portis präsentiert seine junge Heldin sehr kalt und bestimmt und lässt sich damit die Gelegenheit entgehen, einen zerbrechlicheren Charakter vorzuzeigen, der vielleicht berührbarer gewesen wäre. So jedoch ist es bedauernswert, dass diese sonst sehr bestechende und furios wirkende Handlung niemals wirklich emotional werden will und damit ebenso ein bisschen oberflächlich wie kurzweilig bleibt.
Das verrät viel über die Leserin und wenig über die Güte des Buches. Man ›kann‹ einem Buch vorwerfen, das es nicht liefert, was man gerne hätte oder erwartet. Man sollte sich aber vielleicht vor dem Urteils-Äußern fragen, ob man nicht am Buch vorbeigelesen, z.B. in diesem Falle übersehen hat, aus welcher Lebenswelt Matti kommt und wie sie von dieser geprägt wurde; warum sie von ihren Mitmenschen als ungewöhnlich angesehen wird (frühreif, stur, unsentimental, helles Köpfchen, zäh, religiös streng, belesen); dass Matti durchaus ein paar wenige Male weint. Man achte allein auf Mattis inniges Lobpreisen eines wesentlichen Helden des Buches, dem Cowboy-Ponny Little Blackie! — Wie dem auch sei, hier noch mein liebster Matti-Spruch (Seite 167):
{I}ch {…} hatte keine Lust, mich auf ein Wortgefecht mit einem Betrunkenen einzulassen. Was hast du schon erreicht, wenn du einen Narren besiegst?

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Film: Einmal geliehene DVD, einmal Kino mit Andrea.

»snatch – Schweine und Diamenten«»snatch – Schweine und Diamanten« Der erste Film von Guy Richie, den ich gesehen habe, war seine Neuauflage der Abenteuer von Sherlock Holmes, mit der ich durchaus zufrieden war. Sein zweiter Film, »snatch – Schweine und Diamanten«, wurde mir im Laufe der Jahre von vielen Bekannten empfohlen. Ganz ehrlich: ich habe den Eindruck, dass der Film wenig mehr tut, als auf einer Welle zu reiten, die von Tarantinos »Reservoir Dogs« und »Pulp Fiction« losgetreten wurde … auch wenn »snatch« das besser macht, als so manch anderer Flick, der uns die raubeinige Welt von Gangstern als chaotische, brutale und groteske Abenteuerwelt unterjubeln will. Die Inszenierung ist flott, die Handlung um den Diebstahl eines fetten Diamanten hinreichend verknäult um zu unterhalten, und das Spiel des Ensembles so lustvoll und deftig, dass ich über die Belanglosigkeit des Ganzen gerne hinwegsehe. Erstaunlich, wie solide Jason Statham agiert. Die größte Wonne bereitete mir Alan Ford als schmieriger Gangsterboss Bricktop.

Fazit: Netter Film für Zwischendurch, gut für eine Handvoll Schmunzler, auch wenn er mir zu berechnend cool daherkommt. — 6 von 10 Punkten (= Unterhaltsam mittelprächtig; Akzeptabel).

»The King’s Speech«»The King’s Speech« Wieder einmal bringt sich eine Geschichte als Oscar-Kandidat in Stellung, die uns davon erzählt, wie ein gehandicapter Mensch mit seinem Defekt zurande kommen muss. In diesem Falle ist es der Stotterer Bertie, der wider Willen und unerwartet Thronfolger wird, und zum Beginn des zweiten Weltkrieges gefälligst meistern muss, via Radioansprachen seinen Untertanen Inspiration und Mut zu spenden, im Kampf gegen Hitler und Stalin. — Der Film schwelgt deutlich zu verliebt im Ambiente des ›good old England‹, was ich aber verzeihen kann. Immerhin erzählt »The King’s Speech« ganz effektiv davon, wie sehr Menschen mit der ihnen aufgebürdeten Stellung, der Rolle die sie einnehmen müssen und den daraus resultierenden gesellschaftlichen Zwängen zu hadern haben. Als jemand, der als Kind und Teen unter Stress gestottert und gelispelt hat, fand der Film, trotz seiner offensichtlichen Kalkuliertheit, mit mir ein wohlgesonnenes ›Opfer‹. — Das alles hätte schwer daneben gehen können, wenn nicht die beiden Hauptdarsteller (Colin Firth als sprachgestörter Prinz, und Geoffrey Rush als unkonventionell-fortschrittlicher Sprachtherapeut), und die sie unterstützende NebendarstellerInnen, hier nicht wahrlich meisterlich auftrumpfen würden.

Fazit: Berührende Studie einer Milieu-Zwänge überwindenden Männerfreundschaft; zudem auch anschauliche Darstellung, wie sehr das Selbstwertgefühl und Ansehen eines Menschen von seiner Sprache abhängen.— 8 von 10 Punkten (= Bemerkenswert mit leichten Schwächen; Anregend).

Netzfunde

  • Zu den Artikeln der diesmonatigen Ausgabe von ›Le Monde Diplomatique‹, die jetzt schon im Netz nachzulesen sind, gehört Die Bahnhofslektion — Das Beispiel Stuttgart 21 und die Grundlagen der Demokratie von Lutz Wingert. Wunderbar, wie darin mittels einer längeren Analogie phantastisch geschildert wird, in welcher Art von Schein-Demokratie wir leben:
    {…} Restaurant-Demokratie {…}: Vorzugsweise am Wahltag äußern die Bürger ihre Wünsche. Der Kellner in Form einer Partei nimmt sie entgegen und trägt sie in die gut abgeschirmte Küche. Dort halten die ministeriellen Köche gerne Rücksprache mit den meist privatwirtschaftlichen Experten über Grundlage und Zutaten des Menüs, je nachdem, ob es sich um ein Menü in Sachen Gesundheit, Finanzmarktregulation oder Stadtentwicklung handelt. Nach der Vorspeise werden Umfragen im Gästeraum des Bürgerpublikums gemacht und an die Kellner gemeldet. Wem die dann servierten Entscheidungen nicht schmecken, der kann beim nächsten Mal andere Wünsche anmelden oder sich an andere Kellner wenden.
  • Eine feine Zusammenfassung der weltpolitischen Entwicklungen bietet dieser Vortrag von Noam Chomsky, dem großen alten Herren der US-eigenen Landes-Kritik, gehalten am 25. Januar an der Universität von Tennessee.
  • ›Telepolis‹ beglückt uns mit einem langen Artikel von Tom Appelton, der mit Im (sic!) Anfang war das Bild das Werk von Robert Crumb erläutert, insbesondere dessen Bibel-Umsetzung »Genesis«.

(Deutschsprachige) Phantastik-Funde

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Zuckerl

  • Eine wunderbare Spielerei, eine Art interaktives Blödsinn-Comicfilmchen, liefert Motiza von ›baboon‹. Alles beginnt stets von Neuem mit einem Samenkorn. Doch was machen damit? Es in einen Blumentopf pflanzen oder von einem Vögelchen fressen lassen? Viel Spaß mit dem Erkunden der Möglichkeiten (freut Euch über das Hasi!)
  • Passend zu meinem letzten ›Fetzenschädel‹-Eintrag kann man bei antville-Kollegen pheake darüber abstimmen, wie ›Copy-Karl‹ zu Guttenberg am besten zurücktreten sollte.

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Molos Wochenrückblick No. 41

Eintrag No. 700 — Es freut mich, dass mein für den Golkonda Verlag erstelltes Portrait der Brüder Strugatzki Verwendung findet auf der Website ›Life in the 22. Century‹ von Andreas Reber.

Lektüre / Film: Habe »Unendlicher Spass« zur Seite gelegt, aber nicht abgebrochen. Mir ist was dazwischen gekommen, nämlich die Krimi-Serie »Castle«.

Ich teste immer wieder mal TV-Serien an, und finde da auch so einiges, was ganz amüsant ist, aber es ist schon eine Weile her, dass mich eine Serie so schnell so begeistert hat wie diese ziemlich klassische Krimi-Kiste mit einer Priese Screwball Komödie. — Man nehme ein Pärchen und kehre die Geschlechter-Rollenklischees um: also hier einen selbstverliebten & plapperhaften Thriller-Autor, Rick Castle, dort eine herbe & abgebrühte Kommissarin, Kate Beckett, beide erfolgreich auf ihrem Gebiet, verbandle die beiden in einem Geflecht aus gegenseitiger Faszination und vorsichtiger Distanz und schicke sie los im Gewimmel von New York um Mordfälle zu klären.

Was mich nun unter anderem arg angefixt hat, ist das Metafiktion-Spiel, das die Sendung veranstaltet: Castle begleitet Beckett vor allem deshalb, weil sie seine Inspiration für seine neue Romanfigur, Nikki Heat, ist. Und den ersten Nikki Heat-Roman, »Heat Wave«, gibt es schon in Echt als Taschenbuch, und den habe ich letzte Woche unterwegs schwupps verschnabbuliert. Keine hohe Prosa, sondern ebenso wie Brunetti, Jury und Co schlicht gute kurzweilige Krimi-Unterhaltung. — Die Serie und das Buch zeichnen sich durch flotte Dialoge und geschickt konstruierte Fälle aus. Ein großes Vergnügen.

Netzfunde

(Deutschsprachige) Phantastik-Funde

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Rüge

  • Der Science Fiction-Podcast Schriftsonar nervt mich ungemein mit seiner platten viel zu langen Elektropampenmusik. Und in der jüngsten, der 40. Ausgabe, fröhnen die Macher einem simpel gestrickten Anti-Intellektualismus, dass die Schwarte kracht, anlässlich des Romans »Anathem« von Neal Stephenson (ca. ab Minute 24:00):
    Michael Schneiberg: Ich fand Umberto Eco immer furchtbar. Für mich ist das ein eingebildeter Bildungsbürger. Kann ich nichts mit anfangen. Und Neal Stephenson, so leid es mir tut, ich liebe ihn für seine frühen Bücher (auch wenn das wieder ein Klischee ist), der entwickelt sich echt zum verdammten Besserwisser.
    F. C. Stoffel: Es hat sich bei mir über die vielen Jahrzehnte, wo ich wirklich schon viel gelesen habe, eine sehr provokante These verfestigt, die ich auch an sehr vielen Science Fiction-Autoren bestätigt sehe, nämlich: richtig gute Schriftsteller dürfen nicht zu intellektuell sein. {…} Autoren dürfen nicht zu intellektuell werden, weil dann werden sie selbstverliebt.

    Allerdings wird in dieser Ausgabe dann auch »Die gelöschte Welt« von Nick Harkaway begeistert gelobt, was mich wieder ein wenig versöhnt mit der Sendung.

Zuckerl

  • Das Blog ›Lost & Taken‹ präsentiert: 19 Alte Bücher-Strukturen.
  • Wieder mal Johann Sebastian Bach, diesmal in Form einer Interpretation mittels Floppy-Laufwerk-Orgel, die in den letzten Tagen im Netz herumempfohlen wurde, unter anderem von Cory Doctorow bei ›Boing Boing‹: Floppy drive organ plays toccata.
  • Will zeigt uns in seinem ›A Journey Round My Skull‹-Blog einige wunderschöne pop-ige japanische Apokalypsen aus den frühen Siebzigern von Takabata Sei: The Collapse of a World Condemned.
  • Wahnsinnsmeldung bei ›Dark Horizons‹: Möglicherweise verfilmt Paul Thomas Anderson als nächstes Thomas Pynchon!
  • Zum Schluss ein Filmchen, eine wüste wilde nicht-sequentielle Aneinanderreihung aberwitziger Szenen, des Künstlers David OReilly. Warnung: nichts für schwache Gemüter oder Menschen, die eng gezogenere Geschmacks-Grenzen haben. Teilweise verstörender und/oder ekliger Inhalt. Dennoch wollte ich diese Gemme nicht unempfohlen lassen.

The External World from David OReilly on Vimeo.

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Molos Wochenrückblick No. 40

Eintrag No. 698 — Gibt wenige Berufsfelder, die ich so innig ver- und missachte wie die Werbewirtschaft. Wurde wieder mal daran erinnert, warum. Bin gestern von einem Trupp, die einen Werbespott für eine Fernost-Automarke drehen, übern Tisch und am Nasenring herumgezogen worden. Kommen zwei nette Menschen an, und fragen ganz lieb, ganz sanft, ganz harmlos, ob sie »ein paar Aufnahmen aus der und der Richtung da und da hin machen können, geht auch ganz schnell«. Geworden ist daraus das Aufbauen von Dollywagenschienen für eine Kran-Kamera, in Beschlag nehmen eines Innenhofes von 20 Metern Durchmesser mittels mehrerer großer Scheinwerfer und Lichtschirme, und gedreht wurden ganze Szenen mit mehreren Darstellern. — Moral: Traue niemals Leuten, die mit Geld wie Heu um sich werfen, und die sich eigenes Catering bestellen, wohin sie auch gehen.

David Foster Wallace: »Unendlicher Spass«, Taschenbuchausgabe.Lektüre: Habe immer noch meine Freude mit David Foster Wallace und seinem Roman »Unendlicher Spass«. So etwas wie eine Handlung ist zwar noch nicht in Sicht, höchstens zu ahnen. Von den ersten 20 Kapiteln stehen die meisten als kleine Vignetten für sich, einige andere bilden einen ersten Komplex um die Familie Incandenza. Es geht um Schüler einer elitären Tennis-Schule; um einen Kiffer, die nun aber wirklich zum allerletzten mal Tage durch-knartzen will; um eine Kifferin, die im Selbstmordtrackt einer Psychatrischen mit ihrem Arzt spricht; um einen Gesundheitsattache, der sich entspannen will beim Dauerglotzen eines ominösen Filmes namens »Unendlicher Spass«, und der dabei verhungert.

Netzfunde

(Deutschsprachige) Phantastik-Funde

  • Es ist wieder soweit! Auf den Websiten der Wiener Tageszeitung ›Der Standard‹ gibt es die neueste Science Fiction- & Fantasy-Rundschau: Der Lichtschein am Ende des Wurmlochs von Josefson. — Diesmal mit Rezensionen zu Büchern von James Tiptree Jr. (übersetzt von Frank Böhmert), L. E. Modesitt, Jr, George R. R. Martin, Daryl Gregory, Gavin Smith, Jetse de Vries, David Moody, Michael McBride, Walter Jon Williams, Christoph Lode, Rob Grant, Paolo Bacigalupi, sowie einer begrüßenswerten Polemik gegen Bequemlichkeit und Einerlei des Fantasy-Marktes, und einer Empfehlung von Scott Westerfelds & Keith Thompsons »Leviathan«
  • Holger M. Pohl zieht für ›Fantasyguide‹ in seiner neuesten Kolumne, Glashaus, über Kritiker her, die sich über Schlampigkeiten und Fehler von Büchern mokkieren, aber selbst mit Fehlern nicht sparen. Ich fühle mich ertappt, denn genau das mache ich ja auch zuweilen. Dazu zwei Hinweise: eine Fehlermeldung als solche büßt ihre Kraft ja nicht ein, wenn die Person, die den Fehler meldet, selbst zu Fehlern neigt; und vergessen wir nicht das ›Salieri-Syndrom‹, wenn man selbst nicht gerade mit überragendem Genie gesegnet ist, aber zumindest über soviel ›Können‹ verfügt, um hohe Güte, oder eben Makel zu erkennen. (Anmerk: Wem der Begriff ›Salieri-Syndrom‹ so gar nix sagt, möge sich den Film »Amadeus« von Milos Foreman ansehen.)
  • Nochmal Georg Seeßlen, der die meiner Meinung nach bisher lesenswerteste Rezension zu »Tron Legacy« geschrieben hat: Das elektronische Reenactment. Zwar begegnet er dem Film mit einer ziemlichen Milde, aber der leichte Spott gefällt mir.
  • Gefunden über das ›Lake Hermanstadt‹-Blog von Anubis: Daniel Zalewski hat für den ›New Yorker‹ ein ausführliches Portrait des mexikanischen Filmemachers und Erz-Phantasten Guillermo del Toro verfasst: Show the Monster.
  • Dank (!!!) an Stephan Johach, der mir mitteilte, dass ›Locus Online‹ auf diesen langen und guten Text des ›Guardian‹ hinwies: When Hari Kunzru met Michael Moorcock.
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Zuckerl

  • Diesen Link widmte ich dem Empfindungspiraten, denn ich musste bei diesem betrunkenem Oktopus von ›Boing Boing‹ an seine »ich kann nicht, wenn einer guckt«-Reihe denken.
  • Ein kurzweiliges Handels-Spiel für Zwischendurch bei ›Newgrounds‹: Wer wollte nicht immer schon mal Opium billig in Bengalien kaufen, teuer in China verscherbeln, dafür billig Tee in China kaufen und damit die Engländer der viktorianischen Epoche glücklich machen? Bitteschön, dann versucht es mit High Tea, einem wunderschönen kleinen Handels-Spiel von ›Preloaded London‹.
  • Da ich heute schon meine Verachtung für Werbung im Allgemeinen zum Ausdruck bracht, hier zum Ausgleich ein mir wirklich sehr gut gefallener Werbeclip, im Grunde die Verfilmung eines bekanntes Witzes. Weiß nicht mehr, wie ich auf diesen Werbeclip mit schönem Bücherei-Humor gestoßen bin: Schönheit ohne Hirn.
  • Hier drei Links, zu Bildern meines derzeit im Wachsen befindlichen Ordners mit Naturmotiven für den Bildschirm: Manarola, Italy, Eyjafjallajökull Volcano, Iceland, Autumn Leaves, Japan, alle drei bei ›National Geographic‹. Dummerweise finde ich die Links zu drei anderen schönen Photos (Erdmännchen, Kolibri und Ende) nicht mehr.
  • Bei ›Clockworker‹ über Warum Menschen Dinge erschaffen gestolpert, einem Zeichentrick-Kurzfilm von Saul Bass aus dem Jahre 1969.
  • Endlich! Kirby Ferguson setzt seine Dokumentation fort: Everything is a Remix Part 2, glänzende Erläuterung des ständigen Kopierens & Neukombinierens & Verfremdens von Bekannten anhand von »Star Wars«. Wer’s noch nicht wusste: George Lucas ist ein wilder Sample-Künstler.

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Molos Wochenrückblick No. 39

Eintrag No. 696 — Ich lieg darnieder. Kaum zu Hause von der Arbeit mit drei freien Tagen vor mir, geht das mit der Triefnase und dem Dauerniesen los und ich emigiriere erst in die heiße Dusche, dann ins Bett. — Deshalb nur eine magere Krankenbettausgabe.

Film: Dass ich vergangene Woche im Kino war, habe ich ja berichtet.

Lektüre: Mit »The Windup Girld« bin ich fertig. Hat mir ganz gut gefallen, auch wenn ich mich ein wenig frage, warum der Roman sooo viel Lob auf sich häuft. Aber sei es drumm. Ich fand ihn ja auch ganz fein.

Dafür bin ich jetzt in den sehr dicken Roman »Unendlicher Spass« von David Foster Wallace reingestolpert. Eigentlich wollte ich am Sonntag nur mal reinlesen, in die frisch gekaufte Taschenbuchausgabe, aber nun bin ich schon auf Seite 100-etwas und finde das Buch ganz vorzüglich.

Netzfunde

Zuckerl

Molos Wochenrückblick No. 38

Eintrag No. 694 — Hier nun, leider mit einem Tag Verzögerung, die Meldungen. — Bei den letzten Abstimmungnen der »Wer ist dir lieber«-Website habe ich gewählt: Beinbrech oder Roter Glitterling?, (Weder noch). — Wurst oder Käse?, (Wurst) — Freddie Frinton oder May Warden?, (Freddie Frinton). — Elwood oder Jake Blues?, (Elwood).

Zwei Petitionen auf den Seiten des Deutschen Bundestages habe ich unterzeichnet:

Lektüre: Bin im letzten Drittel von Paolo Bacigalupis »The Windup Girl« von (Anfang Februar als »Biokrieg« bei Heyne) und weiterhin sehr zufrieden mit dem Buch. Am meisten erstaunt mich, dass der Roman sich hauptsächlich auf die Charakter-Entwicklungen und die Schilderung des Sozialgefüges konzentriert. Obwohl es mittlerweile einen großen Zwischenfall gab, wird Äktschn unterschnitten inszeniert (es gibt allerdings ein paar Szenen, in denen eine künstliche Frau zum groben Vergnügen des Publikums eines Nacht-Club malträtiert wird).

»Codex Seraphinus« bei Rizzoli, 2006.Großartige Neuigkeiten. Es ist endlich so weit! Nach 20-jähriger Suche gibt es nun einen »Codex Seraphinianus« (Auflage August 2010 der Rizzoli-Ausgabe von 2006) in meinem Haushalt. Als Andrea ihn ausgepackt hat, merkte ich, wie sich ein kosmisches Ungleichgewicht auflöste. Im Netz schreiben zwar die Kenner, dass der Druck dieser Auflage etwas dunkler (sprich: Detail-abträglicher) ist, als der von vorherigen Auflagen, aber immerhin habe ich meinen »Codex« und ich dafür nicht mehrere hundert Euronen hinlegen müssen.

Seit seinem Erscheinen 1981 gilt »Codex Seraphinianus« als eines der seltsamsten, phantasiereichsten, undurchschaubarsten und erstaunlichsten Bücher aller Zeiten (in seiner Exzentrizität nur noch vergleichbar z.B. mit Werken wie den BildCollage-Romanen von Max Ernst {»Une semaine de bonté« und »La femme 100 têtes«}, dem Voynich-Manuskript, oder Carrolls Nonsense-Versepos »The Hunting of the Snark«). Soviel kann man erkennen: Der »Codex« ist wie eine Enzyklopädie organisiert, und in verschiedene Sachgebiete eingeteilt. Einige dieser Sachgebiete kann man ziemlich sicher erkennen, wie Flora, Fauna, Schrift oder Spiele, andere bleiben auch nach x-maligen Lesen ziemlich rätselhaft, z.B. die Abteilung über zweibeinige Lebensformen (wobei man bedenken muss, dass in der seraphinianus’schen Welt auch Regenschirme und Wollknäul dazugehören). Es gibt viel Text, Tabellen, Gleichungen, doch ist das alles in einer Sprache und Schrift geschrieben, die bis heute nicht entziffert werden konnte, und die aller Wahrscheinlichkeit nach auch nicht entzifferbar ist … oder vielleicht doch? — Hier ein kleiner Ausschnitt aus dem »Codex«: die Illustrationen aus der Abteilung über Städtebau oder Stadtbau-Utopien, begleitet von dem wundervollen Stück »Music For A Found Harmonium« des einzigartigen Penguin Cafe Orchestra.

Weitere lohnende Einblicke und Texte über den »Codex Seraphinianus« bieten:

Netzfunde

(Deutschsprachige) Phantastik-Funde

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Rüge

  • Hochgradigen Schwachsinn hat Wolfram Eilenberger für ›Cicero‹ zusammengeschwurbelt, wenn er in seinem Text Kehlmann, Sarrazin und die Vermessung der deutschen Leserschaft nur aufgrund der in etwa gleichen Verkaufszahlen von »Die Vermessung der Welt« und »Deutschland schafft sich ab« mutmaßt, dass diese beiden Bücher Ausdruck des gleichen Volksempfindes sind.

Zuckerl

  • In Zeiten ansteigender Überwachung wächst auch die Notwendigkeit, sich in städischen Gefilden zu tarnen. Wie das geht, zeigt die Website Urban Camouflage.
  • Ganz vorzüglich finde ich die ›deviant art‹-Galerie von Uminga. Meine Lieblinge sind Death & Sandman, die Portraits von »Batman«-Charakteren wie dem Pinguin, der immer entzückenden Harley Quinn und freilich dem Joker, und grenz-cool ist diese Illu der Ermittler aus dem Fincher-Film Se7en.
  • Das Blog ›Who killed Bambi‹ zeigt, was die Photographin und Diogramenkünstlerin Mariel Clayton fetziges mit Puppen anstellt: Killer Barbies.
  • Online-Comic: Ein Superheld ohne Superkräfte, aber dem Willen, allen Ratten und anderen Tieren im Kampf gegen wahnsinnige Wissenschaftsprojekte beizustehen liefert Doug TenNapel mit Ratfist.

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